Plenarsitzung
des Bundesrates
955. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich
Donnerstag, 29. Juni 2023
Bundesratssaal
Stenographisches Protokoll
955. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich
Donnerstag, 29. Juni 2023
Dauer der Sitzung
Donnerstag, 29. Juni 2023: 9.00 – 15.27 Uhr
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Tagesordnung
1. Punkt: Wahl eines/einer 1. Schriftführers/Schriftführerin und eines/einer 3. Schriftführers/Schriftführerin für den Rest des 1. Halbjahres 2023
2. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über einen Ausgleich inflationsbedingt hoher Lebenshaltungs- und Wohnkosten (Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz-LWA-G) geändert wird
3. Punkt: Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über Zweckzuschüsse an Länder und Gemeinden für die Durchführung der Corona-Schutzimpfung (COVID-19-Impffinanzierungsgesetz) und ein Bundesgesetz, mit dem Übergangsbestimmungen für das COVID-19-Maßnahmengesetz getroffen werden, erlassen und das Epidemiegesetz 1950, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz, das Apothekengesetz, das Arzneimittelgesetz, das Ärztegesetz 1998, das Psychotherapiegesetz, das Sanitätergesetz, das Gehaltsgesetz 1956, das Vertragsbedienstetengesetz 1948 und das Bundesgesetz, mit dem zur Abdeckung
des Bedarfes zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie Ermächtigungen zur Verfügung über Bundesvermögen erteilt werden, geändert werden (COVID-19-Überführungsgesetz)
4. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Suchtmittelgesetz geändert wird
5. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Apothekengesetz und das Arzneimittelgesetz geändert werden
6. Punkt: Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über eine Bundeszuwendung an den Verein Licht ins Dunkel – Verein für Menschen mit Behinderungen und sozialer Benachteiligung (Licht-ins-Dunkel-Zuwendungsgesetz – LiDZG) erlassen wird
7. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Parlamentsgebäudesanierungsgesetz geändert und ein Bundesgesetz, mit dem eine Ermächtigung zur Überschreitung der Höchstgrenzen des Parlamentsgebäudesanierungsgesetzes erteilt wird, erlassen wird
8. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über den regionalen Klimabonus (Klimabonusgesetz – KliBG) geändert wird
9. Punkt: Entschließungsantrag der Bundesräte Mag. Daniela Gruber-Pruner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wissen über Datenschutz und Datensicherheit für Kinder und Jugendliche ausbauen! (380/A(E)-BR/2023)
10. Punkt: Wahl eines Ersatzmitgliedes in die Parlamentarische Versammlung des Europarates
11. Punkt: Wahl der beiden Vizepräsidenten/innen, der Schriftführer/innen und der Ordner/innen für das 2. Halbjahr 2023
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Inhalt
Bundesrat
Schreiben des Salzburger Landtages betreffend Wahl von Mitgliedern und Ersatzmitgliedern des Bundesrates .................................................................................................................. 71
Angelobung der Bundesrät:innen Marlies Doppler, Dr. Andrea Eder-Gitschthaler, Silvester Gfrerer und Michael Wanner .................................................................................................... 13
Schlussansprache des Präsidenten Günter Kovacs ................................................... 14
1. Punkt: Wahl eines/einer 1. Schriftführers/Schriftführerin und eines/einer 3. Schriftführers/Schriftführerin für den Rest des 1. Halbjahres 2023 ................ 73
Wortmeldungen zur Geschäftsbehandlung:
Christoph Steiner ..................................................................................................... .... 92
Korinna Schumann .................................................................................................. .... 93
11. Punkt: Wahl der beiden Vizepräsidenten/innen, der Schriftführer/innen und der Ordner/innen für das 2. Halbjahr 2023 ................................................................. 212
Verlesung der vorgesehenen Fassung eines Teiles des Amtlichen Protokolls dieser Sitzung durch Vizepräsident Mag. Harald Himmer .......................................................................... 216
Genehmigung des verlesenen Teiles des Amtlichen Protokolls .......................... 217
Personalien
Verhinderung ............................................................................................................... 13
Aktuelle Stunde (107.)
Thema: „Nachhaltig Bauen, energie:bewusst Schule leben“ ................................ 18
Redner:innen:
Elisabeth Wolff, BA .................................................................................................. .... 19
Mag. Daniela Gruber-Pruner .................................................................................. .... 23
Mag. Isabella Theuermann ...................................................................................... .... 28
Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross ............................................................................................ .... 31
Bundesminister Dr. Martin Polaschek ................................................................. 35, 55
Dr. Andrea Eder-Gitschthaler ................................................................................. .... 39
Doris Hahn, MEd MA ............................................................................................... .... 41
Markus Leinfellner ................................................................................................... .... 46
Simone Jagl .............................................................................................................. .... 49
MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky ....................................................................... .... 52
Bundesregierung
Schreiben des Bundeskanzleramtes betreffend die Neufestsetzung der Zahl der von den Ländern in den Bundesrat zu entsendenden Mitglieder gemäß Art. 34 Abs. 2 und 3 B-VG aufgrund der Entschließung des Bundespräsidenten vom 20. Juni 2023, deren Gegenzeichnung durch den Bundeskanzler sowie deren anschließende Kundmachung am 26. Juni 2023 erfolgt ist ........................................................................................................................................ 63
Schreiben des Bundeskanzleramtes betreffend Aufenthalt von Mitgliedern der Bundesregierung in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union ........................ 68, 69, 70
Nationalrat
Beschlüsse und Gesetzesbeschlüsse ........................................................................ 72
Wahlen in Institutionen
10. Punkt: Wahl eines Ersatzmitgliedes in die Parlamentarische Versammlung des Europarates ...................................................................................................................................... 211
Ausschüsse
Zuweisungen ...................................................................................................... 59, 217
Verhandlungen
2. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über einen Ausgleich inflationsbedingt hoher Lebenshaltungs- und Wohnkosten (Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz-LWA-G) geändert wird (3430/A und 2062 d.B. sowie 11246/BR d.B. und 11250/BR d.B.) .................... 74
Berichterstatterin: Simone Jagl .................................................................................. 75
Redner:innen:
Andreas Babler, MSc .................................................................................................... 75
Simone Jagl ................................................................................................................... 81
Marlies Doppler ........................................................................................................ .... 86
Stefan Schennach (tatsächliche Berichtigung) .......................................................... 91
Margit Göll ............................................................................................................... .... 94
Bundesminister Johannes Rauch ............................................................................ .... 97
Mag. Daniela Gruber-Pruner .................................................................................. .. 101
Heike Eder, BSc MBA ............................................................................................... .. 105
Klemens Kofler ......................................................................................................... .. 108
Dominik Reisinger .................................................................................................... .. 110
Mag. Sascha Obrecht .............................................................................................. .. 112
Mag. Harald Himmer ............................................................................................... .. 115
Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Andreas Babler, MSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Preise senken, Leistungen anpassen, Armut bekämpfen“ – Ablehnung 80, 120
Annahme des Antrages der Berichterstatterin, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .......................................................... 120
Gemeinsame Beratung über
3. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über Zweckzuschüsse an Länder und Gemeinden für die Durchführung der Corona-Schutzimpfung (COVID-19-Impffinanzierungsgesetz) und ein Bundesgesetz, mit dem Übergangsbestimmungen für das COVID-19-Maßnahmengesetz getroffen werden, erlassen und das Epidemiegesetz 1950, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz, das Apothekengesetz, das Arzneimittelgesetz, das Ärztegesetz 1998, das Psychotherapiegesetz, das Sanitätergesetz, das Gehaltsgesetz 1956, das Vertragsbedienstetengesetz 1948 und das Bundesgesetz, mit dem zur Abdeckung des Bedarfes zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie Ermächtigungen zur Verfügung über Bundesvermögen erteilt werden, geändert werden (COVID-19-Überführungsgesetz) (2048 d.B. und 2054 d.B. sowie 11252/BR d.B.) ..................................................................... 121
Berichterstatterin: Claudia Hauschildt-Buschberger ............................................. 122
4. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Suchtmittelgesetz geändert wird (2055 d.B. sowie 11253/BR d.B.) ........... 121
Berichterstatterin: Claudia Hauschildt-Buschberger ............................................. 122
5. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Apothekengesetz und das Arzneimittelgesetz geändert werden (2053 d.B. und 2057 d.B. sowie 11254/BR d.B.) ............................................................................................... 121
Berichterstatterin: Claudia Hauschildt-Buschberger ............................................. 122
Redner:innen:
Christian Fischer ...................................................................................................... .. 123
Claudia Hauschildt-Buschberger ............................................................................ .. 127
Markus Leinfellner ................................................................................................... .. 129
Johanna Miesenberger ............................................................................................ .. 132
MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky ....................................................................... .. 135
Matthias Zauner ...................................................................................................... .. 137
Bundesminister Johannes Rauch ............................................................................ .. 140
Christoph Steiner ..................................................................................................... .. 142
Andreas Arthur Spanring ........................................................................................ .. 148
Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Christian Fischer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Gesundheitsversorgungspaket“ – Ablehnung ............................. 125, 153
Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Corona-Wiedergutmachungsfonds des Bundes“ – Ablehnung 131, 153
Annahme des Antrages der Berichterstatterin zu Punkt 3, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben ................................................... 152
Annahme des Antrages der Berichterstatterin zu Punkt 4, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben ................................................... 153
Annahme des Antrages der Berichterstatterin zu Punkt 5, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben ................................................... 153
6. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über eine Bundeszuwendung an den Verein Licht ins Dunkel – Verein für Menschen mit Behinderungen und sozialer Benachteiligung (Licht-ins-Dunkel-Zuwendungsgesetz – LiDZG) erlassen wird (3429/A und 2068 d.B. sowie 11248/BR d.B.) ............................................................................................................................. 154
Berichterstatterin: Sandra Lassnig ........................................................................... 154
Redner:innen:
Korinna Schumann .................................................................................................. .. 155
Ernest Schwindsackl ................................................................................................ .. 160
Günter Pröller ........................................................................................................... .. 163
MMag. Elisabeth Kittl, BA ....................................................................................... .. 165
Klara Neurauter ....................................................................................................... .. 169
Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „umfassende Maßnahmen zur Inklusion und Gleichstellung für Menschen mit Behinderungen“ – Ablehnung ....................................................................... 156, 171
Annahme des Antrages der Berichterstatterin, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .......................................................... 171
7. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Parlamentsgebäudesanierungsgesetz geändert und ein Bundesgesetz, mit dem eine Ermächtigung zur Überschreitung der Höchstgrenzen des Parlamentsgebäudesanierungsgesetzes erteilt wird, erlassen wird (3410/A und 2067 d.B. sowie 11249/BR d.B.) .......................................................................................................... 172
Berichterstatterin: Mag. Marlene Zeidler-Beck, MBA ............................................ 172
Annahme des Antrages der Berichterstatterin, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .......................................................... 173
8. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über den regionalen Klimabonus (Klimabonusgesetz – KliBG) geändert wird (3428/A und 2071 d.B. sowie 11247/BR d.B. und 11251/BR d.B.) .................. 173
Berichterstatter: Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross ................................................................. 173
Redner:innen:
Daniel Schmid .......................................................................................................... .. 174
Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross ............................................................................................ .. 177
Markus Leinfellner ................................................................................................... .. 182
Sandra Lassnig ......................................................................................................... .. 183
MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky ....................................................................... .. 185
Bundesministerin Leonore Gewessler, BA .............................................................. .. 189
Michael Bernard ....................................................................................................... .. 192
Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Nein zum Sanierungszwang und zum Verbot von Öl- und Gasheizungen“ – Ablehnung ........................................................................................................ 196, 197
Annahme des Antrages des Berichterstatters, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben .......................................................... 197
9. Punkt: Entschließungsantrag der Bundesräte Mag. Daniela Gruber-Pruner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wissen über Datenschutz und Datensicherheit für Kinder und Jugendliche ausbauen! (380/A(E)-BR/2023 sowie 11255/BR d.B.) ........................................ 197
Berichterstatterin: Mag. Daniela Gruber-Pruner .................................................... 198
Redner:innen:
Andrea Michaela Schartel ....................................................................................... .. 198
Bernhard Hirczy ....................................................................................................... .. 200
Mag. Daniela Gruber-Pruner .................................................................................. .. 202
Christoph Steiner ..................................................................................................... .. 204
Simone Jagl .............................................................................................................. .. 205
Korinna Schumann .................................................................................................. .. 207
Dr. Karlheinz Kornhäusl .......................................................................................... .. 208
Marco Schreuder ...................................................................................................... .. 209
Annahme des Antrages der Berichterstatterin, die dem schriftlichen Ausschussbericht 11255/BR d.B. beigedruckte Entschließung betreffend „Wissen über Datenschutz und Datensicherheit für Kinder und Jugendliche ausbauen!“ anzunehmen (362/E-BR/2023) ............................................................................................................................. 211
Eingebracht wurden
Anträge der Bundesrät:innen
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend höhere Mittel für Länder und Gemeinden aus dem Finanzausgleich, um den Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr umsetzen zu können (384/A(E)-BR/2023)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend höhere Mittel für Länder und Gemeinden aus dem Finanzausgleich, um den Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr umsetzen zu können (385/A(E)-BR/2023)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend höhere Mittel für Länder und Gemeinden aus dem Finanzausgleich, um den Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr umsetzen zu können (386/A(E)-BR/2023)
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend höhere Mittel für Länder und Gemeinden aus dem Finanzausgleich, um den Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr umsetzen zu können (387/A(E)-BR/2023)
Zurückgezogen wurde der Antrag der Bundesrät:innen
Mag. Daniela Gruber-Pruner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wissen über Datenschutz und Datensicherheit für Kinder und Jugendliche ausbauen! (381/A(E)-BR/2023) (Zu 381/A(E)-BR/2023)
Anfragen der Bundesrät:innen
Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend die hohen psychischen und physischen Belastungen der Gesundheitsberufe (4108/J-BR/2023)
Daniel Schmid, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend der Arbeits-, Fahr- und Ruhezeiten vom Personal am Zug (4109/J-BR/2023)
Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Mitarbeiter der Med Uni Graz dürfen bei Gehaltsreform nicht leer ausgehen! (4110/J-BR/2023)
Anfragebeantwortungen
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Bundesrät:innen Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Krankenkassenbeiträge für Asylwerber 2021, 2022 und 2023 (3796/AB-BR/2023 zu 4097/J-BR/2023)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Bundesrät:innen Dominik Reisinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend die von den einzelnen Bundesländern „beantragen“ oder angeregten Bundesehrenzeichen (3797/AB-BR/2023 zu 4098/J-BR/2023)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Bundesrät:innen Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Queere“ Inhaltsvermittlung und „Dragqueen“-Auftritte als Teil des Schulunterrichtes? (3798/AB-BR/2023 zu 4099/J-BR/2023)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Bundesrät:innen Dominik Reisinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschiebung der Familie Lopez aus Haslach (3799/AB-BR/2023 zu 4100/J-BR/2023)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Leerstand, Zweitwohnsitz, Wohnkosten -machen Sie das Leben für die Menschen wieder leistbar! (3800/AB-BR/2023 zu 4102/J-BR/2023)
der Bundesministerin für EU und Verfassung auf die Anfrage der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Leerstand, Zweitwohnsitz, Wohnkosten -machen Sie das Leben für die Menschen wieder leistbar! (3801/AB-BR/2023 zu 4101/J-BR/2023)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Leerstand, Zweitwohnsitz, Wohnkosten -machen Sie das Leben für die Menschen wieder leistbar! (3802/AB-BR/2023 zu 4103/J-BR/2023)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Bundesrät:innen Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Begabungs- und Begabtenförderung an steirischen Schulen (3803/AB-BR/2023 zu 4106/J-BR/2023)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesrät:innen Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Übernahme der Infrastruktur der Graz-Köflacher-Bahn (3804/AB-BR/2023 zu 4105/J-BR/2023)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Bundesrät:innen Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Krankenkassenbeiträge für Asylwerber in den Jahren 2018 - 2022 (3805/AB-BR/2023 zu 4104/J-BR/2023)
Beginn der Sitzung: 9 Uhr
Vorsitzende: Präsident Günter Kovacs, Vizepräsident Mag. Harald Himmer, Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA.
Präsident Günter Kovacs: Wunderschönen guten Morgen! Ich eröffne die 955. Sitzung des Bundesrates.
Das Amtliche Protokoll der 954. Sitzung des Bundesrates vom 7. Juni 2023 ist aufgelegen und wurde nicht beanstandet.
Als verhindert gemeldet ist das Mitglied des Bundesrates Barbara Prügl.
Herzlich willkommen heißen darf ich unseren Herrn Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek. – Herzlich willkommen. (Allgemeiner Beifall.)
Präsident Günter Kovacs: Eingelangt ist ein Schreiben des Salzburger Landtages betreffend Wahl von Mitgliedern und Ersatzmitgliedern des Bundesrates. (siehe S. 71)
Das neue Mitglied beziehungsweise die wiedergewählten Mitglieder des Bundesrates ist beziehungsweise sind im Hause anwesend. Ich werde daher sogleich die Angelobung vornehmen.
Nach Verlesung der Gelöbnisformel durch die Schriftführung wird die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“ zu leisten sein. – Ich ersuche nun die Schriftführung um Verlesung der Gelöbnisformel.
Schriftführerin Mag. Daniela Gruber-Pruner: Schönen guten Morgen! Ich verlese die Gelöbnisformel für Mitglieder des Bundesrates: „Sie werden geloben
unverbrüchliche Treue der Republik, stete und volle Beachtung der Gesetze sowie gewissenhafte Erfüllung Ihrer Pflichten.“
*****
(Über Namensaufruf durch die Schriftführerin Gruber-Pruner leisten die Bundesrät:innen Marlies Doppler, Silvester Gfrerer und Michael Wanner die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“. – Bundesrätin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler leistet nach Aufruf ihres Namens die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe, so wahr mir Gott helfe“.)
*****
Ein herzliches Willkommen den neuen Mitgliedern im Bundesrat. (Allgemeiner Beifall.)
Präsident Günter Kovacs: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Vizepräsidentin! Herr Vizepräsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr verehrte Zuseherinnen und Zuseher! Ich darf Sie heute sehr herzlich zur Plenarsitzung des Bundesrates willkommen heißen. Es ist für mich die letzte Sitzung, in der ich als Bundesratspräsident den Vorsitz führen und zu Ihnen sprechen darf. Daher gestatten Sie mir auch, dass ich heute auf die vergangenen sechs Monate zurückblicke und Bilanz über den burgenländischen Vorsitz ziehe.
Für das Parlament, auch für den Bundesrat war es ein sehr intensives und ein sehr bedeutendes halbes Jahr. Das Parlament ist nach der Sanierung des Parlamentsgebäudes wieder an seine historisch angestammte Wirkungsstätte zurückgekehrt. Rund um diese Wiedereröffnung gab es eine ganze Reihe von Aktivitäten. Ich erinnere an den Festakt am 12. Jänner, an die Tage der offenen Tür, die Wanderausstellung Parlament on Tour und an vieles, vieles mehr.
Besonders beeindruckend war für mich das enorme Interesse am generalsanierten Parlament. Alleine an den beiden ersten Tagen der offenen Tür sind 25 000 Menschen, Besucherinnen und Besucher, zu uns gekommen. Auch darüber hinaus nutzten in diesen Monaten viele Menschen die Möglichkeit, das Parlament hautnah zu erleben. Ich sehe darin ein sehr, sehr positives Zeichen, denn es zeigt, dass die weitere Öffnung des Hauses auch angenommen wird. Es ist auch ein Zeichen für eine lebendige Demokratie, für die Wertschätzung der parlamentarischen Arbeit.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um Sie, liebe Zuseherinnen und Zuseher, die diese Sitzung auf ORF III oder via Livestream mitverfolgen, sehr herzlich einzuladen: Nutzen Sie die Möglichkeit, die das Parlament für Besucherinnen und Besucher bietet! Machen Sie sich selbst ein Bild über den zentralen Ort der Demokratie in Österreich!
Als sehr positiv empfunden habe ich in den letzten Monaten das große Interesse und den Zugang junger Menschen zur Demokratie und zum Parlamentarismus. Das Jugendparlament war ein riesengroßer Erfolg. Das Jugendparlament war wirklich hervorragend. Mehr als 136 000 junge Menschen haben am Angebot der Demokratiewerkstatt teilgenommen. Auch beim Festakt zum Europatag im Mai konnten wir größtenteils junge Menschen hier im Parlament begrüßen. Diese Demokratiebildung, diese politische Bildung ist ein Fundament für die Zukunft. Wer in Freiheit leben will, muss auch für diese Freiheit, für diese Demokratie einstehen und eintreten. (Allgemeiner Beifall.)
Dieses Verständnis, meine Damen und Herren, gilt es weiterhin zu fördern – in der Bildung, aber auch im gesellschaftlichen und im politischen Dialog. Das gilt besonders für Zeiten, die von den Krisen geprägt sind, in denen es viele Ängste und Verunsicherung gibt. Daher muss diese Demokratie auch Stärke zeigen, die Herausforderungen annehmen, die Menschen mitnehmen, um im demokratischen Prozess Lösungen zu erarbeiten. Dafür steht der Parlamentarismus, dafür steht aber klarerweise auch der Bundesrat.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wie bereits erwähnt können wir auf ein sehr intensives halbes Jahr im Parlament zurückblicken. Zwei Wochen nach der Eröffnung des Parlaments am 26. Jänner erfolgte hier in diesem Haus die Angelobung des Herrn Bundespräsidenten vor der Bundesversammlung. Eine seiner Aussagen lautete: „Das Herz der liberalen Demokratie ist das Finden einer gemeinsamen Lösung.“ – Damit es zu einer gemeinsamen Lösung kommt, braucht es zuerst ein respektvolles Miteinander. Damit es zu einer gemeinsamen Lösung kommt, braucht es den Grundkonsens, dass an erster Stelle das Wohl des Landes steht.
Auch wenn die parlamentarische Arbeit, die Debatten und Abstimmungen immer wieder die unterschiedlichen Meinungen und Standpunkte aufzeigen, ist es meine Erfahrung, dass es hier im Bundesrat in einem sehr hohen Ausmaß einen Grundkonsens und auch ein respektvolles Miteinander gibt. Dafür möchte ich mich bei allen Fraktionen, dafür möchte ich mich bei Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr herzlich bedanken. (Allgemeiner Beifall.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das Motto meines Vorsitzes lautete, Pflege und Gesundheit wohnortnah, qualitativ und leistbar sicherzustellen. Das ist eine ganz große Herausforderung in dieser Zeit. Ich habe im Mai zu einer parlamentarischen Enquete zum Thema Pflege eingeladen, an der Bundesminister Johannes Rauch, Landeshauptmann Mag. Hans Peter Doskozil, zahlreiche Expertinnen und Experten teilgenommen haben. Diese Enquete hat deutlich gemacht, dass große Einigkeit darüber herrscht, dass in vielen Bereichen Verbesserungen notwendig sind.
Es sind die Länder, die große Anstrengungen gerade im Bereich der Pflege unternehmen. Ein Beispiel dafür, wo diese Maßnahmen umgesetzt worden sind, ist mein Heimatland Burgenland. Es wurden sehr viele Maßnahmen umgesetzt; dazu gehört das Anstellungsmodell für pflegende Angehörige. An innovativen Lösungen wird aber klarerweise auch in anderen Bundesländern gearbeitet. Klar ist auch, ein Modell, das für ein Bundesland richtig ist, muss nicht auch das beste Modell für ein anderes Bundesland sein. Es braucht Lösungen, die auf die
jeweiligen Bedürfnisse und Gegebenheiten der Länder abgestimmt und auch für die Regionen maßgeschneidert sind.
Das ist auch ein Wesenszug des Föderalismus. Genau das zeichnet den Föderalismus und das Prinzip der Subsidiarität aus, nämlich dass bei geeigneten Materien Entscheidungen dort getroffen werden, wo man die Gegebenheiten und Erfordernisse vor Ort kennt, wo man ganz einfach näher bei den Menschen ist: in den Ländern, in den Gemeinden. Daher sage ich ganz klar, dass der Föderalismus auch ein Modell für die Zukunft ist und eben diese Nähe zu den Menschen ein Qualitätsmerkmal ist, das die Demokratie stärkt.
Meine Damen und Herren, der Ländervorsitz des Burgenlandes wechselt am 1. Juli zum Bundesland Kärnten. Damit endet auch mein Vorsitz hier im Bundesrat. Ich empfinde es als sehr große Ehre, dass ich in diesem halben Jahr die Funktion des Bundesratspräsidenten ausüben konnte, dass ich all die Aufgaben, die mit dieser Funktion verbunden sind, erfüllen konnte.
Ich danke der Frau Vizepräsidentin. Ich danke dem Herrn Vizepräsidenten. Ich danke allen Fraktionsvorsitzenden. Ich danke Ihnen allen, liebe Kolleginnen und Kollegen, für das gute und respektvolle Miteinander in dieser Zeit.
Mein Dank gilt auch meinem Bundesland Burgenland, Landeshauptmann Mag. Hans Peter Doskozil, den ich hier im Bundesratssaal bei der Parlamentseröffnung, bei meiner Antrittsansprache und bei der Pflegeenquete begrüßen konnte, der auch ein klares Bekenntnis zur Länderkammer abgelegt hat.
Herzlich bedanken möchte ich mich auch bei der Parlamentsdirektion, bei Frau Dr. Alice Alsch-Harant, bei Frau Dr. Susanne Bachmann, bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, bei Paula, bei Lisa und bei Renat vor allem, die ständig mit mir konfrontiert waren und die hervorragende Arbeit geleistet haben. Bitte spendet ihnen einen großen Applaus, sie sind wirklich toll! (Allgemeiner Beifall.)
Mit 1. Juli übernimmt Kärnten den Vorsitz, ich möchte daher meiner Nachfolgerin, Claudia Arpa, für ihre neue Funktion als Bundesratspräsidentin von Herzen alles Gute und viel Erfolg wünschen. Arbeiten wir gemeinsam weiterhin daran, dass der Bundesrat auch in Zukunft eine Säule der Demokratie in Österreich bleibt und weiterhin gestärkt wird! Arbeiten wir gemeinsam weiterhin an Lösungen für unser Land, für die Menschen, für die Zukunft Österreichs! – Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. Danke schön. (Allgemeiner Beifall.)
Präsident Günter Kovacs: Ich gebe bekannt, dass aufgrund des Ergebnisses der letzten Volkszählung der Bundespräsident mit Entschließung vom 20. Juni 2023, deren Gegenzeichnung durch den Bundeskanzler sowie deren Kundmachung am 26. Juni 2023 erfolgt sind, die Zahl der von den Ländern in den Bundesrat zu entsendenden Mitglieder gemäß Art. 34 Abs. 2 und 3 Bundes-Verfassungsgesetz neu festgesetzt hat. (siehe S. 63)
Mit dem Inkrafttreten dieser Entschließung verliert der vom Wiener Landtag letztgereihte Bundesrat Dr. Johannes Hübner sein Mandat. Wien entsendet nunmehr statt bisher elf nur noch zehn Mitglieder, weshalb sich insgesamt die Zahl der Mitglieder des Bundesrates von 61 auf 60 verringert hat.
Präsident Günter Kovacs: Wir gelangen nun zur Aktuellen Stunde mit dem Thema
„Nachhaltig Bauen, energie:bewusst Schule leben“
mit dem Herrn Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek, den ich ein zweites Mal herzlich willkommen heißen darf. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky.)
In der Präsidialkonferenz wurde Einvernehmen über folgenden Ablauf erzielt:
Zunächst kommt je ein:e Redner:in pro Fraktion zu Wort, dessen beziehungsweise deren Redezeit jeweils 10 Minuten beträgt. Sodann folgt die Stellungnahme des Herrn Bundesministers, die ebenfalls 10 Minuten nicht überschreiten soll. Danach folgt wiederum je ein:e Redner:in der Fraktionen sowie anschließend eine Wortmeldung des Bundesrates ohne Fraktion mit jeweils einer 5-minütigen Redezeit. Zuletzt kann noch eine abschließende Stellungnahme des Herrn Bundesministers erfolgen, die nach Möglichkeit 5 Minuten nicht überschreiten soll.
Als Erste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Elisabeth Wolff. Ich erteile es ihr und mache sie darauf aufmerksam, dass entsprechend der Vereinbarung in der Präsidialkonferenz die Redezeit 10 Minuten beträgt. – Danke schön.
Bundesrätin Elisabeth Wolff, BA (ÖVP, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Zuerst einmal möchte ich die Gelegenheit ergreifen und mich (in Richtung Präsident Kovacs) im Namen der gesamten Fraktion für die umsichtige und kollegiale Vorsitzführung bedanken und Ihnen alles Gute auch für die Zukunft wünschen. (Allgemeiner Beifall. – Die Rednerin bedankt sich auch per Handschlag.)
Nun zum Thema der Aktuellen Stunde: Strom kommt aus der Steckdose – ein Fakt, der für viele Erwachsene und Kinder selbstverständlich zu sein scheint; doch wie genau dieser Strom erzeugt wird, bleibt den meisten von uns ein Rätsel.
Heute möchte ich Ihnen aufzeigen, wie Schulen zu Vorreitern in Sachen Energieeffizienz und erneuerbare Energien werden können.
Ich freue mich sehr, heute als Erste zu Ihnen zum Thema der Aktuellen Stunde „Nachhaltig Bauen, energie:bewusst Schule leben“ zu sprechen. Diese Thematik ist ein wichtiger Schritt für unser aller Zukunft, denn Schulen haben eine
immense Vorbildwirkung. Auch unser Bildungsminister hat dies erkannt und setzt sich tatkräftig dafür ein. Einerseits geht es darum, zu demonstrieren, welche bautechnischen Schritte unternommen werden können, um energieeffiziente Gebäude und Technologien zu nutzen, andererseits können die Kinder in Schulen lernen, wie man sich energieeffizient und nachhaltig verhält.
Beginnen wir mit einem Blick auf die Gebäudetechnik. In Österreich gibt es rund 1 500 Bundesschulen, ein riesiges Potenzial. Davon werden 191 Schulen von der Bundesimmobiliengesellschaft, der BIG, betreut. Da haben wir direkt Einfluss auf die Gebäudegestaltung und können diese Möglichkeit auch nutzen. An weiteren 91 Schulen ist bereits die Ausschreibung für den Einsatz von alternativen Energiequellen erfolgt.
Unser Ziel ist es, den Schulbetrieb so energieeffizient wie möglich zu gestalten. Das beinhaltet Fragen wie: Wie können Gebäude so konstruiert werden, dass sie energieeffizient sind? Gibt es die Möglichkeit, alternative Energieversorgungen einzubauen oder nachzurüsten?
Besonders beliebt – wir kennen sie mittlerweile alle – sind Fotovoltaikanlagen. Wir freuen uns nicht nur, dass wir sie auf unseren eigenen Fensterbänken, Balkonen, Dächern oder gar Agrarflächen anbringen können – ganz klar ist, dass PV-Anlagen auch in Schulen eine wichtige Rolle spielen können, um nachhaltig Strom zu erzeugen. Im Rahmen von Baumaßnahmen wird deshalb auch bei Schulgebäuden, die nicht von der BIG verwaltet werden, geprüft, ob die Installation von Fotovoltaikanlagen möglich ist, und falls ja, auch wie diese umgesetzt werden.
Doch es geht nicht nur um den Zubau von Fotovoltaikanlagen. Unser Ziel ist es, bei allen neu errichteten Schulen den Gebäudestandard klimaaktiv Gold zu erreichen, das ist der Baustandard mit der höchsten Klimaeffizienz. Aktuell wird klimaaktiv Silber bei allen Bauvorhaben vorgesehen. Somit sind wir da auch EU-weit Spitzenreiter.
Um auch außerhalb des Bundesbereichs energieeffizientes und nachhaltiges Bauen von Schulen zu fördern, werden die Richtlinien für den Bildungsbau auch fortlaufend angepasst.
Doch der Schlüssel zur Optimierung des Energieverbrauches liegt auch in der Einbindung von Lehrerinnen und Lehrern und Schülerinnen und Schülern. Kleine Handlungen wie das bewusste Ein- und Ausschalten von Lichtern, das Herunterfahren von Computern nach dem Unterricht oder die Nutzung energieeffizienter Geräte tragen am Ende zu einem großen Ganzen bei.
Ein weiteres Ziel ist die dauerhafte Reduktion der CO2-Emissionen an Schulen. Bei bestehenden Bundesschulliegenschaften setzt die BIG in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium bereits auf bewährte Energiesparmaßnahmen und eine energieoptimierte Betriebsführung. Dadurch können durchschnittlich 20 Prozent Strom und Wärme eingespart werden. Das bedeutet eine jährliche Reduktion von rund 7 000 Tonnen C02.
Doch der wahre Wert liegt nicht in der energieeffizienten Gestaltung der Schulgebäude, sondern auch im Lerneffekt für die Schülerinnen und Schüler. Fakt ist, jedes Kind verbringt täglich mindestens 4 Stunden an fünf Tagen in der Woche in der Schule, oft sogar länger. In dieser Zeit wird der effiziente Umgang mit Energie in der Schule vermittelt. Doch die Wirkung dessen geht weit darüber hinaus, die Kinder nehmen das Gelernte auch in ihr alltägliches Leben mit.
Das hat auch unser Bildungsminister erkannt und bereits im Herbst Maßnahmen ergriffen, um gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern energieeffizientes Verhalten zu erarbeiten und zu fördern. Ein wichtiger Bestandteil dieser umfassenden Initiative war der Ideenwettbewerb Energiebewusst im Alltag. Schülerinnen und Schüler aus ganz Österreich wurden aufgerufen, Projekte, Videos, Ideen zu entwickeln, wie sie den Energieeinsatz in den Klassenzimmern sinnvoll optimieren können. Dabei mussten sich die Kinder aktiv mit Energie und energiebewusstem Verhalten auseinandersetzen.
Bereits in jungen Jahren werden sie sensibilisiert und erkennen, dass der Strom eben nicht einfach aus der Steckdose kommt. Der effiziente Umgang mit Energie wird zu einem Teil ihres täglichen Lebens und prägt ihr Verhalten somit auch gesamtgesellschaftlich.
Besonders wichtig ist es auch, denke ich, dass wir den effizienten Umgang mit Energie in die unterschiedlichen Unterrichtsfächer integrieren. Biologie, Geographie, Sachunterricht, Physik, Geschichte, Werken, Deutsch, Chemie und Englisch sind nur einige der Fächer, in denen die Sensibilisierung für Energieeffizienz bereits stattfindet.
Es ist von großer Bedeutung, den Kindern zu zeigen, dass Energieeffizienz eine ganzheitliche Herangehensweise erfordert. Wir sollten die Schülerinnen und Schüler ermutigen, mit uns den Weg in eine nachhaltige Zukunft einzuschlagen.
Wie können alternative Energien an Schulen integriert werden? In einigen Schulen wurden bereits Maßnahmen ergriffen oder sind in Planung. Ein herausragendes Beispiel für Energieeffizienz ist eine Schule in Wien, die sich in meinem Heimatbezirk, im 19. Bezirk, befindet; darauf bin ich eigentlich auch ein bisschen stolz.
In der Straßergasse wurde ein wegweisendes Projekt zur Energieeffizienz in älteren Gebäuden umgesetzt. Die alte Öl- und Gasheizung musste weg, Fernwärme war an dem Standort nicht möglich, daher wurde die Schule als Pilotprojekt bezüglich alternativer Energien herangezogen. Auf dem riesigen Flachdach wurde eine Fotovoltaikanlage installiert, und im Kellerbereich wurde die Ölheizung gegen eine Pelletheizung ausgetauscht. Die Öltanks wurden gegen Pelletkessel ausgetauscht. Zusätzlich wurde eine Wärmepumpe auf dem Dach installiert, die den Wärmespeicher mit Wasser versorgt und das Gebäude heizt. Mit der neuen Heizanlage wurden auch bei allen Heizkörpern die Ventile getauscht, und dadurch kommt es zu einer verbesserten Steuerung des gesamten Heizsystems in der Schule. So kann zum Beispiel an schulautonomen freien
Tagen die Heizung runtergeschaltet und rechtzeitig auch wieder hochgefahren werden.
Laut Berechnungen der BIG können durch diese Maßnahmen etwa 30 Prozent der Heizkosten eingespart werden, während die Fotovoltaikanlage bis zu 70 Prozent des Eigenstrombedarfs des Hauses deckt.
Ich denke, dieses Beispiel verdeutlicht das enorme Potenzial alternativer Energiesysteme, selbst in älteren Gebäuden. Es zeigt uns, dass nachhaltiges Bauen unter Einsatz von erneuerbaren Energien in Schulen nicht nur eine Möglichkeit sein sollte, sondern eine dringende Notwendigkeit ist.
Ich finde es äußerst wertvoll, dass unser Bildungsminister mit diesen Initiativen die Weichen für unsere Zukunft stellt. Dadurch können wir auch in Zukunft sagen, dass der Strom aus der Steckdose kommt, doch wissen wir dann, dass er auch aus erneuerbaren Energien gewonnen wurde. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
9.20
Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Bundesrätin.
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Mag.a Daniela Gruber-Pruner. – Bitte sehr.
Bundesrätin Mag. Daniela Gruber-Pruner (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher und auch Gäste hier im Raum! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir sind mit der heutigen Bundesratssitzung kurz vor Ende eines Schuljahres beziehungsweise kurz vor Beginn der Sommerferien und blicken auf ein Schuljahr zurück, das zum Glück wenig mit Covid beschäftigt war – seien wir froh, dass das vorbei ist –, und dennoch war es von vielen großen Herausforderungen geprägt. Ich würde sagen, das ganze Bildungssystem ist eine große Herausforderung, eine große Baustelle, und leider, leider werden da immer nur klein, klein Löcher zugestopft
oder wird an einzelnen Schrauben gedreht, aber die großen, nachhaltigen Lösungen, die wir bräuchten, vermisse ich sehr.
Ich mache es gleich an ein paar Beispielen deutlich, aber ich möchte zu Beginn noch eines zum Thema dieser Aktuellen Stunde sagen, weil der Titel dieser Aktuellen Stunde, Herr Minister, diesen vielen großen Herausforderungen aus meiner Sicht nicht gerecht wird. (Beifall bei der SPÖ.) „Nachhaltig Bauen, energie:bewusst Schule leben“, so ist der Titel – das ist eigentlich mehr ein Thema für die Klimaministerin oder für die Gebäudeverwaltung, würde ich sagen, als für den Bildungsminister und für eine Aktuelle Stunde zum Bereich Bildung.
Es ist natürlich zweifelsfrei zu begrüßen, dass Schulbauten klimafit gemacht werden sollen, dass auch die Schulgebäude und die Schulen einen Beitrag zur Klimaneutralität leisten sollen – ganz selbstverständlich –, aber um nachhaltig zu bauen, um energieeffiziente Maßnahmen umzusetzen, kann und soll man schlicht und ergreifend Firmen, Architekt:innen beauftragen und das einfach tun; das Bildungsproblem im Kern wird damit aber noch nicht gelöst. (Beifall bei SPÖ und FPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky.)
Was die Bildung und die vielen Herausforderungen in diesem Bereich betrifft, Herr Minister, brauchen die Kinder und auch die Mitarbeiter:innen in diesen Bildungseinrichtungen jetzt Ihre ganze Energie und Ihre vollste Aufmerksamkeit. Ich würde sagen, es geht um einen nachhaltigen Gesamtumbau des Bildungssystems – das wäre der Titel gewesen, den ich dieser Aktuellen Stunde gegeben hätte.
Ich möchte es wie gesagt an ein paar Beispielen aus dem zu Ende gehenden Schuljahr festmachen. Im vergangenen Schuljahr sind beispielsweise an einer Schule in Niederösterreich Sozialpädagog:innen ausgebildet worden – ich war dort bei der Maturafeier –, und dort waren in einer Schulklasse acht Mädchen, die die Matura wegen Mathematik jetzt nicht geschafft haben. Wir alle kennen dieses leidige Thema.
Da hat sich für mich schon eine Frage gestellt: Diese Sozialpädagoginnen werden dringend gebraucht, alle Einrichtungen kümmern sich schon und bewerben sich bei diesen Mädchen, aber diese brauchen jetzt noch Zeit, weil ihnen die Mathematikmatura im Weg steht. Die Mathematikmatura ist oft ein Hemmnis, führt zu Nachprüfungen, führt auch zur Wiederholung des ganzen Schuljahres. Ich frage mich: Brauchen alle Schüler:innen, alle Berufsgruppen eine Mathematikmatura auf dem Niveau, auf dem wir sie aktuell verlangen, oder ist das nicht eigentlich Vergeudung von Lebenszeit, auch Vergeudung von Energie dieser jungen Menschen? Müssten wir nicht hinterfragen, wie sinnvoll die Matura in dieser Form und vor allem die Mathematikmatura auf diesem Niveau eigentlich ist?
Ein zweites Beispiel: Im vergangenen Schuljahr waren Tausende Freizeitpädagog:innen mehrfach auf der Straße, weil von Ihnen, Herr Minister, angekündigt wurde, dass sie in der Form, in der sie bisher erfolgreich wertvolle Arbeit geleistet haben, nicht mehr eingesetzt und gebraucht werden und in Zukunft möglicherweise als billigere Ersatzlehrer:innen mit schlechterer Ausbildung an den Schulen quasi alles machen sollen. Das hat zu großer Verunsicherung geführt und löst das Problem auch nicht dauerhaft. Wir brauchen eigentlich eine Attraktivierung des Jobs der Pädagog:innen, nicht nur an den Schulen, auch in der Elementarbildung (Beifall bei der SPÖ), und wir brauchen rund um die Pädagog:innen ganz viel fachlich hochwertigen Support, um alle Herausforderungen meistern zu können. Das wären die Assistenzstunden, die gebraucht würden – fachlich hochwertiger Support für alle in diesem Bereich Tätigen.
Ein weiteres Beispiel: Im vergangenen Schuljahr wurden Tausende ukrainische Kinder, die bei uns eine neue Heimat gefunden haben, in verschiedensten Schulklassen eingeschult, integriert – und dann, jetzt wenige Tage vor Schulschluss, war plötzlich die Frage: Können diese das Schuljahr abschließen, können diese in die weiterführenden Schulen weitergehen, selbst wenn sie erfolgreich waren, selbst wenn sie die deutsche Sprache erlernt haben? Das war bis vor
wenigen Stunden, bis vor wenigen Tagen ein offenes Fragezeichen, hat viel Verunsicherung bedeutet, die eigentlich absehbar gewesen wäre. Auch da wäre nachhaltige, vorausschauende Planung erforderlich gewesen – auch für alle anderen außerordentlichen Kinder. Da wird ein Unterschied gemacht, der so für mich nicht verständlich ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Ein kurzes Wort auch zu den Deutschklassen, die nach wie vor verlangt werden, die sich in der Praxis absolut nicht bewährt haben. Alle, die mit Lehrerinnen und Lehrern reden, wissen, da gibt es die unglaublichsten Formen, wie versucht wird, das zu machen, aber eigentlich sind sich alle Fachleute in der Evaluierung einig: Diese Deutschklassen bringen nicht das Ergebnis, das sie bringen sollten, und sind in der Form nicht brauchbar.
Ein weiteres Beispiel: Im vergangenen Schuljahr konnten ganz viele Kinder mit Behinderung nicht die Förderung bekommen, die sie eigentlich bräuchten. Es gibt – ganz aktuell vom Juni – einen Sonderbericht Inklusive Bildung des Monitoringausschusses für Menschen mit Behinderung, und darin wird ganz klar deponiert: Artikel 24 der Menschenrechtskonvention, in dem es darum geht, Menschen mit Behinderungen alle Möglichkeiten zu eröffnen, das wird aktuell nicht erfüllt.
Ich zitiere jetzt aus diesem Bericht:
„Die Maßnahmen zum flächendeckenden Ausbau Inklusiver Bildung sind ungenügend:
- Das separierende Sonderschulsystem wird aufrecht erhalten und sogar ausgebaut.
- Mangelnde Barrierefreiheit an Schulen
- Chronische Unterfinanzierung inklusiver Bildung
- Menschen mit Behinderungen werden bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen nicht einbezogen.
- Zugang zu Studium und Lehrer*innenausbildung ist für Menschen mit Behinderungen erschwert.“
Und so weiter und so fort. Das sind eigentlich wirklich schwere Vorwürfe. Ich denke, in einem modernen Bildungssystem sollten diese Punkte nicht mehr aufgezählt werden müssen.
Nächster Punkt: Nach den kommenden Sommerferien, nach den nächsten zwei Monaten werden viele Kinder eine Nachprüfung machen müssen – ich habe es vorhin schon erwähnt, ich finde das eigentlich traurig und überflüssig –, aber jene, die Eltern haben, die sich Nachhilfe leisten können, werden das besser machen als jene Kinder, deren Eltern sich diese teure Nachhilfe nicht leisten können, sie werden klar im Vorteil sein. Nachhilfe ist verdammt teuer. Die Arbeiterkammer hat das berechnet und aufgezeigt, wie viele Millionen Euro Haushalte im Jahr in Österreich für Nachhilfe ausgeben müssen. Meiner Meinung ist es ein Armutszeugnis für ein Bildungssystem, dass es solch eine lukrative Nachhilfebranche überhaupt braucht. (Beifall bei der SPÖ.)
Noch etwas, das mir, wenn ich an die kommenden Sommerferien denke, besonders wehtut, ist: Alle Kinder hätten jetzt gerne unbeschwerte, schöne, tolle Ferien, es wird Kinder geben, die einen tollen Urlaub machen werden, in irgendwelchen Clubs, am Meer – es sei ihnen allen vergönnt –, und es wird Kinder geben, die das nicht tun können. In der ersten Schulwoche im September ist es meistens so, dass die Lehrpersonen fragen: Und, wie habt ihr die Ferien verbracht?, und manche Kinder werden erzählen und andere werden dabeisitzen und nichts zu erzählen haben. Wir kennen auch die Beispiele, dass Kinder dermaßen beschämt sind, dass sie Urlaube erfinden, um nicht sagen zu müssen: Ich war daheim.
Das finde ich traurig, und ich bin sehr stolz auf das Bundesland Wien, aus dem ich komme, weil Wien gesagt hat: Wir wollen allen Kindern Ferien ermöglichen. – Wir haben Summer-City-Camps für 30 000 Kinder eingeführt, die leistbar sind, in denen alle Kinder schöne Abenteuer und schöne Ferien haben. Es gibt ein
Ferienspiel mit täglich zig Gratisangeboten. (Bundesrat Steiner: Wenn ihr in Wien die Gebühren senkt, erspart ihr euch das! Dann haben die Leute viel mehr davon! Müll, Kanal, Wasser, Parkplätze, Schwimmbäder, ...!) Das brauchen wir alle, für alle Kinder in ganz Österreich.
Das heißt, es gibt Themen über Themen, Herr Minister, die Schüler:innen, deren Eltern und Ihre Mitarbeiter:innen bewegen, die die Beteiligten enorm viel Energie kosten und die Ihre gesamte Energie und Aufmerksamkeit bräuchten, Herr Minister, um nachhaltig ein gutes Bildungssystem zu bauen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
9.31
Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Frau Bundesrätin.
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mag.a Isabella Theuermann. – Bitte sehr.
Bundesrätin Mag. Isabella Theuermann (FPÖ, Kärnten): Sehr geehrte Damen und Herren! In der Aktuellen Stunde widmen wir uns heute wieder einmal einem wirklich brennenden Thema, nämlich: „Nachhaltig Bauen, energie:bewusst Schule leben“. – Wenn das Ganze nicht so traurig wäre, dann könnte man ja fast darüber lachen. Da muss ich Sie schon fragen, Herr Minister: Ist das Thema wirklich Ihr Ernst? Sie ignorieren nämlich einfach, dass Tausende Menschen bei den Demos der Freizeitpädagogen sind und sich diese mit Warnstreiks gegen die Pläne des Bildungsministeriums stellen, weil sie durch die geplante Umwandlung ihres Berufsbilds zu Assistenzpädagogen eine Schlechterstellung bei Gehalt et cetera befürchten. Allein in Kärnten gibt es 600 Freizeitpädagogen. – Für Schwarz und Grün kein Thema!
Sie ignorieren einfach, dass immer mehr Kinder kein Deutsch können, weil die Lehrer heutzutage mehr Gewicht auf Deutschförderung von Schülern mit Migrationshintergrund legen müssen und dadurch unsere Kinder auf der Strecke
bleiben, sich das Unterrichtsniveau dadurch also nach unten nivelliert. 21 Prozent der 15-Jährigen können nach neun Jahren Schule nicht sinnerfassend lesen und haben daher auch in Zukunft keine Chance am Arbeitsmarkt. – Für Schwarz und Grün kein Thema!
Sie ignorieren einfach, was den Kindern durch die überbordenden und unkoordinierten Maßnahmen in den Coronajahren angetan wurde: wie sie in dieser Zeit sozial isoliert worden sind, all diese Entbehrungen, unter denen viele Schülerinnen und Schüler noch heute psychisch leiden. Viele Kinder haben massive Lernrückstände, und damit einhergehend kommt es zu einer Ausweitung der ungerechten Verteilung von Bildung, zu einer Generation an jungen Menschen, denen ihr Recht auf Bildung vorenthalten wurde. Das zeigt nicht zuletzt auch der Nationale Bildungsbericht auf. – Für Schwarz und Grün kein Thema!
Aber an einer wesentlichen Stelle muss ich beim Nationalen Bildungsbericht ganz klar den Rotstift zur Korrektur ansetzen. Dieser Bericht besagt nämlich, dass diese Probleme durch die Covid-19-Pandemie verursacht wurden. – Nein, das stimmt so nicht. Die schwarz-grüne Chaostruppe hat diese Generation auf dem Gewissen und hat deren Fehlstart ins Berufsleben zu verantworten! (Beifall bei der FPÖ.)
Als Kärntner Bundesrätin muss ich da auch einen Blick in mein Heimatbundesland werfen. Dort beschäftigt sich ja Schwarz-Rot auch mit den wirklich wichtigen Fragen im Bildungsbereich. Erinnern wir uns an den Genderleitfaden und an das Genderwörterbuch zurück: Ginge es nach Peter Kaiser und Co würden wir heute nicht mehr von Schülerinnen und Schülern sprechen, sondern von Beschulten oder von Klassenmitgliedern. Und als wäre das Ganze nicht verrückt genug, ist vor wenigen Tagen auch noch ein Transgenderleitfaden präsentiert worden. Darin geht es um die Vorgehensweise beim Wunsch einer Schülerin oder eines Schülers nach einem anderen Vornamen, einem anderen Geschlecht oder einem anderen Pronomen in der Ansprache. Statt den Kindern Stabilität zu bieten, soll die Schule auch noch als Spielwiese für diese ideologischen Auswüchse herhalten. (Anhaltender Beifall bei der FPÖ. –
Bundesrat Schreuder: Wollen Sie Transgenderinstabilität fördern? Das ist die Wahrheit, ja!)
Aber zurück zu Wien: Der Bundesregierung ist wahrscheinlich aus Energiespargründen schon lange kein Lichtlein mehr beim Thema Bildung aufgegangen. (Heiterkeit des Bundesrates Steiner.) Statt die wesentlichen Probleme im Bildungsbereich anzusprechen – und die gibt es ja zur Genüge –, reden wir lieber über „Nachhaltig Bauen, energie:bewusst Schule leben“.
