1125 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXII. GP
Bericht
des Verkehrsausschusses
über den Antrag 486/A(E) der Abgeordneten Kurt Eder, Kolleginnen und Kollegen betreffend eine qualitativ hochwertige flächendeckende Versorgung mit Postdienstleistungen
Die Abgeordneten
Kurt Eder, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungsantrag
am 9. Dezember 2004 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:
„Angesichts der
seit Wochen bekannten Pläne des Postvorstandes, Postämterschließungen in einem
dramatischen Ausmaß in Österreich vorzunehmen, hat die VP/FP-Bundesregierung es
verabsäumt, der Post AG klare Vorgaben zur Wahrung der öffentlichen Interessen
und einer Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung und
der Wirtschaft mit Postdienstleistungen zu geben. Tatsächlich folgte beim Thema
Postämterschließungen von dieser VP/FP-Bundesregierung eine Kehrtwende nach der
anderen. Am Dienstag, den 23. November hat sich Verkehrsminister Hubert Gorbach
noch für die Rettung von rund 350 Ämtern stark gemacht. Tags zuvor hat er der
Post noch „keine Aufträge" erteilen wollen - und davor wiederum gesagt, er
wisse gar nichts von Plänen für Postämterschließungen. Auch im Bereich der ÖVP
gab es lange Zeit einen doppelgleisigen Kurs. So wurde zunächst vermittelt,
dass das Postmanagement in seinen Entscheidungen unabhängig sei, bevor
Bundesminister Bartenstein - offensichtlich auf Grund der wachsenden Proteste
der Länder, Gemeinden, der Wirtschaft und der Bevölkerung - in den letzten
Tagen klar machte, dass diese Pläne des Postmanagements so nicht realisiert
werden können.
Es ist daher
richtig, von einer unredlichen und chaotischen Politik der VP/FP- Bundesregierung
in der Frage der Postämterschließungen zu sprechen.
Diese
Bundesregierung hat es jedenfalls bis jetzt verabsäumt, weitere
Postamterschließungen zu verhindern. Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang an
einen Entwurf der Post- Universaldienstverordnung, der damals im Jahr 2000 in
Begutachtung geschickt, aber nicht beschlossen wurde, wonach ähnlich wie in
Deutschland klare Vorgaben für die Post AG zur Betreibung von Postdienststellen
festgelegt worden werden. Darin war festgeschrieben, dass in Gemeinden mit
10.000 EinwohnerInnen und mehr zumindest 80 % der Wohnbevölkerung die nächste
Postgeschäftsstelle von innerhalb 15 Minuten mit einem Verkehrsmittel und in
Gemeinden mit weniger als 10.000 EinwohnerInnen zumindest zwei Drittel der
Wohnbevölkerung die nächste Postgeschäftsstelle von innerhalb von 15 Minuten
Gehzeit erreichen können müssen. Demgegenüber hat die Regierung im Jahr 2002
eine Post-Universaldienstverordnung beschlossen, die lediglich eine
‚ausreichende flächendeckende Versorgung mit Postgeschäftsstellen sicherzustellen’
der Post AG vorschreibt. Damit wurde der Post AG weiterstgehende
Entscheidungsfreiheit über die Gestaltung ihres Filialnetzes gegeben und die
öffentlichen Interessen vernachlässigt.
Zusätzlich hat
diese VP/FP-Bundesregierung der Post AG einen betriebswirtschaftlichen
Druck auferlegt, derartige Filialschließungen vorzunehmen. Dies hat in der
Vergangenheit
bereits dazu geführt, dass 700 Postfilialen geschlossen wurden. Die Post musste
im Jahr 2001
eine Sonderdividende von 29,1 Mio. €, im Jahr 2002 von 36,3 Mio. € und im Jahr
2003 von
36 Mio. € abfuhren. Demgegenüber stehen geplante Einsparungen bei der neuen
Schließungswelle von lediglich 23 Mio. €. Allein durch eine maßvolle Rücknahme
der
Sonderdividende könnten Postämterschließungen vermieden werden.
Die
Österreichische Post AG wird im kommenden Frühjahr jetzt 357 weitere Postämter
auflassen. Die Lebensqualität der Bevölkerung, insbesondere im ländlichen Raum,
und die Wirtschaftsstandortqualität würde dadurch spürbar weiter belastet.
Zwar liegen
derzeit noch keine offiziellen Listen vor, welche Postämterschließungen
tatsächlich vorgenommen werden sollen. Bekannt geworden in den Medien ist aber
bereits, dass die Schließung von 15 Postämtern in Vorarlberg, 37 in Tirol, 23
in Salzburg, 76 in Oberösterreich und 20 im Burgenland geplant ist. In
Niederösterreich sollen es um die 100 Ämter sein, in der Steiermark bis zu 50
und in Kärnten 20 bis 40.
Der
Verkehrsausschuss hat den gegenständlichen Entschließungsantrag in seinen
Sitzungen am 22. Juni und 12. Oktober 2005 in Verhandlung genommen. An der
Debatte beteiligten sich außer dem Berichterstatter Abgeordneter Kurt Eder die Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Dipl.-Ing. Elke Achleitner Heidemarie Rest-Hinterseer,
Klaus Wittauer, Werner Miedl, Mag. Johann Moser, Peter
Marizzi, Hermann Gahr, Erwin Hornek sowie
die Staatssekretäre im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und
Technologie Mag. Helmut Kukacka und Mag. Eduard Mainoni.
Bei der Abstimmung
fand der gegenständliche Entschließungsantrag keine Mehrheit.
Als
Berichterstatterin für das Plenum wurde Abgeordnete Dipl.-Ing. Elke Achleitner gewählt.
Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Verkehrsausschuss somit den Antrag, der Nationalrat wolle diesen Bericht zur Kenntnis nehmen.
Wien, 2005 10 12
Dipl.-Ing. Elke Achleitner Kurt Eder
Berichterstatterin Obmann