7496/J XXVII. GP
Eingelangt am 21.07.2021
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ANFRAGE
der Abgeordneten Peter Wurm, Dr. Dagmar Belakowitsch, Mag. Gerhard Kaniak
und weiterer Abgeordneter
an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Prüfung von FFP2-Masken durch Stiftung Warentest
Die Stiftung Warentest hat zum zweiten Mal FFP2-Masken untersucht. Die Filterwirkung ist bei allen, nun insgesamt 20 geprüften Masken hoch. Manche können aber das Atmen stark beeinträchtigen. Andere sitzen nicht bei jedem optimal.
Getestete Produkte: Liste aller 20 Produkte
Welche Masken einwandfrei und welche wenig geeignet sind
Welche Masken einwandfrei und welche wenig geeignet sind
Im unserem ersten Test von FFP2-Masken, der im Februar 2021 auf test.de erschien, konnten wir nur eine von zehn Masken ohne Einschränkung empfehlen. Wir schickten nun zehn weitere FFP2-Masken ins Labor. Diesmal überzeugten mehr Modelle. Die wichtigsten Ergebnisse unserer beiden Tests von nunmehr 20 Masken im Überblick:
Die empfehlenswerten Masken
Vier FFP2-Masken können wir rundum empfehlen: die 3M Aura 9320+ aus dem Vortest sowie die Modelle von Lindenpartner, Moldex und Uvex aus dem aktuellen Test. Alle vier schützen sehr gut vor Aerosolen, bieten genug Atemkomfort, überzeugen in Passform und Dichtigkeit und schneiden unauffällig in der Schadstoffprüfung ab. Die Masken stammen von Anbietern, die auf Arbeits- und Atemschutzprodukte spezialisiert sind.
Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis
Die Maske von Uvex kostet nur 67 Cent pro Stück und ist gleichzeitig eine der vier Besten. Der Preis für die 3M zum Vergleich: 2,74 Euro.
Wegen geringen Atemkomforts wenig geeignet
Bei sieben Masken leidet der Atemkomfort: Kingfa, Leikang, Mea Vita, Taidakang, Hygisun, Mivolis von dm und Altapharma von Rossmann. Wer sie trägt, bekommt schlechter Luft als unter Masken mit hohem Atemkomfort.
Wegen der Passform nur eingeschränkt geeignet
Wir haben nur 13 der 20 Masken auf Passform geprüft, weil die anderen schon vorher durch die Atemkomfort-Prüfung gefallen waren. 7 dieser 13 Masken erfüllen nicht alle Anforderungen der Norm in der Prüfung auf Passform und Dichtigkeit.
Latexproteine in einigen Bändern. Im aktuellen Test stellten wir bei sechs Modellen fest, dass ihre Ohrschlaufen beziehungsweise Kopfbänder mit löslichen Latexproteinen belastet waren. Das betrifft die Masken von Dräger, Hum, Kingfa, Leikang, Sentias und Taidakang. Latexproteine zählen zu den Allergenen, das heißt, sie können Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen. In Maskenbändern bergen sie aber nur ein sehr geringes Risiko für allergische Reaktionen wie Hautausschlag.
Woran erkenne ich, ob die FFP2-Maske dicht ist?
Wichtig ist, den sicheren Sitz des Atemschutzes selbst zu überprüfen. Ein Anzeichen dafür, dass die Maske prima passt und kein Leck hat: Beim Ausatmen bläht sie sich auf, beim Einatmen zieht sie sich zusammen. Weitere Fragen zur Passform beantworten wir im Artikel So sitzt Ihre FFP2-Maske besser, etwa auch, was Bartträger tun können, um den Sitz ihrer Maske zu optimieren.
Wo die Tester die Masken kauften
Für die Untersuchung wählte die Stiftung Warentest FFP2-Masken von Drogerien, Baumärkten, Apotheken, Supermärkten sowie aus dem Online- und Fachhandel für Arbeits- und Atemschutzprodukte aus. Insgesamt prüften die Testerinnen und Tester 20 FFP2-Masken in zwei Untersuchungen. Der erste Test von zehn Masken ist im Februar 2021 auf test.de erschienen, der zweite Test von zehn weiteren Produkten folgte im Juli 2021. Für die Masken aus dem Vortest haben wir bei den Anbietern nachgefragt, ob diese noch unverändert im Handel erhältlich sind und inwiefern sich ihre Preise geändert haben.
Was FFP2-Masken leisten sollen
FFP2-Masken schützen nicht nur diejenigen, die sie tragen, sondern auch deren Gegenüber. Beim Atmen stößt der Mensch Aerosole aus – ein Gemisch aus Luft und winzigen schwebenden Tröpfchen, das auch Coronaviren transportieren kann. Pro Sekunde verströmt ein Mensch allein beim Atmen etwa 100, beim Sprechen 200 und beim Niesen sogar 20 000 solcher Partikel. Masken der Klasse FFP2 müssen mindestens 94 Prozent der Aerosolpartikel aus der Luft zurückhalten – so steht es in der Norm Din EN 149. Gleichzeitig beschreibt sie Qualitätsanforderungen und Prüfmethoden. Alle Masken im Test sind nach dieser Norm zertifiziert und müssen sich daran messen lassen. Im Test orientierten wir uns eng an der Norm und prüften die Filterwirkung, den Atemkomfort, die Passform. Zusätzlich checkten wir alle Masken auf Schadstoffe.