In zumindest einem Aspekt will ich aus meiner Perspektive als Psychologin aber tatsächlich noch auf das nachhaltige Bauen im Kontext von Bildungseinrichtungen eingehen. Leider zeigt sich, dass bei zukünftigen Schulbauten zumindest ein zusätzlicher Raum eingeplant werden muss, nämlich ein Behandlungsraum für Schulpsychologen an jeder Schule, weil Praxen von Kinderpsychologen überrannt werden, und an den Schulen gibt es viel zu wenig Personal. Gerade im Hinblick auf die psychologischen Belastungen der Schülerinnen und Schüler durch die traumatische Pandemiepolitik ist der Bedarf massiv gestiegen. Aber auch in diesem Fall heißt es wohl wieder: Für Schwarz und Grün kein Thema!
Unsere Prioritäten für die Schulen sind jedenfalls klar: Die beste Bildung für unsere Kinder! Dafür brauchen wir ausreichend Lehrpersonal und angemessene Lernbedingungen in einem gesunden Schulumfeld, in dem auch noch Hausverstand erlaubt ist. Also reden wir zuerst über Lerneffizienz und erst dann über Energieeffizienz! (Beifall bei der FPÖ.)
Die Bundesregierung kann ruhig versuchen, von den wesentlichen Themen abzulenken, aber wir sind wachsam und wir vergessen nicht, was Schwarz-Grün unseren Kindern und Jugendlichen angetan hat. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
9.38
Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Frau Bundesrätin.
Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross. – Bitte, Herr Bundesrat.
Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross (Grüne, Vorarlberg): Herr Präsident, ich wünsche Ihnen auch im Namen der grünen Fraktion alles Gute für die wieder normale Abgeordnetentätigkeit und herzlichen Dank für Ihre Präsidentschaft. (Beifall bei den Grünen sowie bei Bundesrät:innen von ÖVP und SPÖ.)
Präsident Günter Kovacs: Danke schön.
Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross (fortsetzend): Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Bundesminister! Sag einmal, Papa, warum haben wir einen Wäschetrockner, der verbraucht Unmengen an Energie? (Ruf bei der FPÖ: Damit die Wäsche trocknet!) Mama, 23 Grad sind unnötig warm und verbrennen viel zu viel Gas. – Vermutlich gibt es ja kaum etwas pädagogisch Wirksameres als klar auftretende, informierte und von einer Sache überzeugte junge Leute. Dem kann man sich nicht, schon gar nicht als Eltern, ohne Weiteres entziehen. Dafür ist allerdings Wissen eine Grundvoraussetzung.
Wiewohl auch die Eltern Zukunftsverantwortung gegenüber ihren Kindern haben, kommt der Schule als Ort des koordinierten, professionellen und organisierten Lernens natürlich eine hohe Bedeutung zu.
Selbstverständlich sollte es längst selbstverständlich sein, dass dermaßen wichtige Inhalte wie die Klimakrise, deren Ursachen und Folgen sowie Handlungsmöglichkeiten und die Frage eines effizienten und sparsamen Umgangs mit knappen Ressourcen Unterrichtsinhalt sind – vom Kindergarten über die Pflichtschulen, höheren Schulen, Berufsschulen bis hin zum Universitätsabschluss.
Nur leider, das wissen wir alle, ist das noch nicht immer überall der Fall und nicht überall in der notwendigen Qualität. Immer noch stößt man auf erstaunliches Nichtwissen, was man nicht den jungen Menschen vorwerfen kann, sondern was auf ein Manko im System hinweist, wiewohl – das darf man nicht unter den
Tisch fallen lassen, weil es nicht um Pauschalierungen geht – es wirklich sehr, sehr viele engagierte Schulen und sehr, sehr viele engagierte Lehrer:innen gibt.
Trotzdem ist jedenfalls jede Initiative, die ökologisches Basiswissen stärkt, zu begrüßen, um flächendeckend und fundiert solche Inhalte, die maßgeblich für die Zukunftsgestaltung sind, zu verankern. Dass das hingegen der ÖVP als zentrale Zukunftsaufgabe - - Entschuldigung, der FPÖ! (Ruf bei der ÖVP: Ups! – Ruf bei der SPÖ: Das kann man schon mal verwechseln, das kann passieren! – Bundesrätin Schumann: Die gleichen sich schon so an! – Bundesrätin Hahn: Der Unterschied ist nicht mehr so!) Dass das der FPÖ als zentrale Zukunftsaufgabe völlig egal ist, hat ja Frau Theuermann wieder einmal bewiesen. Wir können ja nur hoffen, dass der Hausverstand der FPÖ in den Schulen nicht auf die Kinder abfärbt. (Beifall bei den Grünen. – Ruf bei der SPÖ: Die ÖVP klatscht nicht! – Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Diese Begrüßung der Initiativen gilt natürlich für die bereits erwähnte Schwerpunktinitiative Energiebewusst in der Schule und für die Energieeffizienzmaßnahmen und bauökologischen Maßnahmen der bundeseigenen Schulen. Auch da darf man nicht vergessen, zu erwähnen, dass es seit vielen Jahren in vielen Bundesländern in unterschiedlichem Ausmaß, aber doch zahlreiche gute Angebote für Schulen, für Lehrer:innen, für Schüler:innen gibt.
Ich war ja selbst auch viele Jahre Leiter einer Energieagentur, die solche Programme entwickelt hat. Was die Schulen als Gebäude betrifft, haben wir vor allem die Kooperation mit Gemeinden gesucht, die ja auch wichtige Schulerhalter sind. Da zeigt sich schon sehr erfreulich, dass viele Gemeinden Vorreiter sind, wenn es darum geht, ökologische, baukulturelle und pädagogische Maßstäbe in ihren Schulen zu setzen.
Gerade vor zwei Wochen haben wir grüne Bundesrät:innen einen Schulneubau in der Landgemeinde Hittisau im Bregenzerwald besucht. Dieser Schulkampus ist schlichtweg eine Sensation. Das hat schon damit angefangen, dass bei der
Planung alle mit dabei waren, insbesondere die Lehrer:innen. So bestechen diese Gebäude nicht nur durch eine großartige Formensprache, sondern sind Architektur gebaut im Dienste der Pädagogik. Da muss man fast nicht mehr erwähnen, dass die Gebäude im Passivhausstandard und mit einer Versorgung auf Basis erneuerbarer Energieträger mit höchsten bauökologischen Ansprüchen errichtet sind und einen Fokus – das klingt technisch, ist aber so wichtig – auf hohe Raumluftqualität haben. Das ist eine ganz wichtige Bedingung, um gut lernen zu können.
Da ist es erfreulich, dass es jetzt eine Selbstverpflichtung der BIG gemeinsam mit dem Bildungsministerium gibt, Neubauten nur noch im Klimaaktiv-Goldstandard zu errichten. Das ist auch deswegen wichtig, weil damit eine unabhängige Zertifizierung und Qualitätssicherung gewährleistet ist, denn eigentlich – ist ja logisch – darf es keine Schule mehr geben, die nicht ganz besonders energieeffizient ist und mit erneuerbaren Energieträgern versorgt wird. Es sollte keine Schule mehr geben, die kein Nullemissionsgebäude mehr ist. Eigentlich ist das wirklich eine Mindestanforderung, wenn man den Schüler:innen gegenüber glaubwürdig sein will.
Einen wichtigen Rahmen setzt übrigens das in der letzten Plenarsitzung – vielleicht können Sie sich erinnern – beschlossene Energieeffizienzgesetz, das die auszuübende Vorbildwirkung bei bundeseigenen Gebäuden rechtlich verankert hat. Dem folgt dann ein Maßnahmenkatalog mit einem ambitionierten Einsparziel, denn nicht zu vergessen: Die allermeisten Schulen sind gebaut und bedürfen einer energetischen, ökologischen und raumpädagogischen Sanierung. Daher ist es erfreulich – auch das ist ein bisschen untergegangen –, dass es gelungen ist, im Energieeffizienzgesetz eine Sanierungsrate von 3 Prozent pro Jahr für Bundesgebäude und somit auch für Bundesschulen zu verankern – und eine Verpflichtung, erneuerbare Energieträger einzusetzen und die Maßnahmenempfehlungen, die im Zuge einer verbindlichen Erstellung eines Energieausweises erarbeitet werden, auch umzusetzen.
Ich möchte eh schon langsam zum Schluss kommen und noch auf einen aus meiner Sicht wichtigen Aspekt des Lernens und des Zuhörens eingehen, weil gerade in einer komplexen, schnellen und sich digitalisierenden Welt mit ganz neuen Möglichkeiten der Informationsbeschaffung klar sein sollte, dass Lernen schon längst nicht mehr etwas Monodirektionales, sondern etwas Gegenseitiges ist. Lernen geht weit über die Schule hinaus. Das betrifft insbesondere auch ökologische Themen. Viele junge Leute sind da super engagiert – das kann man täglich beobachten – und super informiert. Die Welt, in der sie jahrzehntelang leben werden, ist ihnen nicht egal.
Es stünde – das möchte ich jetzt in aller Ernsthaftigkeit anmerken – vielen gut an, Kindern und Jugendlichen besser zuzuhören, anstatt zum Beispiel einfach nur besserwisserisch auf sie hinabzuschauen, sie zu kriminalisieren und härtere Strafen zu fordern, weil sie unbequem sind, gelegentlich einmal friedlich eine lebensfeindliche Straße blockieren (Bundesrat Spanring: Das tun keine Kinder! – Bundesrat Leinfellner: Das machen keine Kinder, das machen bezahlte ..., Herr Gross!) und sich für die richtigen Ziele einsetzen oder einen Vormittag Unterricht opfern, um lautstark Achtsamkeit einzufordern, ohne einen unmittelbaren Vorteil davon zu haben. (Bundesrat Spanring: Werbung für Klimaterroristen, oder was ist das?) Da könnten sich viele etwas abschneiden. (Beifall bei den Grünen. – Rufe bei der FPÖ: Ja, ja! Unglaublich!)
Es kann ja schließlich nicht das Ziel sein (weitere Zwischenrufe bei der FPÖ) – ich weiß schon, dass Ihnen das nicht gefällt, Sie haben ja lieber kuschende Schüler:innen mit FPÖ-Hausverstand (neuerliche Zwischenrufe bei der FPÖ) –, in unseren Schulen brave, leise, gehorsame junge Leute zu formen. Gerade in der Frage der ökologischen Zukunft und somit ihrer künftigen Gestaltungsfreiheiten stehen ihnen besondere Rechte zu. Manchmal hat man ja förmlich den Eindruck (Bundesrat Spanring: Klimaterroristen und Ökonazisten, dass seids ihr!), dass die Kinder für ihre Eltern haften und nicht umgekehrt. Gerade die Schule sollte der Ort für eine kritische gesellschaftspolitische Auseinandersetzung sein. (Bundesrat Spanring: Das Klima wird auch besser, wenn ihr ...!) Gerade die Schulen sollten der
gebaute Ort sein, der den großen Zukunftsaufgaben selber gerecht wird. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)
9.47
Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Herr Bundesrat.
Für eine erste Stellungnahme zu Wort gemeldet hat sich der Herr Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Ich erteile es ihm und bitte ihn, die Redezeit einzuhalten: 10 Minuten. – Danke sehr.
Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ja, wir haben das Thema Energiebewusst im Schulalltag im vergangenen Herbst zum Schwerpunkt im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung gemacht, denn die Klimakrise und die Energiekrise waren und sind in aller Munde, und wir wollten den Schülerinnen und Schülern die Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz ins Gedächtnis rufen und ihnen einfache Werkzeuge für eine energiebewusste und ressourcenschonende Lebensweise mitgeben.
Gleich zu Schulbeginn haben wir mit umfangreichen Maßnahmen gestartet. Den Monat Oktober haben wir zum Energiebewusstmonat erkoren und viele Aktionen durchgeführt. Den Schulen wurde dazu eine mit Expertinnen und Experten ausgearbeitete Checkliste zum Energiesparen zur Verfügung gestellt, aber es war auch unser Ziel, die gesamte Bevölkerung miteinzubinden, Eltern und Lehrkräfte, damit sie Vorbilder für die Schülerinnen und Schüler sein können.
Ein Schulpartnergipfel mit Schülerinnen und Schülern, Eltern- und Lehrerinnen- und Lehrervertretern und -vertreterinnen hat dabei geholfen, alle mitzunehmen. Gemeinsam mit dem Österreichischen Gemeindebund haben wir uns darum bemüht, alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister mit an Bord zu holen, da diese als bürgernächste Ebene eine große Vorbildfunktion einnehmen. Für die Lehrkräfte haben wir in der Eduthek eine eigene Energiebewusstsparte
eingeführt, in der laufend neue Unterrichtsmaterialien zu den Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz zu finden sind.
Vorläufiger Schlusspunkt war die große Preisverleihung zu unserem Wettbewerb Energiebewusst im Schulalltag, bei dem sich Tausende Schülerinnen und Schüler mit kreativen Ideen eingebracht haben. Die besten Zeichnungen, Videos und Plakate wurden prämiert und veröffentlicht, um diese guten Ideen auch sichtbar zu machen, diese guten Ideen auch an die anderen Schulen weiterzutragen. So wollten wir es schaffen, die Energiespartipps, die seitens der Schülerinnen und Schüler in enger Zusammenarbeit mit ihren Lehrkräften erarbeitet wurden, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Jahresschwerpunkt samt Wettbewerb war ein Erfolgsprojekt, weshalb wir die Maßnahmen auch im nächsten Jahr weiterführen und sogar ausbauen wollen.
Nach den Kindern selbst und der Lehrkraft wird der Raum als dritter Pädagoge bezeichnet, und daher reicht es nicht, allein auf pädagogischer Ebene zu wirken. Wir haben uns auch den Schulbau angesehen und haben uns ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Wir werden Österreichs Schulsystem noch effizienter und noch energieeffizienter machen und zu Vorreitern im Bereich der Nachhaltigkeit in Europa werden.
Grundlage für die nachhaltige Ausrichtung unserer Schulen insbesondere auch bei Neubauten und Sanierungen stellt das sogenannte Schulentwicklungsprogramm, das Schep 2020, dar. Der Schulbau in Österreich ist bereits heute in vielen Aspekten führend und beispielgebend, und mit dem Schep 2020 wurde die Grundlage für die nächsten Schritte im nachhaltigen Schulbau gelegt. Diese Grundlagen wurden in den letzten Jahren immer weiter intensiviert und geschärft. Zuletzt haben wir im Herbst 2022 gemeinsam mit unserem starken Partner, der Bundesimmobiliengesellschaft, den Start der Initiative Green Schep verkündet, und es wurden fünf Bereiche definiert, auf die ich eingehen möchte:
Im wichtigen Schwerpunkt des Ausbaus der Fotovoltaik ist es uns bereits gelungen, rund 2 000 Kilowatt Peak an PV-Anlagen zu errichten, und unser Ziel ist eine geplante Leistung von weiteren 5 000 Kilowatt Peak mit neuen Fotovoltaikanlagen innerhalb der nächsten zwei Jahre. Weitere Potenziale von über 14 000 Kilowatt Peak werden momentan geprüft und sollen, so möglich, ebenfalls umgesetzt werden.
Wir verbessern auch die Gebäudestandards unserer Schulen. Im Schep 2020 war noch der Klimaaktiv-Standard-Silber verankert; nun setzen wir den Klimaaktiv-Gold-Standard bei den Schulneubauten um. Das ist eine beachtliche Steigerung, was die Anforderungen betrifft. Seither konnten wir schon drei Schulbauten mit diesem hohen Standard in Umsetzung bringen, und er wird bei allen geplanten Neubauten des Ministeriums erreicht werden.
Zudem werden wir den Einsatz nachhaltiger Energiesysteme noch weiter ausbauen. Bereits jetzt sind über 80 Prozent der Bundesschulen mit Fernwärme und alternativen Heizsystemen versorgt. Wir haben uns dazu entschlossen, so rasch wie möglich auch die weiteren 20 Prozent aller Heizsysteme in den Bundesschulen auf nachhaltige Systeme umzustellen. Ein entsprechendes Screening wurde bereits eingeleitet und ein Fahrplan dafür erstellt.
Eine weitere Maßnahme des Fünfpunkteplans ist der Ausbau des sogenannten Contractings. So bringt die Wartung und der energieoptimierte Betrieb der haustechnischen Anlagen im Durchschnitt 20 Prozent an Energieeinsparung. Auch dieses Contracting wird massiv ausgebaut und weiter verbessert; eine entsprechende Ausschreibung der Bundesimmobiliengesellschaft ist bereits im Laufen.
Darüber hinaus wird stark in die Gebäudetechnik investiert. Dazu konnten wir bereits an ersten Standorten ein umfassendes Echtzeitmonitoring des Strom- und Wärmeverbrauchs einrichten.
Die von mir beauftragten neuen Gebäuderichtlinien – als letzter Punkt – sind ebenfalls ein wichtiger Schritt. Darin enthalten ist nicht nur der Punkt Nachhaltigkeit, sondern auch die mechanische Belüftung.
Sie sehen, die Maßnahmen, die wir gesetzt haben und die noch gesetzt werden sollen, sind durchaus ambitioniert. Diese führen auch bereits zu konkreten Ergebnissen wie etwa Kosteneinsparungen oder Einsparung von Emissionen, und wir werden diesen Weg entschlossen weitergehen.
Als Bildungs- und Wissenschaftsminister möchte ich aber an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass auch im Universitätsbau umfangreiche Bemühungen angestellt werden, um auch diesen klimafit und ansprechend für junge Menschen zu gestalten. Im Universitätsbau wird bereits seit über zehn Jahren auf nachhaltige Standards gesetzt. Verschiedene Berechnungsmodelle, wie das Climcalc-Tool, welches die Erstellung von CO2-Bilanzen und Roadmaps zur Klimaneutralität ermöglicht, wird auf alle öffentlichen Universitäten ausgerollt. Daraus lassen sich dann weitere Initiativen und notwendige Maßnahmen für einzelne Standorte ableiten.
Für alle Neubauten und Generalsanierungen gibt es seitens der BIG Mindeststandards betreffend Nachhaltigkeit im Bau. So muss den definierten Maßnahmen des Holistic-Building-Programs entsprochen werden und der Gebäudeausweis Klimaaktiv-Silber erreicht werden. Festzuhalten ist, dass bei den meisten Universitätsbauprojekten wesentlich höhere Gebäudezertifizierungen erreicht werden, als es der Mindeststandard erfordert.
Um einen kurzen Überblick zu geben, welche Möglichkeiten bestehen, die Infrastruktur an und in universitären Gebäuden noch nachhaltiger zu machen, darf ich beispielhaft einige Maßnahmen anführen, welche entsprechend den Möglichkeiten der konkreten Ausgangslage umgesetzt werden: die Installation von Luftwärmepumpen, Erdwärme mit Bauteilaktivierung, Mikroklimasimulationen, Dach- und Fassadenbegrünungen, Fotovoltaikinitiativen sowohl seitens der BIG als auch zahlreicher Universitäten, intelligente Grünraumkonzepte und
Freiraumplanung, Maßnahmen generell zur Bewusstseinsbildung in den Universitäten und konkrete Verhaltensempfehlungen.
Wie Sie sehen, gibt es in allen Bereichen meines Verantwortungsbereichs umfangreiche Initiativen. Da wir hier im Bundesrat sind, möchte ich betonen, dass die geschilderten Aktivitäten in ganz Österreich gesetzt werden, um Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sowohl in den Köpfen als auch räumlich bestmöglich zu verankern.
Dass die Bemühungen ankommen, zeigen die rege Teilnahme am Wettbewerb Energiebewusst und die positive Resonanz aus allen Bundesländern. Wir werden unsere Anstrengungen gemeinsam mit unseren zahlreichen Partnern weiter fortsetzen und intensivieren. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
9.56
Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Herr Bundesminister.
Zu Wort gemeldet ist nun Frau Dr.in Andrea Eder-Gitschthaler. – Bitte, Frau Bundesrätin.
Bundesrätin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler (ÖVP, Salzburg): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren via Livestream und alle, die hier bei uns im Saal sind! Da hier im Osten Österreichs in einem Tag die Sommerferien beginnen, möchte ich allen Schülerinnen und Schülern, die schon jetzt Ferien haben, und natürlich auch den Lehrerinnen und Lehrern, die in die wohlverdienten Ferien gehen, wirklich eine schöne, schöne Sommerzeit wünschen und mich bei den Lehrerinnen und Lehrern sehr herzlich für ihre Arbeit im abgelaufenen Schuljahr bedanken. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Bundesrät:innen der SPÖ.)
Wir sind uns dessen bewusst, wie wichtig diese Arbeit ist, und schauen, dass auch die Arbeitsbedingungen entsprechend sind. Daher finde ich es sehr gut,
dass wir heute dieses Thema behandeln, denn zum Beispiel in meiner Heimatgemeinde Wals-Siezenheim wird derzeit eine Volksschule auf einem ehemaligen Grundstück der Schwarzenberg-Kaserne in Hybridbauweise gebaut. Es wird auf eine großzügige Lernlandschaft mit Lerninseln und Terrassen, fließenden Raumübergängen, die Innen und Außen verbinden, Wert gelegt; Flächen für Schulkinder sind da, sogar ein Naschgarten ist angedacht, natürlich auch Platz für die Nachmittagsbetreuung mit hochwertiger und nachhaltiger Ausstattung, vielen Holzböden, Fensterfassaden, Wandverkleidung, einer Akustikdecke, und damit wird das Lernklima natürlich entsprechend verbessert.
Die alte Volksschule ist über 100 Jahre alt und wurde immer Stück für Stück erweitert. Jetzt haben wir bald, mit Herbstbeginn 2023, eine ganz, ganz tolle Schule, die auch energetisch auf dem neuesten Stand ist. Teile des Schulgebäudes werden über Bauteilaktivierung im Sommer gekühlt, und dabei wird das Gebäude auch zum Energiespeicher. Die Energieversorgung erfolgt mittels Wasserwärmepumpen in Kombination mit einer Fotovoltaikanlage. Und, ganz wichtig: Es werden auch Räume für die Trachtenmusikkapelle errichtet. So wird diese Schule auch ein Zentrum für das Dorfleben.
Es tut sich also etwas am Land, wir haben es schon gehört. Auch die Gemeinden sind an Bord, wenn es darum geht, energieeffizient zu bauen, gerade auch im Bereich der Schulen und auch, wenn es darum geht, die Lernbedingungen für die Schülerinnen und Schüler und damit auch die Lehrbedingungen für die Lehrerinnen und Lehrer zu verbessern.
Der Bund – wir haben es heute schon gehört – hat ja eine wichtige Vorbildrolle nicht nur in Bezug auf den Energieverbrauch, denn die heutigen Schulen sind ja auch Lernlandschaften, in denen Lernen und Lehren im Team erfolgt, und dafür braucht es, wie schon gesagt, die geeigneten Räume und die Partizipation der Pädagoginnen und Pädagogen.
Meine Kollegin Elisabeth Wolff hat das schon sehr, sehr gut ausgeführt: Das laufende Schuljahr wurde ja daher vom Bundesministerium unter das Motto
Energiebewusst gestellt. Mit dieser Initiative setzt der Herr Bildungsminister seit dem vergangenem Herbst massive Schwerpunkte auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz in den Schulen.
Der Herr Minister hat das ja gerade sehr treffend ausgeführt: Das Ministerium hat die BIG mit der Prüfung beauftragt, wie – natürlich auch wegen der Teuerung – das Energiesparpotenzial in den Schulen besser genützt werden kann. Im Fokus steht eine rasche und dauerhafte Senkung der CO2-Emmissionen der Gebäudebetriebe. Derzeit werden die Schulliegenschaften von der BIG überprüft. Wir haben es schon gehört: Es passiert wirklich sehr, sehr viel.
Die Energieeffizienz ist für mich auch wichtig, um Schule noch attraktiver, noch interessanter und vor allem besser für unsere Kinder und Jugendlichen, für unsere Lehrerinnen und Lehrer zu machen. Ich bin der Meinung, wir machen mit diesem Programm unsere Schulen zukunftsfit – ein wichtiger Baustein auf dem Weg, dass wir auch unsere Kinder und Jugendlichen zukunftsfit machen. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
10.01
Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Frau Bundesrätin.
Bei uns eingetroffen ist Herr Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch. – Herzlich willkommen im Bundesrat! (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)
Zu Wort gemeldet ist nun Frau Vizepräsidentin Bundesrätin Doris Hahn. – Bitte sehr.
Bundesrätin Doris Hahn, MEd MA (SPÖ, Niederösterreich): Herr Präsident! Geschätzte Herren Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen im Bundesrat! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause via Livestream und heute auch via ORF, das freut mich besonders! Wenn ich mir die Ausführungen meiner Vorredner so in Erinnerung rufe, auch jene von Kollegin Eder-Gitschthaler, muss ich
sagen: Ich bin ein bisschen skeptisch ob der Tatsache, dass wir offensichtlich in Zukunft hergehen und sagen: Ja, wir geben da ein bisserl Fotovoltaik aufs Dach, und in der Schule ist alles eitel Wonne, alles super, alles toll, und sonst ist eh alles ganz großartig.
Ich muss ganz ehrlich sagen: Mitnichten, dem ist ganz und gar nicht so. Die Presse bestätigt mein Urteil. Ganz aktuell heute, wir lesen es im „Standard“ in einem Kommentar: „Schule, die ewige Baustelle“, steht da geschrieben; oder auch in der „Presse“ zum Thema Schule: „Zu viele Abgänge, zu wenig zusätzliches Personal, verunsicherte Lehrer, verweigerte Projekte: [...] Zahlreiche Probleme verlangen zeitnahe Lösungen.“ Und auch im Leitartikel in der „Presse“ haben wir es ganz deutlich, schwarz auf weiß, stehen: Die Schule wird da als eine „Zweiklassengesellschaft“ bezeichnet.
Insofern muss ich sagen: Ja, der Titel der heutigen Aktuellen Stunde, „Nachhaltig Bauen, energie:bewusst Schule leben“, könnte durchaus nicht aktueller sein, allerdings aus einem ganz anderen Blickwinkel heraus, als ihn der Herr Minister geplant hätte. (Beifall bei der SPÖ.)
Denken wir aber die Schule einmal wirklich als Gebäude, als Gebäudekomplex, als Haus, das es von unten herauf sehr sensibel und nachhaltig zu bauen gilt. Ja, dann sage ich Ihnen: Bauen wir gemeinsam eine Schule, die auf einem stabilen Fundament beruht und aufbaut! Das Fundament – ich glaube, jeder, der ein Haus gebaut hat, weiß das – ist die Grundlage für das gesamte Haus. Dieses Fundament ist in der Bildung etwas, auf das heute noch nicht wirklich eingegangen wurde, außer von meiner Kollegin Daniela Gruber-Pruner, nämlich die Elementarpädagogik. Bildung beginnt nicht erst in der Schule, das vergisst man sehr, sehr häufig. Der Kindergarten ist in Wahrheit die erste Bildungseinrichtung, ist auch als solche wahrzunehmen und auch entsprechend wertzuschätzen. (Beifall bei der SPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky.)
Das heißt, es braucht natürlich genügend Personal, und es braucht vor allen Dingen genügend gut ausgebildetes Personal. Da darf ich schon ein bisschen die
Quereinsteigerpolitik, die man gerade so macht, hinterfragen. Wenn man der Gesellschaft sozusagen verkauft, dass die Arbeit von Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen ein bisschen Spielen und ein bisschen Betreuen ist und viel mehr auch nicht dahintersteckt, dann ist das nur die halbe Wahrheit und entspricht leider nicht der Tatsache. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Himmer: Wer hat denn das gesagt? Wer hat denn das gesagt mit dem Spielen?)
Es braucht eine entsprechende Bezahlung, und es braucht ganz generell entsprechend geeignete Rahmenbedingungen: kleine Gruppengrößen, damit man sich auch entsprechend um die Kinder kümmern und sich ihrer annehmen kann, Unterstützungspersonal, das in vielen Fällen fehlt, und so weiter und so fort.
Erst darauf können dann alle anderen weiterführenden Schularten aufbauen, angefangen natürlich von der einzigen gemeinsamen Schule, die wir in Österreich haben, nämlich der Volksschule, die als solche auch sehr, sehr gut funktioniert. Darauf wiederum fußen die Sekundarstufe, die Universität, bis hin zu alldem, was zum lebenslangen Lernen, zum berufsbegleitenden Lernen gehört, was, glaube ich, sozusagen als vierte Säule im Bildungswesen auch immer vernachlässigt und vergessen wird. Eines dürfen wir natürlich auch nicht vergessen: den Lehrberuf, die Lehre, die polytechnische Schule – all das gehört zu einem gesamten Blick auf das Bildungswesen dazu.
Darum sage ich auch: Bauen wir gemeinsam eine Schule, die vor allem Talente fördert, die Potenzial entfalten lässt, anstatt sich dauernd auf das Ausmerzen von Defiziten zu konzentrieren! (Beifall bei der SPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky.)
Ich habe in Österreich immer wieder das Gefühl, es gibt die verschiedensten dicken, dicken Risse in der Gebäudehülle der Bildungspolitik, und sie werden dann mit ein bisschen neuer Farbe und einem neuen Anstrich ausgebessert, aber die Probleme, die dahinterliegen, werden nicht angeschaut.
Bauen wir also eine Schule, in der es nicht darauf ankommt, wer deine Eltern sind, wo du wohnst, in der es ganz egal ist, welches Einkommen deine Eltern haben! Ganz genau das Gegenteil ist aber in Österreich der Fall: Wir wissen aus vielen, vielen Studien, dass Bildung in Österreich schlicht und einfach Glückssache ist – wo du geboren worden bist, ob du eine Chance auf einen guten Bildungsabschluss hast oder nicht. Ich glaube, diese Glückssache darf es in Österreich nicht mehr sein.
Daher noch eine weitere Forderung: Bauen wir gemeinsam eine Schule, die eben keine teure Nachhilfe nötig macht! (Beifall bei der SPÖ.) Alleine in Niederösterreich geben die Eltern Jahr für Jahr über 15 Millionen Euro für Nachhilfe aus. 26 Prozent brauchen regelmäßig Nachhilfe, und noch einmal so viele bräuchten sie und können sie sich gar nicht leisten.
Das heißt: Bauen wir eine gemeinsame Schule, bauen wir eine ganztägige Schule, im Idealfall verschränkt, mit den unterschiedlichsten Angeboten, bei denen Kreativität dabei ist, soziales Lernen dabei ist und vieles andere mehr! Dann ist Bildung auch nachhaltig, denn gute Bildung und Ausbildung – das wissen wir alle miteinander hier, glaube ich – sind ein ganz wesentlicher Faktor, um ein weitgehend gesundes, geglücktes, glückliches, selbstbestimmtes Leben zu führen. Daher sind auch Investitionen in die Bildung aus meiner Sicht so wesentlich.
In diesem Zusammenhang muss ich schon sagen, dass ich immer wieder schockiert bin, wenn ich mir anschaue, was in Niederösterreich da so passiert. Da wird im Arbeitsprogramm zwischen Schwarz und Blau die Sonderschule festgeschrieben, die UN-Behindertenrechtskonvention völlig ignoriert. Da werden Deutschförderklassen festgeschrieben und noch weiter ausgebaut, obwohl alle Studien sagen, dass sie in dieser Form nichts bringen. (Zwischenruf des Bundesrates Zauner.) Da wird Vielsprachigkeit verhindert, indem die FPÖ fordert, eine Deutschpflicht in den Pausen einzuführen. (Beifall der Bundesrätin Doppler.) Anstatt dass man Vielsprachigkeit als Chance und als Schatz begreift, will man sie auch noch abschaffen.
Das drängendste Problem - - (Bundesrat Spanring: Das ist nur dann eine Chance, wenn man schon Deutsch spricht, Frau Kollegin!) – Hör einmal zu, und dann rede selber! (Bundesrat Spanring: Das ist ein Trauerspiel, dass du Direktorin einer Schule bist!) – Ja, Herr Kollege, das mit dem guten Benehmen hat man bei dir im Bildungssystem offensichtlich vergessen (Bundesrat Spanring: Ich hab’ wirklich Angst davor, dass ...!), aber gut, das ist dein Problem, nicht meines. (Beifall bei der SPÖ.)
Das drängendste Problem der FPÖ ist ja die Jogginghose im Unterricht. (Zwischenruf der Bundesrätin Doppler.) Also da muss ich auch sagen: Nicht nur der Bildungsminister hat das Problem in der Bildung nicht erkannt, sondern auch die FPÖ hat es nicht erkannt. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Leinfellner: Na Gott sei Dank gibt’s ...!)
Eines möchte ich Ihnen aber trotzdem noch auf den Weg mitgeben. Herr Minister, ich darf Sie daran erinnern, auf Ihrer eigenen Homepage haben Sie die Unesco-Schwerpunkte im Bereich Bildung notiert (Bundesrat Spanring: Wie lang wart ihr Bildungsminister? Wie lange?): „Bildung ist die Grundvoraussetzung für Frieden, Demokratie“ (neuerliche Zwischenrufe bei der FPÖ) – ja, ein bissl Atem schöpfen, dann geht es wieder (Heiterkeit der Bundesrätin Grimling) – „und die Überwindung von Armut und bildet die Basis für nachhaltige Entwicklung, die Erreichung der Chancengleichheit der Geschlechter, die Verringerung der Kindersterblichkeit und des globalen Bevölkerungswachstums. Bildung ist das Schlüsselthema der Zukunft“. (Zwischenruf der Bundesrätin Doppler.)
In diesem Sinne darf ich Ihnen meine Bitte mitgeben, sich darum wirklich zu kümmern und nicht nur sozusagen Schlagworte zu liefern.
Als Schulleiterin, als Lehrerin (Bundesrat Spanring: Die Zeit ist schon lang vorbei! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ) darf ich den Schülerinnen und Schülern, den Lehrerinnen und Lehrern, aber auch den Eltern (Bundesrat Bernard: Was ist denn das?) im Osten ab morgen wunderbare Ferien wünschen, gute Erholung. (Ruf bei der FPÖ: Haben wir eine Geschäftsordnung?) Den
Pädagoginnen und Pädagogen meinen herzlichsten Dank für ihr Engagement, denn nur durch ihr Engagement funktioniert Schule trotz allem so gut! (Beifall bei der SPÖ sowie der Bundesrätin Kittl.)
10.09
Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Frau Bundesrätin.
Zu Wort gemeldet ist nun Herr Bundesrat Markus Leinfellner. – Bitte, Markus. (Bundesrat Kornhäusl: Auf die Zeit aufpassen, Markus!)
Bundesrat Markus Leinfellner (FPÖ, Steiermark): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Zuseher und Zuhörer! Hohes Haus! Liebe Österreicher! Also ganz ehrlich, Herr Bundesminister, das Thema haben Sie sich nicht selbst ausgesucht, oder? (Heiterkeit bei der FPÖ.) Bei dieser Begeisterung, mit der Sie das heute vorgetragen haben, können Sie sich das nicht selbst ausgesucht haben. Es ist aber zumindest ein Beweis dafür, wer in dieser Bundesregierung die Hosen anhat: Das ist anscheinend nicht mehr die ÖVP. Das Thema so auszuwählen – also ihr lasst euch ja wirklich von einer Weltuntergangssekte mit ein paar Prozent durch die Ministerien führen! Das ist ja unglaublich. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf der Bundesrätin Miesenberger.)
In diesem Zusammenhang darf man sich schon fragen: Dürfen Sie die Probleme nicht mehr sehen? Wollen Sie die Probleme in Ihrem Ressort nicht sehen? Sehen Sie die Probleme in Ihrem Ressort wirklich nicht? – Letzteres glaube ich nicht, ich glaube eher, Sie dürfen sie nicht sehen, und Probleme gibt es ja wirklich genug.
Probleme gibt es in Ihrem Ressort wirklich genug. Es ist ja schon einiges angesprochen worden, zum Beispiel dass die Kinder nicht mehr sinnerfassend lesen können. Daran sind nicht Sie alleine schuld, Sie hatten auch Vorgänger. Grund dafür ist, dass wir die Schulen zugesperrt haben. Das wissen Sie inzwischen selbst auch, dass man die offen lassen hätte sollen. Die Kinder
können nicht mehr sinnerfassend lesen – ein Problem in Ihrem Ressort! Energieeffizienz, nachhaltig Bauen, das ist auch wichtig, ja, aber ich glaube, das Lesen wäre natürlich etwas wichtiger. (Beifall bei der FPÖ.)
Das Gehaltschaos bei den Lehrern, ein Lehrkräftemangel: Na, da sind die Probleme in Ihrem Ressort zu Hause, da sind die Probleme zu Hause!
Und: Wer sind denn zum Großteil die Schulerhalter? – Das sind die Gemeinden, Herr Bundesminister. Bei Volksschulen und dergleichen sind zum Großteil die Gemeinden die Schulerhalter, und Sie schwadronieren hier von Energieeffizienz und davon, nachhaltig Schulen zu bauen. – Das ist etwas, das vielleicht wichtig ist, aber ganz sicher kein Thema für eine Aktuelle Stunde, Herr Bundesminister! (Beifall bei der FPÖ.)
Wissen Sie, was auch wesentlich ist? – Wesentlich sind auch die Lernziele, die in allen Schulklassen, in allen Jahrgängen verankert sind, und das Abarbeiten dieser Lernziele. Ich weiß nicht, wie lange wir schon über dieses externe Personal diskutieren, das gerade in Volksschulen bei der Sexualerziehung von Volksschulkindern eingesetzt wird. Ich weiß nicht, wie viele Anfragebeantwortungen wir von Ihnen haben, in denen Sie sagen: Die Aufsichtspflicht liegt natürlich bei der Schule, bei der Lehrerin! Wie schaut es denn in der Realität aus? – In der Realität holt man irgendwelche Vereine, von denen man gar nicht weiß, woher sie kommen, in die Schule, und kein Mensch, keine Lehrerin befindet sich in dieser Klasse.
Und dazu habe ich noch eine Frage, wenn das – Unterricht mit externem Personal – in der Unterrichtszeit stattfindet: Vielleicht habe ich es nicht mitgekriegt, aber haben Sie in Österreich die Schulgeldfreiheit abgeschafft? Wie kann es sein, dass Eltern für Kinder in einer Pflichtschule für dieses externe Personal, für Lernziele, die in einem Schuljahr in einer Pflichtschule verankert sind, einen bestimmten Betrag zahlen müssen? Haben Sie sie abgeschafft? Haben Sie die Schulgeldfreiheit in Österreich abgeschafft oder pfeifen inzwischen Ihre eigenen
Mitarbeiter schon auf die Vorgaben Ihres Ministeriums, Herr Bundesminister? (Beifall bei der FPÖ.)
Ich erinnere mich, es ist gar nicht so lange her, dass wir darüber diskutiert haben, ob das Kreuz im Klassenzimmer bleiben darf oder nicht. Jetzt fängt man damit an, in Volksschulen – in Volksschulen! – interreligiöse Feierlichkeiten zum Schulschluss abzuhalten. Ich frage mich, ob sich unsere römisch-katholischen, evangelischen, christlichen Kinder auf einem Gebetsteppich hinknien müssen. – Unter Ihrer Führung passiert das, Herr Bundesminister, aber das Kreuz in den Schulen soll weg?! (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Schreuder: Bitte!)
Ich habe in diesem Haus jetzt schon einige Bildungsminister mitgemacht, aber dass man in Volksschulen Drag-Queen-Lesungen durchführt, das ist bei Ihnen erstmals passiert. Diese Frühsexualisierung, diese Verschwulung unserer Kinder bereits in der Volksschule (Ruf bei der FPÖ: Bravo!), das ist ja schlicht und ergreifend unerträglich, Herr Bundesminister! (Beifall bei der FPÖ.)
Wie Sie sehen, gibt es sehr, sehr viele Probleme gerade in Ihrem Ressort. Ob Sie hier jetzt wirklich Themen der Klimaministerin aufgreifen müssen, das weiß ich nicht, das ist Ihre Prioritätenreihung.
Mir geht langsam die Redezeit aus, ich glaube aber, dass es völlig sinnlos ist, mit Ihnen über diese wichtigen und wesentlichen Themen in den Schulen und im Bildungssystem zu sprechen. Ich denke, das besprechen wir mit Ihrem Nachfolger, der ja hoffentlich früher als erwartet kommen wird. Bei Ihnen ist Hopfen und Malz verloren. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)
10.15
Präsident Günter Kovacs: Danke, Herr Bundesrat.
Zu Wort gemeldet ist nun Frau Bundesrätin Simone Jagl. – Bitte, Frau Bundesrätin.
10.15
Bundesrätin Simone Jagl (Grüne, Niederösterreich): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Willkommen hier im Haus, liebe Besucherinnen und Besucher! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher via Livestream zu Hause! Energiebewusst Schule leben – Projekte wie dieses gehen von der Idee aus, dass durch die Arbeit in der Schule in Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für verschiedene Themen gefördert wird, in diesem Fall dafür, wie wir mit den endlichen Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, in Zukunft besser haushalten können. Dass wir das müssen, ist nicht erst seit der Energiepreiskrise evident. Das ist eine wesentliche Voraussetzung, um Klimaschutzziele zu erreichen, und somit essenziell wichtig für die Zukunft der jungen Leute, und darum geht es heute in der Aktuellen Stunde.
Bei allen berechtigten Hinweisen auf Punkte, die wir im Bildungssystem verbessern müssen, ist das also ein bisschen eine Themenverfehlung, vor allem von FPÖ-Seite und teilweise auch von der SPÖ.
Gerade an die FPÖ, weil Kollege Leinfellner vorhin von sinnerfassendem Lesen gesprochen hat (Bundesrat Leinfellner: Wieso? Hast du dich verlesen auf deinem Zettel?): Ihr habt in letzter Zeit bewiesen, dass ihr euch mit sinnerfassendem Zuhören ein bisschen schwertut. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP. – Ah-Rufe und weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Mein Kollege Adi Gross hat vorhin gemeint, dass es „kaum etwas pädagogisch Wirksameres“ gibt als gut informierte junge Menschen. Dem kann ich nur zustimmen. Sehr gut kann ich mich daran erinnern, mit welcher Vehemenz und Ausdauer ich als Kind die Einführung von gewissenhafter Mülltrennung in meiner Familie eingefordert habe, nachdem ich erstmals in der Schule mit dem Thema in Berührung gekommen bin und von wachsenden Müllbergen erfahren habe.
Während für Kinder und Jugendliche die Familie oft der Rahmen ist, in dem sie ihre Grenzen austesten und Widerstand üben, stehen sie dem, was Pädagoginnen und Pädagogen zu vermitteln haben, oft etwas aufgeschlossener gegenüber – das ist zumindest die Erfahrung, die ich gemacht habe. Sie treten somit als Multiplikator:innen für wichtige Zukunftsthemen in den Familien, in ihren Peergroups und somit in der Gesellschaft auf. Insofern kommt den Schulen in der Bewusstseinsbildung der jungen Menschen ein ganz besonderer Stellenwert zu.
Wie informiert, reflektiert und engagiert junge Menschen sind, zeigen die Forderungen im aktuellen Bericht der Bundesschüler:innenvertretung. Dieser umfasst nämlich sieben Anträge des österreichischen Schülerparlaments, darunter den Punkt klimaoptimistische Schule, Forderungen nach Etablierung klimafreundlicher Maßnahmen in der Schule. Da geht es unter anderem um Forderungen wie ein plastikfreies Buffet, leistbares und nachhaltiges Essen, Etablierung von Trinkbrunnen statt Getränkeautomaten, Verbesserung der Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und auch hohe ökologische Standards bei Schulneubauten. All diese Bereiche zeigen ganz deutlich die Vorbildwirkung der Schulen, eben auch im Bereich der ökologischen Standards bei Schulbauten.
Es gibt diesen Fünfpunkteplan des Bildungsministeriums und der BIG, von dem wir schon gehört haben – Kollegin Wolff hat das zu Beginn schon ausführlich erklärt –, für energieeffizientes Bauen und Sanieren von Bundesschulen. Das ist ein wichtiger Schritt, und es müssen weitere Schritte folgen, denn die Schulen, bei denen der Bund Schulerhalter ist, machen nur einen Bruchteil der Schulgebäude in Österreich aus.
Kollege Gross hat von dem vorbildlichen Schulgebäude in Hittisau berichtet. Ich habe den Bericht nach eurem Ausflug nach Vorarlberg sehr aufmerksam gelesen. Es ist gut, dass es solche Best-Practice-Beispiele gibt.
Ich kenne leider auch Bad-Practice-Beispiele. In unserer Gemeinde soll demnächst die Volksschule saniert und erweitert werden. In Vorbereitung darauf haben einige Gemeinderät:innen Schulen der Umgebung besucht. Dabei ist mir aufgefallen, wie wenig klima- und somit energiebewusst selbst neue Schulen oft gebaut werden (Bundesrat Steiner: Aber die Frau Minister Gewessler ist doch ...! – Zwischenruf der Bundesrätin Doppler), denn klimaangepasstes Bauen ist energiebewusstes Bauen.
Architektonisch machen diese Schulgebäude schon etwas her, bei näherem Hinsehen fehlt es allerdings oft an einigen Ecken und Enden. Schlechte Raumklimatisierung – wir haben heute schon gehört, wie wichtig gute Raumklimatisierung für ein gutes Lernklima ist – führt oft dazu, dass ganze Schulen, neue Schulen – neue Gebäude! – in den warmen Frühsommertagen oder -monaten zu Saunas werden, was wirklich nicht gut ist, da so ein effizientes, konzentriertes Arbeiten dort kaum möglich ist. Die Gebäude müssen dann im Nachhinein oft mit Klimaanlagen nachgerüstet werden. Hitzeschutz in Form natürlicher Beschattung und Begrünung oder andere Klimaanpassungsmaßnahmen gibt es teilweise gar nicht oder nur in unzureichendem Ausmaß. Es muss also noch vieles geschehen. Die Länder sind da dringend gefordert, gute Rahmenbedingungen zu schaffen.
Mit der Initiative Energiebewusst in der Schule ist in puncto Energieeffizienz und Nachhaltigkeit schon ganz viel geschehen; da ist schon ganz viel auf Schiene und wird auch laufend ergänzt. Zum Beispiel ist der Bereich energiebewusst schon in der Eduthek etabliert worden (Zwischenruf des Bundesrates Steiner), und dieser wird von Pädagoginnen und Pädagogen auch ausgiebig genutzt. (Bundesrat Steiner: Gewessler, Klimaanlage ...!) Dieser Bereich wird laufend ausgebaut, um mehr Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte zu den Themen Energieeffizienz, Umweltschutz und Nachhaltigkeit anbieten zu können. (Zwischenruf des Bundesrates Steiner.)
Es werden verbindlich schulstandortsspezifische nachhaltige Maßnahmen (Bundesrat Spanring: Gewessler, Klimaanlage!) zum Energiesparen unter
Einbeziehung der Schulpartner erarbeitet. Weitere Aus-, Fort- und Weiterbildungen, Bildungsveranstaltungen im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz für Lehrkräfte werden etabliert. Die Zahl der sogenannten Ökologschulen wird bis 2030 deutlich erhöht. Das sind derzeit circa 700 Schulen aller Schularten und 13 pädagogische Hochschulen, in denen Lehrer:innen, Studierende und Schüler:innen gemeinsam an wichtigen Zukunftsthemen (Zwischenruf des Bundesrates Steiner) wie Ökologie, nachhaltige Wirtschaft und soziale Belange arbeiten.
Es ist heute auch schon erwähnt worden: der Wettbewerb. Energiebewusst im All- - (Bundesrat Steiner: Die 5 Minuten sind aus, das geht nicht!)
Präsident Günter Kovacs: Bitte die Redezeit beachten! (Bundesrat Steiner: Die 5 Minuten sind aus! – Anhaltende Rufe und Gegenrufe zwischen Bundesrät:innen von FPÖ und ÖVP.)
Bundesrätin Simone Jagl (fortsetzend): Ja, gut. – Schule hat eine wichtige Vorbildfunktion. Dieser Vorbildfunktion kann sie dann gut nachkommen, wenn wir gute Rahmenbedingungen dafür liefern. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)
10.22
Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Bundesrätin.
Zu Wort gemeldet ist nun Herr Mag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky. – Bitte, Herr Bundesrat. (Rufe und Gegenrufe zwischen Bundesrät:innen von FPÖ und ÖVP.)
Bundesrat MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky (NEOS, Wien): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! (Bundesrat Spanring: Also ich kann mich erinnern, wir sind ... von den Schwarzen abgedreht worden, wenn wir überzogen haben!) Herr Bundesminister, Sie – oder Ihr Kabinett – haben sich heute ein vermeintliches Wohlfühlthema für die Aktuelle Stunde ausgesucht. Sie wollen damit den Themen ausweichen, die eigentlich die drängenderen Themen, die großen Baustellen in Ihrem Ressort wären. (Bundesrat
Himmer: Abschaffung des Bundesrates wäre ein dringendes Thema!) „Die Presse“ hat heute folgenden Aufmacher zu diesem Thema: „Österreichs Bildungslücken [...] Zahlreiche Probleme verlangen zeitnahe Lösungen“.
Es geht nämlich bei den wirklich größeren Baustellen in Ihrem Ressort nichts weiter, beim Thema Personalmangel – sowohl Lehrpersonal als auch Assistenzpersonal; darauf werde ich noch näher eingehen –, beim ideologischen Holzweg Deutschförderklassen und beim Hinausschieben des elften und zwölften Schuljahres für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, was gerade erst wieder im Nationalratsausschuss vertagt worden ist.
Wir NEOS – unsere Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre – haben eine Bildungstour begonnen, bei der wir zuhören, bei der wir uns verschiedene Einrichtungen und Institutionen anschauen, bei der wir wissen wollen, was an den Schulen tatsächlich gebraucht wird und was die Schulen nicht brauchen.
Unter der Initiative Talente blühen! haben wir bei einem anerkannten Institut eine Befragung in Auftrag gegeben. 700 Lehrerinnen und Lehrer wurden befragt. (Bundesrat Steiner: Karmasin!) Das Ergebnis dessen: Die Bürokratie verhindert Bildung und bricht Flügel.
In der Befragung haben neun von zehn befragten Lehrerinnen und Lehrern angegeben, dass dringend etwas verändert gehört, um den Arbeitsalltag zu verbessern. Die Antwort, was verändert gehört, ist auch eindeutig: Mehr als die Hälfte der Befragten wünscht sich weniger Bürokratie und Verwaltungsaufwand und will administrative Entlastung. Auf die Frage, ob es Tätigkeiten gibt, die viel Zeit in Anspruch nehmen und wenig Nutzen haben, sagen 90 Prozent klar Ja.
Wir haben weiter nachgefragt: Was sind denn die Tätigkeiten, die wenig bringen und viel Zeit in Anspruch nehmen? – Die Antwort: Administration und Bürokratie. 57 Prozent der Befragten, also wieder deutlich mehr als die Hälfte, haben das geantwortet. Weitere 19 Prozent geben Dokumentation und Protokolle, also ebenfalls bürokratische Tätigkeiten, an. Der Schmerz der Lehrerinnen und
Lehrer ist eindeutig, und Sie wundern sich dann, warum wir einen Lehrerinnen- und Lehrermangel haben.
