12.52
Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Susanne Raab: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Abgeordnete! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Wenn Familien die zutiefst schmerzhafte und tragische Erfahrung einer Fehlgeburt oder einer Totgeburt machen, dann zieht das den werdenden Müttern, aber eben auch den Papas, die sich auch auf das Kind gefreut haben, einfach den Boden unter den Füßen weg.
Es war mir so wichtig, dass wir in diesem Bereich etwas unternehmen, denn ich weiß von vielen Frauen, dass sie in so einer Situation nicht die Unterstützung bekommen haben, die sie von fachlicher Seite gebraucht hätten, und wie auch schon festgestellt wurde: Es ist ein Thema, das in unserer Gesellschaft enorm tabuisiert ist, obwohl es ganz, ganz viele Frauen und Familien betrifft.
Die Zeit nach einer Fehl- oder Totgeburt ist oftmals geprägt von Stille, auch von Unsichtbarkeit, von großer Unsicherheit – gerade bei den Frauen. Die betroffenen Frauen aus den Bürgerinitiativen haben mir berichtet, dass man sich einfach quält, quälende Fragen stellt: Warum hat das mein Körper nicht geschafft? Was habe ich womöglich falsch gemacht? – Mit diesen Fragen dürfen wir die Frauen nicht alleinlassen. Das ist ganz wichtig, um diese Fragen auch auflösen zu können. Ich will nicht, dass die Familien in solchen Ausnahmesituationen alleine sind.
Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass jede Familie die beste Unterstützung bekommt, um nach solch einer furchtbaren Situation vielleicht auch wieder Hoffnung schöpfen zu können. Deshalb soll heute ein Maßnahmenpaket beschlossen werden.
Wir haben uns dafür entschieden, dass die fachlich qualifizierten Personen, die dabei die beste Unterstützung bieten können, die Hebammen sind, denn die Hebammen sind jene, die auf der einen Seite auf die körperlichen Veränderungen eingehen können, die mit einer Schwangerschaft oder mit einer Fehl- oder Totgeburt einhergehen, und auf der anderen Seite auch psychologisch gut geschult sind, um mit dem seelischen Schmerz der Eltern, der Mütter, der Väter umgehen zu können und sie dabei unterstützen zu können.
Dann braucht es natürlich eine längerfristige Begleitung. Da möchte ich die Gelegenheit nutzen, auf die 400 Familienberatungsstellen in Österreich, auf ein flächendeckendes Netz von Frauen- und Mädchenberatungsstellen in Österreich hinzuweisen. In jedem Bezirk gibt es eine Beratungsstelle, die ganz niederschwellig für die Familien da ist, wo es auch großartige Psycholog:innen gibt, die in solchen Situationen unterstützen können.
Natürlich brauchen wir auch die Ärztinnen und Ärzte. Deshalb haben wir gemeinsam mit dem Gesundheitsminister, dem ich auch meinen Dank aussprechen möchte, beschlossen, dass es eine Weiterbildungsoffensive für Ärztinnen und Ärzte gibt, dass es zu dem Thema neue Richtlinien für Ärztinnen und Ärzte geben wird und dass wir natürlich auch – da sind wir schon dabei – neue Informationsmaterialien zur stillen Geburt oder zum Tod eines neugeborenen Kindes erstellen werden, die auch breit ausgegeben werden.
Abseits davon müssen wir uns auch überlegen: Wie können wir das Thema Wochengeld, Mutterschutz angehen? Da ist mir eines ganz wichtig: Wie bereits von meinen Vorrednerinnen erwähnt geht jede Frau unterschiedlich damit um. Es gibt Frauen, die einen Mutterschutz brauchen, um länger Zeit zu haben, mit der Trauer umzugehen und die Trauer zu bewältigen. Es gibt andere Frauen, die sich schneller wieder in die Arbeit stürzen und sich auch ablenken wollen. Es ist mir wichtig, dass wir ein System schaffen, in dem die individuelle Selbstbestimmung der Frau auch gewahrt bleibt. Zu diesem Zweck haben wir mit dem Gesundheitsministerium, auch mit meinem Ressort, mit Fachexpertinnen und -experten eine Expertengruppe eingerichtet, mit der wir versuchen werden, eine Lösung zu finden. Ich bedanke mich für die Diskussionen dazu, die wir im Ausschuss zuletzt auch mit den Abgeordneten hatten.
Abschließend möchte auch ich mich ganz herzlich bei den zivilgesellschaftlichen Initiativen bedanken, bei den Sternchenmamas und bei allen weiteren Initiativen der betroffenen Frauen, die uns dadurch, dass sie ihr persönliches Schicksal und ihre Geschichte geteilt haben, einen großen, umfassenden Einblick gegeben haben, um zu erkennen, was es braucht, damit wir die Frauen bestmöglich unterstützen.
Mit dem heute zu beschließenden Maßnahmenpaket möchten wir daher die Rahmenbedingungen und die Unterstützungsmöglichkeiten für Frauen und Familien schaffen und dafür sorgen, dass sie in diesen tragischen Situationen mit ihren Gedanken und Gefühlen nicht alleingelassen werden. – Vielen Dank für eine hoffentlich breite Zustimmung. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)
12.58
Präsidentin Doris Bures: Nun ist Herr Abgeordneter Ralph Schallmeiner zu Wort gemeldet. – Bitte.