FFP-Masken
Die englische Abkürzung FFP steht für „filtering face piece“. FFP-Masken umschließen nur Mund und Nase und sollen – je nach Ausführung – vor dem Einatmen von Partikeln und wässrigen und öligen Aerosolen schützen. Deshalb spricht man im Deutschen auch von partikelfiltrierenden Halbmasken. Sie bestehen aus mehreren Lagen mit einem Filtervlies, haben ein Kopfband oder Ohrschlaufen sowie einen formbaren Bügel, der eine optimale Anpassung an die Nase ermöglichen soll: FFP-Masken: Worauf achten, wie lange nutzen.
Wie gut die Masken Aerosole filtern
In unseren Tests mussten die FFP2-Masken zeigen, wie dicht sie gegenüber wässrigen Aerosolpartikeln sind. Das Coronavirus wird über solche Aerosolpartikel übertragen, die der Mensch beim Atmen, Sprechen, Niesen oder Singen ausstößt. Für die Prüfung spannten wir die Masken auf einen Halter, durch den Partikel strömen, und bestimmten, wie viele der winzigen Teilchen durch das Filtermaterial dringen. Auf die Filterwirkung war bei allen von uns geprüften Modellen Verlass. Sie hielten rund 99 Prozent der Aerosolpartikel zurück, manche auch noch mehr. Damit entsprechen sie den Anforderungen der Norm.
Mit welchen Masken das Atmen leicht fällt
Wer eine Maske trägt, sollte darunter gut Luft bekommen. Mit den Modellen von 3M, Moldex und Dräger fällt das Atmen besonders leicht:
Die Masken von Medisana, Sentias, Univent Medical und Xique schränken die Atmung ebenso wenig ein, sind aber nicht für jeden sinnvoll. Im Test saßen sie nicht bei allen Probandinnen und Probanden dicht. Einen mittleren, aber noch akzeptablen Atemkomfort bieten die Modelle von Gebol, Hase Safety, Hum, Lindenpartner, Obi und Uvex.
So hat die Stiftung Warentest den Atemkomfort getestet
Den Atemkomfort haben wir unter anderem mit einer speziellen Messmethode im Labor festgestellt: Wir befestigten die Masken an einem Prüfkopf und schlossen ihn an eine künstliche Lunge an. Ein Sensor am Prüfkopf maß dann den Widerstand, der sich beim künstlichen Atmen ergab.
Welche Masken die Atmung erschweren
In unserem Modellaufbau erzeugten sieben Masken einen zu hohen Atemwiderstand: die von dm Mivolis, Hygisun und sowie Kingfa, Leikang, Mea Vita, Rossmann Altapharma und Taidakang. Mit ihnen dürfte das Atmen vergleichsweise schwerfallen. Wer an Vorerkrankungen leidet oder nicht mehr ganz fit ist, könnte durch solche Masken eher schlecht Luft bekommen. Deswegen bewerten wir ihren Atemkomfort als gering.
Knock-out für die nächste Runde
In Zulassungsprüfungen erreichen normalerweise Masken, die einen zu hohen Atemwiderstand erzeugen, nicht die nächste Prüfrunde mit Menschen – es sei denn, Fachleute wie Arbeitsmediziner erteilen extra eine Freigabe. Wir haben uns an diesem K.o.-Kriterium orientiert: Wenn nicht alle drei Prüfmuster pro Maske die Maximalwerte für Einatem- und Ausatemwiderstände einhielten – wie die Norm vorschreibt –, haben wir sie nicht in die Passformprüfung einbezogen. In unserem Test überschritten sieben Modelle den maximalen Ausatemwiderstand von 3 Millibar und vier zusätzlich die Einatemwiderstände von 0,7 und 2,4 Millibar. Wir wollten nicht riskieren, dass die Probandinnen und Probanden während der Prüfung Atemprobleme bekommen. Außerdem empfehlen wir diese Masken nicht.
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz folgende
Anfrage
1) Kennen Sie als Gesundheits- und Konsumentenschutzminister die Ergebnisse der Untersuchung von Stiftung Warentest betreffend FFP2-Masken?
2) Wurde eine solche Studie auch in Österreich, etwa durch den VKI, beauftragt vom BMSGPK durchgeführt?
3) Wenn nein, warum nicht?
4) Werden Sie als Gesundheits- und Konsumentenschutzminister die Ergebnisse der Untersuchung von Stiftung Warentest bei aktuellen und zukünftigen Entscheidungen über die Verwendung und den Einsatz von FFP2-Masken heranziehen?
5) Wenn ja, in welcher Art und Weise?
6) Wenn nein, warum nicht?
7) Wenn Sie als Gesundheits- und Konsumentenschutzminister die Ergebnisse der Untersuchung von Stiftung Warentest über die Verwendung und den Einsatz von FFP2-Masken heranziehen, welche FFP2-Masken hätte man in Österreich aus medizinischer und konsumentenschutzrechtlicher Sicht nicht zulassen dürfen?
8) Werden die Ergebnisse der Untersuchung von Stiftung Warentest über die Verwendung und den Einsatz von FFP2-Masken aus Sicht des BMSGPK für konsumentenschutzrechtliche Musterprozesse herangezogen werden?
9) Wenn nein, warum nicht?