Daher fordern wir folgende drei Punkte, um die Bürokratie in den Schulen zu reduzieren und den Pädagoginnen und Pädagogen so zu ermöglichen, sich um ihre Kernaufgaben zu kümmern:
Punkt eins: autonome Schule nach dem Prinzip Vertrauen statt Kontrolle. Ein Beispiel dafür wäre das Bildungswesen in Finnland. Das Ministerium und die Bildungsdirektionen sollen Serviceeinrichtungen werden, Dinge ermöglichen und vom Kontrollorgan wegkommen. Die Lehrerinnen und Lehrer kennen die Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler am besten. Sie können mit mehr Autonomie besser darauf reagieren. Die endlosen Dokumentations- und Berichtspflichten würden dann entfallen.
Punkt zwei: eine digitale und userfreundliche Schule. Es ist absurd, dass es mehrere Verwaltungssysteme gibt – in jedem Bundesland ein anderes. Das ist administrativer Unfug und finanzieller Wahnsinn, eine Steuergeldverschwendung erster Güte.
Ein absurdes Highlight ist, dass die Zahl der ukrainischen Schülerinnen und Schüler wöchentlich erhoben werden muss. Niemand weiß, was mit diesen Zahlen passiert.
Auch da können wir von den Besten lernen, Beispiel Estland: Dort gibt es einfache Strukturen, Automatisierung und die userfreundlichen Oberflächen erleichtern den Arbeitsalltag. Das Ministerium fragt nur das absolut Notwendige ab, weil es seiner Aufgabe als Steuerungseinrichtung nachkommt.
Punkt drei: Jede und jeder wird dort eingesetzt, wofür sie oder er ausgebildet ist. Die Lehrerinnen und Lehrer arbeiten als Lehrerinnen und Lehrer. Sie unterrichten und begleiten junge Menschen ins Leben. Die Verwaltungskräfte kümmern sich um die Verwaltung. Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter und die Schulpsychologinnen und Schulpsychologen kümmern sich in ihren Bereichen
um die Schülerinnen und Schüler. Die Lehrerinnen und Lehrer wollen nämlich Lehrerinnen und Lehrer werden und sein und nicht Sozialarbeiter oder Schulpsychologin. Zur weiteren Unterstützung bekommen die größeren Schulen ein mittleres Management, das die Schulleitung unterstützt.
All diese Punkte besprechen und diskutieren wir auch auf unserer Bildungstour direkt mit den Leuten, die in den Klassen stehen, die in den Schulen arbeiten, aber auch mit Experten von den PHs, Unis, Gewerkschaften, Elternverbänden, NGOs im Bildungsbereich. Wir bekommen die sehr positive Rückmeldung: Vielen Dank, dass Sie uns fragen, das macht sonst niemand!
Zusammengefasst: Weg mit unnötiger Bürokratie, freispielen der Lehrer, eine autonome Schule ermöglichen, jede und jeder wird dort eingesetzt, wofür sie oder er ausgebildet ist! – Nur so kann die Schule ein Ort werden, an dem die Schülerinnen und Schüler gerne lernen und die Lehrerinnen und Lehrer gerne arbeiten. Nur so können wir jedem Kind die Flügel heben. Dafür setzen wir uns ein. – Vielen Dank. (Beifall bei Bundesrät:innen der SPÖ.)
10.28
Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Herr Bundesrat.
Zur Abgabe einer abschließenden Stellungnahme hat sich der Herr Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm und darf bitten, die Redezeit von 5 Minuten nach Möglichkeit einzuhalten.
Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich werde mich kurzfassen, ich werde nicht auf alle Punkte eingehen können. Ich möchte trotzdem noch einmal daran erinnern, dieses Thema nicht gering zu schätzen. Jeden Tag gehen 1,2 Millionen Kinder und Jugendliche und über 120 000 Lehrpersonen in die Schulen. Sie verdienen es auch, dass sie in Schulgebäude gehen, die entsprechend
gut ausgestattet sind, die aber auch entsprechend nachhaltig und klimaschonend sind. Damit tragen alle ihren Anteil dazu bei, dass wir Ressourcen schonen und auch etwas dazu beitragen, den CO2-Fußabdruck zu verringern. (Ruf bei der SPÖ: Ja eh!) Das soll man einfach nicht gering schätzen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Und ja, wir haben verschiedene Themen im Schulbereich. Wir sind auf vielen Ebenen aktiv dabei, Dinge zu verbessern. Das, was mich jedes Jahr am Ende eines Schuljahres trifft, ist das generelle Schlechtmachen des gesamten Schulsystems, dieses generelle, klischeehafte Zerreden der zahllosen Leistungen, die die Kinder und Jugendlichen jeden Tag in den Schulen erbringen.
Die Leistungen, die die Lehrerinnen und Lehrer erbringen, aufgrund von zum Teil willkürlich herausgegriffenen Einzelfällen schlechtzumachen, das haben sich unsere Lehrerinnen und Lehrer nicht verdient. (Bundesrätin Schumann: Das ist nicht das Problem! Die Strukturproblematik ist das Problem!) Die leisten jeden Tag hervorragende Arbeit. Ich denke, es würde gut anstehen, das auch hin und wieder einmal zu betonen. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf bei der SPÖ.)
Lassen Sie mich nur auf zwei oder drei Punkte eingehen, weil gerade der Bedarf an Lehrerinnen und Lehrern angesprochen worden ist: Ja, wir haben einen Lehrkräftebedarf, aber dieser Lehrkräftebedarf ist aus vielen Gründen entstanden. Er ist daraus entstanden, dass wir zu den normalen Pensionierungswellen in den letzten Jahren eine zusätzlich verstärkte Pensionierungswelle dazubekommen haben und dass die Zahl der Personen, die nur mehr Teilzeit unterrichten wollen, aus verschiedenen Gründen größer geworden ist – Stichwort Work-Life-Balance, Stichwort mehr Interesse auch an anderen Bereichen. (Bundesrätin Schumann: Nein, Überlastung!)
Es geht nicht nur uns so, das sehen wir so auch in Deutschland, in Slowenien und, und, und. Das ist kein österreichisches Problem, das ist ein generelles, europäisches Problem. Deshalb habe ich eine umfangreiche Initiative gestartet,
um gerade diesem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, auf vielen Ebenen. (Vizepräsident Himmer übernimmt den Vorsitz.)
Wir haben Programme für den Quereinstieg entworfen. Ja, ich weiß, das ist natürlich nur eine Ergänzung, aber es ist eine wichtige Ergänzung. Wir haben das Personalmanagement deutlich verbessert. Wir haben einheitliche Bewerbungstermine für die Bundesschulen geschaffen, um effizienter und rascher planen zu können. Wir werden die Lehrerinnen- und Lehrerausbildung grundlegend reformieren. Wir werden sie für die Sekundarstufe verkürzen. Wir werden sie einheitlich auf einen dreijährigen Bachelor umstellen. (Bundesrätin Hahn: Das heißt, wir kommen wieder zurück zur Pädagogischen Akademie anno 1976 ...!) Damit wird auch das Studium wieder deutlich attraktiver werden und wir werden wieder mehr junge Menschen dafür gewinnen. (Bundesrätin Hahn: ... die Pädak gar nicht so schlecht ...!)
Was den Bürokratieaufwand angeht: Wir sind in regelmäßigem intensivem Austausch mit den Standesvertretungen. Nicht zuletzt auf Basis der Vorschläge aus den Standesvertretungen heraus sind bereits zwei Entbürokratisierungswellen gestartet worden und wir werden auch eine dritte vornehmen – ja! –, damit die Lehrerinnen und Lehrer wieder das tun können, wofür sie in die Schulen gegangen sind, wofür sie Lehrerinnen und Lehrer geworden sind, nämlich unterrichten.
Was bereits angesprochen worden ist: Dafür braucht es aber auch das entsprechende unterstützende Personal. Dazu brauchen wir mehr pädagogische Assistenz in den Schulen. (Bundesrätin Hahn: Aber bitte keine Militär...! Das wäre falsch verstanden!) Das ist nichts Neues, das wissen wir aufgrund von OECD-Studien. Österreich ist, was die pädagogische Assistenz angeht, unter den Schlusslichtern in Europa, und diese Forderung wird von vielen erhoben.
Deshalb werden wir ein neues System einführen. Es geht nicht darum, die Freizeitpädagoginnen und -pädagogen irgendwo einzuschränken. Es geht nicht
darum, die Arbeitsbedingungen der Freizeitpädagoginnen und Freizeitpädagogen zu verschlechtern (Bundesrätin Hahn: Ja, aber zu billigen Lehrkräften ...!), sondern im Gegenteil: Wir werden ein neues, ein wirklich neues, großes System schaffen, indem wir eine Ganztagsschule dadurch ermöglichen, dass wir den Bereich der Freizeitpädagogik in den allgemeinen Schulbereich bringen. (Zwischenruf der Bundesrätin Hahn. – Bundesrätin Schumann: Die verdienen 300 Euro weniger!)
Wir schaffen dadurch mehr Flexibilität, wir schaffen völlig neue Berufsbilder (Bundesrätin Hahn: Ja, billige Arbeitskräfte! – Bundesrätin Schumann: Billige Hilfs...! ... 300 Euro weniger!), und es ist selbstverständlich, dass die Personen, die jetzt im System sind, weiterhin die entsprechenden Arbeitsbedingungen haben und entsprechend die weiteren Gehaltsbedingungen haben. Das ist selbstverständlich. (Ruf bei der SPÖ: Das stimmt nicht!) Kein Mensch hatte vor, das je zu machen. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen. – Bundesrat Steiner: ... Impfpflicht einzuführen! Niemand ...!)
Es ist sehr gut, was in vielen Bereichen passiert. Wir haben mit der digitalen Grundbildung ein eigenes Unterrichtsfach geschaffen. Wir haben mit der angewandten Ethik ein eigenes Unterrichtsfach für jene Kinder geschaffen, die – aus welchen Gründen immer – keinen Religionsunterricht besuchen können oder wollen.
Auch was das elfte und zwölfte Schuljahr angeht: Wir haben ja gesehen, dass der Großteil der Anträge, die abgelehnt worden sind, dass die Menschen, die am meisten darunter gelitten haben, in Wien waren. Weit über 80 Prozent der Anträge in Wien wurden aus pädagogischen Gründen abgelehnt. Ich habe deshalb die Bildungsdirektion angewiesen, dass solche Anträge künftig mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung entsprechend abzusprechen sind. Seitdem wurde in der Stadt Wien kein einziger Antrag auf das elfte und zwölfte Schuljahr mehr abgelehnt, kein einziger Antrag mehr! Wir sind da also rasch tätig geworden. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)
Sie sehen, es passiert viel, und ja, es wird weiterhin viel passieren müssen. Wir werden aber gerade im Schulbereich nur dann gemeinsam zu Lösungen kommen, wenn wir die Diskussionen auf Basis von Fakten emotionslos, kritisch-konstruktiv führen, und darum würde ich Sie alle ersuchen.
Am Ende des Schuljahres möchte ich mich bei all jenen bedanken, die jeden Tag in die Schule gegangen sind. Das sind die Lehrerinnen und Lehrer, das ist das gesamte unterstützende Personal, das sich jeden Tag um das Wohl unserer Kinder und Jugendlichen kümmert. Weiters möchte ich mich auch bei den Eltern, den Familien, den Großeltern, den Verwandten, die sich um die Kinder und Jugendlichen kümmern, bedanken. Und nicht zuletzt möchte ich allen Schülerinnen und Schülern schöne Ferien wünschen. – Liebe Schülerinnen und Schüler! Liebe Kinder und Jugendliche! Ihr habt euch schöne Ferien verdient, genießt sie! (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie des Bundesrates Fischer.)
10.35
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Die Aktuelle Stunde ist damit beendet.
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Hinsichtlich der eingelangten und verteilten Anfragebeantwortungen,
der Schreiben des Ministerratsdienstes betreffend den Aufenthalt des Bundeskanzlers und von Mitgliedern der Bundesregierung in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union und
der Zurückziehung des Selbständigen Entschließungsantrages 381/A(E)-BR/2023
verweise ich auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung gemäß § 41 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Bundesrates, die dem Stenographischen Protokoll dieser Sitzung angeschlossen wird.
Ebenso verweise ich hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen im Sinne des § 19 Abs. 1 der Geschäftsordnung auf diese gemäß § 41 Abs. 1 der Geschäftsordnung im Sitzungssaal verteilte Mitteilung, die dem Stenographischen Protokoll dieser Sitzung angeschlossen wird.
Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:
A. Eingelangt sind:
1. Anfragebeantwortungen
(Anlage 1) (siehe auch S. 11)
2. Schreiben des Bundeskanzleramtes
betreffend die Neufestsetzung der Zahl der von den Ländern in den Bundesrat zu entsendenden Mitglieder gemäß Art. 34 Abs. 2 und 3 B-VG aufgrund der Entschließung des Bundespräsidenten vom 20. Juni 2023, deren Gegenzeichnung durch den Bundeskanzler sowie deren anschließende Kundmachung am 26. Juni 2023 erfolgt ist (Anlage 2)
3. Aufenthalt eines Mitgliedes der Bundesregierung in einem anderen Mitgliedsstaat der Europäischen Union
Schreiben des Ministerratsdienstes betreffend den Aufenthalt von Herrn Bundeskanzler Karl Nehammer, MSc von 28. (nachmittags) bis 30. Juni 2023 in Belgien, wobei seine Angelegenheiten im Bundesrat Frau Staatssekretärin im Bundeskanzleramt Claudia Plakolm wahrnehmen wird (Anlage 3)
Schreiben des Ministerratsdienstes betreffend den Aufenthalt von Frau für EU und Verfassung Mag. Karoline Edtstadler am 27. Juni in Belgien und am 28. (abends) und 29. Juni 2023 in Deutschland, wobei ihre Angelegenheiten im Bundesrat am 29. Juni 2023 Herr Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek wahrnehmen wird (Anlage 4)
Schreiben des Ministerratsdienstes betreffend den Aufenthalt von Frau Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien MMag. Dr. Susanne Raab am
28. und 29. Juni 2023 in Frankreich, wobei ihre Angelegenheiten im Bundesrat Herr Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Mag. Alexander Schallenberg, LL.M. wahrnehmen wird (Anlage 5)
4. Schreiben des Landtages
Schreiben des Salzburger Landtages betreffend Wahl von Mitgliedern und Ersatzmitgliedern des Bundesrates (Anlage 6)
5. Zurückziehung eines Selbständigen Antrages
Zurückziehung des Selbständigen Entschließungsantrages 381/A(E)-BR/2023 der Bundesräte Mag. Daniela Gruber-Pruner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wissen über Datenschutz und Datensicherheit für Kinder und Jugendliche ausbauen!
B. Zuweisungen
1. Gesetzesbeschlüsse (Beschlüsse) des Nationalrates
(siehe Tagesordnung)
2. Vorlagen der Bundesregierung oder ihrer Mitglieder
Bericht des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft betreffend Tourismus in Österreich 2022 (III-822-BR/2023)
zugewiesen dem Ausschuss für Tourismus, Kunst und Kultur
Verkehrstelematikbericht 2023, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-823-BR/2023)
zugewiesen dem Ausschuss für Verkehr
Bericht der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie über technische Unterwegskontrollen im Jahr 2022 (III-824-BR/2023)
zugewiesen dem Ausschuss für Verkehr
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Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Eingelangt sind und den zuständigen Ausschüssen zugewiesen wurden jene Beschlüsse des Nationalrates beziehungsweise jener Entschließungsantrag, die beziehungsweise der Gegenstand der heutigen Sitzung sind beziehungsweise ist.
Die Ausschüsse haben ihre Vorberatungen abgeschlossen und schriftliche Ausschussberichte erstattet.
Ich habe die zuvor genannten Verhandlungsgegenstände,
die Wahl eines/einer 1. Schriftführers/Schriftführerin und eines/einer 3. Schriftführers/Schriftführerin für den Rest des 1. Halbjahres 2023,
den Entschließungsantrag 380/A(E)-BR/2023 der Bundesräte Mag. Daniela Gruber-Pruner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wissen über Datenschutz und Datensicherheit für Kinder und Jugendliche ausbauen!,
die Wahl eines Ersatzmitgliedes in die Parlamentarische Versammlung des Europarates sowie
die Wahl der beiden Vizepräsident:innen und Schriftführer:innen und Ordner:innen für das 2. Halbjahr 2023
auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung gestellt.
Wird zur Tagesordnung das Wort gewünscht? – Ich sehe, das ist nicht der Fall.
Behandlung der Tagesordnung
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Aufgrund eines mir zugekommenen Vorschlages beabsichtige ich, die Debatten über die Tagesordnungspunkte 3 bis 5 unter einem zu verhandeln.
Erhebt sich dagegen ein Einwand? – Das ist nicht der Fall.
Wir gehen damit in die Tagesordnung ein.
Wahl eines/einer 1. Schriftführers/Schriftführerin und eines/einer 3. Schriftführers/Schriftführerin für den Rest des 1. Halbjahres 2023
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Wir gelangen zum 1. Punkt der Tagesordnung.
Wir kommen nunmehr zur Wahl eines 1. Schriftführers oder einer 1. Schriftführerin und eines 3. Schriftführers oder einer 3. Schriftführerin für den Rest des 1. Halbjahres 2023.
Es liegt mir der Vorschlag vor, die Mitglieder des Bundesrates Silvester Gfrerer als 1. Schriftführer und Marlies Doppler als 3. Schriftführerin für den Rest des 1. Halbjahres 2023 zu wählen.
Falls kein Einwand erhoben wird, nehme ich diese Wahl unter einem vor. – Ich sehe, es wird kein Einwand erhoben.
Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Wahlvorschlag ihre Zustimmung geben, um ein Handzeichen. – Ich stelle Stimmeneinhelligkeit fest. Der Wahlvorschlag ist somit angenommen.
Ich frage die Gewählten, ob sie die Wahl annehmen.
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(Die Bundesrät:innen Silvester Gfrerer und Marlies Doppler bedanken sich und nehmen die Wahl an.)
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Ich bedanke mich und gratuliere.
Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über einen Ausgleich inflationsbedingt hoher Lebenshaltungs- und Wohnkosten (Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz-LWA-G) geändert wird (3430/A und 2062 d.B. sowie 11246/BR d.B. und 11250/BR d.B.)
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Wir gelangen zum 2. Punkt der Tagesordnung.
Berichterstatterin ist Frau Bundesrätin Simone Jagl. – Ich bitte um die Berichterstattung.
Berichterstatterin Simone Jagl: Herr Vorsitzender! Ich bringe den Bericht des Ausschusses für Familie und Jugend über den Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über einen Ausgleich inflationsbedingt hoher Lebenshaltungs- und Wohnkosten geändert wird.
Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung.
Der Ausschuss für Familie und Jugend stellt nach Beratung der Vorlage am 27. Juni 2023 den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich danke für die Berichterstattung.
Wir gehen in die Debatte ein.
Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Andreas Babler. – Bitte.
Bundesrat Andreas Babler, MSc (SPÖ, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch ich darf mich noch einmal ganz persönlich an die Vorsitzführung des Burgenlandes und an unseren Präsidenten Günter Kovacs wenden und ihm meinen Dank für die hervorragende Vorsitzführung aussprechen. Vielen Dank, lieber Günter! (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesrät:innen der Grünen.)
Gleichzeitig wünsche ich auch dir, Claudia – und das mit der Gewissheit, dass auch du das ebenso perfekt machen wirst –, alles Gute und viel Kraft.
Ich möchte heute mit einer aktuellen Zahl beginnen: Vor zwei Tagen hat der Internationale Währungsfonds – bekannterweise ist das ja keine sozialistisch-sozialdemokratische Vorfeldorganisation – mit seinen Ökonominnen und Ökonomen festgestellt, dass 50 Prozent der Inflation im gesamten Euroraum
durch Übergewinne, durch unmoralische Gewinne verursacht worden sind. Man muss es so hart sagen: Die Konzerne machen tatsächlich ein beinhartes Geschäft mit der Teuerung an sich. (Bundesrat Steiner: Welche Konzerne haben ...?)
Am selben Tag, an dem der IWF diese Zahl präsentiert – ich sage es noch einmal, nämlich dass 50 Prozent der Teuerung von den gestiegenen Gewinnen kommen –, stellt sich der Finanzminister ins Fernsehen und sagt: Die Löhne sind schuld an der Inflation. – Nein, Herr Minister, die Löhne müssen steigen, weil wir uns sonst unseren Lebensunterhalt nicht mehr leisten können, wenn die Preise explodieren. (Beifall bei der SPÖ.)
Schuld an der Inflation sind nicht, wie Sie sagen, die Gewerkschaften, die für gute und ausreichende Löhne sorgen, sondern schuld an der Inflation sind genau Sie als Mitglieder der Bundesregierung, weil Sie nichts zustande bringen, um diese Preisexplosionen tatsächlich strukturell zu bekämpfen, weil Sie Ihren Job nicht machen, liebe Bundesregierung. (Zwischenruf der Bundesrätin Doppler.)
Sie sind die wahren Schuldigen (Beifall bei der SPÖ) – und nicht die Gewerkschaften, die Seite an Seite mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern für gerechte Löhne kämpfen –, weil Sie als Regierung es zulassen, dass die Energieversorger auf unsere Kosten Übergewinne machen, weil Sie es zulassen, dass die Lebensmittelkonzerne Übergewinne auf unsere Kosten machen, und weil Sie es zulassen, dass die Immobilienwirtschaft die Mieten immer weiter erhöhen kann – wegen Ihrer Untätigkeit jetzt im Juli wieder einmal, um weitere 5,5 Prozent.
Der Finanzminister will aber nicht bei den Preisen ansetzen, unter denen wir alle miteinander leiden. Er verhindert eine Mietpreisbremse, er verhindert Preiskontrollen, er verhindert echte Übergewinnsteuern, nein, er will die Löhne senken. – Man muss der Regierung noch einmal ganz klar signalisieren: Nicht die Löhne sind schuld an der Teuerung, es ist die Politik von Ihnen und dem Rest der gesamten Bundesregierung, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei der SPÖ.)
Österreich hat eine Inflation, die sich an der 10-Prozent-Marke bewegt. Wir haben die höchsten Inflationszahlen seit der Nachkriegszeit, und das ist natürlich – für alle, die sich ein bisschen auskennen – auch kein Naturgesetz: In Spanien oder in der Schweiz liegen sie bei 3 Prozent. Und warum haben sie diesen Wert? – Weil die Regierung dort eingegriffen hat und im Unterschied zur österreichischen Bundesregierung tatsächlich strukturell etwas gegen die Gewinnsteigerung gemacht hat. (Bundesrat Buchmann: ... wider besseres Wissen, was du erzählst! Es ist wider besseres Wissen, ...! – Zwischenruf des Bundesrates Kornhäusl.)
Ich beschreibe Ihnen – damit Sie das auch als Erfahrungsschatz mitnehmen können – vielleicht auch einmal, was das tatsächlich für die Bevölkerung heißt, ganz praktisch: wenn man am Abend fortgeht, ob man sich Fortgehen mit Freundinnen und Freunden überhaupt leisten kann, wenn man überlegen muss, ob man sich ein zweites oder ein drittes Getränk anschaffen kann – und, liebe ÖVP, da spreche ich nicht von Champagnerflaschen, da spreche ich davon, ob man sich einen Spritzer, ein Cola oder ein Mineralwasser leisten kann, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei der SPÖ.)
Auch weil wir es vorhin in der Bildungsdebatte gehört haben: Wissen Sie, was wirklich arg ist? – Dass ein Drittel der Österreicherinnen und Österreicher heute große Sorge hat, ob überhaupt ein paar Tage Urlaub finanzierbar sind. Das sind aber jene Leute, die tagtäglich aufstehen und harte Arbeit leisten, die wahren Leistungsträger der Gesellschaft, die jeden Tag ihre Arbeit verrichten, ihre Arbeitskraft verkaufen – und dann nicht einmal sicher sein können, dass sie ein paar Tage Regenerationszeit haben, ein paar Tage Urlaubsqualität haben. Das ist das Resultat Ihrer Politik, die Sie nicht einmal richtig wahrnehmen können, was unsere Leute in der Realität bewegt, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Bundesregierung.
Bei vielen geht es tatsächlich nur um die Existenz, weil uns Zahlen vorliegen, wonach – empirisch gesichert – 331 000 Menschen in diesem Land armutsgefährdet sind, obwohl sie arbeiten – obwohl sie arbeiten! Wir hören ja
auch von den Sozialmärkten, dass sie nicht einmal den Bedarf decken können, dass auch jene, die früher vielleicht einmal die sogenannte Mittelschicht waren, jetzt darauf angewiesen sind, Sozialmärkte aufzusuchen, um dort einen Teil der Grundnahrungsmittel beziehen zu können.
Gleichzeitig weise ich auf ein Herzensanliegen hin, und ich stehe hier auch für jedes einzelne der 350 000 Kinder in diesem Land, die armuts- oder ausgrenzungsgefährdet sind. Diese könnten wir jederzeit strukturell aus der Armut holen. Wir haben das Modell der Kindergrundsicherung vorgeschlagen – wir haben es schon zweimal eingebracht, doch jedes Mal gab es eine Ablehnung. Ich sage Ihnen aber: Wir werden hart bleiben! Wir werden keinen Tag Ruhe geben, ehe nicht jedes einzelne Kind in Österreich aus dieser Armut herausgeholt worden ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist eine Zahl – damit man eine ungefähre Relation kriegt – in Höhe jener der Einwohner:innen von Linz und Salzburg gemeinsam. Das betrifft jedes fünfte Kind in diesem Land – heute, Ende Juni 2023 –, und das werden wir keinen Tag weiter hinnehmen.
Mein Politikverständnis besagt nicht, dass wir mit unserer Politik hauptsächlich ein Interesse haben, den großen Unternehmen und den Milliardären zu dienen, sondern dass wir tatsächlich an der Politik ansetzen, die Millionen von Österreicherinnen und Österreichern erwarten, nämlich strukturelle Hilfe im Kampf gegen die Teuerung.
Wir müssen uns dahinter stellen, und das heißt, dass sich die Regierung endlich verantwortlich fühlt und die Dinge wieder gerade richtet – Herr Bundesminister, ich bitte Sie, das auch jedem Regierungsmitglied auszurichten. Sie müssten eingreifen und die Mieten einfrieren. Das ginge sofort, bei der nächsten Nationalratssitzung, mit einfachem Beschluss, und wäre eine wirksame Maßnahme, um allen Menschen zu helfen. (Beifall bei der SPÖ.)
Sie müssten sich darum kümmern – ich habe den Umstand gerade geschildert –, der Armutsgefährdung von Kindern den Kampf anzusagen, die Kindergrundsicherung beschließen, und nicht mit uns den traurigen Umstand beklagen, dass 350 000 Kinder weiterhin in Armut sind, weil Sie einfach nichts auf die Reihe bringen.
Gleichzeitig besitzen 350 Menschen – ebenfalls empirisch gesichert – in Österreich 35 Prozent des Finanzvermögens. Das ist eine Ungleichheit sondergleichen, die absolut nicht zur Normalität, die hier einfach so hingenommen wird, werden darf. Eine Regierung für die Mehrheit müsste dafür sorgen, dass die Dinge wieder ins Lot kommen, dass sich diese Lücke schließt, dass die Superreichen endlich einen fairen Beitrag zu unserem Gemeinwesen leisten (Zwischenrufe der Bundesrät:innen Zeidler-Beck und Schwindsackl) – und ich sage Ihnen eines ganz klar: Das alles sind keine radikalen Forderungen, das ist keine radikale Politik, das wäre einfach eine vernünftige, normale Politik im Interesse der vielen, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei der SPÖ.)
Tatsächlich radikal ist aus Sicht unserer Leute die Weigerung, dass Sie strukturell helfen. Das ist Radikalität, und es ist wirklich verwerflich, was die Regierung angesichts dieser Teuerung macht.
Die Konzepte liegen seit Monaten auf dem Tisch, und ich sage das auch hier in Richtung von Herrn Nehammer, von Herrn Brunner, von Herrn Kocher: Schöpfen Sie die Übergewinne ab! Streichen Sie die Umsatzsteuer auf Lebensmittel, damit die Preise schnell hinuntergehen, und erhöhen Sie auch endlich das Arbeitslosengeld, damit wir nicht auch damit dort noch einmal wahnsinnige Armut finanzieren. (Beifall bei der SPÖ.)
Arbeiten Sie für die Mehrheit in diesem Land! (Bundesrat Kornhäusl: Ihr wart einmal für die arbeitenden Menschen! Ihr wart einmal für die Arbeitenden!) – Das ist ein gutes Stichwort auch für Sie, nämlich dass Sie endlich einmal betreffend die Inflationsbekämpfung arbeiten. Arbeiten Sie für die Mehrheit in diesem Land (Bundesrat Kornhäusl: Kein Land hat so viel ... wie Österreich!) und fangen Sie schnell
damit an oder, noch besser, ziehen Sie die Konsequenz – wenn Sie nicht für die Mehrheit in dieser Bevölkerung arbeiten wollen, nehmen wir das zur Kenntnis –: Treten Sie zurück und lassen Sie uns nach einer Neuwahl die Verantwortung übernehmen, liebe Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich bringe daher folgenden Antrag ein:
Entschließungsantrag
der Bundesrät:innen Andreas Babler, MSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Preise senken, Leistungen anpassen, Armut bekämpfen“
Der Bundesrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert ihre Blockadehaltung zu beenden und dem Nationalrat sowie dem Bundesrat ein umfassendes Inflationsdämpfungsgesetz (u.a. Einführung einer Mietpreisbremse, sofortiges, temporäres Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel des täglichen Bedarfs, Einsetzung einer schlagkräftigen Anti-Teuerungskommission) vorzulegen, das das Ziel verfolgt, die Inflationsrate in Österreich um mindestens zwei bis drei Prozentpunkte zu drücken.“
(Zwischenruf der Bundesrätin Doppler.)
„Darüber hinaus wird die Bundesregierung aufgefordert umgehend ein nachhaltiges Paket zur Armutsbekämpfung dem Nationalrat sowie dem Bundesrat zu übermitteln, mit dem armutsvermeidende Mindestleistungen in der Sozialhilfe festgelegt werden, das Arbeitslosengeld auf 70 Prozent des letzten Einkommens erhöht und damit einhergehend auch die Notstandshilfe erhöht wird, der Kinderzuschlag zum Arbeitslosengeld verdreifacht wird und die Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung jährlich valorisiert werden sowie eine Kindergrundsicherung und ein Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz eingeführt und die Finanzierung eines warmen Essens pro Tag für jedes Kind in allen Bildungseinrichtungen sichergestellt wird.“
*****
So weit der Antrag, den ich somit eingebracht habe.
Ich kann Ihnen versichern: Wir werden nicht ruhen, bis Sie endlich im Interesse der Bevölkerung wirksame Schritte gegen die Teuerung setzen und auch mehr Gerechtigkeit in diesem Land umsetzen. – Vielen Dank. (Lang anhaltender Beifall bei der SPÖ.)
10.49
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Der von den Bundesräten Andreas Babler, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „Preise senken, Leistungen anpassen, Armut bekämpfen“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Simone Jagl. – Bitte, Frau Kollegin.
Bundesrätin Simone Jagl (Grüne, Niederösterreich): Herr Vizepräsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Noch einmal: Ein Willkommen an die Besucherinnen und Besucher, die noch da sind, und die Zuseherinnen und Zuseher via Livestream zu Hause!
Ich komme wieder zum eigentlichen Thema dieses Tagesordnungspunktes zurück, nämlich zu dem Paket gegen Kinderarmut. Dass wir Armut und besonders Kinderarmut in Österreich bekämpfen müssen, darin sind wir uns, hoffe ich, alle einig, denn Armut wird vererbt; das wissen wir seit Langem.
Kinder, die in armutsbetroffenen Familien aufwachsen, haben ein großes Risiko, später nur schwer aus eigener Kraft aus dieser Armutsfalle zu entkommen. In einem Land wie Österreich sollte kein Kind auf der Strecke bleiben – das muss unser gemeinsames Ziel sein. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
Unter all den Schwierigkeiten, die Armut mit sich bringt, wiegen die gesundheitlichen Auswirkungen besonders schwer. Dass armutsbetroffene oder armutsgefährdete Erwachsene und Kinder besonders häufig auch gesundheitliche Probleme haben, das ist durch zahlreiche Studien hinlänglich bewiesen. Diesen Zusammenhang kennen wir nicht erst seit zwei Wochen.
Erkrankungen wie Diabetes, chronische Angststörungen, Depressionen, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in einkommensschwachen Familien weitaus stärker verbreitet als in jenen mit höherem Einkommen. Wenn Familien nicht genügend Geld zur Verfügung haben, um sich gesunde Lebensmittel leisten zu können, dann wirkt sich das natürlich auch auf die Gesundheit aus. Wer sich ungesund ernährt, ist oft von Übergewicht betroffen. Bewegungsmangel gesellt sich dann zu den Risikofaktoren für ganz viele weitere Erkrankungen.
Die psychische Belastung, die Armut mit sich bringt, kann jemand, der selbst nie betroffen war, möglicherweise nur schwer nachvollziehen. Betroffene Personen haben auch unterschiedliche Bewältigungsressourcen und Erholungsmöglichkeiten. Sie fahren weniger oft auf Urlaub, können sich zum Beispiel keine Physiotherapie leisten und so weiter.
Diese Ungleichheiten haben auch Auswirkungen bis hin zur Lebenserwartung. Einkommensstärkere Frauen mit einer guten Ausbildung leben 2,8 Jahre länger, solche Männer sogar 6,2 Jahre. Einkommensschwache Personen haben nicht nur eine geringere Lebenserwartung, sie verbringen die letzten Jahre auch oft in einem schlechteren Gesundheitszustand. All das betrifft 200 000 Menschen in Österreich in besonders hohem Maß, weitere 1,5 Millionen Menschen sind armutsgefährdet.
Jetzt kann man es angesichts dieser Fakten und Zahlen so handhaben wie die Sozialdemokratie. Man kann alle Maßnahmen, die die Regierung gegen Kinderarmut in die Wege geleitet hat und in die Wege leitet, zerpflücken, bis aus Sonderzahlungen und Einmalzahlungen Almosen werden, nur wahrer wird es
dadurch nicht. Man kann sie in Einzelteile zerlegen und sich über die 2 Euro pro Tag echauffieren, man kann alle möglichen anderen Forderungen, seien sie auch noch so vernünftig, vor sich hertragen und sie quasi als Bedingung oder Voraussetzung für eine Zustimmung zu diesem Paket dranhängen.
Oder man kann die Gesamtheit der Maßnahmen als das anerkennen, was sie sind, nämlich ein wirkungsvoller und treffsicherer Schritt zur Reduzierung von Kinderarmut in Österreich (Bundesrätin Schumann: Und Danke sagen wäre auch noch schön! Sollen wir auch noch Danke sagen?), und sie unterstützen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
Das Paket gegen Kinderarmut, dessen zweiten Teil wir heute beschließen, wird von Expertinnen und Experten durchwegs begrüßt. Auch NGOs attestieren eine hohe Treffsicherheit, wie auch der Budgetdienst. Ich habe das in unserer letzten Sitzung bereits ausgeführt, und noch einmal zur Erinnerung – mit weniger Zahlen, vereinfacht –: Die 500 Millionen Euro dieses Pakets gehen zu 30 Prozent an die Personen mit den niedrigsten Einkommen.
Wir nehmen weitere armutsgefährdete Gruppen in den Bezieher:innenkreis auf: Bezieher:innen von Arbeitslosengeld und Notstandshilfe, Mindestpensionist:innen sowie Alleinerziehende und Alleinverdienende mit einem monatlichen Einkommen unter 2 000 Euro.
Da es anscheinend letztes Mal nicht so angekommen ist – Kollege Babler ist jetzt nicht da –, Sie waren in der letzten - - (Bundesrätin Schumann: Doch! Er ist da! –Bundesrat Babler – im hinteren Teil des Saales stehend –: Ich bin da! ...!) – Sie sind eh da. – Sie waren in der letzten Sitzung vielleicht ein bisschen abgelenkt (Bundesrätin Schumann: Er ist doch da!): Zusammen mit der Indexanpassung der Familienbeihilfe, die wir letzten Herbst beschlossen haben, bekommen betroffene Familien zwischen 2022 und 2024 knapp 90 Euro mehr pro Kind. Das bedeutet zum Beispiel für Familien mit drei Kindern insgesamt an die 270 Euro mehr pro Monat.
Weil hinter Zahlen und Statistiken immer Menschen stehen: Ich kann aus eigener Erfahrung sagen – als fünfköpfige Familie war es vor einigen Jahren bei uns finanziell auch oft eng –, dass diese 270 Euro mehr im Monat uns sehr geholfen hätten. Sie hätten ermöglicht, dass unsere Kinder ohne Unterstützung durch Elternvereine an Sportwochen oder Pfadfinderlagern teilnehmen können. Wir hätten damit unseren Kindern Saisonkarten für den Badeteich kaufen können, da sich selbst Low-Budget-Urlaube nur sehr selten ausgingen. (Bundesrätin Schumann: Da war eine bisschen andere Inflation, oder?)
Die 270 Euro im Monat hätten uns ermöglicht, unseren Kindern jeden Tag, auch am Monatsende, eine gesunde Jause in die Schule mitzugeben, und um die 270 Euro im Monat hätten wir unseren Kindern Weihnachtsgeschenke kaufen können, ohne auf Weihnachtsaktionen unserer Gemeinde angewiesen zu sein.
Schauen wir uns im Vergleich dazu einmal an, was bei dem von der SPÖ vorgeschlagenen Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel bei armutsbetroffenen Familien ankommen und wie viel das kosten würde! Dieses Aussetzen der Mehrwertsteuer würde 600 Millionen Euro kosten. Mieter:innen, Haushalten in der unteren Einkommenshälfte würde das pro Kopf 130 Euro pro Jahr bringen. Unser Paket gegen Kinderarmut bringt bei zwei Kindern in etwa den gleichen Betrag pro Monat. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Bundesrat Kornhäusl: Mit Zahlen haben sie es nicht so!) – Ja, haben sie es nicht so. Zahlen, ich weiß, das ist ein bisschen schwierig, deswegen wiederhole ich es noch einmal. (Bundesrätin Schumann: Aber das ist nicht die Inflation dämpfen, Frau Bundesrätin! Sie haben es leider nicht mitgekriegt! Oh Gott!)
Das hat übrigens das Momentum-Institut ausgerechnet – nur zur Einordnung für euch. Selbst wenn es gelingt, sicherzustellen, dass die Konzerne das Aussetzen der Mehrwertsteuer tatsächlich an die Konsument:innen weitergeben, was ja bereits jetzt gesetzlich vorgesehen ist, so wären Haushalte mit niedrigeren Einkommen zwar etwas stärker entlastet, dennoch wäre es ein Musterbeispiel für das Gießkannenprinzip, weil eben nicht nur armutsbetroffene Personen
und Familien begünstigt werden und das eben nicht in erster Linie geeignet ist, um treffsicher gegen Armut vorzugehen.
Dann heißt es immer wieder, das Paket mit den 60 Euro wären Almosen und die Menschen würden zu Bittstellertum genötigt werden. Ich verstehe nicht: Was ist daran nicht zu verstehen, dass der gesetzlich verankerte Anspruch kein Almosen ist? Automatische, antragslose Überweisung, kein Bittstellertum, kein Bitten und Betteln – also bitte verbreitet keine Unwahrheiten! (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Bundesrat Kornhäusl: Bravo!)
Gerade jetzt brauchen wir sozialpolitische Maßnahmen, die akut helfen und bei den Menschen gezielt ankommen, die es brauchen, und langfristige Perspektiven bieten. Diese langfristigen Perspektiven schaffen wir bis Ende 2024.
Wir haben heute von meiner Kollegin Gruber-Pruner gehört, dass es eine Schande sei, dass Österreichs Bildungssystem die Nachhilfeindustrie fördert. Zur Erinnerung: 2007 bis 2016 hat die SPÖ die Bildungsminister gestellt. (Bundesrätin Schumann: Geh bitte!) Grundsätzlich wäre es uns auch am liebsten, wenn Kinder und Jugendliche Nachhilfe überhaupt nicht bräuchten (Bundesrätin Schumann: Genau! Die Elisabeth Gehrer hat ...! – Zwischenruf des Bundesrates Babler), weil Schule gut ist und alle Kinder mitnimmt. Es ist aber Realität, dass Nachhilfestunden gebraucht werden, und wir bauen die kostenlosen Angebote aus. Das ist ganz wichtig für Familien und ein Schritt in Richtung Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen. (Bundesrätin Schumann: Genau!)
Damit wird geholfen, der Betrag für den Gutschein betreffend das Projekt Schulstartklar – haben wir schon gehört – wird verdoppelt. Da ist, finde ich, eine Ausgewogenheit zwischen Geld- und Sachleistungen gelungen. Der Förderbetrag des Projektes Schulstartklar wird zweimal pro Schuljahr ausgegeben; die Gutscheine können auch für Kleidung, Schuhe, Hygieneartikel und Ähnliches verwendet werden.
Also ehrlich gesagt: Ich verstehe nicht, warum die Sozialdemokratie, die sich gerade auf die Fahnen heftet, sich unermüdlich für die Rechte und Anliegen von Kindern einzusetzen, diesem Paket offensichtlich wieder nicht zustimmen wird. Es ist eine Sache, wenn ihr findet, dass die Maßnahmen nicht ausreichen, dass wir mehr brauchen, dass ihr zusätzliche fordert. Beispielsweise die Kindergrundsicherung: Es wird euch nicht verwundern, wenn ich euch sage, dass wir die auch gut fänden. Ja, aber dafür brauchen wir Mehrheiten, die wir derzeit nicht haben.
Ich lade euch noch einmal dazu ein, zu überdenken, ob ihr diesem gelungenen, treffsicheren Paket wirklich nicht zustimmen wollt, nur weil eure Forderungen keine Mehrheit finden. – Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
10.59
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Marlies Doppler. – Bitte, Frau Kollegin.
Bundesrätin Marlies Doppler (FPÖ, Salzburg): Herr Vizepräsident! Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste! Und täglich grüßt das Murmeltier. Vor ein paar Wochen wurde von der schwarz-grünen Bundesregierung sehr großmundig ein Entlastungspaket, ein Unterstützungspaket für armutsgefährdete Kinder angekündigt. Viele Familien haben wirklich große Hoffnung in dieses Paket gesetzt. Es hat sogar eine Nationalratssondersitzung dazu gegeben, und bei der letzten Bundesratssitzung haben wir dann dieses Minipaket beschlossen, das wir heute wieder auf der Tagesordnung haben.
Warum wir diese Ergänzung nicht schon bei der letzten Plenarsitzung hier im Bundesrat hätten beschließen können, ist mir ein Rätsel, denn die Menschen in diesem Land brauchen jeden Cent, den sie fünfmal umdrehen müssen, bevor sie ihn ausgeben, aber die Menschen hinzuhalten ist wirklich eine Pflanzerei. (Beifall bei der FPÖ.)
Dabei brennt der Hut, der Hut brennt ganz ordentlich. Die Zahlen, Daten und Fakten bezüglich Kinderarmut sollten uns alle Alarm schlagen lassen. Jedes fünfte Kind in Österreich ist armutsgefährdet – und das in einem angeblich reichen Land wie Österreich. Wiederum gibt es keine umfassende Reform zu diesem Problem, obwohl es jedem bewusst ist und wir uns großteils ja einig sind, sondern es werden wieder einmal die Menschen mit befristeten Einmalzahlungen abgespeist. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein, denn es braucht eine Absicherung, es braucht Planungssicherheit für die Menschen, denn seien wir ehrlich: 60 Euro werden kein einziges Kind aus der Armut retten. (Beifall bei der FPÖ.)
Dann haben wir es mit einer immens hohen Inflationsrate zu tun. Das heißt, wenn wir heute 60 Euro mit jetzt schon fast 10 Prozent Inflationsrate beschließen, sind diese 60 Euro nächstes Monat ja nur noch 55 Euro wert. So geht es Monat für Monat dahin, und es werden die ganzen Familienleistungen von Monat zu Monat weniger wert. (Bundesrätin Miesenberger: Die Valorisierung!) Man hört zwar immer von einer Valorisierung der Familienleistungen, aber es passiert einfach nicht. Allein wenn ich mir anschaue, wie die Familienleistungen in den letzten Jahren gekürzt wurden (Bundesrat Kornhäusl: Bitte? Also jetzt tust du nur ...!), ist es bei der Familienbeihilfe ein Wertverlust von 30 Prozent. Das kann man nachrechnen, Herr Doktor! 30 Prozent Wertverlust bei der Familienbeihilfe! (Bundesrat Kornhäusl: Familienbonus ist 2 000 Euro! Die Valorisierung der Familienleistungen! – Bundesrätin Miesenberger: Genau!) Damit man die Kaufkraft aber dementsprechend erhalten kann, sollte man die Valorisierungen über der Inflationsrate machen, auch bei diesen heute zu beschließenden 60 Euro, damit sie nachhaltig sind. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Kornhäusl: Bei der Wahrheit sollten wir schon bleiben! Bei den Fakten sollten wir schon bleiben!)
Ich habe es ja schon gesagt: Jedes fünfte Kind ist in Österreich armutsgefährdet. Mietkosten, Energiekosten, Lebensmittelpreise sind enorm gestiegen, großteils verursacht – Herr Dr. Kornhäusl, gut aufpassen! – sind diese Preissteigerungen durch eure schwarz-grüne Bundesregierung. (Beifall bei der FPÖ.)
Angefangen mit eurer komischen Coronapolitik und den Maßnahmen dazu, den ganzen Lockdowns – das hat die Bürger einfach viel Geld gekostet. Die Sparreserven haben sie aufbrauchen müssen, weil einfach das Einkommen der Menschen durch eure Maßnahmen während Corona schwer getroffen wurde. Und das geht bis zu eurem destruktiven Einmischen in den Ukrainekrieg. Dort haben wir als neutrales Land überhaupt nichts verloren! Ausbaden muss es das österreichische Volk. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich sage ganz ehrlich, wir brauchen keine Bundesregierung und keine siebeng’scheiten Politiker, die zuerst eine Katastrophe verursachen und dann den Menschen gönnerhaft Almosen zukommen lassen. Das haben sich die Österreicher nicht verdient, so wie jetzt mit diesen 60 Euro zum Beispiel. Das sind täglich gerade einmal 2 Euro! Geht einkaufen! Ich habe euch das letzte Mal die Tomatenpreise gebracht – geht einkaufen! Für die 2 Euro täglich bekommt man vielleicht einen Liter Milch und ein bis zwei Semmeln dazu. Die Butter aufs Brot können sich die Menschen ja gar nicht mehr leisten! (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrätin Miesenberger: Geh bitte!)
Hart trifft es die Kinder, denn Kinder können sich nicht selbst helfen und müssen als gottgegeben hinnehmen, was ihr verbockt. Den Familien fehlt es hinten und vorne. Zuerst wird leider Gottes bei den Kindern zu sparen begonnen. Gerade wenn wir jetzt sehen, dass das Schulende vor der Tür steht: Es gibt Schulausflüge und viele außerschulische Veranstaltungen. Viele Eltern können es sich gar nicht mehr leisten, dass sie ihre Kinder bei diesen Ausflügen mitschicken, dass die Kinder daran teilnehmen können. Es trifft nicht nur Arbeitslosengeldbezieher, Notstandshilfebezieher oder Sozialhilfebezieher, nein: mitnichten! Laut einem Bericht der Caritas wurde bereits längst der sogenannte Mittelstand erreicht. Es brennt der Hut hinten und vorne. Die Haushalte haben durch eure Politik gravierende Einnahmeneinbußen, sehr viele können sich nicht einmal mehr die Fixkosten leisten.
Darum ist die Aufstockung der Familienhilfen ja notwendig und zu begrüßen, nur muss es dauerhaft sein. Wir stimmen heute ja auch zu, nur kritisieren wir erneut,
dass mit Einmalhilfen verdammt noch einmal nicht geholfen ist. Es braucht langfristige, dauerhafte Hilfen und nicht einen Tropfen auf den heißen Stein, wo durch eure vermurkste Politik die Mehrkosten die Einmalzahlungen ja in der Höhe schon längst überschritten haben.
Traurig ist in dem Zusammenhang, dass der Familienlastenausgleichsfonds chronisch unterfinanziert ist, obwohl er geschaffen wurde, damit man Kernaufgaben wie Familienbeihilfe, Karenzurlaubsgeld oder Schulbücher finanziert. Erschreckend ist aber auch, dass der Flaf-Reservefonds weit im Minus ist, mit fast schon 4 Milliarden Euro überschuldet ist. (Bundesrätin Schumann: Ja, weil ihr die Arbeitgeberbeiträge rausgenommen habt!)
Ärgerlich macht es aber und ärgerlich ist es, wenn die Österreicher den Gürtel enger schnallen müssen, dass man künstlich die Möglichkeit geschaffen hat, dass man Familienbeihilfe an die ukrainischen Kinder auszahlt, während aber österreichischen Familien finanziell schön langsam die Luft ausgeht. (Beifall bei der FPÖ.)
Für eine starke Zukunft unserer Heimat braucht es aber wieder den Mut für Familien mit Kindern. Gerade während Corona haben wir alle miterlebt, wie wichtig Familien sind und dass man sie ja wirklich schon als Systemerhalter bezeichnen kann. Wer hat denn die Kinderbetreuung während Corona gemacht? Wer hat die Betreuung und Pflege der älteren Generation übernommen, Bildung, Lernen, Freizeitbeschäftigung? Das waren die Familien – ohne jegliche Hilfe, ohne staatliche Zuschüsse. Das waren die Familien! Ihr müsst es euch wirklich anhören: Durch diese schwarz-grüne Politik ist halt in den letzten Jahren verdammt viel kaputt gemacht worden. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich darf an dieser Stelle wieder einmal – ich habe es schon zwei-, dreimal hier im Plenum erwähnt – an die Toastbrotkinder erinnern, welche, wenn den Eltern zu Hause das Geld ausgeht, nur mehr Toastbrot zu essen bekommen. Solange es hier in Österreich noch ein einziges Kind gibt, das zu den Toastbrotkindern gehört, so lange werden wir Freiheitliche sicherlich nicht Ruhe geben
und so lange haben wir sicherlich die falsche Regierung am Werken. (Beifall bei der FPÖ.)
Abschließend möchte ich noch einmal ganz gerne kurz auf den sozialistischen Bundesobmann, Herrn Babler, replizieren. Mich hat jetzt wirklich verwundert, was er hier zum Besten gegeben hat. (Bundesrat Kornhäusl: Da bist du nicht allein!) Er hat von Gewinnen bei den Energieunternehmen gesprochen. Herr Bundesobmann Babler (Bundesrat Babler: Vorsitzender heißt das in der Sozialdemokratischen Partei!), was sagen Sie dann zu Ihrem Herrn Bürgermeister in Wien? (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der SPÖ. – Bundesrat Babler: Vorsitzender! Obmann ist bei ...!)
