2354/J XX.GP

 

ANFRAGE

der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für Finanzen

betreffend das Projekt Magna Globe Ressort Park in Ebreichsdorf; bundespolitische

Problemkreise Finanzierung, zusätzliche

Verkehrsbelastung; Infrastrukturkonzept sowie Umweltbelastungen

Der Magna-Konzern des Austro-Kanadiers Frank Stronach plant in Ebreichsdorf die

Errichtung eines Freizeit- und Erlebnisparks auf einem Areal von 250 Hektar mit einem

Investitionsvolumen von 6 bis 7 Milliarden Schilling ohne Inanspruchnahme von

Förderungsmitteln für die beabsichtigten Bauvorhaben. Die der Öffentlichkeit und

Gemeinde präsentierten Eckdaten des Projektes wurden mehrfach abgeändert und sehen in

der zuletzt (Stand 17.4. 1997) bekanntgegebenen Fassung als Kernstück des Projektes eine

riesige Kugel mit einem Durchmesser von 140 Metern vor; überdies sind eine Rennbahn,

Stallungen, eine Reithalle sowie Geschäftsflächen geplant. Die erwartete Besucherfrequenz

soll durchschnittlich 8.000 bis 15.000 Besucher pro Tag betragen; die Spitzenfrequenzen

können darüber hinaus gehen. Daraus leiten die Projektwerber ein - aus Sicht der

unterfertigten Abgeordneten nicht plausibel begründetes - Individualverkehrsaufkommen

von 1. 800 bis 2.500 PKW pro Tag ab. Für den motorisierten BesucherInnenverkehr sollen

5.000 Parkplätze gebaut werden (!?!?). Das Projektareal umfaßt unter anderem das Gebiet

der sogenannten "Welschenhalten", eines erst zuletzt erforschten Biotops, das ökologisch

extrem wertvolle Flächen aufweist. Nach der Gliederung der Flora - Fauna Habitatrichtlinie

der EU vom 2 1 . Mai 1 992 werden insgesamt 1 68 schützenswerte Lebensraumtypen

genannt, von denen in Österreich 55 vorkommen. Die "Welschenhalten" beherbergen die

erstaunliche Zahl von 8 derartigen prioritären Habitattypen. Besonders reichhaltig ist auch

das Vorkommen an besonders streng geschützten Vogelarten (Vogelschutzrichtlinie). Von

den insgesamt 81 im Gebiet der "Welschenhalten" nachgewiesenen Vogelarten finden sich

nicht weniger als 19 Arten in den aktuellen roten Listen der besonders gefährdeten und

daher schützenswerten Tiere. Noch im November 1996 stellte die Gemeinde Ebreichsdorf

selbst den Antrag, dieses Gebiet zum Naturdenkmal zu erklären.

Nunmehr befürworten die Ebreichsdorfer Gemeindevertreter unter dem Eindruck dieser

potentiellen Großinvestition, deren Auswirkungen weit über den Gemeindebereich

hinausgehen, daß Magna Globe Projekt. Bei einer von Herrn Stronach gemeinsam mit dem

Ebreichsdorfer Bürgermeister Pilz geleiteten BürgerInnenversammlung am 22. April 1 997

wurde von den im Auftrag der Firma Magna eingeschalteten Experten unter anderem

festgestellt, daß es durch das Projekt zu einem Verlust bzw. zur Zerschneidung

hochwertiger Biotope komme, daß jedoch in Zukunft hinsichtlich der verbleibenden Flächen

ein Natur-Management angestrebt werde. Ausdrücklich wurde betont das eine Realisierung

des Projektes ohne umfangreiche Verkehrs- und Infrastrukturinvestitionen zu

"unzumutbaren" Belastungen für die Gegend, insbesondere für die Ebreichsdorfer

Bevölkerung führen werde. Als "unabdingbare Voraussetzung" des Projektes wurden eine

Verbreiterung der A 2 (Südautobahn) und der A 3 um jeweils eine Fahrspur in jeder

Fahrtrichtung, die Realisierung der B 301 sowie der Ausbau der beiden Autobahnabfahrten

bei Ebreichsdorf zu Vollknoten genannt. Über diese Autobahnprojekte führen die

Projektwerber laut ihren Aussagen derzeit politische Gespräche und Verhandlungen.

Eine gesetzliche Umweltverträglichkeitsprüfung wird als nicht erforderlich befunden, da die

Einzeldaten (Waldrodungen, Bettenanzahl, Beherbungsbetriebe) unter dem gesetzlichen

Schwellenwerten blieben; eine freiwillige UVP ist nicht beabsichtigt.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1) Die geplante Großinvestition setzt laut Ausführungen der Projektwerber umfangreiche

öffentliche Investitionen, insbesondere im Bereich der Verkehrsinfrastruktur voraus.

Ist für diese von den Betreibern genannten Projekte (zwei weitere Fahrspuren der A2

und der A 3), zwei volle Autobahnknoten bei Ebreichsdorf (B 301) budgetär Vorsorge

getroffen. Wenn ja, in welchem Umfang, wenn nein, halten Sie eine

Zusatzfinanzierung für diese Ausweitung des motorisierten Straßenverkehrs für

wünschenswert bzw. mittelfristig realisierbar ?

2) Wie hoch wären die Kosten für die von den Projektwerbern verlangten öffentlichen

Investitionen aus Steuermitteln entsprechend einer groben Schätzung ?

3) Die Projektwerber geben als Gesamtnutzfläche der Riesenkugel 45.000 m2 an. Insgesamt

sollen durch die Attraktionen des Vergnügungsparks Steuereinnahmen von zusätzlich

ca. 9 Milliarden Schilling an die öffentlichen Hände fallen. Halten Sie eine derartige

Steuerleistung für realistisch ?

4) Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen privaten und öffentlichen Investitionen bzw.

privaten und öffentlichen Einnahmen im Zusammenhang mit diesem Projekt und

befürworten Sie es als Finanzminister ?