13.43
Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Werte Zuseher! Ein sehr wichtiges und emotionales Thema: Lebensmittelverschwendung. Noch einmal ganz kurz: Es gibt keine ganz exakten Zahlen, aber es gibt zumindest schon recht verlässliche Anhaltspunkte. Wir sprechen in Österreich – noch einmal, es wurde erwähnt – von rund 1 Million Tonnen an verschwendeten Lebensmitteln pro Jahr.
Die Aufteilung – auch diesbezüglich gibt es geringe Differenzen, aber um es einfach zu machen –: ungefähr 40 Prozent machen Sie zu Hause in den Haushalten aus, das, was Sie wegschmeißen, weitere 40 Prozent die Lebensmittelherstellung, sprich am Feld oder in der Verarbeitung, und 15 Prozent die Gastronomie; dann bleiben noch exakt – momentan – 5 Prozent im klassischen Lebensmittelhandel übrig – um einmal die Dimensionen klarzumachen.
Wir alle, glaube ich, wollen keine Verschwendung, das ist vollkommen klar. Ich möchte da noch einmal sagen – nachdem ich ja schon vor sechs, sieben Jahren, glaube ich, die ersten Anträge eingebracht habe –: Man muss da den Leuten schon sagen, dass es ein sehr komplexes Thema ist. Der Grund dieser Verschwendung hängt auch damit zusammen, dass wir sehr, sehr viele Gesetze und Regelungen haben. Ich darf nur noch einmal darauf hinweisen, dass es früher in der Landwirtschaft relativ einfach war, auch von der Gastronomie her: Es gab den berühmten Sautrog, da haben die Bauern alles verfüttern können, da wurde wenig verschwendet, das wurde im Kreislauf untergebracht. – Das verhindert die Gesetzgebung, das darf man nicht mehr. So, und jetzt muss die Gastronomie Geld bezahlen, damit diese Lebensmittelabfälle quasi ordentlich entsorgt werden. Bei einem großen Hotel kann das – diese Entsorgung von Lebensmitteln, die man früher quasi für die Schweinefütterung hat verwenden können – durchaus 15 000 bis 20 000 Euro ausmachen.
Im Lebensmittelhandel – und ich bin der Letzte, der die Großkonzerne hier verteidigen möchte – funktioniert das mittlerweile schon sehr gut. Da gibt es diese Kontrolle, das heißt, die müssen das auch immer melden, und die versuchen, alles weiterzugeben, was nur irgendwie geht. Nur, Frau Kollegin, die rechtliche Absicherung haben Sie beziehungsweise die Regierung ihnen nicht gegeben, denn wenn die etwas weitergeben, dann haften sie nach wie vor dafür, und das will natürlich keiner. Es geht um diese Haftungsfrage, und da müssen wir, glaube ich, alle miteinander nachdenken, wie wir in Summe von dem herunterkommen.
Es gibt dann auch noch den großen Bereich der Lebensmittelerzeugung, sprich unsere Bauern: Die haben das große Problem, dass die Konsumenten draußen halt nur den schönen Salat wollen, die schönen Karotten wollen. Teilweise müssen sie die Ware zurücknehmen, wenn irgendwo vielleicht einmal eine Fruchtfliege auf dem Salat ist; den müssen sie palettenweise zurücknehmen. Das ist ein Problem, das liegt aber an uns als Konsumenten.
Und es gibt folgenden Riesenbereich – und darüber sollte man auch einmal diskutieren; es ist ja immer ein bisschen verpönt, darüber zu diskutieren –: Natürlich haben unsere Eltern und Großeltern noch gewusst, was sie mit Lebensmitteln machen; das weiß die junge Generation – wertfrei – heute nicht mehr. Sollte die ÖVP jemals das Bildungsministerium innehaben, dann kann die ÖVP im Bildungsministerium ja versuchen, unseren Kindern beizubringen, was man mit Lebensmitteln machen kann. (Abg. Feichtinger: Na!) – Das ist eine Tatsache. (Abg. Feichtinger: Na, man kann nicht alles über einen Kamm scheren, Herr Kollege!) Früher wurde in den Haushalten halt wesentlich weniger weggeschmissen, weil man noch wusste, was man mit Lebensmitteln machen kann. Das wissen die jungen Menschen nicht mehr, weil man ja auch ideologisch nicht wollte, dass quasi die Kinder kochen lernen, Lebensmittelkunde lernen, weil das ja quasi eine unterschwellige Geschichte ist.
Das – im Gesamtkomplex – sollten wir einmal diskutieren, eine Lösung suchen, damit wir von 1 Million Tonnen an Lebensmitteln, die noch genussfähig sind, aber weggeschmissen werden, runterkommen. Da helfen nicht immer noch mehr Gesetze, sondern vielleicht auch einmal eine Lockerung der Gesetze, damit dieser Kreislauf vernünftig in die richtige Richtung kommt.
Wie gesagt, das Thema ist ja nicht neu, es ist immer gut, dass man darüber diskutiert, aber ich würde schon raten, das vielleicht einmal mit Hausverstand anzugehen. Das Ziel muss nämlich sein, diese Menge zu reduzieren, und da gibt es vier große Schrauben, an denen man drehen muss, aber da sind wir als Bevölkerung, in den Haushalten auch gefragt, weil 40 Prozent – die größte Menge – in den Haushalten weggeschmissen werden. Da könnte man relativ schnell mit Bildung – wirklich: Bildung der Jugend – viel bewegen.
Betreffend die 5 Prozent im Handel darf ich noch einmal sagen: Das ist schon sehr stark reduziert worden, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, das ist ein großer Aufwand für die Handelsketten, der ja auch bezahlt werden muss. Was alle gerne hätten – Sie haben es gesagt –, die Sozialmärkte: Dort bringen wir momentan 1 Prozent unter, und auch da hängt ein Rattenschwanz dran. Man muss ja diese Waren danach weiter in den Geschäften, in den Sozialmärkten unterbringen, und das – Sie wissen es wahrscheinlich selber – ist nicht so einfach abzuhandeln. (Abg. Feichtinger: Aber in den anderen Ländern funktioniert es ja auch!) Das heißt, von der Idee her wollen wir das alle, aber in der Praxis muss man die Zahlen im Gesamtverbund schon einmal klarstellen.
Ziel von uns allen, glaube ich, sollte sein, Lebensmittelverschwendung massiv zu reduzieren. Das wäre die Zielsetzung, aber da sollte man ohne Schranken im Kopf auch einmal offen diskutieren, weil da sehr, sehr viele Dinge vielleicht nicht so sind, wie es auf den ersten Blick ausschaut. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
13.48
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Mag.a Ulrike Fischer. – Bitte, Frau Abgeordnete. (Abg. Belakowitsch: Oi, oi ...!)