Unter roter Regierung, unter roter Beteiligung ist doch das Leben nicht billiger geworden. In Wien, das wissen wir, ist doch alles teurer geworden. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Die Roten sind federführend dabei: Die Mieten sind gestiegen, der Strom ist gestiegen, Gas ist gestiegen. Macht es doch vor! (Zwischenruf des Bundesrates Babler.)
Herr Babler, Sie sprechen von verkürzten Arbeitszeiten, von einer 32-Stunden-Woche: Ja gehen Sie doch mit gutem Beispiel voran, Herr Babler! Sie suchen selbst (einen Ausdruck in die Höhe haltend) Mitarbeiter für 38,5 Stunden. Gehen Sie doch mit gutem Beispiel voran! Zahlen Sie Ihren Mitarbeitern - - (Beifall bei der FPÖ sowie des Bundesrates Kornhäusl. – Zwischenrufe bei der SPÖ.) Im Mitarbeiterservice sucht er für 38,5 Stunden Mitarbeiter (den Ausdruck neuerlich in die Höhe haltend), fordert aber 32 Stunden für sich selbst. Wahrscheinlich ist das mit Ihren drei Gehältern ganz gut zu machen. (Bundesrätin Schumann: Oje, oje!) Da kann man ja auch locker, flockig sagen, man verzichtet auf das Bundesratsgehalt. Wenn ich die ganze Zeit nicht hier bin, ist das doch meine moralische Pflicht, wenn ich nichts dafür leiste, wofür ich bezahlt bekomme, dass ich mein Geld abgebe. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Babler: Ich bin da! – Bundesrätin Schumann: Er wäre gerade da! Er wäre da!)
Herr Babler, eine schiefe Optik macht es aber schon, wenn Sie zwar sehr medienwirksam sagen, dass Sie Ihr Geld spenden, für nichts arbeiten – bei den Bundesratssitzungen sind Sie ja nie da (Bundesrätin Schumann: Er ist gerade da! ...! – Heiterkeit bei Bundesrät:innen der SPÖ); Sie gehen ja lieber nach Favoriten feiern und Wahlkämpfe in eigener Sache machen (Zwischenrufe bei der SPÖ) –, aber das Geld, das Sie vom Steuerzahler für Ihre Tätigkeit als Bundesrat bekommen, einem roten, einem SPÖ-nahen Verein überwiesen wird. (Beifall des Bundesrates Babler.) Das macht schon eine schiefe Optik. Da können Sie gerne reden, ich werde das Gegenteil trommeln. Also wir sehen uns sicherlich in irgendeinem Wahlkampf wieder. – Vielen herzlichen Dank. (Anhaltender Beifall bei der FPÖ. – Beifall der Bundesrät:innen Babler und Grimling.)
11.10
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Bundesrat Stefan Schennach zu Wort gemeldet. Bei ihm erspare ich es mir, darauf hinzuweisen, was eine tatsächliche Berichtigung ist. – Bitte. (Bundesrätin Doppler: Aber genau machen, gell!)
Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ, Wien): Die tatsächliche Berichtigung bezieht sich nicht auf die Vorrede, liebe Frau Doppler, obwohl Sie da nicht sehr präzise waren. (Zwischenruf des Bundesrates Steiner.) Herr Babler war nämlich bei sehr vielen Sitzungen da.
Herr Präsident, ich berichtige aber Frau Kollegin Jagl. Sie hat gesagt: Wie oft soll ich es der Sozialdemokratie noch sagen?, nämlich die Geschichte mit den lächerlichen 2 Euro pro Tag pro Kind. – Vor zwei Tagen, liebe Frau Jagl, habe ich im Ausschuss für die Sozialdemokratie folgende Frage gestellt – das ist keine Frage an die hohe Beamtenschaft, sondern an die Vollversammlung der Koalition hier –: Können Sie mir, in großer Sorge, sagen, wie Sie Ihr Regierungsprogramm erfüllen wollen, nämlich, die Kinder aus der strukturellen Armut zu holen? (Bundesrat Kornhäusl: Das ist ein Redebeitrag!) – Nein, das ist kein Redebeitrag.
Ich muss erklären, warum ich das berichtige. (Bundesrat Buchmann: Was berichtigst du?), und ich berichtige, dass weder die ÖVP noch die Grünen dazu irgendeine Antwort gegeben haben. Also haben sie nichts erklärt, und das spricht manchmal auch Bände. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Buchmann: Das war keine Berichtigung! – Bundesrat Hirczy: Was soll jetzt berichtigt werden?)
11.12
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Kollege Steiner zur Geschäftsordnung. – Bitte.
*****
Bundesrat Christoph Steiner (FPÖ, Tirol) (zur Geschäftsbehandlung): Ich weiß nicht, wie oft wir diese Debatte hier herinnen schon geführt haben. Das kann ja nicht so schwer sein. Jetzt weiß ich nicht, wie viele Jahrzehnte Kollege Schennach schon hier herinnen sitzt, doch er kriegt es nicht auf die Reihe, eine tatsächliche Berichtigung zu machen.
Ein Redebeitrag ist ein Redebeitrag. Wenn er etwas zu sagen hat, dann kann er sich ja am Ende der Debatte noch zu Wort melden. Jeder darf sich laut Geschäftsordnung zweimal zu Wort melden. Eine tatsächliche Berichtigung hat klare Regeln. Herr Präsident, Sie haben ja darauf hingewiesen.
Sich dann hinzustellen – quasi nach der Devise: Mir ist das wurscht! – und einfach seinen Redebeitrag zu halten: Also ein bisschen sollten wir uns schon auch daran halten. Eine tatsächliche Berichtigung ist eine tatsächliche Berichtigung.
Ansonsten müssen wir einmal eine Schulung machen. Ich rege an, über die Parlamentsdirektion für die Bundesräte hier herinnen einen Schulung zu machen, wie eine tatsächliche Berichtigung richtig vonstattengeht.
Ansonsten, Herr Kollege Schennach, lass es einfach und melde dich dann zu Wort, wenn du einen Redebeitrag hast!
Es ist ja lächerlich und peinlich, wenn ein Bundesrat, der seit – ich weiß nicht – 25 Jahren hier herinnen sitzt, zuerst bei den Grünen, dann frei, dann bei der SPÖ, eine tatsächliche Berichtigung nicht ordentlich hinbekommt, sondern irgendeinen Beitrag daherschwadroniert, der niemanden interessiert. – Danke. (Beifall bei der FPÖ und bei Bundesrät:innen der ÖVP. – Bundesrätin Schumann: Zur Geschäftsordnung!)
11.14
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Bitte, gerne, Frau Kollegin. – Frau Kollegin Schumann zur Geschäftsordnung. Bitte.
Bundesrätin Korinna Schumann (SPÖ, Wien) (zur Geschäftsbehandlung): Auch wenn es Ihnen keine Freude macht: Ich melde mich zur Geschäftsordnung zu Wort.
Das war in der Struktur eine tatsächliche Berichtigung, absolut (Rufe bei ÖVP und FPÖ: Nein!), und ich möchte mich ganz deutlich dagegen verwahren, dass man eine Wortmeldung zur Geschäftsordnung dafür nützt, Bundesräte bewusst zu beleidigen. Das ist nicht die Art, wie man miteinander umgeht, das wäre eine Schulung für den Bundesrat und vor allen Dingen für die FPÖ wert. (Beifall bei der SPÖ.) So gehen wir miteinander nicht um. Wir können hart und sachlich in der Debatte sein, aber nicht in Form persönlicher Beleidigungen. Wir hatten aber eine Vielzahl davon, und jetzt reicht es, ganz ehrlich. (Zwischenruf des Bundesrates Steiner.) – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Steiner: Vielleicht lest ihr einmal die Geschäftsordnung!)
11.15
*****
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich habe wirklich die Bitte, dass wir uns an dieser Stelle beruhigen. Ich glaube, wir wissen alle, was die Geschäftsordnung ist. (Bundesrat Steiner: Nein, anscheinend nicht!) Wir wissen auch alle, welche Konsequenzen es geben kann, wenn die Geschäftsordnung nicht eingehalten wird. Wenn ein Redner herauskommt, eine tatsächliche Berichtigung ankündigt und dann nicht zur tatsächlichen Berichtigung kommt, kann ihm kein Präsident in den Rücken springen. Dann ist er einfach schon unterwegs.
Auch Beiträge zur Geschäftsordnung kann man korrekt, höflich, unhöflich und in jeder Form bringen.
Ich bitte darum, dass wir jetzt zur Kenntnis nehmen: Es hat eine tatsächliche Berichtigung gegeben. Es kann sich jeder sein Bild davon machen, ob das eine tatsächliche Berichtigung war. Ich habe auch starke Zweifel, möchte ich ganz ehrlich sagen, wenn ich nach einer Interpretation gefragt bin. Ich würde jetzt aber ganz gerne mit der Sitzung fortfahren.
Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Margit Göll. – Bitte, Frau Kollegin.
Bundesrätin Margit Göll (ÖVP, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuhörer und Zuseher! Ich bedanke mich auch für die Vorsitzführung bei Präsident Günter Kovacs – es war für mich nur eine sehr kurze Zeit – und wünsche der neuen Präsidentin Arpa Claudia alles erdenklich Gute.
Ich freue mich sehr, meine erste Rede im Bundesrat heute zu dem Tagesordnungspunkt bezüglich Lebenshaltungs- und Wohnkosten halten zu dürfen, und ich hoffe, ich bringe einige ruhige Minuten in diesen Saal.
Frieden und Wohlstand zählen für jede Gesellschaft zu den wichtigsten Grundbedürfnissen. Wir müssen daher alles tun, um Familien und vor allem Kinder gut durch die Krise zu begleiten – ich glaube, das ist unser aller Auftrag – und sie
dabei bestmöglich zu unterstützen. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Schmid.)
Wir müssen unseren Kindern ein sorgenfreies Aufwachsen ermöglichen, denn sie sind das Herzstück und die tragende Säule in unserer Gesellschaft. Daher muss es uns allen ein besonderes und wichtiges Anliegen sein, Familien in diesen herausfordernden Zeiten gezielt zu entlasten.
Ja, wir müssen hinsehen und auch hinhören – und wir haben hingesehen und hingehört, was unsere Familien benötigen und wo unsere Familien der Schuh drückt. Deshalb war es notwendig und wichtig, zu erkennen, dass durch die Teuerung so manches Haushaltsbudget aus dem Gleichgewicht kam und sofortige und unbürokratische Unterstützung gefordert und notwendig war. Mit dem Beschluss betreffend Änderung des Bundesgesetzes wollen wir einen Ausgleich inflationsbedingt hoher Lebens- und Wohnkosten schaffen und Familien punktgenau stärken und unterstützen. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Schmid.)
Sehr geehrte Damen und Herren, gerade Familien mit Kindern hatten es in den vergangenen Monaten besonders schwer, denn sie sind von der Teuerung am meisten betroffen. Die Bundesregierung hat mit ihren drei Antiteuerungspaketen im Ausmaß von insgesamt 40 Milliarden Euro eine Fülle von inflationsdämpfenden Unterstützungsleistungen auf den Weg gebracht. Da sind insbesondere die Abschaffung der kalten Progression und die Valorisierung der Familien- und Sozialleistungen seit dem 1. Jänner 2023 zu nennen.
Das jetzt vorliegende umfassende Maßnahmenpaket der Bundesregierung, das speziell darauf abzielt, Familien mit Kindern zu unterstützen, ist ein wichtiger weiterer Schritt. Die geplanten Maßnahmen – das haben meine Vorredner:innen schon alles erwähnt – sind unbürokratisch, treffsicher und zielen darauf ab, bei denjenigen Familien anzukommen, die es wirklich benötigen.
An Familien mit Kindern, die Arbeitslosengeld, Notstandshilfe, Sozialhilfe oder Ausgleichszulage beziehen, werden automatisiert und ohne Antrag, also unbürokratisch, bis Ende 2024 monatlich 60 Euro pro Kind ausbezahlt. Diese direkte finanzielle Unterstützung hilft Familien, die von den Auswirkungen der Krisen besonders betroffen sind, aber auch Familien von Alleinerziehenden und Alleinverdienenden mit geringen Einkommen werden durch das Maßnahmenpaket bestens unterstützt. Auch wenn das monatliche Bruttoeinkommen 2 000 Euro nicht überschreitet, erhalten sie automatisiert und ohne Antrag monatlich 60 Euro pro Kind bis Ende 2024. Diese Unterstützung entlastet Alleinverdienende und Alleinerziehende und trägt dazu bei, dass ihre Kinder bestmöglich unterstützt und versorgt werden können. Zusätzlich erhalten Sozialhilfebeziehende bis Ende 2023 eine monatliche Sonderzahlung von ebenfalls 60 Euro.
Diese finanzielle Unterstützung trägt dazu bei, den Betroffenen in diesen so schwierigen Zeiten etwas mehr Sicherheit und Stabilität zu bieten. Alle Förderungen und Unterstützungen sollen rasch, unkompliziert und zielgerichtet bei den Familien und Müttern ankommen. Somit ist ihnen natürlich am schnellsten und auch am meisten geholfen. Diese Unterstützung kommt circa 400 000 Kindern zugute und die Bundesregierung nimmt dafür 400 Millionen Euro in die Hand.
Ich möchte jetzt noch eine Richtigstellung bezüglich der Kaufkraft in Österreich machen und diese an Kollegen Babler richten: In Spanien ist die Kaufkraft definitiv nicht gestiegen, sondern in Österreich steigt die Kaufkraft. (Bundesrätin Hahn: Dafür haben sie eine Inflation von nur 3 Prozent ...!) Und Österreich ist nach Luxemburg das Land, das die meisten Unterstützungsleistungen und Maßnahmen für seine Bürgerinnen und Bürger ausbezahlt und getroffen hat. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Bundesrätin Schumann: Ich rufe jetzt nicht dazwischen, weil es eine Erstrede ist! Das ist der Schutz der Erstrede!)
Sehr geehrte Damen und Herren, ich setze daher große Hoffnung in diese Maßnahmen und danke der Bundesregierung für ihr Engagement, fürs Hinhören
und Hinsehen und dafür, dass sie Familien in dieser so schwierigen Zeit entlastet und ihnen eine Perspektive für eine bessere Zukunft bietet. Wir stimmen dem Maßnahmenpaket der Regierung sehr gerne zu. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf der Bundesrätin Schumann.)
11.22
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zwischenzeitlich haben drei Schulklassen aus Vorarlberg, nämlich die 6a, b und c aus dem Bundesgymnasium Dornbirn oder zumindest Teile von ihnen, unseren Raum betreten. Unter ihnen ist Emil Fuchs, der Sohn unserer Kollegin Schwarz-Fuchs. Ihr seid herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)
Als nächsten Redner liefern wir euch einen Vorarlberger Minister. – Bitte. (Allgemeine Heiterkeit.)
Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Herr Vorsitzender! Geschätzte Mitglieder des Bundesrates! Vielleicht an euch (in Richtung der Besucher:innen) gerichtet: Der Bundesrat ist ja ein Gremium, das ihr jetzt vielleicht zum ersten Mal seht. Es wird nicht immer so gestritten wie aktuell, es geht oft friedlich zu.
Um vielleicht zu erläutern, worum es jetzt geht: Die Regierung hat Maßnahmen gegen die Teuerung beschlossen, und ich bin als Sozialminister auch dafür verantwortlich und werde jetzt von links und von rechts kritisiert. Ich bekomme sozusagen von links und rechts eine (Oh-Rufe bei der SPÖ – Bundesrätin Schumann: Das ist Demokratie!), und damit bin ich schon beim Punkt: Wenn man von links und von rechts kritisiert wird, dann muss man zunächst einmal die beiden Seiten auseinanderhalten. Während ich der linken Seite, nämlich der SPÖ, eine gewisse Glaubwürdigkeit konzediere, wenn es darum geht, soziale Problemlagen anzugehen und Sozialpolitik zu machen (Bundesrätin Schumann: Danke, Herr Minister!), so kann ich diese auf der ganz rechten Seite nicht verorten. (Beifall bei den Grünen.)
Es war schließlich die FPÖ in der Vorgängerregierung, die die Schneise für ein Mindestsicherungsgesetz, das wir jetzt haben, geschlagen hat. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Und es ist die FPÖ, die in den Bundesländern, wo sie mitregiert, nicht in der Lage ist, die Spielräume zu nützen, die dieses Gesetz jetzt noch bietet, um Härten abzufedern. Sie ganz rechts müssen also von sozialer Politik nicht reden. Das ist einmal der erste Punkt. (Beifall bei Grünen und SPÖ sowie der Bundesrätin Neurauter.)
Der zweite Punkt: Da ja permanent festgehalten wird, dass alles zu wenig ist, dass das nur Einmalzahlungen sind, dass das keine Wirkung hat und zu spät ist, würde ich Ihnen jetzt gerne einmal erläutern, was die vielgescholtenen Einmalzahlungen, die ausbezahlt worden sind, für die Lebensrealität der Menschen bedeuten. Es ist in Wahrheit so, dass beispielsweise eine Alleinerzieherin mit zwei Kindern 2 600 Euro bekommen hat. Das ist Geld, das sie dringend braucht, um die Miete bezahlen, Einkäufe erledigen, möglicherweise Kontorückstände abdecken zu können. Mindestpensionisten und Mindestpensionistinnen: detto.
Die Wirtschaftsforschungsinstitute egal welcher Couleur und der Budgetdienst des Nationalrates haben festgestellt, dass die Kompensation der Teuerung jedenfalls bei den Pensionistinnen und Pensionisten, insbesondere bei jenen mit kleinen Pensionen, mehr ausgemacht hat als die Inflation. (Ruf bei der ÖVP: Genau! – Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.) Die Anpassung der Pension hat im letzten Jahr 5,8 Prozent betragen und wird im heurigen Jahr nahezu 10 Prozent betragen. Dazu kommen Einmalzahlungen, die an die Pensionistinnen und Pensionisten ausbezahlt worden sind.
Was noch dazukommt und was ja vergessen wird: Während etwa in Deutschland die Pensionshöhen und Nettoersatzraten deutlich geringer sind als in Österreich, muss in Deutschland 41 Jahre gearbeitet werden, um auf eine Pension zu kommen, die in etwa der Ausgleichszulage entspricht, die wir in Österreich haben. In Österreich sind es 21 Jahre. Ich würde also schon darum ersuchen, in Rufweite der Wahrheit zu bleiben, was die sozialen Notlagen angeht.
(Bundesrat Spanring: Das ist aber nicht euer Verdienst und schon gar nicht von den Grünen!)
Noch ein Punkt zu dem Paket, das heute beschlossen wird: Der Regierung wurde oft vorgeworfen: Ihr seid nicht treffsicher, ihr macht inflationssteigernde Maßnahmen (neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Spanring), das hat alles keine Wirkung! – Mit den heute zu beschließenden Punkten setzen wir eine Maßnahme, die treffsicher ist und die ohne Antrag zur Auszahlung gelangt. Ich weiß schon, jetzt wird gesagt: Es sind nur 2 Euro pro Tag! Aber 60 Euro pro Kind und Monat sind für Familien, die in Armut leben, viel Geld, und sie werden davon zwei Jahre lang profitieren. (Zwischenrufe der Bundesrät:innen Gerdenitsch und Leinfellner.) Das ist keine Einmalzahlung, das ist eine strukturelle Hilfeleistung der Bundesregierung. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenruf bei der FPÖ.)
Die Valorisierung aller Familien- und Sozialleistungen, die wir seit 1. Jänner dieses Jahres haben, wollten sozialdemokratische Sozialminister über Jahre, Jahrzehnte durchsetzen, auch in Koalitionen. (Bundesrat Kornhäusl: Wir haben es gemacht! – Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Genau, wir haben es gemacht!) Wir haben sie hergebracht, und das hilft Familien und Kindern in diesem Land strukturell. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenruf der Bundesrätin Gerdenitsch.)
Weil wir wissen, dass die Notlagen groß sind, vor allem bei der Energie, beim Lebensmitteleinkauf und beim Wohnen, haben wir – und zwar auf meine Initiative hin – den Wohnschirm ins Leben gerufen und mit 164 Millionen Euro dotiert. Ich sage Ihnen dazu jetzt ein paar Zahlen: Bis zum heutigen Tag haben 9 500 Personen vom Wohnschirm profitiert – da wurde verhindert, dass es zu Delogierungen kommt – und über 12 000 Personen haben vom Energieschirm profitiert. Ausbezahlt wurden aus diesem Budget bis zum heutigen Tag 21 Millionen Euro. Das ist konkrete Hilfeleistung, das ist die Verhinderung von Stromabschaltungen, von Gasabschaltungen und von Delogierungen, allein mit dem Wohnschirm. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
Wir haben die Abschöpfung der Übergewinne bei Energiekonzernen ins Leben gerufen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel aus meinem Lebensalltag. Bei mir waren in sehr kurzen Abständen drei Lobbyisten: aus der Pharmaindustrie, aus der Lebensmittelindustrie und aus der Stromindustrie. Alle drei haben sich darüber beklagt, wie schlecht die Regierung sie behandelt, wie schlecht die Maßnahmen, die wir getroffen haben, sind. Beim Lebensmitteleinzelhandel geht es ganz konkret um die Schärfung der Instrumente der Bundeswettbewerbsbehörde. Allein die Ankündigung, dass wir das machen, hat dazu geführt, dass die Verhandlungen zwischen Lebensmittelkonzernen und Erzeugern mittlerweile anders laufen (Bundesrat Spanring: Und warum steigen dann die Preise, Herr Minister? Warum steigen die Preise weiter?) und die Preise wieder ins Lot kommen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
Die Abschöpfung der Übergewinne bei den Stromkonzernen, meine Damen und Herren, hat dazu geführt, dass die Preise jetzt sinken. Ich habe über den Verein für Konsumenteninformation jedenfalls zwei namhafte Energiekonzerne – Wien Energie und EVN – geklagt, und beide werden in einen Vergleich eintreten, was dazu führt, dass im Bereich der Wien Energie Konsumentinnen und Konsumenten Rückerstattungen bekommen, weil hohe Strompreise zu Unrecht verrechnet worden sind. Dasselbe trifft auf die EVN zu. (Beifall bei den Grünen.)
Meine Damen und Herren, ich lasse mir viel vorwerfen, ich lasse mich für vieles kritisieren. Weil ja oft der Eindruck erweckt wird, man könne nur dann über soziale Fragen reden, wenn man aus Familien kommt, die das selbst erlebt haben: Mein Vater war Briefträger, wir waren eine Familie mit sechs Kindern, wir hatten kein Geld zu Hause. Ich habe 20 Jahre in der sozialen Arbeit gearbeitet, ich bin seit 30 Jahren in der Politik, und ich verwahre mich dagegen, dass der Eindruck erweckt wird – Herr Bundesrat Babler, das muss ich in Ihre Richtung sagen –, es gäbe einen Alleinvertretungsanspruch für soziale Politik. Das gibt es nicht. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenruf des Bundesrates Babler.)
Ich nehme für mich in Anspruch, diese Sozialpolitik mit großer Ernsthaftigkeit und mit großem Kampfgeist zu vertreten. Dafür stehe ich, dafür stehe ich in der Bundesregierung, und dafür stehe ich für die Menschen in diesem Land. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Bundesrat Spanring: Davon haben wir dreieinhalb Jahre nichts gehört!)
11.30
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Bundesrätin Mag. Daniela Gruber-Pruner. – Bitte, Frau Kollegin.
Bundesrätin Mag. Daniela Gruber-Pruner (SPÖ, Wien): Herr Vizepräsident! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Gäste! Morgen ist in Ostösterreich Zeugnistag. Viele Schüler:innen sind heute auf Ausflügen oder – ich glaube, diese Vorarlberger Gruppe – auf Wienwoche. Ich glaube, die meisten freuen sich auf die Sommerferien.
Für Familien und auch für Eltern sind neun Wochen Sommerferien tatsächlich schon ab Jänner sozusagen eine große Herausforderung. Wie möchte man neun Wochen Ferien der Kinder mit fünf Wochen Urlaub als berufstätiger Elternteil unter einen Hut bringen, wenn die fünf Wochen nicht sowieso schon für Herbstferien, Weihnachtsferien, Semesterferien, Osterferien, schulautonome Tage verbraucht sind? Das ist eine zeitliche Herausforderung, die Eltern tatsächlich ins Grübeln bringt.
Selbst wenn man versucht, diese neun Wochen irgendwie sinnvoll zu bewältigen, stellt sich die Frage: Wie kann man sich das leisten? Die Ferienzeit und die Ferienangebote sind tatsächlich in einem Preissegment, bei dem man ins Schwitzen kommt. Ich leite beispielsweise jede Woche eine Kindergruppe. Wir fahren jedes Jahr auf Sommerlager, und heuer habe ich von den 21 Kindern, die mit mir mitfahren, acht Kinder, die ohne finanzielle Unterstützung – da geht es zum Teil um den gesamten Betrag und teilweise um einen Teil des Betrages – nicht mitfahren könnten. Da müsste ich sagen: Ihr müsst zu Hause
bleiben! – Das bringt man natürlich nicht übers Herz, aber das ist Tatsache, und da geht es um zwei von diesen neun Wochen, in denen die Kinder im Zweifelsfall nicht mitfahren könnten.
Herr Minister, ich weiß, Sie kennen dieses Phänomen, ich erwähne es trotzdem immer wieder: Kinder spüren, wenn die Eltern unter finanziellem Druck stehen, sie spüren diesen Stress und entwickeln Kompensationsleistungen, die sie im frühen Alter nicht erbringen müssen sollten, weil es beschämend ist – ich habe das vorhin schon unter dem Bildungsaspekt angesprochen –, dann unter denen zu sein, die nichts zu berichten haben, unter denen zu sein, die beschämt werden, weil sie keine tollen Urlaubsfotos und Berichte beizusteuern haben. Das möchten wir natürlich allen Kindern ersparen.
Ich habe eine Idee, mit der ich schon lange hausieren gehe: Gerade in diesem Feriensegment gab es früher Krankenkassenzuschüsse, die genau bei diesen Familien sehr wertvoll waren, um sich die Angebote leisten zu können. Die sind so gut wie überall nicht mehr vorhanden, und ich fände es zum Beispiel eine dauerhaft nachhaltige, tolle Investition, das wieder zu reaktivieren und diese Krankenkassenferien- , -urlaubszuschüsse wieder flächendeckend einzuführen. Das ist eine Idee, um strukturell aus diesem Problem herauszukommen. (Beifall bei der SPÖ.)
Eine andere Möglichkeit wäre natürlich, wenn wir flächendeckend leistbare, günstige, möglichst kostenlose Ferienbetreuung, Ferienangebote hätten. Ich möchte da noch einmal die Summer-City-Camps in Wien erwähnen, weil sie wirklich beispielhaft auch für andere Bundesländer – und wir sind hier in der Länderkammer – wirken könnten. Mit 30 000 Plätzen in Wien nimmt Wien viel Geld in die Hand, um ein leistbares Angebot über den ganzen Sommer anzubieten. Eine Woche dieser Summer-City-Camps kostet 60 Euro, da ist Essen und alles inbegriffen. Das sind die 60 Euro, die jetzt quasi von der Bundesregierung mit diesem Paket pro Monat, pro Kind ausgegeben werden, da könnte man also eine von diesen vier Wochen im Monat bezahlen. Das ist aber ein günstiges
Angebot. Es gibt viele Ferienangebote, die zwischen 200 und 400 Euro kosten, da geht sich mit diesen 60 Euro nicht mehr viel aus.
Unsere Kritik ist einfach das Verhältnis zwischen den aktuellen Preisen überall und dem, was den Familien angeboten wird. Da ist trotzdem eine Riesenkluft, die die Familien in Stress bringt, und das ist sozusagen der Grund, warum wir nicht zufrieden sind.
Die von mir sehr geschätzte Kollegin Jagl und auch Sie, Herr Minister, haben jetzt etwas angedeutet – das ist es, warum wir da so kritisch sind –: Wenn man den Berechnungen glaubt – und ich glaube, wir stellen das außer Frage –, wie viele Familien und wie viele Kinder nach wie vor armutsgefährdet und von Armut betroffen sind, dann ist das eine Tatsache, die man nicht wegargumentieren kann. Obwohl es so viele Leistungen gibt und obwohl so viele Maßnahmen ergriffen wurden – wir nehmen das ja wahr –, reicht es offensichtlich nicht, um diese Armut nachhaltig, strukturell massiv zu reduzieren. Sie haben sich als Bundesregierung ja vorgenommen, die Kinderarmut zu halbieren. Die Zahlen zeigen uns das aber nicht. Die Berechnungen, wie viele Familien, wie viele Kinder unter der Armutsgrenze leben müssen, zeigen uns nicht, dass das Wirkung zeigt und diese Zahlen nachhaltig zurückgehen. Darum können Sie nicht von uns verlangen, dass wir sozusagen zufrieden sind und sagen: Es passt alles!, sondern wir sind nach wie vor als Opposition an der Seite dieser Familien und Kinder und aufgefordert, dies aufzuzeigen. (Beifall bei der SPÖ.) Das ist sozusagen unsere DNA und auch unser Job, das zu tun. Ich glaube, das ist nachvollziehbar.
Ich muss wieder den Finger in eine Wunde legen – ich habe das schon das letzte Mal, bei der letzten Sitzung gemacht –: Diese EU-Kindergarantie hat ja genau dasselbe Ziel. Sie hat das Ziel, österreich- und europaweit Kinderarmut strukturell zu beseitigen, zu bekämpfen. Das ist wirklich eine wichtige Maßnahme, nur: Wer macht aktuell nicht mit? Wer ist säumig mit diesem Nationalen Aktionsplan, den wir in Europa vorlegen sollten? – Es ist Österreich, und es sind europaweit außer Österreich nur noch zwei andere Länder. Dafür geniere ich
mich. (Bundesrat Schennach: Die Regierung muss sich genieren!) Ich weiß, ich habe es letztes Mal auch gesagt, ich hänge Ihnen das nicht um, weil ich weiß, die Grünen und Ihr Ministerium haben da einen Maßnahmenkatalog vorgelegt, aber ich hänge es nach wie vor der ÖVP und dem Familienministerium, wo das jetzt liegt, um, weil diesen Maßnahmen nicht grünes Licht gegeben wird und ihr als ÖVP, als Familienministerium in Kauf nehmt, dass in diesem Bereich nichts weitergeht. Ihr lasst sozusagen die Ideen aus dem Sozialministerium liegen. Ich finde, das ist verwerflich, Sie sollten wirklich dringend überdenken, warum man das liegen lässt. (Beifall bei der SPÖ.)
Ein Wort möchte ich noch zur Aktion Schulstartklar! verlieren: Ja, die Schulstartkosten sind hoch. Alle Eltern, alle Familien wissen, was da in Summe zusammenkommt, das ist wirklich erheblich, das sind viele Hundert Euro. Die AK hat auch das, was die Schulstartkosten betrifft, berechnet: Das ist wirklich hoch. Insgesamt sind Kosten für Bildung hoch, ein kostenloses Schulsystem haben wir schon lange nicht mehr. Es wurde vorhin schon erwähnt: alle Ausflüge, Schulsportwochen, Zusatzdinge, Schulmaterial – da geht es wirklich in viele Hundert Euro. Da kann man entgegenwirken, das tun einzelne Bundesländer wie Wien, indem man das Mittagessen zumindest in den Ganztagsschulen kostenlos macht (Zwischenruf des Bundesrates Kornhäusl) oder andere strukturelle Maßnahmen setzt.
Diese finanziellen Hilfen zu Schulbeginn sind notwendig. Das, was ich an dieser Maßnahme wirklich nicht mag, ist die Vorstellung, dass Menschen aufgefordert werden, sich wo in einer Schlange anzustellen, um diesen Gutschein abzuholen, um ihn dann einlösen zu können. Wir haben mittlerweile Möglichkeiten, diese Dinge zuzustellen oder zu überweisen, um Menschen nicht in die Verlegenheit zu bringen, irgendwo in einer Straße in einer Schlange stehen zu müssen, um sich etwas abzuholen. Auch das ist Beschämung von armutsbetroffenen Familien, die man vermeiden könnte.
Auch wurde es leider verabsäumt, dieses 60-Euro-Paket für diese ganze Bezieher:innengruppe zu erweitern, obwohl sie es, wie wir wissen, dringend
gebrauchen könnten und die Kinder zum Schulstart hätten gut ausgestattet werden können.
Zum Schluss möchte ich jetzt noch auf etwas eingehen, worauf uns Kollege Manfred Mertel immer wieder zu Recht hinweist: Wir dürfen die Generationenfrage nicht aus dem Blick verlieren, wir müssen den Generationenvertrag im Blick behalten.
Wir wissen, dass nicht nur die Kinderarmut, sondern auch die Armut bei der älteren Bevölkerungsgruppe ein großes Thema ist. Die steigenden Wohnkosten und die allgemeine Teuerung bekommen auch Pensionist:innen und Senior:innen heftig zu spüren. Wir finden, dass beide, die Omas und Opas wie auch die Enkelkinder, es sich verdient haben, ihr Leben sorgenfrei und unbeschwert verbringen zu können. Das ist für unsere Gesellschaft als Ganzes wichtig. Darum warten wir nach wie vor auf große Teuerungsbremsen und Mietpreisdeckel, die hier so wichtig wären.
Unter all diesen Aspekten und mit dieser Argumentation – ich hoffe, das war nachvollziehbar – können wir diesen nach wie vor unzureichenden Maßnahmen heute nicht zustimmen, weil damit die Armut nicht nachhaltig abgeschafft wird, obwohl es machbar und möglich wäre. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
11.41
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste gelangt Frau Bundesrätin Heike Eder zu Wort. – Bitte, Frau Kollegin.
Bundesrätin Heike Eder, BSc MBA (ÖVP, Vorarlberg): Sehr geehrter Herr Präsident! Lieber Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Besucher hier und Zuseher zu Hause vor den Bildschirmen! Ich weiß nicht, wie es euch geht, liebe Kolleginnen und Kollegen, aber immer wenn ich mir die Reden der Sozialdemokraten anhöre, so heute die Rede des Kollegen Babler ganz im Speziellen, dann
bin ich etwas deprimiert. (Beifall bei ÖVP, FPÖ und Grünen. – Oh-Rufe bei der SPÖ.)
Da wird oft ein sehr düsteres Bild von Österreich gezeichnet (Ruf bei der SPÖ: Von der Regierung in Österreich! – Bundesrat Schennach: Verwechselt euch nicht mit Österreich, als Regierung!): Österreich verarmt und versandelt zusehends, das Land wird von einigen Superreichen ausgebeutet, die Zukunft der Jugend ist nicht mehr vorhanden, die haben jegliche Hoffnung und Perspektive verloren, und die Stimmung ist in Österreich ohnehin total schlecht.
Das ist aber nicht das Bild, das ich von Österreich habe, meine lieben Kolleginnen und Kollegen. Das ist auch nicht das Bild, das ich von Österreich zeichnen möchte (Zwischenruf der Bundesrätin Schumann), und die Daten geben mir diesbezüglich recht. So prognostiziert uns die OeNB ein Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent, während in unserem Nachbarland Deutschland, dem hochgelobten Land der SPÖ, laut der Deutschen Bundesbank eine Rezession, ein Rückgang erwartet wird.
Bei der Pro-Kopf-Kaufkraft liegt Österreich unter den Top Ten in Europa. Kaum ein europäisches Land hat in den Krisenjahren mehr Fördergeld ausbezahlt als Österreich. Darüber hinaus hält Österreich den Europarekord an freien Tagen, und keine Bevölkerung der Erde reist so gerne wie wir Österreicher. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Bundesrat Kornhäusl: Das schreiben wir dem Herrn Babler auf!)
Ja, es gibt Arme, es gibt armutsgefährdete Menschen, nämlich 17,5 Prozent der Bevölkerung in Österreich, und da gilt es natürlich, hinzuschauen und geeignete Maßnahmen zu setzen. Ich möchte aber auch eines ganz klar sagen: Es passiert schon einiges. Eine dieser Maßnahmen ist jene, die wir heute beschließen werden.
Laut dem Budgetdienst kommen 94 Prozent der Antiteuerungshilfen Menschen in der unteren Einkommenshälfte zugute. Also Hand aufs Herz, meine lieben
Kolleginnen und Kollegen, wir haben doch das bestausgebaute Sozialsystem der Welt! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Was den heutigen Tagesordnungspunkt mit den Unterstützungsmaßnahmen für einkommensschwache Familien angeht, kann man die Kritik der Sozialdemokraten ganz einfach zusammenfassen: Zu wenig! – Diese Position ist natürlich absolut legitim und für eine Opposition nicht ungewöhnlich. Ich möchte aber die Unterstützungsleistung zum Wohle von bedürftigen Kindern doch etwas relativieren.
Diese 60 Euro pro Kind und Monat, die wir nun zusätzlich auszahlen, machen bei einem Einkommen von 2 000 Euro brutto eine Reallohnerhöhung von 3,8 Prozent aus. 3,8 Prozent, das ist doch nicht nichts, meine lieben Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe der Bundesräte Babler und Spanring.) Manche brauchen aber vielleicht noch etwas greifbarere Fakten (Bundesrat Tiefnig: Excel-Tabelle!), um zu verstehen, wie viel 60 Euro monatlich mehr an Unterstützungsleistungen für eine Familie bedeuten: Eine Familie mit einem Baby kann sich beispielsweise eine Monatspackung Milchpulver, einen Beißring, eine Monatspackung Premiumwindeln, zwei Kurzarmbodys, einen Abendgrießbrei für einen Monat beziehungsweise Mittagsbrei für mindestens zwei Monate leisten. Das ist doch nicht nichts! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Schauen wir uns noch ein Beispiel an: Wie schaut es bei einer Familie mit einem älteren Kind aus? – Mit diesen 60 Euro zusätzlich könnte sich diese Familie beispielsweise 5 Kilogramm Obst, 5 Kilogramm Reis, 10 Kilogramm Kartoffeln, ein Buch, ein T-Shirt und eine kurze Hose für den Sommer leisten. (Die Bundesräte Leinfellner und Spanring: Für 60 Euro?!)
Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, ich sage jetzt nicht, das ist mehr als genug und viel zu viel, aber, Leute, das ist doch nicht nichts! (Beifall bei der
ÖVP. – Bundesrat Schennach: Eine kurze Hose! Und einen Beißring! – Bundesrätin Schumann: Das ist nicht lustig!)
11.46
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster gelangt Herr Bundesrat Klemens Kofler zu Wort. – Bitte, Herr Kollege.
Bundesrat Klemens Kofler (FPÖ, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegen aus dem Bundesrat! Liebe Freunde! Dieses Gesetz haben wir eh schon einmal hier gehabt. Es ist nicht nichts, aber es ist zu wenig, und das wissen eigentlich alle, die hier herinnen sitzen. (Beifall bei der FPÖ.) Mit 60 Euro kann man nichts machen, es ist einfach so.
Wir werden dem trotzdem zustimmen, weil es wenigstens ein Anfang ist und weil es in die richtige Richtung geht. (Beifall der Bundesrätin Miesenberger und demonstrativer Beifall des Bundesrates Tiefnig.)
Ich habe aber ein anderes Problem damit: Eine Gesellschaft, so sagt man, wird immer daran gemessen, wie sie mit ihren Schwächsten umgeht, und die Schwächsten in einer Gesellschaft sind immer die Kinder. Unsere Kinder werden die Wirtschaftskrise auch am meisten spüren, sie können sich aber am wenigsten wehren. Deswegen ist es unbedingt notwendig, mehr Maßnahmen zu treffen. Ich werde jetzt aber nicht darüber reden, was alles passiert ist und was passieren kann, weil darüber heute eh schon genug geredet worden ist. Ich sage nur eines: Kinderarmut ist kein Schicksal, sondern politisch lösbar.
Ich möchte Ihnen von zwei persönlichen Erlebnissen erzählen: Ich bin mit dem Kinderrechteausschuss mit Herrn Präsidenten Kovacs ins Burgenland gefahren. Es war eigentlich ein schöner Ausflug, aber es hat dabei auch eine bittere Sache gegeben: Wir haben ein Kinderheim besucht, und der Chef des Kinderheims hat mir gesagt, das ist nur zu 85 Prozent finanziert, 15 Prozent müssen die über Spenden reinholen. Na wie peinlich ist denn das?! Was ist
denn das für ein Staat, wenn wir nicht einmal die eigenen in Not geratenen Kinder unterstützen können?! (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Leinfellner: Bravo!) Eine furchtbare Situation!
Gestern habe ich aber geglaubt, mir hautʼs den Vogel raus. Es war eine Gemeinderatssitzung, ich sage nicht, wo. Zuerst ist es um Slow Food und Slow-Food-Village gegangen. Da gewöhnen sie uns jetzt das Essen ab. Na gut, ist ja wurscht. Esse ich halt weniger, würde mir vielleicht eh nicht schaden. Eine Stunde später ist es aber ganz bitter geworden. Da ist es nicht mehr um Slow Food, sondern um No Food gegangen: Weil nämlich Eltern von drei Kindergartenkindern das Essensgeld nicht eingezahlt haben, werden sie jetzt geklagt, und die Kinder bekommen nichts mehr zu essen.
Na wie verrückt ist denn das? Stellt euch das jetzt bitte vor: Da sitzen zehn oder zwölf kleine Kinder – ich habe selber ein Kindergartenkind daheim – um den Tisch herum, und drei davon kriegen nichts zu essen. Na bum! Ist das ein Skandal oder nicht? Das darf doch nicht wahr sein! (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Steiner: Skandal! Unglaublich! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Das ist eine furchtbare Situation. (Bundesrat Steiner: ... sicher ein ÖVP-Bürgermeister!) Dort ist ein ÖVP-Bürgermeister – ja, das kann ich bestätigen. Man kann auch die drei Kinder diskret in einen Nebenraum geben, damit man das Magenknurren nicht so hört, das kann natürlich auch sein. Auf alle Fälle ist es eine totale Katastrophe. Es liegt eben am politischen Willen. Das ist ja überhaupt kein Problem, die paar Kreuzer zu zahlen. Das kann doch nicht wahr sein, dass man sich da weigert, die paar Euro zu zahlen.
Auf alle Fälle kann ich aber eines sagen: Unter einem Kanzler Kickl hungert in diesem Land niemand, und ein Kind schon gar nicht! – Danke schön. (Anhaltender Beifall und Bravorufe bei der FPÖ.)
11.50
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Dominik Reisinger. – Bitte, Herr Kollege.
11.51
Bundesrat Dominik Reisinger (SPÖ, Oberösterreich): Hohes Präsidium! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuhörerinnen und Zuhörer! Ja, bei dieser Show der Selbstbeweihräucherung und bei diesen Lobgesängen, die die Regierungsvertreterinnen und -vertreter (Bundesrat Kornhäusl: Zu Recht! Zu Recht!) da anstimmen, fällt mir eigentlich nur ein geläufiger Spruch ein, mit einem kleinen Augenzwinkern. Der heißt: Hurra, noch so ein Sieg – und wir sind verloren. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)
Nun darf ich noch einmal unterstreichen, warum die SPÖ-Fraktion hier im Bundesrat diesem Gesetzesantrag nicht zustimmen wird: weil dieser Antrag einmal mehr beweist, dass die Regierung bei den Maßnahmen zur Bekämpfung der Teuerung völlig danebenliegt. Wir sagen nicht: Es gibt keine Hilfe. Wir sagen und wir wiederholen: Es gibt zu wenig, und Sie setzen die Hebel an der falschen Stelle an – und zwar deshalb, weil die ÖVP und die Grünen entgegen den Expertenmeinungen beim verfehlten System der Almosenverteilung bleiben. Ich bleibe dabei: Das ist Almosenverteilung, weil wiederum verabsäumt wird, endlich nachhaltig, steuernd, regulierend in die Preisgestaltung einzugreifen. (Beifall bei der SPÖ.)
Das ist für die Menschen in unserem Land eine Katastrophe – umso mehr, als wir wissen, dass Hunderttausende Einzelpersonen und Familien unter dieser Teuerung leiden.
Ich möchte auch in seiner Abwesenheit dem Finanzminister etwas ins Stammbuch schreiben. Er hat ja in diesen letzten Tagen eine groteske Aussage getätigt, die eigentlich gar nicht zu interpretieren ist. Sie gehört eher in die Kategorie Treppenwitz der Nation, und ich möchte ihm an dieser Stelle ausrichten, dass die Inflation nicht durch die Lohnabschlüsse getrieben ist, sondern dass die Inflation profitgetrieben ist. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Bundesrates Buchmann.)
Ich weiß auch nicht, ob es sich bei den Regierenden schon herumgesprochen hat, dass die Teuerung keine Minderheit in Österreich betrifft. Sie betrifft die Mehrheit, das belegt auch eine aktuelle Umfrage der Arbeiterkammer: Drei von vier Befragten sagen, dass sie stark von der Teuerung betroffen sind und deshalb ihre Freizeitaktivitäten einschränken müssen. 60 Prozent gehen seltener essen, fast 60 Prozent gehen weniger aus, und ein Viertel muss anderswo – nämlich billiger – einkaufen. Wenn da nicht die Alarmglocken bei allen hier im Saal schrillen, dann weiß ich nicht, was noch passieren muss. (Beifall bei der SPÖ.)
Während sich Einzelpersonen und Familien ihren Lebensunterhalt nicht mehr leisten können, ihre Mieten und ihre Energiekosten nicht mehr zahlen können, gehen Sie her, liebe Vertreter der Regierung, und verteilen 60 Euro im Monat für Kinder unter 18 Jahren. Wer jetzt schnell rechnet – wir haben die Zahl schon gehört, es ist ja kein Geheimnis mehr –, bemerkt, dass wir da von glatten 2 Euro pro Tag reden. Ja meine Herrschaften, das ist doch völlig untauglich, um wirklich Familien und Kinder aus der strukturellen Armut herauszuholen. (Beifall bei der SPÖ.)
Bei Ihnen ist Papier allerdings geduldig; in Ihrem eigenen Regierungsprogramm steht ja die Halbierung der Zahl der von Armut Betroffenen in Österreich. Ja wie soll denn das geschehen? – Seit 2019 steigt die Zahl der Armutsbetroffenen in Österreich, sie wird nicht einmal weniger – und Sie wollen sie halbieren! Allein das zeigt, dass Ihre Maßnahmen an der Realität vorbeigehen.
Mein Kollege Andi Babler hat es schon erwähnt: Jedes fünfte Kind hier in Österreich ist armutsgefährdet. Im Osten Österreichs beginnen bald die Sommerferien. Können Sie sich auch nur irgendwie vorstellen, wie es einer Familie geht, die zwischen Nachhilfekosten für die Kinder und Urlaub abwägen muss, weil ihre finanzielle Lage derart prekär geworden ist?
Es gibt allerdings auch das andere Extrem. In den letzten Tagen ist es durch alle Medien gegangen: In Österreich leben 335 Superreiche, die ein Drittel des
ganzen Finanzvermögens halten. Na wunderbar! Im westeuropäischen Durchschnitt hält das gleiche Segment an Superreichen nur rund 17 Prozent des gesamten Finanzvermögens. Das heißt im Umkehrschluss, Österreich ist ein Schlaraffenland für die Reichen – und die Regierung macht Politik für ihre Interessen. (Beifall bei der SPÖ.)
Wenn das nicht so ist, dann erklären Sie mir doch bitte Ihre reflexartige, manchmal sogar hysterische Ablehnung, wenn wir vonseiten der SPÖ oder auch Experten Reichensteuern, Millionärssteuern, oder Erbschaftssteuern ansprechen.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, jetzt muss es endlich heißen: Preise runter! Es ist kein Geheimnis mehr: Wir müssen Preise beim Wohnen durch Mietpreisdeckel, eine ordentliche Leerstandsabgabe und den Ausbau des sozialen Wohnbaus senken. Wir müssen die Preise bei den Lebensmitteln durch die Streichung der Steuer auf Grundnahrungsmittel senken; und wir müssen ebenfalls durch Preisdeckel für geringere Kosten bei der Energie, beim Heizen und beim Strom sorgen.
Angesichts dessen, was man als Bundesregierung gegen die Teuerung tun müsste und könnte, ist – und damit schließe ich auch – Ihre Ignoranz und Ihr eigentlich gönnerhaftes Getue, wenn Sie heute 2 Euro pro Tag und Kind verteilen, nur mehr lächerlich. Für die Menschen draußen ist es aber längst unerträglich. Deshalb fordern wir Sie abermals auf, endlich strukturelle Maßnahmen zur Bekämpfung der Teuerung zu ergreifen. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
11.58
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Mag. Sascha Obrecht. – Bitte, Herr Kollege.
Bundesrat Mag. Sascha Obrecht (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Werter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Sie
hätten mich fast gehabt, Herr Minister (Ruf bei der ÖVP: Nein!), das muss ich ehrlich sagen. Vor allem bei Ihrer persönlichen Geschichte hätte ich tatsächlich fast mitgehen können. Ich habe ja eine ähnliche persönliche Geschichte. Ich bin Sohn einer Alleinerzieherin, die Vollzeit gearbeitet hat, die immer geschaut hat, dass ich trotzdem etwas Warmes zu essen bekomme, die sich faktisch bis zur Selbstaufgabe abgestrampelt hat, damit es mir gut geht. Deswegen haben Sie, wenn Sie eine Maßnahme setzen, mit der Sie Alleinerzieherinnen helfen wollen, bei mir sofort das Herz angesprochen. Da bin ich sofort dabei. (Vizepräsidentin Hahn übernimmt den Vorsitz.)
Das Problem dabei ist die Ausgestaltung: Sie überlegen sich, wie Sie diesen Personen helfen können. Sie kommen nicht auf die Idee, dass Sie Mietpreise und Energiepreise deckeln und Preise ordentlich kontrollieren. Nein, Sie geben den Leuten (eine 2-Euro-Münze aus der Hosentasche ziehend und in die Höhe haltend) 2 Euro pro Tag – 2 Euro! Das ist das, was Ihnen Alleinerzieherinnen und Alleinerzieher in Österreich wert sind. Die Regierung misst den Wert von Alleinerzieher:innen mit 2 Euro. (Beifall bei der SPÖ.)
Es ist so bezeichnend: Diese 2 Euro haben sie sich vermutlich selbst erarbeitet, und man hat sie ihnen durch Abgaben und Steuern abgenommen. Jetzt gibt man sie den Leuten zurück und verlangt von ihnen, dass sie jubeln, klatschen und der Bundesregierung dankbar sind. Das glaube ich nicht!
Frau Kollegin Jagl, weil Sie gemeint haben, dass das Wort Almosen ein falsches Wort ist: Almosen sind ein geringes, dürftiges Entgelt, das in keinem Verhältnis zu einer angemessenen Forderung einer Person steht. – Genau das ist das! (Beifall bei der SPÖ.) Alleinerzieher:innen verdienen sich weit mehr als 2 Euro pro Tag – 2 Euro, die ohnehin von jetzt auf gleich wieder in die Taschen der Vermieter wandern und von denen sie gar nichts haben werden.
Wenn ich dann weiter zur ÖVP schaue: Was haben wir gerade gehört? – Das sei doch nicht nichts. – Völlig richtig, es ist nicht nichts, aber es ist viel zu wenig. Wenn ich dieses Leitmotiv: Das ist doch nicht nichts!, einem anderen Leitmotiv
gegenüberstelle, dann sieht man gleich, für wen die ÖVP Politik macht. (Beifall bei Bundesrät:innen der SPÖ.) Wie hat es in der Coronapandemie geheißen? – „Koste es, was es wolle!“, „Koste es, was es wolle!“ – Wenn es um Konzerne geht, kostet es, was es will, und wenn es um Alleinerzieher:innen geht, dann heißt es: Ja, das Bissel, das wir geben, das ist doch nicht nichts. Seid zufrieden damit! – Das ist der Unterschied. 2 Euro gibt es für Alleinerzieher:innen und 10,2 Millionen Euro für René Benko. (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der SPÖ: Ja, genau!)
Nur um es als Summe im Vergleich zu haben: 2 Euro zu 10,2 Millionen Euro, das hat er an Coronahilfen bekommen. Wenn man das auf den Tag runterrechnet, sind das 28 000 Euro, die René Benko pro Tag an Coronahilfen bekommen hat.
Wissen Sie, wie lange meine Mutter oder andere Alleinerziehende warten müssen, bis sie dieses Geld über diese 2 Euro bekommen? – 14 000 Jahre! 14 000 Jahre brauchen sie, damit sie dieselbe Förderung bekommen, die René Benko bereitwillig, sofort von der Bundesregierung erhalten hat. (Beifall bei der SPÖ.)
Das ist auch der Grund, warum man solch einem Gesetzespaket nicht zustimmen kann – obwohl ich die Intention verstehe, obwohl ich mit dem Herzen dabei bin, obwohl ich Alleinerziehenden helfen will –, denn das ist viel zu wenig. Diese 2 Euro kommen nicht an, sie sparen an der falschen Stelle. (Bundesrätin Kittl: Aber nicht einmal das ...!) Wir müssen weit mehr machen. Das ist der Auftrag, den die Sozialdemokratie schon immer in ihrer Geschichte gehabt hat, und den werden wir mitnehmen.
Sie haben es erst vor ein paar Minuten gemerkt, die Sozialdemokratie hat einen neuen Vorsitzenden. Wir treten offensiver auf, mit mehr Kampfeslust. Wir kämpfen für ein Österreich, in dem jene Leute belohnt werden, die auch tatsächlich, die wirklich einen Beitrag leisten, die Leistungsträger:innen, nicht die René
Benkos dieser Welt, sondern die Leute, die tagein, tagaus hackeln gehen. Für diese Leute stehen wir! (Beifall und Bravoruf bei der SPÖ.)
Andreas Babler wird es Ihnen 2024 zeigen. Das beste Merkmal dafür, dass Sie das auch schon spüren, ist, wie nervös Sie alle auf seine Rede reagiert haben. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Steiner: Da war aber deine Rede weit besser als die von Babler! – Bundesrat Babler: Gut, dass du das beurteilen kannst!)
12.02
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Vizepräsident Mag. Harald Himmer. – Bitte, Herr Vizepräsident.
Bundesrat Mag. Harald Himmer (ÖVP, Wien): Sehr geehrte Präsidentin! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschirmen! Ich höre – das habe ich hier schon einmal gesagt – Kollegen Sascha Obrecht an sich sehr gerne zu, ich halte ihn auch für einen guten Redner. Jetzt weiß es auch der neue Parteiobmann, dass Sascha Obrecht ein guter Redner ist. (Bundesrat Steiner: Besser!)
Ich darf aber an das, was du gesagt hast, nämlich dass uns die Positionen, die der neue Parteivorsitzende gebracht hat, nervös machen, gleich anschließen. Dem darf ich widersprechen. Es macht uns in dem einen oder anderen Punkt nachdenklich, aber nervös macht es uns nicht. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich muss auch sagen, es hat auch dazu geführt, dass ich mir seit Langem wirklich eine ganze Rede eines SPÖ-Vorsitzenden vom Parteitag angehört habe. Also man hat ja nicht gewusst, dass er Vorsitzender wird, man hat es ja länger nicht gewusst, aber ich habe mir die Parteitagsrede des neuen Vorsitzenden Andreas Babler in der ganzen Länge angehört und muss sagen, sie hat mir rhetorisch gut gefallen. Es war rhetorisch eine wirklich sehr gute Rede. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrätin Schumann: Na, bravo! Bravo!)
Es war auch für mich wirklich wieder einmal durchaus ein echter Sozi und so weiter zu erkennen – nichts Negatives in diesem Punkt. Schmunzeln habe ich aber dann schon müssen, denn wenn es wirklich so wäre, wie das Bild, das unser neuer Kollege Andreas Babler da gezeichnet hat, dann wäre die Welt natürlich tatsächlich so: Alles, was es an positiven Sozialleistungen in diesem Land gibt, alles, was den Menschen an Unterstützung zufließt, hat einen Namen und ist von der SPÖ erfunden worden, so wie in der Werbung dieses Firnzuckerl von den Schweizern erfunden worden ist. Alles, was gut ist, kommt also von der SPÖ, das hat er alles für die Sozialdemokratie beansprucht, und dort, wo es Probleme gibt, kommen dann die anderen Parteien ins Spiel.
Da darf ich schon darauf hinweisen, dass es bei all dem, was die Sozialgesetzgebung der letzten Jahrzehnte betrifft, retrospektiv doch nur einen kurzen Abschnitt gegeben hat – einen sehr wichtigen, Bruno Kreisky, keine Frage –, in dem Sie Gesetze alleine beschlossen haben, aber alle anderen Gesetze, ob sie gut oder schlecht waren, sind sehr wohl immer auch durch Mitwirken der anderen Parteien entstanden. (Zwischenruf der Bundesrätin Schumann.)
Und was die Sozialgesetzgebung betrifft, so ist es – da kann ich Bundesminister Rauch nur recht geben – natürlich wirklich absurd und lächerlich, zu versuchen, sozusagen für die Sozialgesetzgebung oder das soziale Empfinden ein Monopol für eine Partei aufzubauen. Selbstverständlich haben viele Parteien in diesem Land ein soziales Gewissen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Bundesrätin Hauschildt-Buschberger.)
Jetzt haben wir in den letzten Tagen und Wochen mitbekommen, dass die Themen Zahlen und Rechnen und so weiter sozusagen nicht Ihr Schwerpunkt sind. Es wird für immer ein markanter Meilenstein in der Geschichte sein, dass das kollektive Addieren am Parteitag nicht funktioniert hat (Zwischenruf bei der SPÖ), das, was an sich jede Milchfrau, jedes Mädchen, jeder Bub und sonst wer kann. Übrigens wurde tatsächlich in einer Wiener Schule, in der zweiten Klasse einer Volksschule, der Parteitag nachsimuliert. Die haben das richtige Ergebnis herausbekommen. (Heiterkeit bei der ÖVP.)
Na, ich sage ja, Zahlen sind ja wirklich ein Thema. Ich habe es aber fast bemerkenswerter gefunden, dass der ORF das so verschwiegen hat. Vielleicht kann Kollege Babler auch das aufklären: Er hat nämlich in der ORF-„Pressestunde“ gesagt: Wenn man mit 100 km/h von Wien nach Linz fährt, ist man 4 Minuten später in Linz. –Zitatende. Keiner kann mir erklären, wie das funktionieren kann, dass man, wenn man 30 km/h langsamer fährt, nur 4 Minuten später Linz passiert. Alle Journalisten waren beeindruckt vom neuen Vorsitzenden der Sozialdemokratie, der ORF war auch beeindruckt, keiner hat einen Taschenrechner dabei gehabt, keiner hat ein Excel-Sheet dabei gehabt, also: Man hat nur vier zusätzliche Minuten. (Beifall bei Bundesrät:innen der ÖVP.)
Bleiben wir ein bisschen bei den Zahlen: Ein Beispiel, bei dem ich wirklich sagen muss, ich möchte das hier herausstreichen, das ich wirklich sehr interessant finde, und der neue Bundesparteivorsitzende Andreas Babler hat es hier auch tatsächlich noch einmal gebracht, ist Spanien. Spanien hat nur 3 Prozent Inflation. Ich weiß, dass Spanien eine sozialistische Regierung hat, die ganz toll ist.
Diese Regierung hat auch sehr viele Reformen gebracht. Was Sternchen und Gender und so weiter (Bundesrätin Schumann: Nicht jetzt da auch noch! Nicht da auch noch!) betrifft, da haben sie in Spanien einiges weitergebracht. Was die Arbeitslosigkeit, die der Sozialdemokratie immer so wichtig ist, betrifft, darf ich sagen: Spanien hat eine Arbeitslosenrate von über 12 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 25 Prozent. (Bundesrat Kornhäusl: Sozialistische Politik!) So, was heißt das? –Das heißt, dass in Spanien jeder vierte Jugendliche arbeitslos ist. So, und das ist erstens einmal sozialistische Politik, und das andere ist, aus Österreich kommt Applaus: He, super, dafür haben sie aber nur 3 Prozent Inflation! – Herr Babler, erzählen Sie das den arbeitslosen Jugendlichen in Spanien, wie super das mit den 3 Prozent ist, wenn jeder Vierte von ihnen arbeitslos ist! (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrat Babler: Wie hoch war ... in Spanien?)
Jetzt könnte man ja sagen, weil es ja da auch andere Beispiele gibt – ich möchte nur Venezuela ansprechen, weil das ja auch ein sehr wichtiges Beispiel ist –,
Venezuela. Es gibt ja jetzt eine personelle Neuaufstellung bei der Sozialdemokratie. Neu sind Klubobmann und auch Klubobmann-Stellvertreter und so weiter. (Bundesrätin Grimling: Also jetzt wissen wir es schon! Was bringt das?) Frau Julia Herr, glaube ich, ist jetzt stellvertretende Fraktionsobfrau im Nationalrat. – So, Julia Herr.
Bitte sagt jetzt nicht – ich war auch einmal Jugendfunktionär –, das sind Jugendsünden, in der Jugend sagt man bald einmal etwas. (Bundesrat Schreuder: „Bonzen quälen“!) Ja, genau, wir alle haben einmal einen Blödsinn geredet, stimmt schon. Jeder von uns hat einmal einen Blödsinn geredet, das will ich gar nicht in Abrede stellen.
Ich glaube aber, dass das bei der Sozialdemokratie so ist, dass ich sage: Kollege Babler ist nicht wirklich ein klassischer Jugendlicher (Bundesrat Babler – seine Brille in die Höhe haltend –: Wegen der Brille?), seine Meldung mit dem Marxismus war jetzt nicht die eines 19-Jährigen: Heute bin ich Marxist, morgen bin ich Sozialdemokrat! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Heute Marxist, okay, also heute Marxist.
Wenn man heute Marxist ist, dann gehe ich davon aus, dass vielleicht auch Kollegin Julia Herr heute noch Super-Venezuela-Fan ist, weil Venezuela ja so super ist, weil dort auch die Linken das Sagen haben. Nimmt man jetzt zum Beispiel Spanien her – die Kollegin hat ausgeführt, was Kaufkraft et cetera betrifft – und sagt: Wir haben in Österreich wahrscheinlich ein BIP von – was weiß ich – etwas über 50 000 Euro pro Kopf! – 50 000, 53 000 Euro, würde ich einmal sagen –, dann wird es in Spanien ein bisschen über 30 000 Euro sein. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) In Venezuela, glaube ich, haben sie ein BIP von ungefähr 100 Milliarden – Gesamt-Venezuela – für 30 Millionen Einwohner. Man kann sich also ungefähr ausrechnen, was das pro Person ist. Wenn sie dort die Gesetzgebung hätten, die wir heute mit den 60 Euro pro Monat beschließen, wäre das in Venezuela ein signifikanter Sprung bei jedem Einkommen. Dort wäre das nicht so kleinzureden. Es ist auch hier sinnvollerweise nicht kleinzureden, aber in Venezuela würde diese Gesetzgebung, die wir heute machen, 10,
15 Prozent, glaube ich, auf ein Durchschnittsgehalt draufgeben. (Bundesrätin Schumann: Auf nach Venezuela!)
Daher meine ich, dass in einem Land, in dem die kalte Progression abgeschafft worden ist, in dem übrigens die Sozialleistungen valorisiert worden sind – tut mir leid, dass es keine sozialdemokratische Errungenschaft ist, sondern in dieser Regierung beschlossen worden ist –, niemand sagen kann, dass hier nicht hart daran gearbeitet wird, den Menschen in diesem Land zu helfen. (Bundesrätin Schumann: Auf nach Venezuela!)
Ich glaube, es war Kollege Dominik Reisinger, der gesagt hat, das mit den Reflexen der ÖVP könne ihm niemand erklären: Ich kann nur den Versuch unternehmen, ich bin jetzt nicht sonderlich zuversichtlich, dass ich seine Meinung ändern werde, aber ich kann schon sagen, warum die Volkspartei bei der Besteuerung von Vermögen zurückhaltender ist: weil es sich eben bei den Vermögen der Österreicherinnen und Österreicher zum großen Teil um ein Vermögen handelt, das sie erarbeitet haben und das sie bereits versteuert haben. (Bundesrätin Grimling: Der Herr Benko!)
Wir wollen nicht wieder dorthin zurück, dass wir sagen: Na ja, es gibt ja nicht nur Finanzvermögen, da gibt es welche, die haben Goldketten, teure Teppiche (Oh-Ruf der Bundesrätin Schumann) und Antiquitäten! Da müssen wir einmal daheim hineinschauen (Bundesrätin Schumann: Schnüffelsteuer, genau!), was sie dort stehen haben! – Das ist ja dann nur die Folge.
Jetzt aber zu diesen Superreichen ganz klar gesagt: Bitte, Frau Kollegin Schumann, schau dich um, wie viele superreiche ÖVPler haben wir hier? (Bundesrat Babler: Wir müssen erst schnüffeln!) Wie viele Superreiche? – Ich sehe lauter Superreiche. Der eine oder andere wäre es vielleicht gerne, aber es gibt keine Superreichen. (Bundesrätin Schumann: Manchmal ist es gescheiter, man schreibt eine Rede vor!) Diese billige Positionierung immer: die ÖVPler für die Superreichen! – Die ÖVPler sind ganz normale Menschen aus dem Volk, keine Superreichen! Bei der Vermögensteuer geht es nicht um den Neid, sondern da geht es darum, dass wir
wollen, dass das Vermögen im Land bleibt. (Oh-Ruf der Bundesrätin Schumann.) Das ist das Entscheidende. Niemand verteidigt die Superreichen.
Es geht dabei auch um den Ansatz: Denken wir wieder an Venezuela und an die DDR, dort sind ja auch die Superreichen bekämpft worden! Es ist aber gleich der gesamte Wohlstand bekämpft worden, und deswegen wissen wir auch, wie das mit der DDR ausgegangen ist. Es hat dann tatsächlich wenige Superreiche gegeben, es hat aber auch keinen Mittelstand mehr gegeben. Daher muss immer im Vordergrund stehen, nicht den Wohlstand zu bekämpfen, sondern die Armut zu bekämpfen.
Das ist der genau gegenteilige Ansatz, was die Volkspartei macht (Beifall bei der ÖVP – Heiterkeit bei der SPÖ sowie Zwischenruf des Bundesrates Schennach) – das ist die Zusammenfassung –: Wir bekämpfen nicht den Wohlstand, wir bekämpfen die Armut – und das machen wir auch mit diesem Gesetz. (Beifall bei der ÖVP.)
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor.
Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.
Wir gelangen zur Abstimmung. – Die Plätze sind eingenommen, wie ich sehe.
Ich ersuche daher jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit. Der Antrag ist somit angenommen.
Es liegt ein Antrag der Bundesräte Andreas Babler, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „Preise senken, Leistungen anpassen, Armut bekämpfen“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungsantrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Dies ist die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt.
Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über Zweckzuschüsse an Länder und Gemeinden für die Durchführung der Corona-Schutzimpfung (COVID-19-Impffinanzierungsgesetz) und ein Bundesgesetz, mit dem Übergangsbestimmungen für das COVID-19-Maßnahmengesetz getroffen werden, erlassen und das Epidemiegesetz 1950, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz, das Apothekengesetz, das Arzneimittelgesetz, das Ärztegesetz 1998, das Psychotherapiegesetz, das Sanitätergesetz, das Gehaltsgesetz 1956, das Vertragsbedienstetengesetz 1948 und das Bundesgesetz, mit dem zur Abdeckung des Bedarfes zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie Ermächtigungen zur Verfügung über Bundesvermögen erteilt werden, geändert werden (COVID-19-Überführungsgesetz) (2048 d.B. und 2054 d.B. sowie 11252/BR d.B.)
4. Punkt
Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Suchtmittelgesetz geändert wird (2055 d.B. sowie 11253/BR d.B.)
5. Punkt
Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Apothekengesetz und das Arzneimittelgesetz geändert werden (2053 d.B. und 2057 d.B. sowie 11254/BR d.B.)
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Wir gelangen nun zu den Tagesordnungspunkten 3 bis 5, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.
Berichterstatterin zu den Punkten 3 bis 5 ist Frau Bundesrätin Claudia Hauschildt-Buschberger. – Ich bitte um die Berichte.
Berichterstatterin Claudia Hauschildt-Buschberger: Frau Präsidentin! Ich bringe den Bericht des Gesundheitsausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über Zweckzuschüsse an Länder und Gemeinden für die Durchführung der Corona-Schutzimpfung (COVID-19-Impffinanzierungsgesetz) und ein Bundesgesetz, mit dem Übergangsbestimmungen für das COVID-19-Maßnahmengesetz getroffen werden, erlassen und das Epidemiegesetz 1950, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz, das Apothekengesetz, das Arzneimittelgesetz, das Ärztegesetz 1998, das Psychotherapiegesetz, das Sanitätergesetz, das Gehaltsgesetz 1956, das Vertragsbedienstetengesetz 1948 und das Bundesgesetz, mit dem zur Abdeckung des Bedarfes zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie Ermächtigungen zur Verfügung über Bundesvermögen erteilt werden, geändert werden.
Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung.
Der Gesundheitsausschuss stellt nach Beratung der Vorlage am 27. Juni 2023 den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.
Ich bringe auch den Bericht des Gesundheitsausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Suchtmittelgesetz geändert wird.
Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung.
Der Gesundheitsausschuss stellt nach Beratung der Vorlage am 27. Juni 2023 den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.
Auch bringe ich den Bericht des Gesundheitsausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Apothekengesetz und das Arzneimittelgesetz geändert werden, zur Kenntnis.
Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung.
Der Gesundheitsausschuss stellt nach Beratung der Vorlage am 27. Juni 2023 den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Ich danke für die Berichte.
Wir gehen in die Debatte ein.
Zu Wort gemeldet ist als Erster Herr Bundesrat Christian Fischer. – Bitte, Herr Bundesrat.
Bundesrat Christian Fischer (SPÖ, Niederösterreich): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause! Durch das COVID-19-Überführungsgesetz werden zahlreiche Regelungen, die während der Pandemie eingeführt wurden, wieder außer Kraft gesetzt. Das ist grundsätzlich zu begrüßen. Aus unserer Sicht geht dieses Überführungsgesetz allerdings etwas zu weit. Zu kritisieren ist die Abschaffung aller kostenfreien Testungen.
Eine niedergelassene Ärztin aus Niederösterreich, die sehr viel Erfahrung mit der Behandlung von Covid-Patienten gesammelt hat, beschreibt das in ihrer Stellungnahme wie folgt: Das vorliegende Bundesgesetz ist „zu unbesorgt“. (Bundesrat Steiner: Die werden wohl eh alle g’impft sein!) Man weiß mittlerweile, „dass wiederholte Infektionen“ mit Covid „weitere Zerstörung im Körper anrichten, im Immunsystem, in den Gefäßen, in vielen Organen“. Das „Überbordwerfen aller Vorsicht“ ist gerade für Risikogruppen „eine allzu gewagte Haltung.“
Für alle übertragbaren Erkrankungen – sowohl meldepflichtige als auch nicht meldepflichtige – können seitens der Bundesregierung sogenannte Früherkennungs- und Überwachungsprogramme durchgeführt werden. Was ein Früherkennungs- und Überwachungsprogramm ist, wird im § 5a Abs. 2 nur beispielhaft aufgezählt. Da erscheint der Ermessensspielraum zu weit gefasst.
Kritik kommt vor allem auch aus den Ländern, die sich eigentlich nicht für die Impfungen der Bevölkerung für zuständig erachten, und wenn sie dafür zuständig bleiben, finden sie den Kostenersatz in der Höhe von 20 Euro zu gering. Außerdem fehlen den Ländern entsprechend gleiche Kostenersatzregelungen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen der Regierungsparteien, es wäre jetzt endlich an der Zeit, ein sinnvolles Epidemiegesetz in Angriff zu nehmen. (Bundesminister Rauch: Haben wir schon lang!) Lernen Sie aus Ihren Fehlern bei der Bewältigung dieser Pandemie! Lassen Sie die Gemeindevertreterverbände bei der Ausarbeitung dieses Gesetzes mitarbeiten, denn die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen haben in dieser schwierigen Zeit hervorragende Arbeit geleistet! (Beifall bei der SPÖ.)
Natürlich sollen auch die Länder und die Sozialversicherung bei der Ausarbeitung dieses neuen Gesetzes eine wesentliche Rolle spielen. Apropos Sozialversicherung, Herr Minister: Nehmen Sie bitte die katastrophale, völlig in die Hosen gegangene Sozialversicherungsreform zurück (Beifall bei der SPÖ), die genauso
viel gebracht hat wie die von der niederösterreichischen Landeshauptfrau versprochene Landarztgarantie!
Wo ist die versprochene Patientenmilliarde? Es war ein Schmäh laut Rechnungshofbericht. Es ist höchste Zeit, dass die Arbeitnehmer ihre Kasse wieder selbst verwalten dürfen.
Wir werden zu diesem Tagesordnungspunkt keine Zustimmung geben und bringen folgenden Entschließungsantrag ein:
Entschließungsantrag
der Bundesrät:innen Christian Fischer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Gesundheitsversorgungspaket“
Der Bundesrat wolle beschließen:
Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat sowie dem Bundesrat umgehend eine Regierungsvorlage zu übermitteln, mit der ein Gesundheitsversorgungspaket mit folgenden Schwerpunkten umgesetzt wird:
„- Rückabwicklung des mit dem SV-OG erfolgten Entzuges der finanziellen Mittel für die ÖGK und Schaffung eines Risikostrukturausgleich zwischen den Krankenversicherungsträgern um die Leistungsharmonisierung und den Leistungsausbau zu finanzieren
- Ausschüttung der versprochenen Patientenmilliarde in Tranchen zu je 200 Mio. Euro für 5 Jahre und von mindestens einer halben Milliarde jährlich im Zuge des Finanzausgleichs um die ambulante Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen
- Insbesondere soll damit sofort ein Anreizsystem finanziert werden, damit insbesondere Kinderärzt:innen in das Sachleistungssystem der Sozialversicherung einsteigen, um so der Mangelversorgung rasch entgegenzuwirken
- Veränderung der Aufnahmekriterien zum Medizinstudium und Bevorzugung bei der Erlangung eines Studienplatzes gekoppelt an die Verpflichtung, nach der Ausbildung im öffentlichen Gesundheitswesen für einige Jahre tätig zu sein
- Das ‚Modell Landarztquote‘ aus Deutschland soll für Österreich adaptiert und eingeführt werden
- Verdoppelung der Medizinstudienplätze und entsprechendes Budget für die Universitäten.“
*****
Zu Punkt 4, Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Suchtmittelgesetz geändert wird, geben wir unsere Zustimmung. Dies ist eine langjährige Forderung unserer Fraktion.
Zu Punkt 5, Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Apothekengesetz und das Arzneimittelgesetz geändert werden, geben wir auch unsere Zustimmung, da wir die Sicherstellung der freien Apothekenwahl durch die gesetzliche Verankerung eines Zuweisungsverbots und die Einrichtung von Abholfächern und Abholstationen als sehr sinnvoll erachten. – Danke für eure Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
12.24
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Der von den Bundesräten Christian Fischer, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „Gesundheitsversorgungspaket“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Claudia Hauschildt-Buschberger. – Bitte.
12.25
Bundesrätin Claudia Hauschildt-Buschberger (Grüne, Oberösterreich): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Zum 30.6. – also genau morgen – erreichen einige Covid-Gesetze ihr Enddatum, und darum ist es auch im heutigen Plenum Thema, hinzuschauen, welche Gesetze hinfällig geworden sind, verlängert werden sollten oder eben ins Dauerrecht übernommen werden.
Die Coronasituation hat sich inzwischen so entwickelt, dass wir in der Lage sind, die Erkrankung nicht mehr in einer absoluten Sonderstellung zu behandeln, sondern sie in das – ich sage einmal so – normale Gesundheitssystem überzuleiten.
Was heißt das konkret? – Das heißt, wir werden natürlich, das haben wir alle gelernt, weiter achtsam und vorsichtig sein, und da mag ich Kollegen Fischer auch beruhigen: Niemand hat vergessen, wie diese Zeit war.
Aus diesem Grund wird es auch weiterhin möglich sein – und es ist wichtig, das auch hier noch einmal zu sagen –, kostenfreie Tests im niedergelassenen Bereich für Patientinnen und Patienten mit Symptomen zu erhalten. Tests für sämtliche symptomatische Patient:innen bei niedergelassenen Ärzt:innen bleiben kostenlos und die ursprünglich vorgesehene Beschränkung auf Menschen, die nämlich nur eine Therapie mit Covid-Medikamenten brauchen, entfällt somit.
Ich sage es also noch einmal: Medikamente und auch Tests bleiben weiter kostenlos und werden eben bei Bedarf verschrieben.
Auch die Impfungen werden ins Regelsystem übergeführt und – auch das wurde bereits mehrfach gesagt – auch nach dem 30. Juni bleibt die Coronaschutzimpfung kostenfrei. Sie kann im niedergelassenen Bereich bei Ärzten in Anspruch genommen werden, und wenn es dann, wir wissen es nicht, vielleicht im Herbst wieder notwendig wird, können die Länder auch entsprechende Impfstraßen anbieten (Bundesrat Steiner: Ist das eine Drohung, oder was?!), oder
wenn eben eine Überlastung im niedergelassenen Bereich entsteht. – Das ist keine Drohung, Herr Steiner, das ist einfach vorsichtiges Denken! (Beifall bei den Grünen, bei Bundesrät:innen der ÖVP sowie des Bundesrates Mertel. – Heiterkeit des Bundesrates Steiner. – Bundesrat Leinfellner: Au weh! –Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Es endet die Meldepflicht und es enden alle Verkehrsbeschränkungen nach dem COVID-19-Maßnahmengesetz.
Was aber bleibt und was auch durchaus wichtig und sinnvoll ist, das ist die Virusüberwachung. Wir wollen ja wissen, wie sich das Virus weiter bei uns in Österreich verbreitet und welche Varianten vorherrschend sind. Das bleibt natürlich weiterhin aufrecht. So zu tun, als wenn wir jetzt gänzlich schutzlos sind und gänzlich schutzlos in die nächsten Monate hineingehen, ist genauso unrichtig, wie zu behaupten, dass es vielleicht keine Maßnahmen mehr bräuchte. Das möchte ich an dieser Stelle schon noch einmal sagen.
Was wir bei diesen Tagesordnungspunkten jetzt auch noch beschließen werden, ist, dass wir zusätzliche Covid-Bestimmungen des Suchtmittelgesetzes in das Dauerrecht übernehmen werden. Der Kollege hat es schon angesprochen. Vor allen Dingen die Apothekerkammer und Ärztinnen und Ärzte, aber auch die Menschen, die mit Suchtkranken zusammenarbeiten, haben uns nahegelegt, das bitte ins Dauerrecht zu übernehmen. Das sind sinnvolle und pragmatische Lösungen, und – ich kann mich erinnern – auch im Ausschuss gab es da großen Konsens über alle Fraktionen hinweg. Das wird passieren.
Unter diesen Tagesordnungspunkten haben wir auch Änderungen im Apothekengesetz. Es geht um die Anpassung des Apothekengesetzes zur Sicherstellung der freien Apothekenwahl durch die gesetzliche Verankerung eines Zuweisungsverbotes, und dieses Verbot gilt für sämtliche Vereinbarungen und sonstige abgestimmte Verhaltensweisen, die die Zuweisung von Verschreibungen an Apotheken zum Gegenstand haben.
Es geht zum einen darum, dass die freie Apothekenwahl auch in Zukunft mit dem E-Rezept sichergestellt ist. Da hat es in den vergangenen Wochen und Monaten Vorfälle gegeben, bei denen die freie Apothekenwahl nicht eingehalten wurde, und darum wird jetzt noch einmal präzisiert.
Zum anderen geht es darum – wir haben das auch schon gehört; ich finde das auch eine ganz sinnvolle Sache –, dass wir die rechtlichen Rahmenbedingungen für Abholstationen bei den Apotheken, nämlich für vorbestellte, rezeptfreie Medikamente, ermöglichen werden.
Das Gesamtpaket: Das sind alles gute Bestimmungen, es sind pragmatische Lösungen, und ich bitte um breite Zustimmung. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)
12.29
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Markus Leinfellner. Ich erteile dieses.
Bundesrat Markus Leinfellner (FPÖ, Steiermark): Frau Vorsitzende! Herr Minister! Geschätzte Zuseher! Geschätzte Zuhörer! Geschätzte Kollegen im Haus! Liebe Österreicher! Corona ist vorbei, die meisten Regelungen laufen mit 30.6., also morgen, aus. Was Sie vergessen, dazuzusagen – das habe ich jetzt bei den Vorrednern nicht gehört –, ist, dass wesentliche Teile von diesem Coronaregime weitergeführt werden können. Jederzeit kann man all diese völlig überzogenen Maßnahmen wieder hochfahren.
Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, 70 Milliarden Euro hat man in den vergangenen zweieinhalb Jahren zur Abfederung von völlig überzogenen Maßnahmen ausgegeben. Man könnte schon sagen, man hat dieses Geld sprichwörtlich beim Fenster hinausgeworfen, Unsummen für irgendwelche fragwürdigen Tests ausgegeben, für Impfungen ausgegeben, und wir wissen inzwischen – Herr Bundesminister (in Richtung Bundesminister Rauch, der in seinen
Unterlagen blättert), nehmen Sie an einem Preisausschreiben teil?, ah nein, super –, Sie haben die Leute buchstäblich in den Wahnsinn getrieben. Sie haben den Österreichern vorgegaukelt, dass es Triagen geben wird. Die Triagen, die Sie mit Ihren Maßnahmen geschaffen haben, gab es auf den Psychiatrien und auf den Kinderpsychiatrien.
In dem Zusammenhang darf man sich schon auch fragen: Wie viele von den Impfdosen, die Sie gekauft haben, haben wir tatsächlich gebraucht? Wie viel Geld hat diese Planlosigkeit unseren österreichischen Steuerzahler gekostet? Was man sich in diesem Zusammenhang auch fragen darf: Wie viel hätte es den Steuerzahler gekostet, wenn Sie das angeschafft hätten, was wir gebraucht haben? Das darf man sich hier schon fragen. (Beifall bei der FPÖ.)
Auch bei der Finanzierung, bei all diesen Finanzströmen kann diese Bundesregierung ja auch weiterwurschteln wie bisher. Da schaut man nicht auf Rechnungshofberichte, da schaut man nicht auf laufende Rechnungshofüberprüfungen. Das interessiert diese Bundesregierung nicht mehr.
Was ich verstehen kann, ist, dass diese schwarz-grüne Bundesregierung einen Coronauntersuchungsausschuss fürchtet wie der Teufel das Weihwasser. Das kann ich verstehen. Dass aber die beiden angeblichen Oppositionsparteien, die SPÖ und die NEOS, bei dem Untersuchungsausschuss auch nicht dabei sind, das zeigt wieder einmal, dass es in diesem Haus nur mehr zwei Parteien gibt, nämlich die Einheitspartei, die Roten, Schwarzen, Grünen, Rosaroten, und uns Freiheitliche. Das zeigt das wieder einmal ganz, ganz klar. (Beifall bei der FPÖ.)
Gerade in diesem Zusammenhang Coronapandemie, muss ich schon sagen, ist es sehr traurig, dass es in diesem Haus nur mehr eine Partei gibt, der der Bürger wirklich etwas wert ist. (Bundesrätin Miesenberger: Gesundheit ist ihnen wichtig, den Bürgern!) Ich glaube, das sieht man schon ganz klar an der freiheitlichen Regierungsbeteiligung in Niederösterreich. Dort hat man es geschafft. Dort hat man es geschafft, in ein Arbeitsübereinkommen die Aufarbeitung dieser völlig planlosen Coronapolitik hineinzuschreiben. Dafür wäre es aber auch auf
Bundesebene höchste Zeit: endlich einmal diesen Coronawahnsinn aufzuarbeiten.
Deswegen darf ich an dieser Stelle auch einen Entschließungsantrag einbringen.
Entschließungsantrag
der Bundesrät:innen Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Corona-Wiedergutmachungsfonds des Bundes“
Der Bundesrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die die Errichtung eines Corona-Wiedergutmachungsfonds des Bundes zum Inhalt hat. Dieser Corona-Wiedergutmachungsfonds ist mit Budgetmitteln in der Höhe von zumindest 250 Millionen Euro zu dotieren. Er soll die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen evaluieren bzw. dokumentieren und Beratungsleistungen im Fall individueller Schäden, medizinische Betreuung von Menschen mit Impf-Beeinträchtigungen, Kosten zur Behandlung psychischer Probleme, allfällig erforderliche Therapien, Mehraufwendungen für Heimunterricht, sonstige erforderliche Unterstützungen in erster Linie für Kinder und Jugendliche wie zum Beispiel Gutscheine für Nachhilfe, Freizeitaktivitäten und weitere einschlägige Unterstützungsleistungen finanzieren. Darüber hinaus soll festgelegt werden, dass Bundesländer, die wie Niederösterreich bereits eigene Corona-Wiedergutmachungsfonds vorgesehen haben, die Möglichkeit erhalten, eine Refundierung der tatsächlich entstandenen Kosten durch den Bund zu erhalten.“
*****
Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist etwas, was unsere Bürger brauchen. Das ist etwas, was sich unsere Bürger schon längst verdient haben. (Beifall bei der FPÖ.)
Wisst ihr, was sich unsere Bürger auch verdienen? – Eine ehrliche Entschuldigung für diese zweieinhalb Jahre Coronawahnsinn. (Beifall und Bravorufe bei der FPÖ.)
Diese Entschuldigung höre ich von Ihnen aber nicht. Diese Entschuldigung höre ich weder von Ihnen noch von den restlichen Parteien in diesem Haus. Ich sage, zweieinhalb Jahre Coronapolitik durch diese schwarz-grüne Bundesregierung: Was haben wir heute? – Wir haben kaputte Unternehmen.
Sie können sich die Inflation nicht erklären, aber die 70 Milliarden Euro, die man beim Fenster hinausgeworfen hat, habe ich heute schon einmal angesprochen. Das trägt vermutlich auch einen Teil dazu bei.
Sie könnten sich einmal hinstellen und sich ehrlich bei unseren Bürgern entschuldigen – nämlich für zweieinhalb Jahre Totalversagen. Herr Bundesminister, Sie könnten den Anfang machen und die restliche Bundesregierung sollte es Ihnen gleichtun. Um ehrlich um Entschuldigung zu bitten, gibt es nur eine Möglichkeit, und das ist, in Neuwahlen hineinzugehen. Da werden Sie dann sehen, ob Ihnen der Bürger verziehen hat. Ich gehe davon aus, dass die Bürger bis zum Wahltag dieses Totalversagen nicht vergessen haben. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)
12.36
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Der von den Bundesräten Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „Corona-Wiedergutmachungsfonds des Bundes“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Johanna Miesenberger. – Bitte schön.
Bundesrätin Johanna Miesenberger (ÖVP, Oberösterreich): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörerinnen
und Zuhörer! Heute fassen wir einen wichtigen Beschluss – einen von vielen wichtigen Beschlüssen in dieser Zeit der Pandemie, und nach drei Jahren Pandemie ist es jetzt wirklich an der Zeit und notwendig, die Coronasonderbestimmungen wieder anzupassen.
Aber leider: Wie schon so oft in den letzten Jahren ist bei der Bewältigung der Coronapandemie die Freiheitliche Partei – aber heute auch die Sozialdemokratische Partei – gegen sinnvolle Maßnahmen beziehungsweise die Aufhebung von Coronabestimmungen, die die Bundesregierung zum Schutz der Gesundheit, zum Schutz der Bevölkerung gegen das Coronavirus umgesetzt hat.
Wir beschließen heute das COVID-19-Überführungsgesetz, das ein Aus für viele Coronasonderbestimmungen bedeutet. Somit wird Covid-19 künftig wie alle anderen nicht anzeigepflichtigen Krankheiten behandelt.
Warum ist das so, was liegt dieser umfangreichen Maßnahme zugrunde? – Am 5. Mai dieses Jahres hat die WHO in Bezug auf das Covid-19-Virus den Gesundheitsnotstand aufgehoben. Die letztlich vorherrschende Omikronvariante des Coronavirus hat, wenn wir zurückdenken, am Beginn des letzten Jahres noch gefährliche Erkrankungen ausgelöst, hat aber nun zunehmend mildere Verläufe entwickelt.
Warum ist das so? – Weil durch Ansteckung, aber auch durch die Schutzimpfung eine breite Immunisierung der Bevölkerung entstanden ist (Bundesrat Spanring: Für vier Monate ...!) und wir jetzt davon ausgehen können, dass viele der Maßnahmen, die jetzt sowieso am 30. Juni auslaufen würden, einfach nicht mehr verlängert werden müssen. (Bundesrat Spanring: Eine Immunisierung, nach ... auffrischen gehen muss!)
Dennoch ist im Umgang mit dem Coronavirus noch immer Vorsicht geboten, wie schon meine Kollegin Hauschildt-Buschberger ausgeführt hat. Ein völliges Aus der Schutzbestimmungen wie auch hier von Kollegen Leinfellner gefordert wäre nach den Erfahrungen der letzten Jahre unverantwortlich und leichtsinnig.
Auch jetzt gilt wie in den vergangenen Jahren: so wenig wie möglich, aber trotzdem so viel wie notwendig, also vorsichtig und sachlich vernünftig entscheiden.
Was sind die wichtigsten Punkte aus diesem Gesetzespaket? – Punkt eins: Das kostenlose Testangebot für Personen mit klinischen Verdachtsmomenten, also mit Symptomen, bleibt weiterhin aufrecht. Das ist wichtig und wird auch bei den niedergelassenen Kassenärzten niederschwellig angeboten und weiterhin durchgeführt.
Sichergestellt wird – Punkt zwei – dann auch gleich, wenn eine Infektion festgestellt wurde, die Versorgung mit Covid-Heilmitteln, die ebenfalls bei den Vertragsärzten verschrieben werden können und – was wichtig ist – für die Patienten auch weiterhin kostenfrei bleiben sollen.
Der dritte wichtige Punkt in der Pandemiebewältigung ist, wie schon von mir angesprochen, die Immunisierung, und das heißt: Auch nach dem 30. Juni ist die Coronaschutzimpfung kostenlos, und wir sehen sie als sinnvolle Maßnahme zum Schutz im Besonderen für vulnerable Personengruppen, die vor einer Erkrankung mit gefährlichem Verlauf und vor allem vor Spätfolgen geschützt werden müssen. (Bundesrat Spanring: Ich hoffe, ihr seid alle geimpft ...!) Daher gilt es auch jetzt, auf jeden Fall wachsam zu bleiben (Bundesrat Steiner: Impfen, impfen, impfen!, das ist das Wichtigste! Impfen, impfen!) und die Entwicklung des Coronavirus im Auge zu behalten.
Sehr vernünftig finde ich, als vierten Punkt, die Fortführung eines Monitoringprogramms – das wir in der Zeit vor der Pandemie noch nicht so gekannt haben und das damals noch nicht so eingesetzt wurde –, um ehestmöglich auf Entwicklungen reagieren zu können. Die Analysen im nationalen Abwassermonitoring ergeben nämlich wichtige Informationen zur Einschätzung einer Pandemielage, und durch regelmäßige Abwasserproben entstehen aufschlussreiche Daten und Hinweise in Bezug auf die Virenfracht.
Abschließend, liebe Kolleginnen und Kollegen, möchte ich noch die Änderungen im Suchtmittel-, im Arzneimittel- und im Apothekengesetz als sinnvoll und positiv bewerten und hoffe, dass sie auch von allen Parteien mitgetragen werden.
Zum COVID-19-Überführungsgesetz möchte ich aber noch einmal an die FPÖ und an die SPÖ appellieren: Erklären Sie gemeinsam mit uns die Pandemie für beendet. (Zwischenrufe der Bundesräte Spanring und Steiner.) Die Zeit ist reif, die Corona-Sonderbestimmungen aufzuheben (Heiterkeit des Bundesrates Steiner) und trotzdem ein Sicherheitsnetz zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung zu spannen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)
12.42
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Bundesrat Karl-Arthur Arlamovsky. – Bitte schön.
Bundesrat MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky (NEOS, Wien): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Das COVID-19-Überführungsgesetz ist ein Sammelgesetz, es werden wieder mehrere Gesetze auf einmal novelliert, beziehungsweise die Abstimmung über die Novellierungen wird auf einmal vorgenommen. Dieses Sammelgesetz hat positive und negative Komponenten, ich fange einmal mit den positiven Komponenten an.
Es ist gut, dass es in Zukunft – weiterhin, muss man fast sagen – eine epidemiologische Überwachung geben kann. Es ist positiv, dass die Testkosten auch für Covid-Tests, so wie für alle anderen Diagnosen, an die Sozialversicherungen abgegeben werden, auch wenn 25 Euro Honorar für die Ärztinnen und Ärzte noch sehr hoch sind und das eigentlich auch in die Rahmenverträge eingefügt gehört. Es ist gut, dass es so wie für die Grippe ein Sentinelnetz gibt, dass PCR-Tests immer nach fünf Antigentests verpflichtend vorgeschrieben
werden, dass die Begleitgesetze jetzt alle zusammengefasst werden. – Das sind die positiven Punkte.
Die negativen Punkte, die in diesem Sammelgesetz drinnen sind, die dann letztlich auch dazu führen, dass wir das Ganze ablehnen müssen, sind die Zweckzuschüsse. Es gibt nach wie vor Zweckzuschüsse an die Länder und Gemeinden, bei denen unklar geregelt ist, wie sehr zweckgewidmet die Zuschüsse eigentlich sind – so wie wir es aus der kommunalen Impfkampagne gekannt haben: Dort war mit dem Zweckzuschuss eigentlich nur ein Vorschlag für die Zweckwidmung verbunden, aber wenn das Geld für etwas anderes ausgegeben wurde, war es nicht gesetzwidrig.
Bei der kommunalen Impfkampagne wurden 75 Millionen Euro aus dem Covid-19-Krisenbewältigungsfonds für die Gemeinden finanziert, aber es ist komplett unklar, wie viel tatsächlich dafür zweckgemäß ausgegeben wurde. Und das geht hier weiter: Es wird an die Länder ein Zweckzuschuss von 20 Euro pro verabreichter Impfung geleistet, aber da ist die Zweckwidmung auch nicht so fix. Die Gesundheitskasse hat ein Honorar von 15 Euro zu bezahlen, der Bund hat der Gesundheitskasse die ausgewiesenen tatsächlichen Kosten zu ersetzen. Die Frage ist daher: Wenn es diesen spezifischen Kostenersatz gibt, warum gibt es dann weiterhin unter dem Deckmantel, sage ich fast, COVID-19-Überführungsgesetz Zweckzuschüsse an die Gemeinden und Länder? – Die 18 Euro, die pro Impfung bezahlt werden, sind verhältnismäßig in Ordnung, aber die sollten rein in den niedergelassenen Bereich und an die Gesundheitsämter überführt werden. Es gibt wenig Grund, weiterhin zusätzliche Impfstellen zu betreiben. – Vielen Dank. (Beifall bei Bundesrät:innen der SPÖ.)
12.44
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Zu Wort gelangt als Nächster Herr Bundesrat Matthias Zauner. – Bitte, Herr Bundesrat.
12.45
Bundesrat Matthias Zauner (ÖVP, Niederösterreich): Frau Vizepräsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zunächst, Herr Dr. Arlamovsky: Ich habe mich gefreut, als ich gesehen habe, dass ich heute nach Ihnen sprechen darf, denn ich war ein klein wenig verwundert über Ihre Vorsitzende, Obfrau – oder wie auch immer das bei den NEOS heißt –, die mit einer bemerkenswerten Aussage hat aufhorchen lassen: Sie macht sich Sorgen um die Demokratie, und deswegen will sie den Bundesrat abschaffen. – Herr Dr. Arlamovsky, ich hoffe, Sie werden Ihrer Vorsitzenden/Obfrau noch erklären, wie sinnvoll dieses Gremium ist. Wir stehen jedenfalls zum Bundesrat als Ländervertretung und als Europakammer des österreichischen Parlaments. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der SPÖ.)
Meine Damen und Herren, der heutige Tag oder eigentlich der morgige Tag, nämlich der 30. Juni, ist in Wahrheit ein Freudentag für alle Österreicherinnen und Österreicher (Bundesrätin Schumann: Aber nicht für die „Wiener Zeitung“! – Bundesrat Schreuder: Jetzt hat sie es doch noch geschafft! – Heiterkeit der Bundesrät:innen Schreuder und Schumann), weil mit diesem Tag die während der Covid-Pandemie gültigen Maßnahmen beendet werden. Da ist es ganz egal, ob man jetzt für die Maßnahmen war, ob man diese Maßnahmen, obwohl man dagegen war, mitgetragen hat, ob man dagegen war oder ob man die Maßnahmen bekämpft hat, gut ist: Mit dem morgigen Tag ist das Geschichte, und wir können ein neues Kapitel in dieser Republik eröffnen, weil die Pandemie das Gesicht gewandelt hat, weil wir in der Bevölkerung eine Grundimmunität von 96 Prozent haben, sei es durch Genesung, sei es durch Impfung oder sei es durch beides, und weil ganz einfach Omikron als vorherrschende mildere Variante ein niedrigeres Risiko darstellt.
Ja, meine Damen und Herren, als Niederösterreicher stehe ich natürlich auch zum Covid-Hilfsfonds, den wir in Niederösterreich auf die Beine gestellt haben, aber auch der Bund geht ja den Weg der Aufarbeitung dieser Covid-Zeit, denn eines ist ganz klar: Im Zusammenhang mit der größten Krise nach dem
Zweiten Weltkrieg, der größten Krise in der Geschichte der Zweiten Republik muss man sich die Frage stellen: Was kann man besser machen, welche Fehler sind passiert, wo kann man die aufarbeiten? (Zwischenruf bei der FPÖ. – Bundesrätin Schumann: Arbeitet einmal die Frauenpolitik auf! Da habt ihr genug zu tun, wirklich!)
Jetzt kann man die Vergangenheit nicht ändern, aber man kann Schlüsse und Lehren für die Zukunft ziehen, um vor allem resilient zu werden, sollten derartige Herausforderungen wieder kommen. So ist es gut, dass wir da gemeinsam mit der Akademie der Wissenschaften diesen Weg gehen; ich halte diesen Weg für den richtigen. (Beifall bei der ÖVP.)
Ein solch ein Thema ist natürlich: Wie viele Impfdosen bestellt man zu dem Zeitpunkt, zu dem man die Impfdosen bestellen muss – zu einem Zeitpunkt, zu dem die Pandemie an einem Höhepunkt ist –, nicht wissend, wie es weitergeht? – Jetzt kann man sagen: Skandal!, aber die Verantwortung einer Regierung ist es, zu handeln – und da, Herr Bundesminister, darf ich mich bei Ihnen und bei der Bundesregierung dafür bedanken, dass es auf europäischer Ebene gemeinsam mit anderen Mitgliedsländern gelungen ist, in diese Verträge noch einmal einzugreifen, dass die für 2023 definierten Impfdosen für Österreich von 9 Millionen auf 4 Millionen reduziert worden sind, und vor allem dass man auch, gesetzt den Fall, dass sich dieses Virus in den nächsten Jahren ändert, in Zukunft jeweils den angepassten Impfstoff beziehen kann. Das ist ein Erfolg dieser Bundesregierung. Vielen Dank! (Beifall bei der ÖVP.)
Ein solcher Bereich, der heute in unterschiedlichen Facetten angesprochen wurde, waren auch die Hilfen, die vonseiten der Bundesregierung und vonseiten des Nationalrates und des Bundesrates beschlossen wurden. Auch da ist ganz klar, dass man auf Empfehlungen eingeht. Eine Empfehlung des Rechnungshofes war etwa auch, dass man die Cofag wieder abwickelt, und es gibt daher den klaren Auftrag des Finanzministers, die Cofag abzuwickeln. (Bundesrätin Schumann: Aufarbeiten müssen wir die! Aufarbeiten!) Die Maßnahmen sind abgeschlossen und die Auszahlungen sind beendet, und damit ist das der richtige Weg.
In diesem Zusammenhang gibt es schon einige bemerkenswerte Zahlen (Bundesrätin Schumann: Im Rechnungshofbericht zum Beispiel!): 1,3 Millionen gestellte Anträge von 600 000 Antragstellern, 15 Milliarden Euro, die ausbezahlt wurden, und laut einer Studie wären 10 Prozent der heimischen Unternehmen illiquid gewesen, hätte es diese Maßnahme nicht gegeben. Wir hätten 200 000 Arbeitslose mehr und das Defizit des Haushalts und die Schulden (Bundesrätin Schumann: Bitte! Also ...!) wären trotzdem gestiegen.
Das heißt, trotz teilweise berechtigter Kritik an der Treffsicherheit muss man unterm Strich sagen: Dieser Weg war der richtige, die österreichische Bundesregierung hat damit wirtschaftlichen Schaden abgewendet und Massenarbeitslosigkeit verhindert. – „Koste es, was es wolle.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Weil hier ein Antrag der SPÖ-Fraktion eingebracht worden ist, der in Wahrheit das gesamte Gesundheitssystem betrifft und jetzt gar nicht so sehr auf diesen Covid-Antrag per se eingeht, darf ich schon auch noch daran erinnern, dass es die Novelle zum Primärversorgungsgesetz gibt: dass wir die Primärversorgung massiv ausbauen wollen, dass 100 Millionen Euro an EU-Fördermitteln zusätzlich dazukommen (Zwischenruf bei der SPÖ), dass wir die Zahl der Primärversorgungszentren bis 2025 von 40 auf 120 steigern wollen, dass wir vorhaben, Möglichkeiten auch für Kinderprimärversorgungszentren zu eröffnen (Bundesrat Schennach: Da ist die Regierung ...!), um ganz bewusst auch entgegenzuwirken – längere Öffnungszeiten, geregelte Urlaubsvertretungen, ein erweitertes Angebot und weitere Gesundheitsberufe. – All das hat diese Bundesregierung vor und wird dem Gesundheitssystem jedenfalls Genüge tun.
Abschließend, weil sein Name heute gefallen ist, weil Herr Kickl so gelobt worden ist und gesagt wurde, was es unter Herrn Kickl alles nicht geben würde, ist mir eines wichtig: Kurz vor Ausbruch der Covid-Pandemie hat der Innenminister Kickl geheißen. Meine Damen und Herren: Gott hat es gut gemeint, dass während der Pandemie der Innenminister nicht mehr Kickl geheißen hat. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)
Welche Spaltung hätten wir heute in diesem Land, wäre Kickl Innenminister gewesen! Das Einzige, bei dem wir beruhigt sein können (Bundesrat Spanring: Du bist ein Schauspieler, aber passt eh genau zu dir! – Bundesrat Buchmann: Da kennst du dich aus!): Zusammengebracht hat er eh nichts, denn alles, was von der Innenministerzeit von Herbert Kickl übrig geblieben ist, waren teure Pferde, und die haben wir Gott sei Dank auch auf Höfe, wo es ihnen gutgeht, aufgeteilt. (Bundesrat Spanring: Das ist eure Schande! Eure Schande ist das!) – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Bundesrätin Hauschildt-Buschberger.)
12.52
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Zu einer Stellungnahme zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesminister Rauch. – Bitte schön.
Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren Bundesräte! Ja, wir führen heute die Covid-Maßnahmen mit 30.6. zu einem Ende, und das gibt mir Gelegenheit, doch noch einzuordnen, was sich ändert und was bleibt.
Um gleich bei der SPÖ zu beginnen: Natürlich schaffen wir nicht alle Vorsichtsmaßnahmen ab, das ist ein Irrtum. Es wird weiterhin die Abwasserbeobachtung geben, es wird weiterhin die Sequenzierung von Proben, die wir ziehen, geben, um eben ein Auge darauf zu haben, wie sich die Situation weiterentwickelt. Denn eines ist ja klar: Nur weil wir die Maßnahmen beenden und jetzt eine Situation einer hohen Immunität und eines guten Schutzstatus in der Bevölkerung haben, wird ja das Virus nicht verschwinden. Es werden sich weiterhin Menschen anstecken, im Sommer eher weniger, im Herbst dann eher mehr. Deshalb bleibt auch weiterhin das Angebot bestehen, dass Medikamente kostenlos in Anspruch genommen werden können. Es ist möglich, sich bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten testen zu lassen, wenn Symptome
vorhanden sind. Es wird auch weiterhin möglich sein, die Impfung in Anspruch zu nehmen.
Was haben wir gelernt und was ist in Ausarbeitung? – Selbstverständlich wird das Epidemiegesetz angepasst. Das war nicht tauglich für die Abwicklung der Pandemie. Der Pandemieplan steht, das heißt eine Vorschau, ein Handbuch dafür, wie allenfalls vorzugehen ist. Es bleibt, wie gesagt, die Surveillance, die Beobachtung aufrecht.
Was vielleicht den Bundesrat als Länderkammer interessiert: Jetzt sind ja die Finanzausgleichsgespräche in vollem Gange, in denen es auch darum geht, Weichen für das österreichische Gesundheitssystem zu stellen, die in groben Zügen so ausschauen werden, dass wir unbedingt eine Stärkung des niedergelassenen Bereichs brauchen. Warum? – Weil es nicht angeht, dass Patientinnen und Patienten bei Fachärztinnen oder Fachärzten Wartezeiten haben, die nicht hinnehmbar sind. Wir brauchen einen Ausbau der Kassenstellen – der Kassenstellen, nicht der Wahlarztstellen –, damit es möglich wird, auch im ländlichen Raum eine gute medizinische Versorgung zu haben.
Bei den Primärversorgungszentren hat allein jetzt die Beschlussfassung des Primärversorgungsgesetzes dazu geführt, dass wir aktuell 40 Primärversorgungszentren haben und heuer 30 Anträge in der Pipeline sind, fünf davon sind Kinder-PVEs. Das wird einen Boom bei den Primärversorgungszentren auslösen, auch unterstützt durch die Fördermittel der Europäischen Union – 100 Millionen Euro, die wir haben.
Die Bundesländer haben ein hohes Interesse daran, dass die Spitäler entlastet werden, denn wie Sie wissen, haben wir in der Finanzierung dieses Gesundheitssystems eine gewisse Komplexität, um es vorsichtig zu formulieren: Es gibt die Zuständigkeit der Länder für die Spitäler, was auch dazu führt, dass sie für die Spitalsambulanzen zuständig sind, und es gibt den niedergelassenen Bereich, die Sozialversicherungen, die über Beiträge und Selbstverwaltung finanziert sind. Daran, diese beiden Systeme so zusammenzubekommen, dass wir eine
Entlastung im spitalsambulanten Bereich und einen Ausbau im niedergelassenen Bereich hinbekommen, wird gearbeitet, dafür wird es zusätzliche Geldmittel brauchen.
Die Bundesländer sind jedenfalls bestrebt, einen Finanzausgleich zustande zu bekommen, weil es in zwei Bereichen zusätzliches Geld nur dann geben wird, wenn der Finanzausgleich zustande kommt: in der Gesundheit und in der Pflege. In beiden Feldern können die Bundesländer ohne zusätzliche Mittel nicht das Auslangen finden, und deshalb sind alle Landeshauptleute – ohne Ausnahme und egal, von welcher Farbe sie sind – dafür, den Finanzausgleich jetzt auf den Boden zu bekommen.
Der Zeitrahmen wird so sein, dass die Gespräche jetzt vor dem und während des Sommers intensiv laufen. Die Zielsetzung wäre, das bis zum Herbst vorlegen zu können. – Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie der Bundesrätin Gruber-Pruner.)
12.56
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Weitere Wortmeldungen dazu liegen nicht vor.
Wünscht noch jemand das Wort? – Kollege Steiner, bitte.
Bundesrat Christoph Steiner (FPÖ, Tirol): Ganz kurz nur zu zwei, drei Vorrednern von der ÖVP; zuerst zu Kollegin Miesenberger: Sie hat gesagt, die FPÖ war schon in der Pandemie gegen die sinnvollen Bestimmungen der Regierung und ist auch jetzt gegen die sinnvolle Bestimmung der Regierung. (Bundesrat Schennach: ... ist die Regierung!)
Ich sage nur: Wenn ihr einmal rausgehen und noch einmal mit den Leuten reden würdet, würdet ihr sehen, dass es da draußen in der Bevölkerung keinen Einzigen mehr gibt, der euch für diesen Wahnsinn, für diesen Irrsinn auch nur
eine halbwegs gute Note gibt. Es gibt keinen Einzigen mehr in ganz Österreich. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrätin Miesenberger: ... eigenen Kreis!)
Ihr habt euch in dieser Zeit gegenüber der österreichischen Bevölkerung derart disqualifiziert wie kaum eine andere Regierung in Europa. So wie ihr euch gegenüber der österreichischen Bevölkerung aufgeführt habt, was ihr für Wörter gegen die eigene Bevölkerung verwendet habt: Allein das wäre ein Grund, sofort den Hut zu nehmen, denn auf eine Entschuldigung können wir ohnehin verzichten. (Beifall bei der FPÖ.)
Wenn Sie sich nach diesem ganzen Wahnsinn – und dann noch immer so blöd zu lachen! – hierherstellen und behaupten, dass 95 Prozent der Österreicher jetzt durch die Impfung super immunisiert sind, dann frage ich mich in allem Ernst, warum ich alle drei Monate eine Auffrischungsimpfung machen muss. (Bundesrat Zauner: Hat niemand gesagt! – Bundesrätin Miesenberger: Stimmt ja gar nicht!) Das ist die einzige Impfung in der Geschichte, seit es Impfungen gibt, bei der alle drei, vier Monate eine Auffrischungsimpfung nötig ist.
Ich kann mich noch so gut erinnern – nicht „Hat niemand gesagt!“ –, ihr selber (Bundesrätin Miesenberger: Nein, ...!) seid hier heraußen gestanden: Impfen, impfen, impfen! Nur das Impfen hilft uns jetzt aus dieser Pandemie! Impfen, impfen, impfen! (Bundesrätin Miesenberger: Gibt mehrere ...!) – Weil sich all die bösen Österreicher nicht impfen lassen, braucht es jetzt die Zwangsspritze, und dann haben wir die am Ende eures Wahnsinns auch noch beschlossen. (Bundesrätin Miesenberger: Das war eure Interpretation!) Das war der Gipfel der Abartigkeit in dieser Republik! – Das einmal ganz klar gesagt. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf der Bundesrätin Eder-Gitschthaler.)
Dazu, sich dann hierherzustellen, so zu tun, als wäre das alles nicht gewesen, und dann reinzuschreien: Hört einmal auf, darüber zu reden! (Bundesrätin Miesenberger: Du horch einmal zu!), sage ich: Wir hören natürlich nicht auf, darüber zu reden, weil wir die Einzigen sind, die die weit überwiegende Mehrheit da
draußen vertreten, die mit eurem Wahnsinn überhaupt nichts zu tun haben will. – So schaut es nämlich aus.
Sie stellen sich dann hierher und sagen: Wir erklären jetzt die Pandemie für beendet!, und die FPÖ sei nicht dabei, Frau Miesenberger. Erstens haben wir die Pandemie nie begonnen, also müssen wir als FPÖ diese nicht beenden. Zweitens hat euer (Ruf bei der FPÖ: Basti Fantasti!) – danke, jetzt hätte ich es bald wieder vergessen – Basti Fantasti die Pandemie in seiner Zeit als Regierungschef, glaube ich, dreimal für beendet erklärt. Dann hatten wir, ich darf nur erinnern, ja diese Leuchten von Gesundheitsministern in diesem Land (Bundesrat Spanring: Einer schlechter wie der andere!) – einer schlechter wie der andere, stimmt. Was da aufgeführt worden ist! Wir hatten einen Übergangskurzzeitkanzler Schallenberg, der sich hingestellt hat und den Österreichern schiache Weihnachten gewünscht hat – um es auf Tirolerisch zu sagen – und gesagt hat: Wir werden bei euch die Zügel straffer ziehen! (Bundesrat Schreuder: ... Politiker, der ein Pferdewurmmittel ...!) Mit solchen Leuten habt ihr versucht, den Österreicher in den Wahnsinn zu treiben.
Ich weiß jetzt nicht, wie der Kollege von der ÖVP da hinten heißt, das habe ich mir nicht aufgeschrieben. (Bundesrätin Miesenberger: Zauner! – Weitere Rufe bei der ÖVP: Zauner!) – Kollege Zauner, genau, ganz da hinten. Kollege Zauner stellt sich dann hierher und sagt, er wäre doch froh, dass Herbert Kickl zu dieser Zeit nicht Innenminister gewesen ist (Bundesrat Schreuder: Pferdewurmmittel!), weil der das Land gespalten hätte. Der hätte das Land gespalten. (Bundesrat Gfrerer: Ja!) – Was hast du hineingeschrien? – (Ruf bei der ÖVP: Heilfroh, dass er ...!) – Ah, heilfroh ist er, weil der das Land gespalten hätte. (Bundesrat Gfrerer: Ja!) Herr Kollege Zauner, das ist eine Vermutung. – Ihr habt das Land gespalten, verdammt noch einmal! (Beifall bei der FPÖ.) Geh einmal vor die Tür raus und schau dir das an, was ihr aufgeführt habt, ihr Narrischen, ihr völlig Verrückten! (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrätin Kittl: Wo sind wir denn?! – Zwischenrufe bei der ÖVP.) Sich dann hierherzustellen und zu sagen, er hätte das Land gespalten, das ist ein Skandal, das sage ich euch in aller Deutlichkeit.
Sich dann hierherzustellen und so zu tun, als ob das alles so super und toll gemacht worden wäre: Na, wenn es so super war, dann geht in Neuwahlen, dann wird euch die österreichische Bevölkerung das Zeugnis für eure so supertolle, lässige Politik ausstellen! Wenn ihr euch jetzt hierherstellt und behauptet, wir arbeiten das jetzt alles auf, es wird jetzt aufgearbeitet, welche Fehler passiert sind, dann sage ich: Es braucht keine Aufarbeitung mehr; das Einzige, was euch aufarbeiten wird, sind Neuwahlen. – Ab in Neuwahlen!
Ich weiß genau, warum ihr nicht in Neuwahlen geht. Ich weiß auch, warum die Grünen nicht in Neuwahlen gehen (Bundesrätin Miesenberger: Na wir arbeiten halt!): weil sie eine Ministerin, Gewessler, in einem Ministerium sitzen haben, in dem sie über Jahre Millionen und Abermillionen an Euros an die NGOs schieben kann. Das ist ja euer Deal, denn wenn die Grünen noch Moral und Anstand hätten, könnten sie mit so einem korrupten Haufen eh nicht regieren; dann müsstet ihr gehen. Ihr habt aber den Vorteil und den genießt ihr jetzt noch für das letzte Jahr. Das wollt ihr jetzt bis zum bitteren Ende durchziehen. Das ist das Einzige, was euch hält: dass ihr die Millionen an die NGOs schiebt.
Und was die ÖVP in der Regierung hält, sind nicht die Grünen. Normalerweise müsstet ihr angesichts der Gesetze, bei denen ihr zustimmt, ja davonlaufen, wegen dem ganzen Klimairrsinn. (Beifall bei der FPÖ.) Ich frage mich ja sowieso, wie das ist, wenn all die Abgeordneten bei euch, die im ländlichen Raum unterwegs sind, mit den Leuten reden: Die müssen euch bei solchen Klimagesetzen doch mit nassen Fetzen aus dem Gasthaus hinausjagen! (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Nein!) – Und dann sagt ihr noch Nein! Ihr werdet von Wahl zu Wahl abgewatscht, Frau Kollegin, in Salzburg, da kannst du ja nicht Nein sagen. Du lebst wohl hoffentlich schon in der Realität! (Zwischenrufe der Bundesrätinnen Eder-Gitschthaler, Miesenberger und Platzer.) – Ach so, okay! Na, es ist immer ein bisschen schwierig bei der ÖVP. Das ist interessant, da sage ich: Was werden die Leute draußen sagen?, Die werden euch mit den nassen Fetzen davonjagen!, und dann sagt ihr: Nein!
Von Landtagswahl zu Landtagswahl werdet ihr abgewatscht, die Grünen kommen teilweise nicht in den Landtag hinein, die NEOS fliegen hinaus, überall werdet ihr abgewatscht – aber nicht, dass ihr dann einmal anfangt, das Hirn einzuschalten und darüber nachzudenken: Was haben wir denn gemacht? Was haben wir falsch gemacht? – Man sitzt da und schreit zu mir heraus: Nein, das stimmt nicht, die Leute stehen schon noch hinter uns! (Heiterkeit der Bundesrätin Schartel.) Realitätsferne nennt man das, Frau Kollegin, sehr weit weg von der Realität, aber macht nur so weiter! (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Genau!) – Ja genau, dann sagt sie auch noch: „Genau!“ Na das ist ja wie im Kabarett, Frau Kollegin, ein Wahnsinn, aber macht nur so weiter. (Bundesrätin Miesenberger: Das ist ein trauriges Kabarett!) – Ja, das ist ein trauriges Kabarett.
Frau Kollegin Miesenberger, damit ich nicht noch etwas zu Ihnen vergesse, schaue ich noch schnell nach, weil Sie gerade wieder hereinschreien: „Das ist ein trauriges Kabarett!“ – Stimmt, weil Sie ja auch diejenige waren, die sich hier herausgestellt hat und Kurz immer so hochgelobt hat. Ich weiß nicht, wie Sie es jetzt halten: Machen Sie es mit Karli auch so oder wäre Ihnen Kurz doch noch lieber? Ich weiß es ja nicht, aber Sie sind auch sehr situationselastisch, gell? (Zwischenruf der Bundesrätin Miesenberger.) – Genau, Hauptsache, man merkt, man wird wieder etwas (Bundesrat Schreuder: Das war mehr wie bei dir und dem Strache!), situationselastisch wurschteln wir uns schon durch. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrätin Miesenberger: Jetzt ist dir nichts eingefallen!) – Was? (Bundesrätin Miesenberger: Jetzt ist dir nichts eingefallen!) – Wieso soll mir nichts eingefallen sein? Mir fällt genug zu Ihnen ein, Frau Kollegin Miesenberger, aber ich lasse es jetzt, sonst sind Sie im Nachhinein wieder böse mit mir (Ah-Rufe bei der ÖVP) und meinen, ich dürfte es nicht sagen – aber darum geht es ja nicht.
Eines habe ich noch, Frau Kollegin Miesenberger – jetzt haben Sie mich herausgefordert –, ich habe es mir aufgeschrieben: Sie stellen sich hier heraus und sagen, wir machen das jetzt vorsichtig, weil wir vorsichtig sein und vorausdenken müssen. – Also, ihr denkt vorsichtig. Nur haben die letzten Jahre halt bewiesen, dass diese Regierung mit dem Denken kein allzu großes Glück
hatte (Heiterkeit bei der FPÖ), daher ist das vielleicht ein bisschen eine Drohung, wenn Frau Kollegin Miesenberger von der ÖVP sagt, sie denken sich das alles durch.
Dann zu der Impfbriefgeschichte: Herr Minister Rauch, Sie werden es gelesen haben, Ihre Ministerin Zadić, die Justizministerin, hat erklärt, es gibt jetzt über 5 000 Beschwerden im Zusammenhang mit der Aufforderung zur Coronazwangsimpfung. Bei Ihren wunderbaren, tollen Briefen – von denen wir immer gesagt haben, das kostet nur einen Haufen Geld, das ist hinausgeschmissen, und das ist eine Aufwiegelung der Bevölkerung, denn wenn sich jemand entscheidet, sich nicht impfen zu lassen, braucht er auch keinen Fresszettel aus dem Ministerium – sind Sie mit dem Datenschutz wieder einmal so umgegangen, wie Sie es halt immer machen: Wenn es Ihnen recht ist, ist der Datenschutz wurscht, und wenn es Ihnen nicht recht ist, dann führen Sie den Datenschutz ins Treffen.
Herr Rauch, dann seien Sie mir nicht böse, wenn ich sage, dass Ihnen halt niemand mehr irgendetwas glaubt. Ich weiß ja auch nicht, wie Sie es jetzt mit Ihren abgelaufenen Impfdosen halten, was mit denen jetzt passiert: Wer verwertet die? Wohin kommen die? – Da wissen wir überhaupt nichts. Jetzt sind es dann wieder vier Millionen Impfdosen, die wir kaufen müssen, weil wir vertraglich gebunden sind.
Wenn ihr wirklich denken würdet, dann ist es halt schon so – ich weiß nicht –, dass ihr wirklich kein Glück mit dem Denken habt. Anders kann ich mir das nicht vorstellen, wenn jemand ein Land so regiert, dass wir überall ausgelacht werden. Kollege Spanring hat es einmal gesagt: Wenn die Deutschen nicht die Außenministerin und nicht den Wirtschaftsminister von den Grünen hätten, wären wir wahrscheinlich das Land mit der wohl lachhaftesten Regierung aller Zeiten. (Beifall bei der FPÖ.)
13.07
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Herr Bundesrat Steiner, ich habe jetzt bei deiner Rede besonders aufmerksam zugehört und genau mitgeschrieben. Ich hätte, glaube ich, mehrmals die Gelegenheit gehabt, den einen oder anderen Ordnungsruf zu erteilen, tue das bewusst nicht (Bundesrat Schreuder: Na geh!), weil ich nicht sicher bin, ob die Konsequenzen dessen dann auch entsprechend getragen werden, würde aber dennoch bitten, bei aller Hitzigkeit der Debatte auch den gegenseitigen Respekt und die Wertschätzung – auch in hitzigen Debatten und Redebeiträgen – walten zu lassen. Ich glaube, das gebieten auch die Funktion des Bundesrates und die Würde dieses Hauses. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky.)
Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor.
Wünscht noch jemand das Wort? (Bundesrat Spanring hebt die Hand.) – Bundesrat Spanring, bitte.
Bundesrat Andreas Arthur Spanring (FPÖ, Niederösterreich): Frau Präsidentin! Herr Minister! Kollegen im Bundesrat! Sehr geehrte Zuschauer! (Unruhe im Saal.) Wenn ich merke, dass Sie sich nicht freuen, wenn ich rausgehe, dann weiß ich, dass ich irgendetwas richtig gemacht habe. (Bundesrat Schreuder: Da wäre ich mir nicht so sicher!)
Der Grund, warum ich mich noch einmal zu Wort melde, ist unser Entschließungsantrag zum heutigen Tagesordnungspunkt, den Kollege Leinfellner eingebracht hat. Da geht es um den Coronawiedergutmachungsfonds, den wir gerne einrichten würden. Besonders als Niederösterreicher ist mir das wirklich eine Herzensangelegenheit, weil das im Arbeitsübereinkommen in Niederösterreich einer der Lichtpunkte ist. Ich kann Ihnen eines sagen: Gehen Sie raus zu den Menschen, und Sie werden merken, viele, viele sind uns sehr dankbar dafür, was wir da in Niederösterreich zustande gebracht haben! Es wäre jetzt an der Zeit, dass der Bund da endlich nachzieht. (Beifall bei der FPÖ.)
Herr Minister Rauch, Sie haben heute beim vorigen Tagesordnungspunkt auch einiges zum Thema Teuerung und zum Thema Almosen, die jetzt die Bürger kriegen, gesagt. Die Wahrheit ist: Sie ziehen ihnen 200 Euro aus dem Sack, geben Ihnen 50 Euro zurück und glauben, dass das toll ist. – So ist es nicht.
Beim Wiedergutmachungsfonds geht es in erster Linie einmal um 250 Millionen Euro. Das mag jetzt natürlich viel klingen, aber seien wir ganz ehrlich: Wir haben in den letzten zweieinhalb Jahren in dieser Regierungszeit Milliarden Euro für Pharmafirmen ausgegeben, und da war das völlig wurscht, da war das Geld da. Ich erinnere an die Worte von Sebastian Kurz: „Koste es, was es wolle“. (Bundesrat Schreuder: Das hat der Blümel gesagt! – Bundesrat Himmer: Das war der Gernot!) – Und diese schwarz-grüne Regierung hat das alles mitgetragen. (Bundesrat Himmer: Gernot Blümel! – Bundesrat Schreuder: Genau ...!) – Hat es Gernot Blümel gesagt? Dann ist es aber auch nicht besser; das ist der Busenfreund von Sebastian Kurz, soweit ich weiß. (Zwischenruf des Bundesrates Himmer.)
Dann wurden Milliarden für die Maskenproduktion rausgeworfen. Da frage ich mich heute noch immer, liebe Grüne – ihr wart ja so Maskenfetischisten –: Habt ihr euch einmal die Müllberge angeschaut, die jetzt überall herumliegen? Die Masken sind überall. Viele Masken wurden einfach weggeschmissen. Wenn man heute irgendwo an einem Fluss entlang spazieren geht, liegen überall diese depperten Masken herum, mit denen man in Wahrheit die Leute nur gequält hat und die niemand gebraucht hätte – Milliarden! (Beifall bei der FPÖ.) Da hat es Leute gegeben, die sich eine goldene Nase damit verdient haben; alles wurscht, dafür war das Geld da.
Wenn wir den Müll ansprechen: Noch schlimmer sind die Testkits. Da haben sich auch welche ein goldenes Naserl verdient – Milliarden! Die Stadt Wien war Vorreiter, aber auch diese Regierung hat es geschafft, Milliarden auszugeben. Jetzt schaut einmal: Überall in den Mülleimern liegen Hunderte, Tausende, Hunderttausende Testkits drinnen, die inzwischen alle abgelaufen sind. Die Leute haben sie zu Hause gehortet, weil sie Angst gehabt haben, sie werden
eingesperrt und werden irgendwann einmal etwas für den Blödsinn bezahlen müssen. Die Leute waren zweieinhalb Jahre in einer Ausnahmesituation. Und warum? – Wegen Ihrer Covid-Politik! Nicht das Virus war das Problem, Ihre Politik war das Problem. (Beifall bei der FPÖ.)
Während da Milliarden überhaupt kein Thema waren – „Koste es, was es wolle“; wir haben Milliarden rausgehauen und gute Freunde, besonders von der ÖVP, haben immer wieder mitverdient –, hat es in der gleichen Zeit kein Geld für unser Gesundheitssystem gegeben. Was haben Sie gemacht, Herr Minister Rauch? Ich weiß, Sie waren nicht der Einzige, Sie haben zwei Vorgänger gehabt; die waren – das ist das einzig Positive, das ich Ihnen wirklich zugestehen muss – noch schlechter als Sie, aber das ist wirklich schon das einzig Positive. (Zwischenruf bei der FPÖ.)
Also kein Geld fürs Gesundheitssystem, und jetzt wollen Sie auch kein Geld für die Opfer ausgeben, nämlich die Opfer, die Sie mitverursacht haben. Sie haben die Leute eingesperrt, Sie haben die Leute ausgegrenzt, Sie haben die Leute – wir haben es heute gehört – beschimpft, auf das Mieseste beschimpft, Sie haben die Leute kriminalisiert und Sie haben kleinen Kindern eingeredet: Wenn ihr zur Oma heimgeht, muss die Oma sterben, weil ihr die Oma ansteckt!
Solche Sachen habt ihr gemacht, liebe Leute! Das ist in Wahrheit krank. (Bundesrat Himmer: Wer hat das gesagt?) Aber was ihr nicht wollt, ist eine Wiedergutmachung. (Bundesrat Himmer: Wer hat das gesagt? Wer hat die Oma ...?! – Bundesrat Steiner: Der Sebastian! – Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Himmer.)
Ich war vor circa zweieinhalb bis drei Monaten auf einer Feier, da waren circa 15 Personen, und ich bin neben einer Dame zum Sitzen gekommen. Wir haben halt so geredet und natürlich kommt man früher oder später auf das Thema Corona, und die Dame erzählt mir: Es ist furchtbar, ihre Tochter hat Long Covid. Das ist deshalb so schlimm – natürlich, es geht der Tochter nicht gut –, weil die Lehrer es nicht ernst nehmen und die Mitschüler sich darüber lustig machen.
Dann haben wir halt weitergeredet, und ich bin draufgekommen, dass wir inhaltlich eigentlich ziemlich einer Meinung sind. So nach, ich weiß nicht, 20 Minuten habe ich mich getraut zu fragen: Wie schaut es denn jetzt aus mit dem Long Covid, ist deine Tochter geimpft?, und sie hat gesagt: Ja, drei Mal und einmal geboostert. – Dann habe ich einmal kurz geschluckt und habe gesagt: Nur so unter uns geredet, könnte es auch sein, dass das eine Nebenwirkung ist?, und dann sagt sie: Ja eh, weil es ihr nach jeder Impfung so schlecht gegangen ist.
Ich habe sie dann gefragt: Warum gehst du dann noch einmal impfen mit ihr, warum lässt du deine Tochter noch einmal impfen, wenn es ihr nach der Impfung schlecht geht? Darauf hat sie mir geantwortet: Das wäre nicht anders gegangen, weil sie sie in der Schule fertiggemacht hätten. – So weit waren wir! Und da redet Kollege Zauner von Spaltung der Gesellschaft?! Ihr wart es, ihr wart es! (Zwischenruf des Bundesrates Schennach.) Da kannst du schon lachen, aber das ist ein Trauerspiel. (Beifall und Bravorufe bei der FPÖ.)
Dann sage ich zu der Mutter: Na ja, dann geh bitte zum Arzt und lass dir eine Impfschadenbestätigung ausstellen oder was auch immer! Da sagt sie, sie war eh beim Arzt, aber der Arzt hat gesagt: Nein, das kann er so nicht machen, weil die Vorgaben da nicht ganz klar sind und das nicht üblich ist. – Ich meine, wo sind wir denn?! Liebe Leute, wo sind wir denn?! Da kann man dann schon davon reden, dass es offiziell nicht viele Impfschäden gibt, wenn so in unserem Land verfahren wird.
Auch diese Leute, die Impfschäden haben und sich das jetzt im Nachhinein noch irgendwie bestätigen lassen können, sollten die Möglichkeit haben, dass sie zumindest ein bissl eine Wiedergutmachung kriegen. Ich weiß, Geld kann eine Gesundheit nicht wiederherstellen, aber es wäre zumindest ein bissl eine Wiedergutmachung und ein bissl ein Zeichen einer Entschuldigung. Ich weiß aber, das ist leider alles nicht in Ihrem Sinne.
Schuld war in dieser Zeit der Druck der Gesellschaft (Bundesrat Himmer: Steiner hat gesagt, er will keine Entschuldigung!), und die Gesellschaft hat den Druck nur
deshalb auf ihre Bürger aufgebaut (Zwischenruf des Bundesrates Himmer), weil es von der Politik von oben herunter so bestimmt wurde. Nehmen Sie sich alle selbst an der Nase! Heute könnten Sie wirklich einen kleinen Schritt in die richtige Richtung machen und diesem Entschließungsantrag für einen Covid-Wiedergutmachungsfonds, aus dem Entschädigungen gezahlt werden, zustimmen. – Das wäre zumindest eine kleine Wiedergutmachung. (Bundesrat Himmer: ... denen man auch zustimmen kann!)
Herr Kollege Himmer, ich kann Ihnen noch etwas sagen: Es ist ja eh nicht Ihr Geld. (Zwischenruf des Bundesrates Himmer.) Schauen Sie, Sie reden immer von Ihrem Geld, aber das ist nicht Ihr Geld, das ist Steuergeld! (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Himmer.) Verstehen Sie: Steuergeld! Das ist nicht Ihr Geld! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Stimmen Sie diesem Entschließungsantrag zu und treten Sie danach zurück! Das ist die einzig wahre Entschuldigung, die der Bevölkerung helfen könnte. (Beifall bei der FPÖ.)
13.16
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.
Wir kommen zur Abstimmung, die über die gegenständlichen Tagesordnungspunkte getrennt erfolgt. – Die Plätze sind eingenommen, wie ich sehe.
Wir gelangen daher zur Abstimmung über den Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein COVID-19-Überführungsgesetz.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit. Der Antrag, keinen Einspruch zu erheben, ist angenommen.
Es liegt ein Antrag der Bundesräte Christian Fischer, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „Gesundheitsversorgungspaket“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungsantrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist abgelehnt.
Es liegt weiters ein Antrag der Bundesräte Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „Corona-Wiedergutmachungsfonds des Bundes“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungsantrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist abgelehnt.
Wir gelangen zur Abstimmung über den Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Suchtmittelgesetz geändert wird.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmeneinhelligkeit. Der Antrag ist angenommen.
Wir gelangen zur Abstimmung über den Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Apothekengesetz und das Arzneimittelgesetz geändert werden.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Auch dies ist Stimmeneinhelligkeit. Der Antrag ist angenommen.
6. Punkt
Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über eine Bundeszuwendung an den Verein Licht ins Dunkel – Verein für Menschen mit Behinderungen und sozialer Benachteiligung (Licht-ins-Dunkel-Zuwendungsgesetz – LiDZG) erlassen wird (3429/A und 2068 d.B. sowie 11248/BR d.B.)
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Wir gelangen nun zum 6. Punkt der Tagesordnung.
Berichterstatterin ist Frau Bundesrätin Sandra Lassnig. – Ich bitte um den Bericht.
Berichterstatterin Sandra Lassnig: Sehr geehrte Frau Vizepräsidentin! Ich bringe den Bericht des Finanzausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über eine Bundeszuwendung an den Verein Licht ins Dunkel – Verein für Menschen mit Behinderungen und sozialer Benachteiligung, Licht-ins-Dunkel-Zuwendungsgesetz, erlassen wird.
Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung.
Der Finanzausschuss stellt nach Beratung der Vorlage mehrstimmig den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Ich danke für den Bericht.
Bevor wir in die Debatte eingehen, darf ich die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, Frau Leonore Gewessler, und Herrn Finanzminister Dr. Magnus Brunner recht herzlich im Bundesrat begrüßen. – Herzlich willkommen im Bundesrat! (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky.)
Als Erste zu Wort gemeldet ist Frau Fraktionsobfrau Korinna Schumann. – Bitte schön.
Bundesrätin Korinna Schumann (SPÖ, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Bundesminister und Bundesministerin! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Liebe Gäste im Bundesrat! Licht ins Dunkel – das möchte ich grundlegend vorausschicken – ist eine der großen und langjährigen sehr positiven Initiativen in unserem Land und hat viel Gutes dafür getan, dass Menschen mit Behinderungen unterstützt werden, dass Menschen in sozialer Notlage unterstützt werden. Viele Menschen in Österreich haben für Licht ins Dunkel gespendet, oft auch nur kleine Beträge, weil sie sich mehr nicht leisten konnten, aber es ist eine erfolgreiche Aktion.
Nun, ganz abgesehen davon gibt es dann halt leider die Problematik von Galaversprechen. Es hat im letzten November eine große Licht-ins-Dunkel-Gala stattgefunden, und da haben Kanzler und Vizekanzler spontan gesagt: Wir werden die Spendeneinnahmen der Licht-ins-Dunkel-Aktion 2023 verdoppeln! – Na ja, es ist halt so: Wenn man Dinge so ankündigt, wie das oft passiert, ist das nicht so wahnsinnig gescheit; und irgendwann kommt man dann drauf, dafür braucht man ein Gesetz! Jetzt haben wir Juni und jetzt müssen wir – oder sollten wir – dieses Gesetz beschließen.
Wir sind nicht glücklich damit, erstens mit der Art, wie es aufgesetzt wird, zweitens mit der Art, wie mit Ankündigungen umgegangen wird – das ist nicht die Art, wie man Projekten Geld hinzufügt –, auch nicht mit der Art, wie es umgesetzt wird.
Es geht um Menschen mit Behinderung, und zwar grundsätzlich. Es geht nicht, und das ist ganz, ganz wichtig, allein um die Frage: Wie mache ich Charityaktionen?, sondern es geht um die Würde der Menschen mit Behinderung.
Wir haben in Österreich 1,4 Millionen Menschen, die eine Behinderung haben, in den verschiedensten Formen, sei es eine körperliche Behinderung, eine psychische Behinderung, eine geistige Behinderung – das sind verschiedenste Behinderungsformen. Und es gilt unser Menschenbild, das der Sozialdemokratie, demzufolge wir sagen: Wir wollen, dass behinderte Menschen Rechte haben und nicht Charityaktionen. Wir wollen, dass sie ein selbstbestimmtes Leben führen und dass es ihnen in diesem Land gut geht, und nicht, dass sie von Spenden abhängig sind. Das ist eine grundsätzliche Frage! (Demonstrativer Beifall bei der SPÖ.)
Betreffend die Situation von Menschen mit Behinderungen hapert es in vielen Punkten. Es hapert in der Frage der Inklusion – wir haben heute schon darüber geredet – im elementarpädagogischen Bereich und im Schulbereich. Es hapert am Zugang zum Arbeitsmarkt. Ich höre oft Beschwerden, dass es für Menschen mit Behinderungen ganz schwierig ist, Jobs zu bekommen, weil noch immer größte Ressentiments bestehen. Ich höre, dass es ganz, ganz schwierig ist und dass es Algorithmen in Großfirmen gibt, die behinderten Menschen keine Chance geben, überhaupt in den Bewerbungsprozess aufgenommen zu werden. Auf all das muss man schauen, da muss man hinschauen und da muss man Chancen geben.
Und: Die Teuerung ist ein großer Punkt, der besonders Menschen mit Behinderungen betrifft, weil viele von ihnen eben nicht ins Arbeitsleben integriert sind oder sie von Leistungen leben müssen, die ihnen das Leben ganz, ganz schwierig machen.
Wir stellen daher folgenden Antrag:
Entschließungsantrag
der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „umfassende Maßnahmen zur Inklusion und Gleichstellung für Menschen mit Behinderungen“
Der Bundesrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wird aufgefordert, dem Nationalrat sowie dem Bundesrat ehestmöglich eine Regierungsvorlage zur umfassenden Inklusion und Gleichstellung mit folgenden Maßnahmen zu übermitteln:
- Die Umstellung der Bezahlung in den Tagesstrukturen von einem Taschengeld auf einen Lohn/Gehalt und der damit einhergehenden umfassenden sozialversicherungsrechtlichen Absicherung für die dort Beschäftigten. Zusätzlich dazu sollen neue Konzepte vorgelegt werden, wie Menschen mit Behinderungen in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden können, um die reine Beschäftigungstherapie zu beenden.
- Die Feststellung der Arbeitsunfähigkeit von Menschen mit Behinderungen soll erst nach einer längeren Erprobungsphase und unter der Berücksichtigung der vielfältigen Unterstützungsangebote von AMS und Sozialministeriumsservice und unter der Einbeziehung einer berufskundigen Expertise stattfinden.
- Die Einrichtung eines Inklusionsfonds, der nach dem Vorbild des Pflegefonds von Bund und Ländern gespeist wird und aus dem eine einheitliche Förderung der persönlichen Assistenz nach österreichweit gleichen Kriterien erfolgt.
- Die Abschaffung der Ausgleichstaxen und die Schaffung eines echten Anreizsystems für Unternehmen zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen, bei der alle Unternehmen einen Beitrag leisten und jene, die Menschen mit Behinderungen beschäftigen, einen Bonus erhalten.
- Die Erarbeitung eines Konzepts, um die Persönliche Assistenz im Freizeitbereich österreichweit einheitlich zu regeln.
- Die Attraktivierung von Sozialbetreuungsberufen durch Verbesserung von Arbeitsbedingungen, um die Verfügbarkeit von Personen, die über die fachliche Qualifikation für die Persönliche Assistenz verfügen, zu steigern.
- Die Erarbeitung von Konzepten, wie mehr Jugendliche mit Behinderungen in Berufsausbildungen gebracht werden, um diesen eine gute Zukunft ermöglichen zu können.
- Die Minimierung von baulichen Barrieren im öffentlich zugänglichen Raum unter Beiziehung von Expert: innen mit dem Ziel, diese Barrieren langfristig gänzlich zu beseitigen.“
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Es ist im Bereich der Menschen mit Behinderung viel zu tun, und es ist wichtig – es geht um die Würde der Menschen. Um mit den Worten des Behindertenrates zu sprechen: „Nichts über uns ohne uns!“ – Das sagen die Menschen mit Behinderung, und das umzusetzen ist wichtig. (Beifall bei der SPÖ.)
Herr Bundesminister, jetzt über den Themenkreis hinaus, weil es natürlich gerade mir als Gewerkschafterin schon gelinde gesagt Schmerzen bereitet, wie Sie sich zum Thema Lohn-Preis-Spirale geäußert haben: Erstens ist irgendwie unbegreiflich, dass gerade ein Finanzminister sich um die sozialpartnerschaftliche Frage der Kollektivvertragsverhandlungen kümmert, und zweitens ist es eine wirkliche Ungerechtigkeit, denn die Lohn-Preis-Spirale ist nicht unser Problem!
Unser Problem ist die Gewinn-Preis-Spirale (Beifall bei der SPÖ), und ganz ehrlich gesagt, die Sozialpartner haben im letzten März gesagt: Wir sehen, dass die Inflation steigt und steigt. Liebe Regierung, tun Sie etwas! Machen Sie einen Mietpreisdeckel! Machen Sie etwas bei der Mehrwertsteuer! Machen Sie etwas bei den Energiepreisen, bei den Gaspreisen! Tun Sie etwas! – Es ist nicht gehandelt worden, und wenn gehandelt wurde, sehr spät oder so, dass es die Inflation nicht gesenkt hat.
Wir haben jetzt noch eine extrem hohe Inflation im Vergleich zum Euroraum, und da sind alle Hilfen, die Sie heute genannt haben und die die ÖVP-Bundesrät:innen so wunderbar beschrieben haben, Tropfen auf den heißen Stein.
Was wir brauchen, sind Strukturänderungen, damit die Inflation hinuntergeht. Ich kann Ihnen ganz ehrlich sagen: Die Gewerkschaften verhandeln großartig, aber wir haben bereits jetzt, wenn wir die rollierende Inflation anschauen, wenn wir das Jahr rückwirkend betrachten, eine Inflationshöhe von 10 Prozent. Das ist ganz, ganz schwierig in den Verhandlungen. Wir brauchen ein Sinken der Inflation!
Es ist auch eine Tatsache, dass die Gewerkschaften nicht sagen werden: Wir werden jetzt im Herbst nachlassen, weil der Herr Finanzminister gesagt hat, es gibt eine Lohn-Preis-Spirale, und daher dürfen wir uns jetzt nicht wirklich aufregen und für die Menschen kämpfen! – Nein! Zuerst steigen die Preise und dann müssen die Löhne steigen! Dafür kämpfen wir, das ist doch selbstverständlich! (Beifall bei der SPÖ.)
Menschen haben jetzt größte Probleme, ihren Alltag zu finanzieren. Jede vierte Person weiß nicht, wie sie zukünftig ihre Miete zahlen soll. Ja wie soll denn das gehen? Natürlich muss man hinschauen und natürlich muss man Übergewinne abschöpfen, und zwar nicht ein bisschen, sondern ordentlich.
Und natürlich kann man es nicht hinnehmen, wenn der Handel sagt, wie es der Fall war, kurz bevor Sie das Interview im „Report“ gegeben haben: Also wir sind nicht schuld an den Preissteigerungen! Und die Energiewirtschaft hat gesagt: Wir sind nicht schuld an den Preissteigerungen! – Ganz ehrlich: Die Leute gehen doch nicht ins Geschäft und sagen: Bitte, ich möchte gern, dass die Tiefkühlpizza jetzt um einige Euro teurer ist, denn das fände ich gerecht!
Das ist doch lächerlich! Die Leute leiden unglaublich unter diesen Preiserhöhungen. Rechnen wir: Eine Tiefkühlpizza der Billigmarke hatte in einem Jahr eine
Preissteigerung von 90 Prozent! Das kann man nicht lösen mit: Wir tun da einmal ein bissl was, und da geben wir ein bissl was her!, es braucht ein Senken der Inflation, und zwar ganz, ganz dringend (Beifall bei der SPÖ), und es muss auf jeden Fall geschaut werden, wer sich jetzt das Geld in die Tasche streift! (Präsident Kovacs übernimmt den Vorsitz.)
Herr Bundesminister! Dieser Kampf muss geführt werden, auch wenn er nicht angenehm ist. Man muss den Unternehmen nähertreten. Man muss die Wirtschaft stützen und stärken, das ist keine Frage, jene aber, die jetzt große, große Gewinne machen und die anderen, die Menschen, ohne Rücksichtnahme zurücklassen, muss man bekämpfen, und dort muss man hinschauen! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
13.29
Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Bundesrätin.
Der von den Bundesräten Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „umfassende Maßnahmen zur Inklusion und Gleichstellung für Menschen mit Behinderungen“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.
Wir setzen die Debatte fort, und ich darf jetzt Herrn Bundesrat Ernest Schwindsackl das Wort erteilen. – Bitte.
Bundesrat Ernest Schwindsackl (ÖVP, Steiermark): Geschätzter Herr Präsident! Werter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren! Tagesordnungspunkt 6 befasst sich mit der Initiative Licht ins Dunkel, und ich habe soeben einen Gewerkschaftsvortrag gehört, der vielleicht zu einem anderen Thema besser gepasst hätte als hierher. (Bundesrätin Schumann: Das gehört da dazu! – Ruf bei der SPÖ: Da kann man auch etwas lernen! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Zu Licht ins Dunkel komme ich dann eh, dazu, wie die Spendenfreudigkeit von Ihnen da aufgenommen wurde.
„Tue Gutes und rede darüber“! Besonders vor einem Umkehrschluss wie: Tue Schlechtes und kehre es unter den Teppich!, sei gewarnt. (Zwischenruf der Bundesrätin Doppler.) Unsere Bürgerinnen und Bürger können am besten beurteilen, ob die Dinge auch ernst genommen werden oder nur heiße Luft produziert wird.
Der positive Spruch „Tue Gutes und rede darüber“ wird heuer genauso jung wie die Aktion Licht ins Dunkel: 50 Jahre. Die erste Kampagne wurde ja 1973 vom damaligen niederösterreichischen Landesintendanten Dr. Kurt Bergmann initiiert. Ein Besuch des Behindertendorfes Sollenau hatte ihn dazu inspiriert. Die erste Sendung wurde im Radio gesendet. Die Spendenkampagne brachte damals 34 400 Schilling; das sind heute rund 2 500 Euro. Seit 1978 findet die Kampagne auch im Fernsehen statt. Jeweils am Heiligen Abend wird eine immerhin 14-stündige Sendung ausgestrahlt und um Spenden für Sozialhilfe- und Behindertenprojekte in Österreich gebeten. Die rund 2,2 Millionen Zuseher spenden an so einem Abend sage und schreibe circa 5,7 Millionen Euro. Großartig! Dabei zeigen die Österreicherinnen und Österreicher erneut ihre Hilfsbereitschaft und welch großen Stellenwert Solidarität und Nächstenliebe in unserer Gesellschaft haben.
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Aktion Licht ins Dunkel stellt die Bundesregierung eine Sonderzuwendung zur Verfügung. Diese beträgt 14,4 Millionen Euro. Damit wird die von der Regierung im Herbst getätigte Zusage eingelöst, die zwischen 18. November und 24. Dezember 2022 eingelangten Spenden an Licht ins Dunkel zu verdoppeln. Das war auch eine zusätzliche Motivation für die spendenfreudigen Österreicherinnen und Österreicher. Die Gelder dürfen ja ausschließlich für die Förderung von Projekten für Menschen mit Behinderung oder Menschen mit sozialer Benachteiligung verwendet werden.
Vielleicht kurz zur Zusammensetzung des Vereins, die ist nämlich auch ganz interessant, und vielleicht wächst Ihre Verwunderung über die Ablehnung dieses Antrags durch die Opposition genauso wie meine, als ich das Vereinsregister
genau durchforstet habe. Die prominenten Mitglieder dieses Vereins sind die Lebenshilfe Österreich, Rettet das Kind, die Gesellschaft österreichischer Kinderdörfer, die Kinderfreunde Österreich, Unicef, Caritas Österreich und die Diakonie.
Als langjähriger Präsident wirkte über elf Jahre erfolgreich der ehemalige SPÖ-Nationalratsabgeordnete – also Ihr Kollege – Kurt Nekula, der diese Funktion 2022 an die ehemalige Sektionschefin und Leiterin der Sektion II im Bundeskanzleramt von Bundeskanzler Werner Faymann und spätere kurzfristige Bundesministerin für Frauen, Familien und Jugend, Frau Mag. Ines Stilling, übergab. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass der SPÖ-Nationalratsabgeordnete Kai Jan Krainer nicht mit der derzeitigen Präsidentin und den anderen verantwortlichen SPÖ-Organisationen wie Kinderfreunde et cetera über diese überaus lobenswerte Verdoppelung durch die Bundesregierung gesprochen hat. Haben sich diese Vereinsmitglieder gegen die Spendenverdoppelung ausgesprochen? Wenn ja, dann kommen Sie doch bitte aus Ihren dunklen Nischen hervor.
O-Ton des Abgeordneten Krainer im Parlament: Ich habe mir damals vor dem Bildschirm gedacht, so Krainer, wie wollen die denn das machen. – Ja geht’s noch? Statt zu sagen: Super, dass die Bundesregierung den Spendenbetrag verdoppelt!, sofort zu überlegen, wie die SPÖ verhindern kann, dass das von den Österreicherinnen und Österreichern gespendete Geld durch eine Verdoppelung durch die Bundesregierung ein noch größerer Erfolg wird?! Geschätzte Damen und Herren, das ist unglaublich und rationell eigentlich auch gar nicht nachvollziehbar, dass man eine so großartige spontane Überlegung und Idee so abtut.
Die heute mögliche Ablehnung des Antrags durch die Opposition kann ich eigentlich immer noch nicht glauben. Gut, bei den NEOS, die Vorgaben von Großsponsoren umzusetzen haben und sich über soziale Inhalte kaum Gedanken machen, kann ich mir das noch erklären. Die FPÖ hat sich ja schon lange von der Sozialpolitik verabschiedet und übernimmt soziale Themen, die ihnen rechte Verbündete im Ausland gerade ins rechte Ohr flüstern. Aber Sie von der SPÖ:
Wo bleibt Ihr sogenanntes soziales Gewissen und wo bleibt die Hilfe für jene Schwachen in der Gesellschaft, denen Sie so gerne Ihre linke Hand auflegen? Kommen Sie doch endlich aus Ihren klimatisierten Büros heraus und helfen Sie wie die Bundesregierung mit Hirn, mit Herz und mit Finanzmitteln in der Hand den hilfsbedürftigen Bürgerinnen und Bürgern in unserem Land. – Ein herzliches steirisches Glück auf! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
13.36
Präsident Günter Kovacs: Danke, Herr Bundesrat.
Nun ist Herr Bundesrat Günter Pröller zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundesrat.
Bundesrat Günter Pröller (FPÖ, Oberösterreich): Herr Präsident! Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuschauer zu Hause und hier im Saal! Ja, es ist schon angesprochen worden, wir reden über einen Gesetzesantrag zur Verdoppelung der Spenden, die im Zuge der Licht-ins-Dunkel-Gala hereingekommen sind, 14,5 Millionen Euro. Einerseits möchte ich mich bei den Menschen recht herzlich bedanken, die das Geld aus dem eigenen Geldtaschl herausnehmen und spenden, sodass überhaupt einmal 14,5 Millionen Euro hereinkommen. Als der Herr Bundeskanzler und der Vizekanzler das versprochen haben, habe ich angenommen, sie werden es auch aus ihrem Geldtaschl zahlen, aber so war es nicht. Es ist Steuergeld, das verwendet wird, und nicht privates Geld. Es ist typisch für diese Regierung, etwas anzukündigen, etwas zu versprechen, aber es dann nicht zu halten.
Monate später kommt die Bundesregierung drauf, dass dieses Versprechen nicht eingehalten werden kann. So versucht man dann eben auf die Schnelle, eine gesetzliche Grundlage dafür zu schaffen. Es hat also trotzdem eine gewisse Zeit gedauert, um das Versprechen einzuhalten.
Licht ins Dunkel leistet seit 50 Jahren sehr wertvolle Arbeit. Sie arbeiten ehrenamtlich und auf Spendenbasis. Das ist eine wichtige Tätigkeit in der Gesellschaft. Benachteiligten Menschen zu helfen ist vermutlich für alle ein hohes Ziel. Es ist aber traurig, dass das in einem so reichen Land überhaupt notwendig ist, dass man auf Spenden angewiesen bleibt. Die Betroffenen können teilweise überhaupt erst mit den Spenden überleben. Man kann aber nicht große Versprechungen machen und dann erst im Nachhinein eine gesetzliche Grundlage dafür schaffen. So kann es nicht gehen.
Ich habe bereits gesagt, dass Versprechen und Ankündigungen bei dieser Regierung nichts Neues sind. Daher ist es für mich verständlich, dass immer mehr Menschen zu Recht verbittert und verärgert sind, weil man eben nicht mehr den Eindruck hat, dass die Politik im Sinne des Gemeinwohls tätig ist, sondern wirklich nur mehr Eigen-PR macht. Ja, im Fernsehen große Ankündigungen zu machen, das war schon bei Kurz so und geht jetzt auch bei Nehammer so weiter.
Es soll um alle Menschen gehen, die aufgrund der Teuerungswelle in allen Bereichen ihr Leben umstellen müssen. Das sind Familien, Alleinerziehende, Pensionisten, aber vor allem auch Menschen mit Behinderungen. Die müssen schon seit Monaten auf vieles verzichten. Viele werden von den Regierungsparteien im Stich gelassen. Die soziale Kälte ist spürbar und erkennbar.
Die Regierung hat zum Beispiel das Unterstützungspaket für armutsgefährdete Kinder vollmundig und großartig angekündigt, sodass Familien, Alleinerziehende auch große Erwartungen gehabt haben. Das Ergebnis: 60 Euro pro Monat, 2 Euro pro Tag, das ist auch schon erwähnt worden. Ich glaube, das ist klar für alle: Das ist keine Unterstützung oder Hilfe für die Menschen, die sie wirklich dringend benötigen würden, das sind Almosen, da kann ich Ihnen nur recht geben.
Ich frage mich immer wieder: Ist das Gespür betreffend die wahren Sorgen der Menschen überhaupt noch in der Regierung vorhanden? – Sie haben es nicht. Es
sind – es ist angesprochen worden – Milliarden während der Coronapandemie ausgegeben worden, ob es in der Pharmaindustrie war, ob es die Masken waren, ob es die Impfstoffe waren. Oder jetzt in der Waffenindustrie: Wie viele Milliarden da ausgegeben werden! Ob das kein Ende hat? – Ja, so ist es halt, von oben herab. Hochmut kommt meist vor dem Fall. Bei der nächsten Wahl werden die Wähler auf jeden Fall ihr Urteil darüber abgeben und zeigen, denn sie werden das auch nicht vergessen.
Geschätzte Damen und Herren! Wir brauchen in diesen schwierigen Zeiten eben keine Profilierungspolitiker mehr, keine Ankündigungen und Versprechen, die nicht gehalten werden. Die Menschen brauchen richtige Unterstützung. Sie müssen Hilfe von der Bundesregierung bekommen, Lösungen sollen aufgezeigt werden – aber Sie tun es nicht. Die Menschen brauchen wieder eine Regierung, die wirklich für die Menschen da ist, die die Sorgen der Menschen versteht und vor allem zuhört und die Sorgen ernst nimmt.
Wir sind bereit, im Sinne der österreichischen Bevölkerung Verantwortung zu übernehmen. (Beifall bei der FPÖ.)
13.41
Präsident Günter Kovacs: Danke, Herr Bundesrat.
Zu Wort gemeldet ist nun Frau Mag.a Elisabeth Kittl. – Bitte, Frau Bundesrätin.
Bundesrätin MMag. Elisabeth Kittl, BA (Grüne, Wien): Herr Präsident, ich möchte mich auch noch einmal herzlich bei Ihnen für Ihre Präsidentschaft bedanken, die Sie sehr sympathisch geführt haben. Vielen Dank!
Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher:innen vor den Bildschirmen! Kommen wir wieder zum Tagesordnungspunkt zurück, bei dem es um die Bundeszuwendung an den Verein Licht ins Dunkel – Verein für Menschen mit Behinderungen und sozialer Benachteiligung geht. Ich finde es sehr schade, dass dieser Tagesordnungspunkt einerseits von Kollegin
Schumann von der SPÖ, andererseits von Kollegen Pröller von der FPÖ eben genau nicht oder nur sehr wenig diesem sehr wichtigen Thema gewidmet wurde.
Ja, Menschen mit Behinderung oder sozialer Benachteiligung dürfen in unserer Gesellschaft keine Bittsteller:innen sein. Ihr Bedarf muss mittels staatlicher Leistungen abgedeckt werden können, genauso müssen eine barrierefreie Infrastruktur, sei es beim Wohnen, sei es im Internet, bei den Öffis, im Gesundheitswesen oder in der digitalen Welt, sowie besser bezahlte Arbeit eine Selbstverständlichkeit sein.
Vielleicht ein kleines Beispiel, das recht veranschaulichend ist: die Nivellierung von Straßen. Wir waren vor zwei Wochen in Bregenz. Dort wurde die Innenstadt komplett nivelliert. Das tut genau diesen Menschen mit Behinderungen sehr gut, denn sie können sich dort frei bewegen – relativ frei bewegen –, und das ist wichtig.
In Wien gibt es auch so etwas: die Begegnungszonen. Da ist es sehr traurig – und ich schaue da auch wieder zur SPÖ –, weil das genau in Wien von rot geführten Wiener Bezirksvorsteher:innen nicht umgesetzt wird. (Bundesrat Schennach: Das ist ein roter Bürgermeister in Bregenz!)
Ja, wie im Entschließungsantrag angeführt wird, hinken die Geschäfte dieser Barrierefreiheit hinterher und viel zu wenige haben barrierefreie Eingänge. Das klingt nach einer Kleinigkeit, ist es aber nicht, denn es ist ein Teufelskreis. Gibt es barrierefreie Infrastruktur im weitesten Sinn, wird sie genützt, gibt es sie nicht, kann sie natürlich nicht genützt werden. Die Menschen aber, die dieser bedürfen, werden ausgeschlossen und werden unsichtbar gemacht, was zu der falschen Annahme führt, es wäre ja gar kein Bedarf da. Das zeigt: Eigentlich behindern wir die Menschen mit Behinderung, vor allem in ihrer Selbstbestimmung.
Wir vergessen dabei, dass die Menschen mit Behinderung wir alle sind. Wir alle sind Menschen mit Behinderung, denn es kann jedem und jeder von uns
passieren. Barrierefreiheit ermöglicht es erst, dass man sich innerhalb und außerhalb der vier Wände bewegen und am alltäglichen sozialen Leben teilnehmen kann. Da geht es ums Einkaufen und Kaffeetrinken, vielleicht auch ums Flanieren oder darum, ins Kino zu gehen, und um eine digitale Barrierefreiheit. Das alles brauchen wir, um ein selbstbestimmtes und glückliches Leben führen zu können.
Die Bundesregierung tut auch etwas dafür. Sie hat im letzten Jahr 130 Millionen Euro für die berufliche Integration von Menschen mit Behinderung beschlossen, ebenso haben wir die Arbeitsunfähigkeitsfeststellung bis 25 Jahre ausgesetzt, damit junge Menschen mit Behinderung bessere Unterstützung durch das AMS und das Sozialministeriumservice erhalten.
Genauso werden gerade Konzepte für die Berufsausbildung erarbeitet. Und ja, auch wir wollen Lohn statt Taschengeld in den Tagesstrukturen. Sie wissen, das wird gerade angegangen.
Zum ersten Mal hat die Bundesregierung den Bundesländern 100 Millionen Euro für die persönliche Assistenz im Freizeitbereich zur Verfügung gestellt, ein extrem wichtiger Beitrag für Selbstbestimmung.
Liebe Bundesländervertreter:innen, vor allem jene in Wien: Holen Sie sich diese Gelder ab! Machen Sie bei diesem Pilotprojekt mit! Es liegt in Ihrer Kompetenz.
Wir bringen auch einen Inklusionsfonds im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen ein. Und ja, das ist natürlich immer noch nicht genug, aber wir können die Versäumnisse vieler Jahre auch nicht sofort wieder gutmachen. Machen Sie daher nicht nur der derzeitigen Bundesregierung einen Vorwurf, sondern nehmen Sie sich hier alle, die einmal – und vor allem seit 2008 – in der Bundesregierung waren, selbst an der Nase! 2008 wurde die UN-Behindertenrechtskonvention eingeführt.
Nun zur Bundeszuwendung von 14,4 Millionen Euro, die an Licht ins Dunkel gehen soll: Dabei handelt es sich um die – ja, nachträgliche – gesetzliche
Grundlage zur Umsetzung der von der Regierung anlässlich des 50-jährigen Bestehens von Licht ins Dunkel versprochenen Verdoppelung der Spenden aus der Weihnachtsaktion 2022. Diese sollen in einen speziellen Innovationsfonds fließen, der den Fokus auf Sozialraumprojekte hat.
Was sind Sozialraumprojekte? – Das sind Projekte für Menschen mit Behinderung oder sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche, die genau das fördern sollen, was ich zuvor angesprochen habe: die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben im weitesten Sinne. Der Terminus technicus dafür ist Inklusion – eben das, was die UN-Behindertenrechtskonvention von uns fordert, die wir, wie schon gesagt, 2008 unterzeichnet haben und in der wir uns zur Inklusion von Menschen mit Behinderung verpflichtet haben. Die Bundesregierung unterstützt das jetzt mit 230 Millionen Euro. Heute kommen knapp 15 Millionen Euro, die im Sinne dieser UN-Konvention genutzt werden sollen, für die Inklusion dazu, und Sie, liebe Opposition, stimmen dagegen. Das ist unverständlich.
Licht ins Dunkel wird auch und vor allem wegen seines Formats kritisiert. Zu Recht, denn es stellt Menschen mit Behinderung als Opfer dar, um ja viel Mitleid zu erzeugen. Das wird auch von Vertreter:innen der Behindertenorganisationen und der Betroffenen selbst schon lange kritisiert. Lautstark wird es durch ein neues Medium kritisiert, Andererseits heißt es. Bei Andererseits sind Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam journalistisch tätig und haben zu Licht ins Dunkel eine sehr sehenswerte und empfehlenswerte Filmdokumentation gemacht, diese nennt sich: Das Spendenproblem. Sie kritisieren dabei zu Recht die Almosenpolitik von Licht ins Dunkel und zeigen auf, dass es wichtig ist, mit Betroffenen zu reden und nicht über sie. Man möchte eigentlich meinen, dass das schon ein Anspruch des guten Benehmens ist.
Erst durch das mediale Auftreten dieses Vereins Andererseits und seine gute journalistische Arbeit wurde die Kritik am ORF-Format lauter und schließlich auch gehört.
Nun wird mit Vertreter:innen von Behindertenorganisationen das Format neu konzipiert und das ist gut so. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)
13.49
Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Bundesrätin.
Zu Wort gemeldet ist nun Frau Bundesrätin Klara Neurauter. – Bitte sehr.
Bundesrätin Klara Neurauter (ÖVP, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuhörer und Zuseher hier und zu Hause! (Bundesrat Schennach: Man hört nichts! – Rufe bei der SPÖ: Tonanlage!) Licht ins Dunkel: Seit 50 Jahren steht diese Institution für Menschlichkeit und Solidarität. Da kann man nur den Spendern danken und allen gratulieren und danken, die sich ehrenamtlich für diese Sache seit so vielen Jahrzehnten einsetzen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
In diesen Jahrzehnten wurden unterschiedlichste Sozial- und Inklusionsprojekte mit dem Ziel gesellschaftlicher Teilhabe verwirklicht. Anlässlich des Jubiläums hat sich die Bundesregierung entschlossen, die im Zeitraum von 18. November bis 24. Dezember eingehende Spendensumme zu verdoppeln, um ihre Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. Diese einmalige Sonderzuwendung darf nur für Projekte für Menschen mit Behinderungen und sozial benachteiligte Menschen verwendet werden. Sie muss bis 31. Dezember 2028 abgerechnet werden.
Leider gibt es auch in unserem Land immer wieder Situationen, in denen man nicht helfen kann, obwohl wir ein an sich sehr gut gespanntes soziales Netz haben. Es dauert manchmal zu lange, bis auf bürokratischem Weg Hilfe kommt. Wenn man die unendlich lange Liste der Projekte betrachtet, denen durch Licht ins Dunkel geholfen worden ist, sticht vor allem eine Sache heraus, nämlich die Soforthilfe. Die Soforthilfe sticht heraus, weil sie einzelnen Menschen
zugutekommt, die in einer unvorhergesehenen Notlage Hilfe brauchen. Die großen, oft Regionen übergreifenden besonderen Projekte für Menschen mit Behinderungen haben durch diese Aktion außergewöhnliche Förderung erhalten, deshalb kann man es nicht hoch genug schätzen, dass – als Zeichen menschlichen Zusammenhalts – Beträge gespendet werden, mit denen nach genauer Überprüfung und Kontrolle zielgerichtet und unbürokratisch dort geholfen wird, wo die öffentliche Hand nicht hinkommt.
Wie meine Vorrednerin möchte auch ich einen Gesichtspunkt nicht unerwähnt lassen, nämlich dass man mehr mit behinderten Menschen spricht und sie fragt, was ihre Bedürfnisse sind. Gott sei Dank gibt es – nicht ohne Grund – seit einiger Zeit Bestrebungen, mehr Betroffene zu Wort kommen zu lassen. Es ist wirklich wichtig, immer wieder auf ihre Bedürfnisse hinsichtlich Barrierefreiheit hinzuweisen, weil das im Alltagsleben von uns allen oft untergeht. Gerade in diesem Punkt ist Licht ins Dunkel besonders zu danken, weil diese Institution mit großer medialer Präsenz auf verborgene Barrieren hinweist, die Lebensrealität von Menschen mit Behinderungen und auch die Barrieren in unseren Köpfen aufzeigt. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)
Licht ins Dunkel ist eine gewaltige Marke, bei der man auf Anhieb weiß, worum es geht. Aber alle diese Überlegungen – ob man Licht ins Dunkel eventuell umbenennen sollte oder Ähnliches – sind zweitrangig, wenn es darum geht, Menschen mit Behinderungen zu helfen. Wir können stolz darauf sein, dass in unserem Land mit großem Einsatz für den guten Zweck gespendet wird – auch im Wissen, dass da alles korrekt abläuft.
Ich möchte auch ausdrücklich noch einmal erwähnen, dass der ORF von diesen Spenden natürlich keinen Cent bekommt.
Menschen mit Behinderungen brauchen kein Mitleid, sie wollen Akzeptanz und jene Unterstützung, die sie befähigt, ihre Behinderungen auszugleichen, um ihr Leben möglichst selbstbestimmt leben und ihre Berufswünsche wie auch ihre kulturellen oder sportlichen Neigungen und Talente ausüben zu können.
Ich danke der Bundesregierung, dass sie vor Weihnachten diese Initiative ergriffen hat und durch ihre Bereitschaft, zum Jubiläum von Licht ins Dunkel die Spenden zu verdoppeln, vielleicht noch mehr an Spendenbereitschaft erreicht hat.
Nun wurde abgerechnet, jetzt haben wir den genauen Betrag. Heute können wir den genauen Betrag beschließen, worum ich Sie alle bitte. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Frau Bundesrätin.
Weitere Wortmeldungen dazu liegen nicht vor.
Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.
Wir gelangen nun zur Abstimmung. – Bitte nehmen Sie Ihre Plätze ein.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit. Der Antrag, keinen Einspruch zu erheben, ist somit angenommen.
Es liegt ein Antrag der Bundesräte Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „umfassende Maßnahmen zur Inklusion und Gleichstellung für Menschen mit Behinderungen“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungsantrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenminderheit. (Bundesrat Steiner: Da wäre ich mir jetzt gar nicht so sicher gewesen!) – Ich habe schon geschaut. (Bundesrat Buchmann – in Richtung Bundesrat Steiner –: Dann tust halt nachzählen!) Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt.
7. Punkt
Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Parlamentsgebäudesanierungsgesetz geändert und ein Bundesgesetz, mit dem eine Ermächtigung zur Überschreitung der Höchstgrenzen des Parlamentsgebäudesanierungsgesetzes erteilt wird, erlassen wird (3410/A und 2067 d.B. sowie 11249/BR d.B.)
Präsident Günter Kovacs: Wir gelangen nun zum 7. Punkt der Tagesordnung.
Berichterstatterin ist Frau Bundesrätin Mag.a Marlene Zeidler-Beck. – Bitte, Frau Bundesrätin.
Berichterstatterin Mag. Marlene Zeidler-Beck, MBA: Herr Präsident! Ich bringe den Bericht über den Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Parlamentsgebäudesanierungsgesetz geändert und ein Bundesgesetz, mit dem eine Ermächtigung zur Überschreitung der Höchstgrenzen des Parlamentsgebäudesanierungsgesetzes erteilt wird, erlassen wird.
Es geht im Wesentlichen darum, die Überschreitung der Höchstgrenzen, die derzeit mit bis zu 3 Prozent angegeben werden, zu ermöglichen, und zum anderen darum, eine Flexibilisierung in der Abrechnung zu ermöglichen, da nach derzeitigem Stand die Kosten für die Interimslokation und die Übersiedelung nicht voll ausgeschöpft werden.
Der Bericht dazu liegt in schriftlicher Form vor, ich darf daher gleich zur Antragstellung kommen.
Der Finanzausschuss stellt nach Beratung der Vorlage einstimmig den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.
Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Frau Bundesrätin.
Wortmeldungen dazu liegen nicht vor.
Wünscht jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist somit geschlossen.
Wir gelangen zur Abstimmung. – Bitte nehmen Sie Ihre Plätze ein.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. (Bundesrat Kornhäusl – in Richtung FPÖ –: Gehts mit!) – Das ist die Stimmenmehrheit. (Bundesrat Steiner: Halt, halt! Entschuldigung, ich habe nicht aufgepasst! – Bundesrat Spanring: Entschuldigung! – Bundesrat Steiner: Wir haben beide nicht aufgepasst! Entschuldigung!) Der Antrag ist somit angenommen. (Ruf bei der ÖVP: Abstimmung ist Abstimmung!) – Abstimmung ist Abstimmung, das ist richtig.
Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über den regionalen Klimabonus (Klimabonusgesetz – KliBG) geändert wird (3428/A und 2071 d.B. sowie 11247/BR d.B. und 11251/BR d.B.)
Präsident Günter Kovacs: Wir gelangen nun zum 8. Punkt der Tagesordnung.
Berichterstatter ist Herr Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross. – Herr Bundesrat, ich bitte um den Bericht.
Berichterstatter Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross: Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Frau Minister! Ich bringe den Bericht des Umweltausschusses über den Beschluss des Nationalrates vom 14. Juni 2023 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über den regionalen Klimabonus, Klimabonusgesetz, geändert wird.
Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher zur Antragstellung.
Der Umweltausschuss stellt nach Beratung der Vorlage am 27. Juni 2023 den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.
Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Herr Bundesrat.
Wir gehen in die Debatte ein.
Zu Wort gemeldet ist nun Herr Bundesrat Daniel Schmid. – Bitte, Herr Bundesrat.
Bundesrat Daniel Schmid (SPÖ, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Zur Erreichung der Klimaziele müssen unter anderem Maßnahmen wie die CO2-Besteuerung oder CO2-Bepreisung sein – da bin ich grundsätzlich bei Ihnen, Frau Ministerin –, das ist unbestritten.
Geschätzte Frau Ministerin! Sie geben ja an, dass jeder Euro, der durch die CO2-Bepreisung eingenommen wird, durch den Klimabonus direkt zu den Menschen in Österreich zurückgeht. Der Klimabonus soll die Mehrkosten ausgleichen, die bei den privaten Endverbraucher:innen durch die CO2-Bepreisung entstehen. Die gesamten Einnahmen werden rückvergütet, sodass Anreize geschaffen werden, auf klimafreundliche Alternativen, wie beispielsweise auf öffentliche Verkehrsmittel, umzusteigen, oder um Sie, Frau Ministerin, zu zitieren: „Der Klimabonus ist für alle da und sorgt dafür, dass sich klimafreundliches Verhalten lohnt“.
Nun verwenden Sie ein System der regionalen Differenzierung; es erfolgt eine Zuteilung nach Kategorien. Wir haben ja vier Kategorien, und es wird dadurch etwas feingliedriger. Was bedeutet das? – Es hängt von den infrastrukturellen
Voraussetzungen ab, von der Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz, oder anders formuliert: Die Höhe des Klimabonus leitet sich von der Postleitzahl ab.
Bei genauerer Betrachtung kommen mir gewaltige Zweifel, ob das auch wirklich den gewünschten Effekt erzielt. Darüber hinaus stelle ich auch die soziale Treffsicherheit sehr in Frage. Ich lebe in einer Gemeinde, die in die Kategorie vier fällt. Das heißt, ich werde 220 Euro Klimabonus erhalten. Jetzt frage ich: Wo bitte sehen Sie da den Anreiz für mich, mich klimafreundlicher zu verhalten? Ich bemühe mich abgesehen davon ohnehin schon selbst darum, aber: Wie sollen diese 220 Euro mich zusätzlich motivieren? Ich kann mir das nicht erklären.
Was mein Verhalten aber sehr wohl sehr rasch ändern würde, wäre ein Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in meiner Region. Das würde mein Verhalten ändern, aber die 220 Euro ändern an meinem Verhalten nichts. (Beifall bei der SPÖ.)
Das Geld aus der CO2-Bepreisung gehört in die Dekarbonisierung investiert, in den Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes, in den Ausbau der öffentlichen Infrastruktur, aber nicht in ein fragwürdiges Verteilen von Almosen aus der Staatskassa. In diesem Fall handelt es sich – so wurde es mir im Ausschuss von einem Experten mitgeteilt – um 1,55 Milliarden Euro, die nicht einmal sozial gestaffelt vergeben werden.
Ich habe das Glück, in einem Niedrigenergiehaus zu wohnen, in einem Niedrigenergiehaus zu leben. Gleichzeitig gibt es Menschen, die in dieselbe Kategorie vier fallen und beispielsweise Mindestpensionsbezieher oder Mindestpensionsbezieherinnen sind. Die leben in Miete und können sich nicht aussuchen, welches Heizsystem sie haben. Sehr häufig haben sie eine Gasheizung und damit natürlich bei Weitem höhere Energiekosten, als ich sie habe, und außerdem noch ein niedrigeres Einkommen. Und sie bekommen denselben Betrag wie ich. Es fehlt mir dabei also die soziale Staffelung.
Sehr geehrte Damen und Herren! Würde in meiner Nachbarschaft René Benko leben, der ja in letzter Zeit in aller Munde war, würde auch er 220 Euro bekommen. Warum? Was ändern diese 220 Euro an seinem Verhalten? Mir ist das nicht erklärlich. So manche würden das Geld viel dringender brauchen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es wird noch besser: Leben Sie beispielsweise in den Wiener Gemeindebezirken Döbling oder Hietzing – für jene, die es nicht wissen: Das sind jene Bezirke, in denen das Geld zu Hause ist! (Zwischenrufe bei der ÖVP in Richtung Bundesrat Schennach) – und vielleicht sogar noch in einer fetten Villa, so erhalten Sie 150 Euro. Sie erhalten 150 Euro! Leben Sie jedoch im 16. oder 15. Wiener Gemeindebezirk, dann kriegen Sie 110 Euro. Das muss mir jetzt einmal irgendjemand plausibel erklären, warum einer in Döbling, der vermutlich jeden Tag, egal ob er jetzt eine öffentliche Anbindung hat oder nicht, mit seinem fetten SUV in die Stadt hineinfährt, weil er in Öffis gar nicht einsteigt, mehr Geld kriegt als jemand, der im 16. wohnt und sich kein Auto leisten kann. Er kann sich kein Auto und keinen Stellplatz leisten, ist froh, dass er eine direkte öffentliche Anbindung hat, und kriegt 110 Euro. Das ist für mich nicht plausibel.
Die Gesetzesvorlage ist aus unserer Sicht nicht zielführend. Der Klimabonus ändert nichts am Verhalten der Menschen und berücksichtigt die soziale Lage überhaupt nicht. Es wird nicht danach differenziert, ob man von der CO2-Bepreisung betroffen ist oder nicht, welches Heizsystem man einsetzt, ob man einen Diesel oder mit dem Fahrrad fährt oder mit den Öffis unterwegs ist. Er berücksichtigt die unterschiedlichen Lebensverhältnisse der Menschen nicht.
Statt den Klimabonus als Kompensation der CO2-Bepreisung zu verwenden, wäre es höchst an der Zeit, endlich nachhaltige Maßnahmen gegen die elende Teuerung zu treffen. Sehr geehrte Damen und Herren, wenn wir das endlich auf die Reihe bekommen könnten, dann würden wir auch keine Kompensation für die CO2-Bepreisung brauchen. Und die 1,55 Milliarden Euro wären beim
Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs bei Weitem besser aufgehoben. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
14.07
Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Herr Bundesrat.
Zu Wort gemeldet ist nun Herr Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross. – Bitte, Herr Bundesrat.
Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross (Grüne, Vorarlberg): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Frau Bundesminister! Die ökosoziale Steuerreform war und ist ein Meilenstein. Auch wenn es viel Kritik gab und gibt, dass der CO2-Preis zu niedrig angesetzt ist –siehe zum Beispiel die Kritik des IHS von vor ein paar Tagen –, was ja auch stimmt, die jetzigen CO2-Preise noch keine Lenkungswirkung entfalten – „noch“ muss man da dazusagen, denn das ist ja gerade die Idee, denn im Gesetz steht nämlich ein jährlicher Anstieg, der übrigens von der Energiepreisentwicklung abhängig gemacht wird. Steigen die Energiepreise stärker, steigen die CO2-Abgaben weniger und umgekehrt. Nach einem sehr moderaten Beginn steigen die anzusetzenden Preise langsam und damit, was besonders wichtig ist, denn das ist ja auch die Idee dahinter, planbar. Niemand wird von Preissprüngen überrascht, alle können sich darauf einstellen.
Die letzten zwei Jahre haben wir dann doch gesehen, dass die großen und unberechenbaren und somit sozial- und wirtschaftspolitisch schädlichen Preissprünge bei fossiler Energie woanders entstehen, und die großen Profite werden auch woanders gemacht.
Wir reden da schon über ein wichtiges Thema. Ein Grunderfordernis im Sinne des Überlebensschutzes, im Sinne der Zukunftssicherung für die jungen Leute ist der konsequente Ausstieg aus fossilen Energieträgern, eine Transformation hin zu einer Nullemissionsgesellschaft. Genau dafür gilt es entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Dabei sind die ökonomischen Rahmenbedingungen natürlich essenziell.
Die Idee der ökosozialen Steuerreform ist, eben diese notwendige Transformation anzureizen und planbar zu machen, den Umstieg auf erneuerbare Energieträger oder andere neue Mobilitätsformen und Antriebe wettbewerbsfähiger zu machen, oder zugespitzter formuliert: Das, was uns kaputt macht, was unser Überleben gefährdet, muss endlich stetig und planbar teurer werden. (Beifall bei den Grünen.)
Dabei geht es eben auch darum, den Umstieg planbar zu machen, den Energiepreiskrisen nicht mehr so ausgesetzt zu sein, nicht von Despoten abhängig zu sein, nicht viele Milliarden Euro jährlich in Öl- und Gasexportländer abfließen zu lassen, die zur Finanzierung unseres Sozialstaates nichts beitragen.
Der davon nicht trennbare zweite Teil – deswegen habe ich es jetzt ausgeführt, das gehört zusammen – der Steuerreform ist, dass dabei die Einkommen der Haushalte – das ist wirklich die zentrale Idee dabei –, vor allem der einkommensschwachen Haushalte nicht geschmälert werden. Das, was uns kaputt macht, soll teurer werden, aber die Haushalte sollen dabei in Summe nicht belastet werden. (Bundesrat Steiner: Ja, ja!)
Auch wenn es Ihnen nicht gefällt, ist es so. Das können Sie auch anderswo von neutraler Seite nachlesen. (Bundesrat Steiner: Das brauche ich nicht nachlesen! Ich brauche nur mit den Bürgern reden!) Das erfolgt über einen hundertprozentigen Rückfluss der eingenommenen Mittel. 100 Prozent fließen als Klimabonus zurück zu den Haushalten, und das ist schon ein einmaliges System. (Beifall bei den Grünen.)
1,5 Milliarden Euro gehen in die Haushalte, wobei nur 1,1 Milliarden Euro eingenommen werden. Das heißt, da legen wir noch etwas drauf, 400 Millionen Euro zur Unterstützung der Haushalte. (Bundesrat Steiner: Für die Asylanten! Für die Asylanten, denn die zahlen ja keine Steuern!) – Sie sind danach eh dran oder sogar zwei Leute von Ihnen.
Ich bin ganz erstaunt, dass die SPÖ hier herausgeht und sagt, sie will gar keine Rückführung. Das ist schon abenteuerlich! Wo da die Sozialpolitik versteckt ist, ist mir ein Rätsel. (Beifall bei den Grünen. – Bundesrat Steiner: Man braucht die Steuer gar nicht erst einführen!)
Das generiert einen zusätzlichen sozialpolitisch positiven Effekt, nämlich dadurch, dass Haushalte mit geringem Einkommen – hören Sie zu, Herr Steiner, denn Sie haben nicht verstanden, wie das funktioniert (Bundesrat Steiner: Gott sei Dank!) – eindeutig weniger CO2 emittieren als solche mit einem hohen Einkommen. Deswegen zahlen sie auch weniger, bekommen aber gleich viel zurück und profitieren deswegen überproportional (Bundesrat Leinfellner: So ein Schwachsinn! Unglaublich!) – das ist eine simple Rechnung –; übrigens ein Faktum, das auch der Budgetdienst des Parlaments bestätigt.
Ein weiterer Aspekt ist, dass man die CO2-Kosten reduzieren kann, etwa durch Umstieg auf erneuerbare Energieträger oder durch sparsames Verhalten. Wer das Klima schützt, gewinnt also.
Der Klimabonus ist selbstverständlich regional differenziert, sprich er hängt von der Qualität der Infrastruktur ab. Das ist auch richtig und verstärkt den sozialpolitisch positiven Aspekt. Wer zum Beispiel trotz exzellenter Anbindung an einen öffentlichen Verkehr, also in einer Toplage – das sind immer Toplagen – ein oder mehrere Autos besitzt - - (Bundesrat Steiner: Nein, das sind keine Toplagen!) – Herr Steiner! Ich finde es eigentlich irgendwie enttäuschend, dass Sie jetzt rausgehen. Stellt sich heraus, kritisiert das massiv - - (Bundesrat Steiner: Hallo! Ich sitz da! – Bundesrat Leinfellner: Aber heute hast du die falsche Wasserflasche erwischt! Das gibt es ja nicht! – Bundesrat Steiner: Heute hast du das falsche Kraut geraucht, Herr Kollege! – Heiterkeit bei der FPÖ.) – Ich meine nicht Sie! Ich meine die Kollegen von der SPÖ. Wer redet von Ihnen? (Bundesrat Steiner: Eindeutig die falsche ... erwischt! Keine Macht den Drogen!)
Ein weiterer Aspekt ist, dass es regional differenziert ist. Wenn man das objektiv verfolgt, ist das ausgelagert und ist ein Infrastrukturfaktor von der Statistik
Austria. (Bundesrat Steiner: Keine Macht den Drogen!) – Sie können sich ja nachher melden. (Bundesrat Steiner: Nein, ich sage nur: Keine Macht den Drogen!) – Es ist natürlich auch umgekehrt: Wer eine schlechte Anbindung an den öffentlichen Verkehr und eine schlechte Infrastruktur hat, bekommt auch mehr Geld zurück. Noch einmal: Der Klimabonus reduziert das Einkommen der Haushalte nicht und schon gar nicht jenes der Haushalte mit geringen Einkommen.
Mein eigenes Beispiel: Ich wohne in einer zentralen Lage mit einem starken öffentlichen Verkehr. Wir sind somit in der zweithöchsten Infrastrukturklasse und bekommen deutlich weniger Klimabonus als ein Haushalt auf dem Land. Das ist auch richtig und gut so. Wir können durch die gute Anbindung auf ein Auto verzichten, was wir auch tun, was auch viel Kosten einspart.
Der Klimabonus ist auch quantitativ kein Pimperl. Ein Haushalt mit vier Personen, davon zwei Kinder, bekommt in der Toplage mindestens 330 Euro und 660 Euro auf dem Land. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, das ist keine Einmalzahlung. Das kommt regelmäßig, nämlich jedes Jahr, und es steigt mit zunehmendem Anstieg der CO2-Abgabe auch an. Das ist viel Geld. Dass gerade jemand aus der SPÖ fragt: Was ist denn das für ein Anreiz, ein paar Hundert Euro zu bekommen?, ist schon spannend. Wir haben vorhin über Stunden ganz viele Klagen gehört, wie viele einkommensschwache Haushalte um jeden Euro ringen müssen, und dann stellt sich jemand von der SPÖ heraus und sagt: Das ist mir wurscht, 220 Euro sind mir wurscht! – Das ist schon spannend. (Bundesrätin Grimling: Was ist los? – Bundesrat Schennach: Ja, jeder hat seinen eigenen Spaß!)
Was Sie nicht verstanden haben, Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ: Der Verhaltensänderungsanreiz entsteht ja nicht dadurch, sondern über die erhöhte CO2-Abgabe; diese steigt eben. Wenn man einen hohen Verbrauch hat – je höher das Einkommen, desto höher ist der Verbrauch –, zahlt man auch mehr. Okay, wenn einem das egal ist, kann man auch nichts machen, aber natürlich entsteht der Anreiz darüber.
Was auch wichtig ist: Der Klimabonus und die ökosoziale Steuerreform sind nicht die einzige Maßnahme, sondern – es ist wichtig, das zu verstehen – man muss diese Maßnahme mit anderen Maßnahmen zusammen denken. Noch ein paar Hinweise – ich sage das immer wieder, weil ich mich auch immer wieder ärgere, weil so getan wird, als ob es nichts gäbe –: Zum Beispiel ein paar Dinge, die direkt im Zusammenhang mit der Reduktion der CO2-Abgaben stehen: Das Programm Raus aus Öl und Gas des Klimaministeriums: 9 500 Euro für eine getauschte Heizung. Da kommt noch die Länderförderung dazu. (Beifall bei den Grünen.)
Wir haben das Programm Sauber Heizen für alle – ich sage das jedes Mal und werde es jedes Mal wieder sagen – für einkommensschwache Haushalte, und einkommensschwach sind immerhin die untersten 20 Prozent, das ist schon ganz schön viel. Denen zahlen wir 100 Prozent für den Heizungstausch, 32 000 Euro auf die Hand, wenn sie Wärmepumpen einbauen. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf der Bundesrätin Grimling.)
Das denken Sie jetzt bitte gemeinsam mit dem Klimabonus. Also wenn das nicht sozial treffsicher ist, weiß ich es auch nicht. (Bundesrat Steiner: Keine Macht den Drogen!)
Wir haben letztes Mal 90 Prozent Energieabgabenbefreiung beschlossen. Die SPÖ war übrigens dagegen. (Bundesrätin Kittl: Unverständlich!)
Es gibt einen massiven Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Noch nie ist so viel Geld beispielsweise für den Bahnausbau in die Hand genommen worden. Noch nie war so viel Geld für die Länder da, um den ÖV auszubauen. (Beifall bei den Grünen.)
Werte Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ! ÖV-Ausbau ist halt schon Landessache. Da muss man halt darauf bestehen, da muss man auch ausbauen, auch etwas dazu beitragen. (Zwischenrufe der Bundesrät:innen Grimling und Schennach.)
Ich bin von der SPÖ enttäuscht. Da werden Ausreden, irgendwelche Details gesucht, um einem solch wichtigen Gesetz nicht zuzustimmen. Es zeigt sich halt wieder einmal, dass die SPÖ zwar gerne vom Klimaschutz redet, aber immer dann, wenn es bei der nächsten Gelegenheit darauf ankommt, ist sie dagegen und findet irgendwelche Ausflüchte. (Beifall bei den Grünen.)
Es ginge aber schon darum, es endlich irgendwann einmal ernst zu nehmen und mit sozialpolitischen Maßnahmen zu verbinden. Es gehört sich auch so, und genau das tun wir. (Beifall bei den Grünen. – Bundesrat Steiner: Auch die Frau Minister!)
14.17
Präsident Günter Kovacs: Danke, Herr Bundesrat.
Zu Wort gemeldet ist nun Herr Bundesrat Markus Leinfellner. – Bitte, Herr Bundesrat.
Bundesrat Markus Leinfellner (FPÖ, Steiermark): Herr Präsident! Frau Minister! Hohes Haus! Liebe Österreicher! Zu meinem Vorredner sage ich jetzt nicht mehr wirklich viel.
Diese Gesetzesvorlage ist schon der Beweis, dass man aus Erfahrung nicht unbedingt gescheiter werden muss, Frau Bundesminister. Wir haben im Ausschuss auch gehört, Sie haben durch die CO2-Bepreisung 1,1 Milliarden Euro Einnahmen und 1,55 Milliarden Euro an Ausgaben.
Was mich etwas freut, ist, dass die Häfenbrüder und -schwestern – damit ich nicht aufs Gendern vergesse –, wenn sie mehr als 183 Tage im Häfen sitzen, zumindest keinen Klimabonus mehr bekommen. Erklärt ist es uns auch damit worden: weil sie auch nichts für Strom und Heizung bezahlen. Ja, das ist richtig. Da frage ich aber schon: Frau Bundesminister, wie viel zahlen unsere Asylanten für Strom und Heizung? Dort haben wir es wieder einmal nicht geschafft. Deswegen kann man auch sagen, man kann aus Erfahrung auch dümmer
werden, denn diese Diskussion haben wir voriges Jahr schon einmal gehabt. (Beifall bei der FPÖ.)
Eines muss ich zu Kollegen Gross trotzdem sagen: Du hast vorhin gesagt, wer eine schlechte Anbindung hat, bekommt mehr. Jetzt frage ich mich: Wenn ich in meinem Heimatbezirk in Graden bei Köflach wohne, wo ich um 9.37 Uhr das erste öffentliche Verkehrsmittel habe, um 12 Uhr zu Mittag das zweite und um 16 Uhr das dritte und ansonsten keines, dann bekomme ich 185 Euro Klimabonus. Wenn ich hingegen in Krottendorf wohne, wo ich ab 4 Uhr in der Früh mindestens vier Verkehrsmittel pro Stunde in eine Richtung habe, dann bekomme ich 220 Euro Klimabonus.
Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, da wir auch im Vorjahr schon darüber gesprochen haben: Man kann aus Erfahrung dümmer werden.
Dieses Gesetz ist abzulehnen. (Beifall bei der FPÖ.)
14.19
Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Herr Bundesrat.
Zu Wort gemeldet ist nun Frau Bundesrätin Sandra Lassnig. – Bitte sehr, Frau Bundesrätin.
Bundesrätin Sandra Lassnig (ÖVP, Kärnten): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen im Bundesrat und auch sehr geehrte Zuseher via Livestream! Nach dem Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz, durch das, wie wir heute schon gehört haben, benachteiligte Familien 60 Euro pro Kind bekommen, und auch nach der Verdoppelung der Spenden für Licht ins Dunkel in der Höhe von 14,4 Millionen Euro schließt jetzt das Klimabonusgesetz, glaube ich, sehr gut an, denn auch bei diesem Punkt geht es um Entlastungsmaßnahmen und Unterstützungen für unsere Bevölkerung.
Auch ich möchte an dieser Stelle noch einmal besonders darauf hinweisen, dass diese Regierung im vergangenen Jahr über 40 Milliarden Euro an Entlastungs- und Hilfspaketen beschlossen hat, um Familien oder generell die Menschen zu entlasten und zu unterstützen. Das heißt zum Beispiel für mein Heimatbundesland, Kärnten, dass besonders betroffene einkommensschwache Menschen im Jahr 2022 insgesamt mindestens 1 100 Euro als Entlastungsmaßnahme bekommen haben, und da sind die ökosoziale Steuerreform, die Maßnahme pro Haushalt und die Familien- und Sozialmaßnahmen noch nicht mit einberechnet. Das ist nicht nichts, wie meine liebe Kollegin Heike Eder heute schon gesagt hat, auch wenn, wie wir heute schon mehrmals gehört haben, die Opposition immer gerne das Gegenteil behauptet. Das waren und sind wichtige Maßnahmen. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)
Zum regionalen Klimabonus 2023: Der Nationalrat hat eine Neuregelung der Zahlungen des Klimabonus für 2023 auf den Weg gebracht. Der regionale Klimabonus wird, wie wir schon gehört haben, für 2023 pro Person aus einem Sockelbetrag in der Höhe von 110 Euro sowie einem gestaffelten Regionalausgleich bestehen.
Zu diesem gestaffelten Regionalausgleich: Ich komme aus der Gemeinde Liebenfels, einer sehr ländlichen Gemeinde in Kärnten. Dort haben wir andere Herausforderungen als die urbanen Regionen, vor allem was die Mobilität anbelangt, denn bestimmt 60 Prozent der Einwohner unserer Gemeinde sind auf das Auto angewiesen. Mit dieser Maßnahme, mit diesem regionalen Klimabonus entlasten wir die Menschen im ländlichen Raum, um so ihre Mehrkosten auszugleichen.
Wichtig für den Klimaschutz ist natürlich auch die Ausstattung mit guter Infrastruktur. Wir müssen weiterhin in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, in gut ausgebaute, aber vor allem sichere Straßen investieren. Deshalb, sehr geehrte Frau Ministerin, ist es für uns in Kärnten und vor allem für meinen Heimatbezirk Sankt Veit an der Glan ganz, ganz wichtig, den Sicherheitsausbau der B 317 weiter voranzutreiben und auch umzusetzen. (Beifall bei der ÖVP.)
Weiters ist ein wichtiges Projekt, das ich gerne erwähnen möchte, für Kärnten, aber auch für die Steiermark in Sachen Klimapolitik und auch Schaffung eines neuen Wirtschaftsraumes der Bau der Koralmbahn. Sie ist Klimazukunft, denn die Koralmbahn macht es dann möglich, dass der südliche Raum Österreichs, die Area Süd, wie sie genannt wird, von Graz bis nach Klagenfurt komplett neu erschlossen wird.
Am 12. Juni 2023 war die erste historische Durchfahrt durch den Koralmtunnel: ein Meilenstein in der Verkehrspolitik und auch im Sinne einer guten Klimapolitik, eine Jahrhundertchance für die Bundesländer Kärnten und Steiermark.
Ich bitte, dieses Projekt weiterhin zu unterstützen, und Sie, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, dem Klimabonusgesetz 2023 heute Ihre Zustimmung zu erteilen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
14.24
Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Bundesrätin.
Zu Wort gemeldet ist nun Herr Mag. Dr. Karl Arlamovsky. – Bitte, Herr Bundesrat.
Bundesrat MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky (NEOS, Wien): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir sollen heute für oder gegen einen Einspruch zu einem Gesetzesbeschluss des Nationalrates entscheiden. Das heißt, das, worüber wir entscheiden, ist natürlich noch nicht in Kraft. Trotzdem habe ich vor genau einer Woche ein Schreiben in meine Kanzlei bekommen (ein Schriftstück in die Höhe haltend): Der Klimabonus kommt! Wie hoch ist der Klimabonus? – 110 Euro! Regionalaufschlag! Kategorisierung!, versandt vom Bundesministerium für Klimaschutz und Weiteres.
Dieses Schreiben enthält noch weitere Fehler. Das prinzipielle Problem dabei ist natürlich – Sie haben es wahrscheinlich schon erraten –, dass wieder etwas
bereits als Gesetz, als Rechtslage verkauft wird, das bestenfalls durch den Nationalrat gekommen ist, was ich auch noch anzweifle, weil das Schreiben ja eigentlich schon produziert werden musste, bevor das Ganze im Nationalrat beschlossen worden ist, aber auf jeden Fall, bevor es hier im Bundesrat beschlossen worden ist. Das ist wieder einmal, dieses Mal von Ihrem Ministerium, eine Missachtung des Parlamentarismus. (Beifall bei Bundesrät:innen der SPÖ.)
Dazu kommt, dass noch dazu falsche Sachen drinnen stehen. Wenn es darum geht, wie die Einteilung in Kategorien für den Regionalaufschlag auf den Klimabonus erfolgt, steht da drinnen, in der vorletzten Zeile: Die Einteilung in die Kategorien macht die Statistik Austria. – Da wird die Verantwortung auf die Statistik Austria abgeschoben. In Wirklichkeit ist es eine politische Entscheidung, welche Kategorien es gibt. Sie treffen die Entscheidung, es ist eine Verordnung von Ihnen, wie der Regionalaufschlag festgelegt wird.
Dazu gibt es aber auch noch eine legistische – ich würde nicht sagen: Spitzfindigkeit – Besonderheit: In dem Gesetz, wie es bis zu einer Novellierung gilt, steht die Einteilung in Kategorien drinnen, also welcher Hauptwohnsitz in welche Kategorie fällt, und wie hoch der Sockelbetrag ist. Wie hoch der Sockelbetrag ist, wurde für das Jahr 2022 im Gesetz festgelegt, und es steht im geltenden Recht drinnen, dass für 2023 Sie mittels Verordnung die Höhe des Sockelbetrags bestimmen und dass es eine Determinierung gibt, wonach Sie sich bei der Festlegung dieses Sockelbetrags richten müssen.
Das soll jetzt geändert werden, und es soll ausdrücklich ein bestimmter Betrag gesetzlich festgelegt werden. Die Frage ist: Warum macht man das? – Die einzige Erklärung kann sein: Es würde, wenn Sie Ihre Verordnungsermächtigung, die Sie bisher haben, in Anspruch nehmen, etwas wesentlich anderes als das herauskommen, was eigentlich die Determinierung für diesen Sockelbetrag ergibt.
Jetzt würde ich gerne wissen: Wäre etwas herausgekommen, das sehr viel niedriger liegt als das, was jetzt im Gesetz drinnen steht, oder etwas, das sehr viel höher liegt, und warum kommt man jetzt auf einmal auf einen Betrag von 110 Euro?
Zur Einteilung der Gemeinden in die verschiedenen Kategorien: Im Gesetz steht, es gibt vier Kategorien und die Einteilung erfolgt in einer Verordnung, die Sie machen – letztes Jahr ist das ja ausgefallen, weil durch eine gesetzliche Sonderbestimmung keine regionale Differenzierung getroffen wurde, aber heuer soll das wieder passieren, so, wie es ursprünglich schon vorgesehen ist –, nach zwei Kriterien. Das eine Kriterium ist die Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehr, und das zweite Kriterium – das wird als funktionale und strukturelle Kriterien beschrieben – ist die Urban-Rural-Typologie, die von der Statistik Austria erhoben wird.
Letztes Jahr, nach dem ursprünglichen Entwurf der Verordnung, wäre einzig Wien in der Kategorie eins gewesen, in der Kategorie, die keinen Aufschlag auf den Sockelbetrag bekommt. Die anderen urbanen Zentren hätten bereits einen Aufschlag bekommen.
Ursprünglich wäre also schon eine Diskriminierung von Personen mit Hauptwohnsitz in Wien geplant gewesen – demgegenüber eine Bevorzugung von Personen, die in anderen urbanen Zentren mit mehr oder weniger der gleichen öffentlichen Anbindung leben, die hätten mehr bekommen.
Heuer soll interessanterweise innerhalb von Wien differenziert werden, und es ist überhaupt nicht nachvollziehbar, anhand welcher Kriterien diese Binnendifferenzierung erfolgen soll. Nach der Urban-Rural-Typologie, die von der Statistik Austria ermittelt wird, gibt es das nicht. Wien ist ein urbanes Zentrum. Es wird nicht differenziert, ob Kagran urbaner oder weniger urban ist als die Josefstadt. Das gibt es nicht.
Wenn das zweite Kriterium, das gesetzlich festgelegt wird und Ihnen ermöglicht, in der Verordnung zu differenzieren, die Erreichbarkeit, die Versorgungsdichte mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist, dann ist überhaupt nicht nachvollziehbar, warum der 18. Bezirk schlechter mit öffentlichen Verkehrsmitteln versorgt sein soll als der 17. Bezirk. (Beifall des Bundesrates Obrecht.) In beiden Bezirken fährt die U6 am Gürtel, in beiden fährt keine andere U-Bahn, in beiden fährt die S45, die Versorgung mit Straßenbahn- und Autobuslinien ist gleich. Es ist also überhaupt nicht nachvollziehbar und ich frage mich, wie Ihre Verordnung, die innerhalb von Wien eine Binnendifferenzierung vornimmt, dem gesetzlichen Determinierungsgebot entspricht.
Gehen wir noch weiter, zur Abwicklung des Klimabonus an sich: Da gab es ja im letzten Jahr das große Problem mit den Sodexo-Gutscheinen, die verschickt worden sind und die bei der Einlösung auf den Postämtern zu derartigen Schlangen und Überbelastungen geführt haben, dass zusätzlich auch noch die Post ihren Bediensteten Zuschläge ausbezahlt hat, was wiederum staatliche Kosten verursacht hat.
Meine Kolleginnen und Kollegen im Nationalrat haben Ihnen diese Woche eine Anfrage gestellt, die Sie beantworten werden müssen und in dieser ging es darum, ob aus den Mängeln bei der Abwicklung des Klimabonus des letzten Jahres etwas gelernt wurde, ob Sie sichergestellt haben, dass es heuer im Unterschied zu letztem Jahr eine transparentere, geordnetere und zuverlässige Auszahlung des Klimabonus gibt.
Wir sind zwar jetzt beim Tagesordnungspunkt Klimabonusgesetz, aber ich kann nicht aufhören, ohne auch auf das Klimaschutzgesetz, das es eben nicht gibt, einzugehen. Wir haben 2011 ein Klimaschutzgesetz beschlossen, das die Klimaziele allerdings nur bis 2020 definiert hat. Seit Jänner 2021 fehlt aufgrund des Ausbleibens einer Novelle ein gesetzlich definierter Emissionsreduktionspfad für die Republik Österreich als Ganzes, aber auch für die einzelnen Sektoren. Deswegen befinden sich sowohl die Klimapolitik als auch die Berichterstattung
darüber, die gemäß § 6 Klimaschutzgesetz stattfinden soll, in einem Blindflug und können nicht mehr effektiv betrieben werden.
Was weiters fehlt, womit Sie säumig sind: Im neuen Klimaschutzgesetz sollten ja wichtige klimapolitische Innovationen enthalten sein, die – da werden Sie wahrscheinlich zustimmen – für den langfristigen Wandel hin zur klimaneutralen Wirtschaft, Gesellschaft und Verwaltung notwendig sind. Es sollte ein Klimacheck eingeführt werden, es sollte ein jährliches Emissionsbudget eingeführt werden, es sollten klare Verantwortlichkeiten für Maßnahmen und Sanktionsmechanismen für mangelnde Fortschritte geschaffen werden. Das Fehlen des Klimaschutzgesetzes seit Jänner 2021 verzögert auch diese wichtigen klimapolitischen Instrumente und behindert so den effektiven Kampf gegen den Klimawandel. Das Fehlen verursacht weiters eine langfristige Planungsunsicherheit und mangelnde Rechtssicherheit bei den Unternehmen.
Gerade aufgrund der Tatsache, dass die Bundesregierung bei ihrem Antritt großspurig die Priorisierung des Klimaschutzes verkündet hat, ist das Fehlen des Klimaschutzgesetzes inakzeptabel. – Vielen Dank. (Beifall bei Bundesrät:innen der SPÖ.)
14.33
Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Herr Bundesrat.
Zu Wort hat sich nun Frau Bundesministerin Leonore Gewessler gemeldet. – Bitte, Frau Ministerin.
Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler, BA: Herr Präsident! Werte Bundesrät:innen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Nach dem Klimabonus ist vor dem Klimabonus: Genau so habe ich es auch im Nationalrat gesagt, weil der Klimabonus natürlich auch dieses Jahr wieder allen anspruchsberechtigten Personen in
Österreich ausbezahlt wird, und das wie im letzten Jahr antragslos und völlig automatisch.
Schon im vergangenen Jahr haben wir gesehen, dass der Klimabonus nicht nur das größte Digitalisierungsprojekt ist, das diese Republik jemals gesehen hat, sondern dass er auch wirklich eine Erfolgsgeschichte ist. Es ist die erste Zahlung überhaupt in unserem Land, die, unabhängig von Alter und Erwerbsstatus, an alle Personen geht. Wir haben den Klimabonus an neun Millionen Anspruchsberechtigte und in 85 Prozent der Fälle per Überweisung übermittelt.
Herr Bundesrat Arlamovsky hat ja gefragt, was wir heuer besser machen wollen. – Wir wollen die Überweisungsquote steigern, um den Klimabonus noch schneller und noch einfacher für die Menschen abzuwickeln. Was sind also die wesentlichsten Änderungen beim Klimabonus 2023? Um diese geht es ja in der Gesetzesnovelle, es geht nicht so sehr um die Grundsatzdebatte zum Klimabonus, die wir vorher geführt haben – dazu hat Bundesrat Gross schon sehr viel gesagt, das muss ich nicht wiederholen.
Worum geht es in dieser Novelle? – Einerseits binden wir neue Datenlieferanten ein, damit wir eben die Überweisungsquote und den Anteil der von uns nutzbaren Kontodaten erhöhen können. Es sind – darauf wurde in der Diskussion auch schon hingewiesen – Häftlinge 2023 fortfolgend im Klimabonus nicht mehr berücksichtigt, wenn sie 183 Tage in Haft waren, da dann keine Kosten für Mobilität, Wärme, Strom, also alles, was CO2-bepreisungsbewehrt ist, entstehen. Wir haben den Sockelbetrag erhöht und auch da kann ich beruhigen: Per Verordnung und per Gesetz wäre exakt derselbe Sockelbetrag herausgekommen. Der letztjährige Sockelbetrag betrug 100 Euro, der CO2-Preis hat sich um 8,3 Euro erhöht und daraufhin erhöht sich auch der Sockelbetrag des Klimabonus. Wir haben aber im Sinne der Konsumentinnen und Konsumenten aufgerundet und lassen die Post keine Centbeträge auszahlen. Wir haben also im Sinne der besseren Abwicklung auf volle Beträge aufgerundet, weil das für diejenigen, die dennoch einen Gutschein per RSA-Brief bekommen, natürlich auch eine Frage ist.
Der vierte Punkt – er wurde ja intensiv diskutiert – ist der Regionalausgleich. Dieser ist anhand einer Kategorisierung der Statistik Austria gemacht, und das haben wir bewusst so gewählt: nicht um Verantwortung abzuschieben, sondern, ganz im Gegenteil, um die Gemeindekategorisierung nicht zu einer politischen Manövriermasse werden zu lassen. Es geht darum, dass die Statistik Austria die Gemeinden anhand von ganz konkreten Kriterien der Urban-Rural-Typologie der ÖV-Güteklassen in Kategorien einteilt. Es gibt da keine Einflussnahme, kein Dort-aber-da, kein So-oder-so, sondern das macht die Statistik Austria anhand dieser Kriterien.
Dieses Jahr gibt es beim Klimabonus also vier Kategorien: 110, 150, 185 und 220 Euro. Wie im letzten Jahr bekommen Kinder die Hälfte, und mobilitätseingeschränkte Personen, denen die Nutzung des öffentlichen Verkehrs nicht zumutbar ist, erhalten immer den Maximalbetrag, der anfällt. Das, was sich verändert hat, ist, dass die Statistik Austria die Stadt Wien bezirksweise betrachtet und nicht mehr als ein Ganzes. Das war es ja, was letztes Jahr zu sehr viel Kritik geführt hat. Wir haben also zugehört und die Statistik Austria hat das heuer bezirksweise betrachtet.
Was natürlich für die Menschen in unserem Land wichtig ist: Wie schaut der weitere Ablauf aus? – Die Auszahlung startet wie im letzten Jahr im September. Wenn wir aktuelle Kontodaten haben – wir arbeiten wie gesagt an der Erhöhung der Überweisungsquote – kommt das Geld automatisch auf das Konto. Alle anderen anspruchsberechtigten Personen bekommen den Klimabonus sicher per RSA-Brief. Auf der Website klimabonus.gv.at hat man wie im letzten Jahr die Möglichkeit, sich alle Infos abzuholen, natürlich auch die Infos zur Regionalkategorisierung und dazu, in welche Kategorie man mit seinem Wohnort fällt. – Herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)
14.38
Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Frau Minister.
Zu Wort gelangt nun Herr Bundesrat Michael Bernard. – Bitte, Herr Bundesrat.
14.38
Bundesrat Michael Bernard (FPÖ, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Minister! Kollegen im Bundesrat! Sehr geehrte Damen und Herren im Saal und vor den Bildschirmen! Da viele meiner Vorredner bereits auf die Details der Regelungen zu den haarsträubenden vier Klimabonuskategorien eingegangen sind, erspare ich mir die Wiederholung. Eines beweisen aber die vorangegangenen Redebeiträge und sie bestätigen auch meine persönliche Meinung: Sie, Frau Minister, können es nicht!
Frau Minister, vor drei Wochen habe ich Sie darauf hingewiesen, dass Ihre Videos – Mission elf oder auch Ihr neuestes Video, in dem Sie unser Heimatland Österreich als „nicht ganz dicht“ bezeichnen – provozieren. Frau Minister, ich habe diesbezüglich viele E-Mails erhalten, in denen Menschen aus der Bevölkerung schreiben, dass das, was Sie der österreichischen Bevölkerung bezüglich Dichtheit ausrichten, gegenseitig anzunehmen ist. (Beifall bei der FPÖ.)
Seit Beginn Ihrer Amtszeit leidet die österreichische Bevölkerung zuerst unter den Einsperreskapaden à la Corona gepaart mit Ihren Belastungseskapaden gegen die Autofahrer – NoVA, Mineralölsteuererhöhung, CO2-Steuererhöhung. (Vizepräsidentin Hahn übernimmt den Vorsitz.)
Übrigens, Frau Minister, wie fühlen Sie sich – gemeinsam mit Ihrem schwarzen Regierungskollegen – als Totengräber der zuletzt noch 300 Arbeitsplätze im ehemaligen Opel-Werk in Aspern? Der Weg der EU mit freundlicher Unterstützung der grünen Autofahrerhasser in Richtung Elektromobilität als alleiniger Antrieb der Zukunft: Das frühere General-Motors- und Opel-Werk ist zugesperrt, weil der neue Eigentümer Stellantis durch die reine Fokussierung auf Elektroautos keinen Bedarf an Pkw-Getrieben mehr hat. Bis vor zwei Jahren haben dort noch über 2 000 Mitarbeiter gearbeitet, jetzt verlieren die letzten 300 ihren Job.
Das ist also das Ergebnis der Verkehrspolitik der EU und der Grünen. Das sture Verteufeln des Verbrennungsmotors vernichtet Existenzen von fleißigen
Arbeitern. Nur Europa ist so dumm und setzt alle Hoffnungen in den Elektroantrieb. Der Rest der Welt hält am Verbrenner fest. Die Folge: Die Verbrenner werden eben künftig auf den Kontinenten gebaut, auf denen Diesel- und Benzinmotoren auch in Zukunft noch gefragt sind. (Beifall bei der FPÖ.)
Die österreichischen Autobauer- und Zulieferbetriebe werden durch die Finger schauen und zusperren. Die Grünen sind schuld daran, aber die ÖVP ist der Beitragstäter. Da kann der Schmähhammer noch so oft sagen, dass Österreich ein Autoland sei. (Bundesrat Schreuder: Schenkelklopfer!) Das Problem dabei ist, dass er und Sie als Bundesräte der ÖVP und der Grünen zweieinhalb Jahre lang jeden Anschlag auf die Autofahrer und die Autoindustrie haben durchgehen lassen: NoVA-Erhöhung, CO2-Strafsteuer, Verbrenneraus auf EU-Ebene. Alle diese verantwortungslosen Taten der grünen Klimasektierer hat die ÖVP mitgebilligt. (Beifall bei der FPÖ.)
Jetzt, fünf Minuten vor zwölf, aufzuwachen und zu sagen, dass man eh für E-Fuels ist und den Verbrennungsmotor doch nicht verbieten will, genügt leider nicht. Wie ernst ihr ÖVP-Bundesräte euren Chef nehmt, habt ihr ja bei der letzten Bundesratssitzung bei der Abstimmung meines Antrages zu diesem Thema mit eurer Ablehnung gezeigt: einmal Schmähhammer, immer Schmähhammer.
Ich denke aber, die Hiobsbotschaft für das Motorenwerk in Wien wird womöglich erst der Anfang sein. (Bundesrätin Schumann: Aber das Motorenwerk ist nicht wegen dem Klimaschutz eingegangen ...!) Immerhin gäbe es neben internationalen Playern wie dem BMW-Werk in Steyr oder Magna in Graz auch eine Reihe von Zulieferern in diesem Segment. Ich hoffe nicht, dass noch mehr Arbeiter und Angestellte im Automotivsektor durch die katastrophale Verkehrspolitik von EU, Grünen und ÖVP draufzahlen werden. Mit solch einer verantwortungslosen Politik muss endlich Schluss sein. (Beifall bei der FPÖ.)
Frau Minister, zu Ihrem nationalen Kraftakt, zur Zerstörung des österreichischen Mittelstands, zur Zerstörung vieler österreichischer Unternehmen unter dem
Titel des Aufzwingens Ihres extremen Gedankenguts: Auch wenn Sie heute die geäußerten Vorwürfe bezüglich der Klimabonuskategorien soeben von sich in Richtung Statistik Austria geschoben haben, tragen Sie die Verantwortung.
Wie auch bereits im Ausschuss im vorigen Jahr habe ich den Experten nach dem Berechnungsmodell befragt, da die Bevölkerung, besonders – das haben wir eh schon vorher besprochen – jene im ländlichen Raum, verursacht durch Ihre Sanktions-, Energie- und Steuerpolitik mindestens 1 600 Euro an Mehrbelastung hat: Wie soll sich das mit den vormals – im vorigen Jahr – 250 Euro, jetzt 110 Euro, 150 Euro, 185 Euro überhaupt ausgehen? Es war damals daher auch meine ehrlich gemeinte Zusatzfrage, ob der Betrag gewürfelt wurde. – Der Experte hat uns mitgeteilt, dass es sich auch mit allen anderen gesetzten Maßnahmen nicht ausgeht, die Erhöhungen wenigstens zu kompensieren.
Passend dazu ist noch ein weiteres grünes Detail: Laut Volksanwaltschaft warten noch 1 000 anständige Leute auf die Auszahlung des Klimabonus. – Wichtig war für Sie als Ministerin nur, dass man 2022 das Steuergeld an 17 000 verurteilte Straftäter verteilt hat – natürlich wieder mit Duldung der ÖVP, was man auch dazusagen muss. Auch wenn ihn aber in Zukunft, wie wir vorhin gerade gehört haben, die Häftlinge nicht bekommen sollen: Unserer Meinung nach sollten auch die Asylanten keinen Klimabonus bekommen. (Bundesrat Schreuder: Das heißt Asylwerberinnen und Asylwerber!)
Für mich ist indiskutabel, dass man sich, wenn es um die Nichtzahlung an Neugeborene geht – weil extra von meiner Seite die Frage an den Experten gestellt wurde –, auf die Stichtagsregelung ausredet. Meiner Meinung nach gilt da: wo ein Wille, ist auch ein Weg. Es müsste möglich sein, dass man zumindest der Zukunft unserer österreichischen Bevölkerung, den Neugeborenen, diesen Klimabonus auch nachbezahlt.
Wir Freiheitliche lehnen aber generell den Klimabonus insgesamt ab (Bundesrat Schreuder: Jetzt willst du es Neugeborenen geben, aber lehnst es ab!), und das hat
einen wesentlichen Grund: weil wir auch die CO2-Steuer ablehnen. (Bundesrat Schreuder: Das ist eine total logische Argumentation!) Die CO2-Steuer ist ein Preistreiber und das ist die grüne Inflation, die Sie unverhältnismäßig – im Vergleich mit anderen Staaten in Europa – nach Österreich tragen.
Auf einen wesentlichen Punkt möchte ich, weil er sehr aktuell ist, noch eingehen: Sie und Ihre Fraktion übernehmen oder kopieren ja auch sehr viel von den Grünen in Deutschland, weil das anscheinend Ihre regierungstechnischen Vorbilder sind. Die Inflation ist ja für viele Menschen in Österreich bereits zur Armutsfalle geworden. Während sich die meisten Bürger Gedanken darüber machen müssen, wie sie Monat für Monat über die Runden kommen, befeuern ÖVP und Grüne die Inflation durch die CO2-Strafsteuer als politische Teuerungsmaßnahme immer weiter.
Die deutsche Ampelregierung hat einstweilen schon den nächsten ideologischen Angriff auf die Bevölkerung durchgeführt. Das neue deutsche Gebäudeenergiegesetz ist ein Schlag ins Gesicht aller fleißigen Bürger. Dort gilt es schon ab 2024, und es soll dort im Ho-ruck-Verfahren durchgedrückt werden (Bundesrat Schreuder: Wir diskutieren die falschen Gesetze hier!), was sich ja die meisten bis vor Kurzem nicht hätten vorstellen können: dass Öl- und Gasheizungen der Garaus gemacht werden soll. (Ruf bei den Grünen: Wir sind hier in Österreich! – Bundesrat Schreuder: Das ist aber schon noch der österreichische Bundesrat!) Ab 2024 sollen dafür alle neu installierten Heizungen zumindest zu 65 Prozent mit sogenannten erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Bestandsheizungen dürfen zwar weiter betrieben werden, doch da drohen unbezahlbare Preise. (Bundesrat Schreuder: Diskutieren wir jetzt auch spanische Gesetze dann oder französische oder griechische oder britische? – Heiterkeit und weitere Zwischenrufe bei den Grünen.) Gas und Öl sollen innerhalb weniger Jahre so sehr im Preis steigen, dass viele Hausbesitzer vor die Wahl zwischen zwei Übeln gestellt werden (Bundesrat Schreuder: In Tschechien gibt es auch ein Gesetz, das könnten wir auch diskutieren!): Entweder sie bezahlen astronomische Kosten für Gas beziehungsweise Öl oder sie müssen ihre voll funktionstüchtigen Heizungen
zugunsten einer Wärmepumpe entsorgen. Hausbesitzern drohen fünfstellige Investitionen und der Verlust des Hauses. Für Mieter bedeutet es unweigerlich noch viel höhere Mieten. (Bundesrat Schreuder: Falsches Land! – Bundesrätin Jagl: Falsches Land! – Heiterkeit bei den Grünen.)
Im EU-Parlament werden zudem teure Sanierungspflichten für Altbauten beschlossen, damit Gebäude europaweit bis 2050 den selbstgesetzten Klimaschutzzielen gerecht werden. Österreichischen Hausbesitzern drohen dadurch weitreichende Konsequenzen. Rund drei Viertel der Gebäude in Österreich wurden vor dem Jahr 1990 errichtet. Davon gelten etwa 60 Prozent aus energetischer Sicht als sanierungsbedürftig. Die betroffenen Haushalte müssen mit Kosten in der Höhe von 10 000 Euro rechnen. Für ältere, ungedämmte Gebäude drohen zudem gravierende Wertverluste. Während Bundeskanzler Nehammer diese Pläne vordergründig als völlig weltfremd kritisiert, hat sein Parteifreund Othmar Karas der Vorlage in Brüssel zugestimmt.
Aufgrund dessen stellen wir folgenden Entschließungsantrag:
Entschließungsantrag
der Bundesrät:innen Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Nein zum Sanierungszwang und zum Verbot von Öl- und Gasheizungen“
Der Bundesrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung und insbesondere die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie werden aufgefordert, von Plänen, die zu einem Sanierungszwang für Gebäude sowie zu einem De-facto-Verbot von Öl- und Gasheizungen führen und die österreichischen Haus- und Wohnungseigentümer ökonomisch völlig überfordern würden, Abstand zu nehmen und auf EU-Ebene gegen solch eigentumsfeindliche Tendenzen entschieden aufzutreten.“
*****
(Beifall bei der FPÖ.)
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Der von den Bundesräten Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „Nein zum Sanierungszwang und zum Verbot von Öl- und Gasheizungen“ ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.
Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor.
Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.
Wir gelangen zur Abstimmung.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Dies ist die Stimmenmehrheit. Der Antrag, keinen Einspruch zu erheben, ist somit angenommen.
Es liegt ein Antrag der Bundesräte Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend „Nein zum Sanierungszwang und zum Verbot von Öl- und Gasheizungen“ vor. Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungsantrag zustimmen, um ein Handzeichen. – Dies ist die Stimmenminderheit. Der Antrag auf Fassung der gegenständlichen Entschließung ist somit abgelehnt.
Entschließungsantrag der Bundesräte Mag. Daniela Gruber-Pruner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wissen über Datenschutz und Datensicherheit für Kinder und Jugendliche ausbauen! (380/A(E)-BR/2023 sowie 11255/BR d.B.)
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Wir gelangen zum 9. Punkt der Tagesordnung.
Berichterstatterin ist Frau Bundesrätin Mag.a Daniela Gruber-Pruner. – Ich bitte um den Bericht.
Berichterstatterin Mag. Daniela Gruber-Pruner: Frau Präsidentin! Ich bringe den Bericht des Unterrichtsausschusses über den Entschließungsantrag der Bundesrät:innen Mag. Daniela Gruber-Pruner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wissen über Datenschutz und Datensicherheit für Kinder und Jugendliche ausbauen!
Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor, ich komme daher gleich zur Antragstellung.
Der Unterrichtsausschuss stellt nach Beratung des gegenständlichen Antrages mit Stimmenmehrheit den Antrag, der angeschlossenen Entschließung die Zustimmung zu erteilen.
Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Vielen Dank für den Bericht.
Wir gehen in die Debatte ein.
Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Andrea Michaela Schartel. – Bitte schön.
Bundesrätin Andrea Michaela Schartel (FPÖ, Steiermark): Frau Kollegin Gruber-Pruner hat bereits erwähnt, dass dieser Antrag im Ausschuss nur mehrheitlich angenommen wurde – weil nämlich wir Freiheitliche gegen diesen Antrag gestimmt haben. Auch wir sind aber überzeugt, dass man Kindern erklären und sie sensibilisieren muss, wie man mit Medien, sozialen Medien, mit all diesen Digitalisierungsdingen umgeht, ohne sich zu gefährden.
Erstens ist das aber wieder ein wesentlicher Eingriff in die Schulautonomie. Wir haben uns schon vor vielen Jahren dazu entschlossen, die Schulautonomie zu
stärken, und jetzt kommen wir wieder mit vielen Dingen daher und schreiben den Schulen wieder mehr oder minder von oben herab vor, welche Gegenstände beziehungsweise Inhalte sie unterrichten sollen. (Präsident Kovacs übernimmt den Vorsitz.)
Zweitens haben wir heute in der Aktuellen Stunde von sehr, sehr vielen gehört, dass es einen dramatischen Lehrkräftemangel gibt. Das heißt, wir würden jetzt etwas zustimmen wohl wissend, dass nicht einmal der normale, reguläre Unterricht – sprich Deutsch, Englisch, Mathematik, Rechnen, Lesen – mit den vorhandenen Lehrkräften ordentlich stattfinden werden kann.
Man geht jetzt wieder her und macht etwas zusätzlich. (Zwischenruf der Bundesrätin Hahn.) Da muss ich sagen: Solange nicht entsprechend ausgebildete Personen vorhanden sind, sprich, solange man diesen Lehrstoff nicht an den pädagogischen Hochschulen beziehungsweise an all den Ausbildungsinstituten zusätzlich als Lehrfach integriert hat, würde das bedeuten, dass wieder Externe in die Schulen kommen, um sich um diese Thematik zu kümmern, und mit Externen in den Schulen haben wir ja leider sehr, sehr schlechte Erfahrungen gemacht.
Auch wenn Sie (in Richtung SPÖ) sich im Ausschuss sehr darüber gefreut haben, dass die Regierungsparteien da ausnahmsweise zugestimmt haben: Ich bin überzeugt davon, dass sie nicht vorhaben, auch nur irgendetwas von diesem Antrag umzusetzen. Die werden sich wahrscheinlich nur gedacht haben, dass das in der Öffentlichkeit ein besseres Bild macht.
Wie gesagt, der Grundgedanke ist richtig, die Schule ist immer ein guter Ort, um viele junge Menschen zu erreichen, aber aus den von uns genannten Gründen sind wir gegen diesen Antrag. (Beifall bei der FPÖ.)
14.53
Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Frau Bundesrätin.
Zu Wort gelangt nun Herr Bundesrat Bernhard Hirczy. – Bitte, Herr Bundesrat.
14.53
Bundesrat Bernhard Hirczy (ÖVP, Burgenland): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Zum diesem Antrag, zum aktuellen Tagesordnungspunkt darf ich gleich einleitend festhalten: Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung hat die im gegenständlichen Entschließungsantrag geforderten Maßnahmen bereits grundsätzlich umgesetzt. Wir werden daher diesem Antrag zustimmen.
Ich möchte auch darauf verweisen, dass zum Beispiel die Lehrvideos bereits am 27. Oktober 2022 in die Eduthek aufgenommen worden sind, sodass die Möglichkeit, etwa im Unterricht auf solche Medien zuzugreifen, bereits besteht.
Datenschutz und Datensicherheit sind ein wichtiger Teil des neuen Pflichtfaches digitale Grundbildung. Auch da wird das bereits berücksichtigt.
Außerdem – und wir wissen ja, fächerübergreifender Unterricht ist ein wichtiges Schlagwort – gibt es weitere Bildungsmöglichkeiten: In Wirtschaftsbildung, in Informatik, in all diesen Gegenständen ist es möglich, diese Materialien einzubauen.
Das Ministerium unterstützt diesen Antrag, da es für uns wichtig ist, entsprechend Maßnahmen zur Stärkung der Datensicherheit sowie des Datenschutzes an Schulen zu setzen. Ebenfalls ist man im regelmäßigen Austausch mit dem Leiter des Projekts Privacy4Kids, Herrn Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Forgó.
Ich möchte auch die Gelegenheit nützen, weitere Themen zu streifen: Schulentwicklung und Digitalisierung. Die Schulentwicklung beinhaltet drei Dimensionen: Unterrichtsentwicklung, Organisationsentwicklung und Personalentwicklung. Wir haben es heute schon mehrfach gehört: Die Jugend ist unsere Zukunft. Die beste Bildung muss Voraussetzung sein. Es muss unser Ziel sein, in den Schulen entsprechend Modelle für eine weltoffene und zukunftsfähige Gesellschaft zu vermitteln. Ich sehe das als Chance für alle Pädagoginnen und Pädagogen, jungen Menschen das Rüstzeug fürs Leben mitzugeben.
Ebenfalls möchte ich darauf verweisen, dass die Digitalisierung voranschreitet. Ich selbst bin regelmäßig in Schulklassen unterwegs, wo man tagtäglich mit Computern und anderen Endgeräten zu tun hat. Dabei ist es immer wieder eine spannende Herausforderung, wenn die jungen Menschen im Unterrichtssetting Google oder andere Plattformen öffnen und mit Informationen beschallt werden, die eigentlich nicht zum Unterricht gehören.
Im Antrag geht es ja darum, Menschen schon in jungen Jahren, in der Schule, zu erklären, wie man mit all diesen Ressourcen achtsam umgeht, was die Chancen und Risiken sind. Daher sehe ich dem Ganzen sehr positiv entgegen. Natürlich geht hier auch darum, auf die Gesellschaft einzuwirken. Da darf ich darauf verweisen, dass die Kriminalitätsstatistik dezidiert darauf verweist, dass es vor zehn Jahren rund 10 000 Betrugsfälle mit Internetbezug gegeben hat und dass wir jetzt bei 64 000 sind, Tendenz steigend. Das heißt: Wir müssen in diese Richtung einiges unternehmen.
Ein wichtiger Aspekt, den ich noch erwähnen möchte – auch dafür bin ich dem Bildungsministerium sehr dankbar –, ist das Gütesiegel Lern-Apps. Damit kann man als Lehrer, als Schülerin, Schüler oder auch als Elternteil immer wieder kontrollieren, ob die angebotenen Apps für den Unterricht geeignet sind, ob es da vielleicht versteckte Werbung gibt, ob das richtig programmiert ist, ob eine App eben für die Schüler gebaut worden ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)
Da ich das entsprechende Feedback sehr oft von Schülerinnen und Schülern bekomme, möchte ich noch Folgendes erwähnen: Viele Schüler besuchen derzeit das Parlament. Die Führungen sind sehr interessant. Ich glaube, einen wichtigen Beitrag in Richtung Demokratiebildung leisten wir auch dadurch, dass wir dieses Haus für Führungen geöffnet haben. Das ist ein richtiger Schritt, weil so den Schülern ein entsprechendes Rüstzeug mitgegeben wird.
Ebenso möchte ich Danke sagen an die Schülerinnen und Schüler, die jahrein, jahraus brav und fleißig lernen – zumindest der Großteil. Es ist jetzt bald
Schulschluss. Es werden Abschlusspräsentationen gehalten, es werden Schulfeste veranstaltet, und wir sehen dort die Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler. Und da bin ich eigentlich sehr stolz, wenn man sieht, welches Talent in den jungen Menschen steckt.
Ich möchte daher nun zum Schluss kommen und mich bei allen bedanken, die einen Beitrag leisten, um die Schule weiterzuentwickeln, bei allen, die sich im Schulsetting einbringen, von den Pädagogen bis hin zu den Direktoren, den Bildungsdirektionen, dem Bundesministerium. Abschließend darf ich allen Schülerinnen und Schülern schöne Sommerferien wünschen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
14.58
Präsident Günter Kovacs: Danke, Herr Bundesrat.
Zu Wort gemeldet ist nun Frau Mag.a Daniela Gruber-Pruner. – Bitte sehr.
Bundesrätin Mag. Daniela Gruber-Pruner (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ja, ich freue mich sehr! Ich finde, es ist ein bisschen eine Sternstunde für uns als Opposition, dass einmal ein Antrag von der Opposition tatsächlich – hoffentlich jetzt gleich – beschlossen werden wird. Das passiert im Parlament relativ selten. In Österreich haben wir irgendwie keine gute Kultur dafür. Heute aber freuen wir uns: Schön, dass hier grünes Licht für dieses sehr wichtige Thema gegeben wird.
Es geht nämlich um Datenschutz und Datensicherheit für Kinder und Jugendliche. Das klingt möglicherweise ein bisschen trocken, ist es aber nicht. Wenn man bedenkt, wie sehr das Internet und verschiedenste Onlineangebote zum fixen Lebensbestandteil nicht nur von uns Erwachsenen, sondern auch schon von zum Teil sehr kleinen Kindern geworden sind, dann wird klar, dass uns das beschäftigen muss.
Das Internet bietet natürlich eine sehr reiche Palette an Angeboten, von Unterhaltung über Wissenserwerb und Kommunikation, und all das ist für junge Menschen und auch ihre Bildung unglaublich wichtig.
Zu Kollegin Schartel wollte ich noch sagen: Ich glaube, die Lehrpläne sind schon so weit flexibel, dass man so dringende Bildungsinhalte aufnehmen kann. Es ist immer auch die Frage – und da sind wir uns wahrscheinlich einig –, ob man nicht manchmal den Lehrplan entrümpeln und Platz für aktuelle, dringende Dinge machen muss. Das wäre für mich so etwas. (Vizepräsident Himmer übernimmt den Vorsitz.)
Im Idealfall sind diese Onlineangebote nützlich und hilfreich, aber mein Vorredner hat schon gesagt, dass wir da auch immer wieder mit den Schattenseiten konfrontiert sind. Wenn es um den Datenschutz und die Privatsphäre im Internet geht, drohen tatsächlich Gefahren, die in den Bereich des Kinderschutzes fallen. Dieses Forschungsprojekt der Uni Wien hat gemeinsam mit der österreichischen Datenschutzbehörde das Projekt Privacy4Kids ins Leben gerufen. Ich würde Ihnen allen auch empfehlen, nachzugoogeln. Es ist interessant, was sie auf ihrer Homepage anbietet – und das Praktische ist: Es gibt da nicht nur Forschungsergebnisse, sondern tatsächlich praktische Tools, die man eins zu eins im Unterricht verwenden kann. Das heißt, die Pädagog:innen müssen da gar nicht allzu viel neues Know-how erwerben, sondern können diese Tools zur Anwendung bringen. Man braucht da gar keine externen Expert:innen, sondern kann das einfach in den Unterricht einbauen. (Beifall bei der SPÖ.)
Das Ziel ist eben, Kinder und Teenager zu sensibilisieren: Wie gehe ich mit meinen eigenen Daten um, wie schütze ich mich bei Onlineangeboten? Das ist Prävention im besten Sinne. So können wir Datenmissbrauch oder anderen unangenehmen Dingen vorbeugen. Kinder fit für den Umgang mit dem Internet zu machen, ist, glaube ich, ein Ziel, das wir alle verfolgen.
Im Antrag wird empfohlen, dass dieses Programm über das Bildungsministerium ausgerollt wird, was zum Teil schon passiert – aber es braucht noch ausreichend
Werbung, damit es tatsächlich bei allen Kindern und Jugendlichen in allen Klassen ankommt. Daher freuen wir uns, dass dieser Antrag heute hoffentlich durchgeht. Es ist im Interesse aller Kinder, aber auch von uns Eltern. – Darum herzlichen Dank! (Beifall bei der SPÖ sowie der Bundesrätin Hauschildt-Buschberger.)
15.02
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Bundesrat Christoph Steiner. – Bitte, Herr Kollege. (Bundesrat Schennach: Mach jetzt die Harmonie nicht kaputt! – Bundesrat Steiner – auf dem Weg zum Redner:innenpult –: Aber gleich!)
Bundesrat Christoph Steiner (FPÖ, Tirol): Da das jetzt der letzte Tagesordnungspunkt ist, wollte ich mich im Namen meiner Fraktion noch bei Kollegen Bundesratspräsidenten Günter Kovacs recht herzlich bedanken. Es war auch in der Präsidiale ein sehr lässiges und amikales halbes Jahr, da hat es nicht einmal etwas gegeben, bei dem wir nicht auf einen Nenner gekommen wären. Das ist richtig, richtig gut. Das war eine super Präsidentschaft, die, muss ich wirklich sagen, auch vorbildhaft war, was den Zugang zu den anderen Parteien betrifft. Das war überparteilich, das haben viele in den vorhergehenden Präsidentschaften oft vermisst. (Bundesrätin Schumann: Na, übertreib’s nicht!) – Was, übertreib‘s nicht? Ich lobe deinen Kollegen, bitte, Korinna, jetzt wird es aber dann blöd, ganz ehrlich! Wenn ich einen ÖVPler lobe, dann wundere ich mich nicht, wenn du als Sozialistin reinschreit: Übertreib‘s nicht! Korinna, sei mir jetzt nicht böse, da geht es um deinen eigenen Kollegen, der den Vorsitz super geführt hat, der sensationell war. (Anhaltender Beifall bei der FPÖ. – Bundesrätin Schumann: Du hast mir gerade gesagt, meine Präsidentschaft war nicht amikal!)
Im Gegensatz zu dir hat er einen überparteilichen Vorsitz geführt, in einer wahrscheinlich nicht so einfachen Zeit, was die SPÖ betrifft. Ich würde mir
anschauen, was da los gewesen wäre, wenn du in dieser Zeit den Vorsitz geführt hättest, weil du nicht einmal in der Lage warst, eine ordentliche Enquete, von der etwas übrig bleibt, zu veranstalten. Von der Pflegeenquete ist wenigstens etwas übrig geblieben, weil das ganze Land über Pflege redet, aber sei es drum! Nichtsdestotrotz soll der Dank jetzt nicht mit dem unqualifizierten Zwischenruf von einer Kollegin untergehen. (Bundesrätin Hahn: Wenn du das sagst!)
Vielen lieben Dank für die Präsidentschaft, Günter! Ich wünsche dir alles, alles Gute! Auf weitere gute kameradschaftliche Zusammenarbeit! Von der ganzen Fraktion soll ich das ausrichten. – Danke. (Beifall bei der FPÖ, bei Bundesrät:innen der SPÖ sowie des Bundesrates Kornhäusl.)
15.04
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste zu Wort gelangt Bundesrätin Simone Jagl. – Bitte, Frau Kollegin.
Bundesrätin Simone Jagl (Grüne, Niederösterreich): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Digital Natives sind laut Duden Personen, die „mit digitalen Technologien aufwachsen und in ihrer Benutzung geübt“ sind. Das heißt nicht, dass diese in der Nutzung digitaler Technologien automatisch kompetent sind. Das ist ganz wichtig zu beachten, denn quasi alle Kinder und Jugendlichen sind heute Digital Natives, brauchen gleichzeitig aber gute Begleitung im Erlernen, im Umgang und in der Nutzung dieser digitalen Medien.
Wer von uns konnte das nicht schon beobachten: Kleinkinder in Einkaufszentren oder öffentlichen Verkehrsmitteln, die in ihren Kinderwägen sitzen, ein Handy oder Tablet vor sich haben und mit ihren kleinen Fingern hin- und herwischen, um sich das nächste Bild oder Video zeigen zu lassen oder Spiele zu spielen. Das kann man gut finden oder nicht, Fakt ist: Kinder bedienen in immer früherem Alter diverse internetfähige Geräte wie Handys, Tablets oder Spielekonsolen
selbstständig. Dabei scheint ihr Interesse am Umgang mit diesen Geräten und dem Internet die Kenntnisse ihrer Eltern und anderer erwachsener Familienangehöriger schnell zu überholen. Eltern und Familien sind in der Begleitung dieser Entwicklung oft überfordert und wurden da lange Zeit auch ziemlich alleingelassen.
Das digitale Zeitalter hat uns längst erreicht und der Schule kommt auch da eine ganz bedeutende Rolle zu, gerade in Anbetracht der vorhin erwähnten Überforderung vieler Eltern in Bezug auf digitale Medien und Datensicherheit und den Umgang damit. Im Hinblick auf diese neuen Aufgaben, die Schule leisten muss, haben wir schon einiges auf den Weg gebracht, und das sei besonders in Richtung von Kollegin Schartel gesagt, die gemeint hat, wir würden das eh nicht umsetzen und deswegen zustimmen: Datenschutz und Datensicherheit ist bereits Teil des neuen Pflichtfachs digitale Grundbildung der Sekundarstufe I. Das Thema Datenschutz wird dann noch einmal konkret in der 3. Klasse aufgegriffen. Im neuen Lehrplan sind die übergreifenden Themen Medienbildung und informatische Bildung eingeführt worden.
Im Zuge der Laptopaktion mussten alle Schulstandorte, die mitmachen wollten, ein Standortkonzept für digitale Entwicklung vorlegen, wobei unter anderem Fort- und Weiterbildung von Lehrpersonal sowie die Umsetzung im Unterricht und Datenschutz Teil davon waren. Das war ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass man sich am Standort zu diesen Themen konstruktive Gedanken macht.
In dem vorgestellten Angebot von Privacy4Kids werden verschiedene Themen rund um Datenschutz in Bereichen wie zum Beispiel Gaming, Hass im Netz, Apps, soziale Medien und Influencer behandelt. Das sind alles Bereiche, die wesentliche Inhalte für die digitale Grundbildung von Kindern und Jugendlichen liefern.
Zu den Lernvideos – es ist schon erwähnt worden –: Die sind heute schon in der Eduthek des Unterrichtsministeriums verankert. Pädagog:innen können die dort
auffindbaren Lernvideos im Unterricht abrufen. Das heißt, es sind keine externen Personen notwendig. Die Integration des Lehrmaterials in den Unterricht ist eine wertvolle Maßnahme zur Stärkung der Datensicherheit und des Datenschutzes; gleichzeitig liegt es natürlich im Ermessen der Lehrpersonen, ob sie das Material verwenden.
Nun, auch wieder an Kollegin Schartel: Da wird niemand gezwungen oder Ähnliches. Es gibt in Österreich eine gesetzlich verankerte Unterrichtsfreiheit und somit Methodenfreiheit. Das heißt, welche Materialien Lehrpersonen für den Unterricht verwenden, können sie eigenständig entscheiden.
Wir halten den Antrag für sinnvoll und werden auch zustimmen. – Danke schön. (Beifall bei Grünen und SPÖ.)
15.09
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste zu Wort gelangt Bundesrätin Korinna Schumann. – Bitte, Frau Kollegin.
Bundesrätin Korinna Schumann (SPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Es ist mir ein ganz, ganz großes Anliegen, mich ganz herzlich bei Günter Kovacs (Zwischenrufe bei der FPÖ), unserem Bundesratspräsidenten des letzten halben Jahres, zu bedanken, der für das Bundesland Burgenland die Präsidentschaft geführt hat. Es war eine großartige Präsidentschaft mit vielen neuen Inputs.
Es war eine Präsidentschaft der Öffnung des Parlaments, für ein offenes Haus. Er war für den Bundesrat das Symbol dieses neuen offenen Hauses, das so viele besuchen wollen, und seine Werbung für die Demokratie und für dieses offene Haus wird uns immer in Erinnerung bleiben. (Ruf bei der FPÖ: Na, übertreibt’s nicht!) Das ist natürlich selbstverständlich. (Beifall bei SPÖ und Grünen, bei Bundesrät:innen der ÖVP sowie des Bundesrates Arlamovsky.)
Wir wünschen der neuen Bundesratspräsidentin, die in Kürze ihr Amt übernehmen wird, Claudia Arpa, alles, alles erdenklich Gute für ihren Schwerpunkt. Sie wird sich um die Kinderchancen kümmern, und das ist etwas ganz Tolles und ganz Wichtiges und zeigt wieder, wie bedeutend der Bundesrat in seiner thematischen Ausrichtung ist und wie wichtig es ist, dass hier inhaltlich diskutiert wird und dass man Themen aufgreift und in einer Breite diskutiert.
Ich glaube, es ist wichtig zu sagen, dass uns die Wut und der Hass nicht leiten sollen. Das sind nicht die Methoden, mit denen man die Auseinandersetzungen führen soll. Es ist wichtig, miteinander zu reden, miteinander hart zu diskutieren, aber es ist auch wichtig, zu wissen, wo man den Respekt vor dem Anderen walten lassen und eindeutig Grenzen ziehen muss. Das ist grundmenschlich und darf in der Demokratie und in der Politik auf keinen Fall verloren gehen (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky) – keinen Hass und keine Wut, die die anderen kränkt und schmälert, das auf jeden Fall.
In diesem Sinne: Alles Gute unserem scheidenden Präsidenten und der neuen Präsidentin! (Beifall bei SPÖ, Grünen und ÖVP, bei Bundesrät:innen der FPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky.)
15.11
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gelangt Herr Bundesrat Dr. Karlheinz Kornhäusl. – Bitte.
Bundesrat Dr. Karlheinz Kornhäusl (ÖVP, Steiermark): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch ich möchte die Möglichkeit ergreifen und mich meinen Vorrednern Christoph Steiner und Korinna Schumann anschließen. Lieber Herr Präsident, lieber Günter, ich möchte dir wirklich von ganzem Herzen gratulieren und für diese äußerst tolle, umsichtige Vorsitzführung, für ein tolles Halbjahr Danke sagen.
Ich habe Günter Kovacs wirklich als überzeugten Parlamentarier, als überzeugten Vertreter der Länderkammer, vor allem auch als überzeugten Burgenländer kennenlernen dürfen. Ich glaube, das ist auch wichtig zu betonen, das ist auch ihm wichtig zu betonen. (Beifall des Bundesrates Hirczy.) – Bitte, Bernhard! Da kann man ruhig klatschen.
Ich habe Günter Kovacs aber auch als umsichtigen, als weitsichtigen, als äußerst amikalen Kollegen kennengelernt. Wir hatten ja auch die Möglichkeit, uns auf einer gemeinsamen Delegationsreise über viele Themen auszutauschen. Ich bin dir persönlich auch für das Motto dankbar, unter das du dein Jahr gestellt hast: Pflege, die Versorgung unserer Bevölkerung. Das alleine hat schon deinen Weitblick bewiesen und das wird – und auch da kann ich mich Christoph Steiner nur anschließen – sicherlich auch Spuren hinterlassen, da ist ja auch einiges auf den Weg gekommen.
Ich wünsche dir persönlich alles, alles erdenklich Gute, ich wünsche dir politisch weiterhin alles erdenklich Gute. Ich freue mich schon auf eine ebenso gute Zusammenarbeit mit der neuen Präsidentin, Kollegin Arpa. Ich bin sicher, dass das auch ein gutes Jahr – oder Halbjahr – werden wird und bedanke mich noch einmal ganz herzlich bei dir, lieber Günter. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky.)
15.13
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Nächster Redner: Herr Bundesrat Marco Schreuder. – Bitte.
Bundesrat Marco Schreuder (Grüne, Wien): Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Es war ja bei der letzten Sitzung leider schon so, dass bei einer kleinen Abschiedsrunde trotzdem dann so ein bisschen gegen andere gepöbelt wurde. – Ich hoffe, dass wir es schaffen, zumindest in solchen Momenten dann doch wieder so etwas wie eine Gemeinsamkeit und eine gute Stimmung im Hause zu haben.
Günter Kovacs, auch ich möchte mich natürlich für diese Präsidentschaft bedanken, die wahrscheinlich eine der spannendsten überhaupt in den letzten Jahren war. Du konntest das Parlament miteröffnen und warst ganz aktiv dabei, dass wir als Bundesrat hier in diesem ja wahrscheinlich zweitschönsten Saal des Parlaments überhaupt – nach dem historischen Sitzungssaal – sitzen dürfen. Hier, in diesem wunderschönen Saal, haben wir jetzt den Bundesrat, der knapp über 100 Jahre alt ist und wahrscheinlich die nächsten 100 Jahre – hoffentlich! – noch viele Zeichen setzen wird.
Ich denke, eine Präsidentschaft ist ja immer nur ein kleiner Teil von 100 Jahren, aber man kann damit auf jeden Fall Akzente setzen. Mit dem Thema Pflege ist auf jeden Fall ein Thema gesetzt, das ein Zukunftsthema, ein ganz brennendes Thema und für die Politik auch sehr wichtig ist, egal zu welcher Fraktion man gehört.
Und ja: Vielen herzlichen Dank auch für die Unterstützung, die immer mit ganz unbürokratischer, schneller Hilfe kam. Als wir vom Kulturausschuss und vom EU-Ausschuss gesagt haben, dass wir die EU-Kulturhauptstadt Bad Ischl besuchen wollen, war auch sofort die Unterstützung dafür da. (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Genau!) Vielen Dank, lieber Herr Präsident! Einmal kann ich es ja noch sagen. (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky.)
Liebe Claudia, wir fahren ja jetzt nach Kärnten. Wir freuen uns darauf, wenn Kollegin Arpa dann unsere nächste Präsidentin sein wird und auf das Planen für dieses nächste halbe Jahr mit dem für uns als Grüne schon ganz wichtigen Thema, nämlich eine Zukunft für die Kinder zu ermöglichen. Darauf freuen wir uns schon sehr – das wird sehr spannend! –, und alles Gute dafür! (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky.)
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor.
Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.
Wir gelangen zur Abstimmung.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, dem gegenständlichen Entschließungsantrag die Zustimmung zu erteilen, um ein Handzeichen. – Ich stelle Stimmenmehrheit fest. Der gegenständliche Entschließungsantrag ist somit angenommen. (362/E-BR/2023) (Bundesrätin Schumann: Aber! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Wahl eines Ersatzmitgliedes in die Parlamentarische Versammlung des Europarates
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Wir gelangen nun zum 10. Punkt der Tagesordnung.
Es liegt mir der Wahlvorschlag vor, Herrn Bundesrat Mag. Christian Buchmann zum Ersatzmitglied für die Parlamentarische Versammlung des Europarates zu wählen.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Wahlvorschlag ihre Zustimmung geben, um ein Handzeichen. – Ich stelle Stimmeneinhelligkeit fest. Der Wahlvorschlag ist somit angenommen.
Ich frage den Gewählten, ob er die Wahl annimmt.
*****
(Bundesrat Mag. Christian Buchmann nimmt die Wahl an und bedankt sich für das Vertrauen.)
*****
Das freut mich sehr. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie des Bundesrates Arlamovsky.)
Ich freue mich, wenn wir einen so erfahrenen Politiker wie Herrn Buchmann in die Parlamentarische Versammlung entsenden. Dann sind wir als Bundesrat dort sehr würdevoll vertreten.
Wahl der beiden Vizepräsidenten/innen, der Schriftführer/innen und der Ordner/innen für das 2. Halbjahr 2023
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Wir gelangen nun zum 11. Punkt der Tagesordnung.
Auch ich möchte mich an dieser Stelle – auch wenn er den Saal jetzt schon verlassen hat – noch einmal bei Kollegen Günter Kovacs für das letzte Halbjahr, für die Vorsitzführung von seiner Seite bedanken.
Günter Kovacs ist ja ein kantiger Sozialdemokrat, was er aber von Anfang an gut konnte, ist die Rolle des Präsidenten präsidial auszuüben. Da gehört es ja auch dazu, dass man, auch wenn man sich hier oft einmal kritisch befetzt, dann im Ausland gemeinsam auftritt und das Land eben gemeinsam vertritt. Das ist mit Günter Kovacs eine große Freude gewesen. Er war ein hervorragender Präsident und war das sozusagen von der ersten Sekunde an. Da möchte auch ich noch einmal meinen Dank an bereits Gesagtes anschließen.
Mit 1. Juli 2023 geht nun der Vorsitz im Bundesrat auf das Bundesland Kärnten über. Gemäß Art. 36 Abs. 2 Bundes-Verfassungsgesetz ist die an erster Stelle entsendete Vertreterin des Bundeslandes, Frau Bundesrätin Mag. Claudia Arpa, zum Vorsitz berufen. Die übrigen Mitglieder des Präsidiums des Bundesrates
sind gemäß § 6 Abs. 3 der Geschäftsordnung des Bundesrates für das kommende Halbjahr neu zu wählen.
Wahl der Vizepräsident:innen
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich werde die Wahl der beiden Vizepräsident:innen durch Erheben von den Sitzen vornehmen lassen.
Wir gehen nun in den Wahlvorgang ein und kommen zur Wahl der ersten zu wählenden Vizepräsidentin.
Gemäß § 6 Abs. 3 der Geschäftsordnung des Bundesrates kommt hierfür der ÖVP-Fraktion das Vorschlagsrecht zu.
Es liegt mir dazu ein Wahlvorschlag lautend auf Frau Bundesrätin Margit Göll vor.
Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Wahlvorschlag zustimmen, sich von den Sitzen zu erheben. – Ich stelle die Stimmeneinhelligkeit fest. Der Wahlvorschlag ist somit angenommen.
Ich frage die Gewählte, ob sie die Wahl annimmt.
*****
(Bundesrätin Margit Göll bedankt sich und nimmt die Wahl an.)
*****
Danke. (Allgemeiner Beifall.)
Wir kommen nun zur Wahl der zweiten Vizepräsidentin.
Gemäß § 6 Abs. 3 der Geschäftsordnung des Bundesrates kommt hierfür der SPÖ-Fraktion das Vorschlagsrecht zu.
Es liegt mir ein Wahlvorschlag lautend auf Frau Bundesrätin Doris Hahn, MEd MA vor.
Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Wahlvorschlag zustimmen, sich von den Sitzen zu erheben. – Ich stelle abermals die Stimmeneinhelligkeit fest. Der Wahlvorschlag ist somit angenommen.
Ich frage die Gewählte, ob sie die Wahl annimmt.
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(Bundesrätin Doris Hahn, MEd MA bedankt sich und nimmt die Wahl an.)
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Herzliche Gratulation! (Allgemeiner Beifall.)
Wahl der Schriftführer:innen
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Wir kommen nun zur Wahl der Schriftführerinnen beziehungsweise Schriftführer.
Es liegt mir dazu ein Vorschlag vor, die Mitglieder des Bundesrates Silvester Gfrerer, Mag. Daniela Gruber-Pruner, Marlies Doppler, Sandra Böhmwalder, Daniel Schmid für das zweite Halbjahr 2023 zu Schriftführerinnen beziehungsweise zu Schriftführern des Bundesrates zu wählen.
Falls kein Einwand erhoben wird, nehmen wir diese Wahl unter einem vor. – Ich sehe keinen Einwand.
Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Wahlvorschlag ihre Zustimmung geben, um ein Handzeichen. – Ich stelle die Stimmeneinhelligkeit fest. Der Wahlvorschlag ist somit angenommen.
Wir kommen zur Frage an die Gewählten, ob sie die Wahl annehmen.
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(Die Bundesrät:innen Silvester Gfrerer, Mag. Daniela Gruber-Pruner, Marlies Doppler, Sandra Böhmwalder und Daniel Schmid nehmen die Wahl an.)
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Danke. (Allgemeiner Beifall.)
Wahl der Ordner:innen
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Wir kommen nunmehr zur Wahl der Ordnerinnen beziehungsweise Ordner.
Es liegt mir ein Vorschlag vor, die Mitglieder des Bundesrates Klara Neurauter, Elisabeth Grimling, Andreas Arthur Spanring und Claudia Hauschildt-Buschberger für das zweite Halbjahr 2023 zu Ordnerinnen beziehungsweise Ordnern des Bundesrates zu wählen.
Falls kein Einwand vorliegt, nehmen wir auch diese Wahl unter einem vor. – Ich sehe keinen Einwand.
Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Wahlvorschlag zustimmen, um ein Handzeichen. – Ich stelle die Stimmeneinhelligkeit fest. Der Wahlvorschlag ist somit angenommen.
Ich frage die Gewählten, ob sie die Wahl annehmen.
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(Die Bundesrät:innen Klara Neurauter, Elisabeth Grimling, Andreas Arthur Spanring und Claudia Hauschildt-Buschberger nehmen die Wahl an.)
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Ich bedanke mich nochmals für diese Einhelligkeit.
Die Tagesordnung ist erschöpft.
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Es liegt mir das schriftliche Verlangen von fünf Mitgliedern des Bundesrates vor, das Amtliche Protokoll hinsichtlich der Tagesordnungspunkte 2, 3, 4 und 8 zu verlesen, damit diese Teile des Amtlichen Protokolls mit Schluss der Sitzung als genehmigt gelten.
Ich werde daher so vorgehen und verlese nun diesen Teil des Amtlichen Protokolls.
Ich komme zur Verlesung:
Tagesordnungspunkt 2:
„Die Bundesräte Andreas Babler, Kolleginnen und Kollegen bringen“ einen „Entschließungsantrag [...] ein.
Abstimmungen:
Berichterstattung: Antrag, keinen Einspruch zu erheben, wird [...] angenommen [...].
Der Entschließungsantrag [...] wird abgelehnt [...].“
Tagesordnungspunkte 3 und 4:
„Die Bundesräte Christian Fischer, Kolleginnen und Kollegen bringen zu TOP 3“ einen „Entschließungsantrag Beilage 3/1 EA ein.
Die Bundesräte Markus Leinfellner, Kolleginnen und Kollegen bringen zu TOP 3“ einen „Entschließungsantrag Beilage 3/2 EA ein.
Abstimmungen:“
TOP 3: „Berichterstattung: Antrag, keinen Einspruch zu erheben, wird [...] angenommen [...].
Der Entschließungsantrag Beilage 3/1 EA wird abgelehnt [...].
Der Entschließungsantrag Beilage 3/2 EA wird abgelehnt [...].“
TOP 4: „Berichterstattung: Antrag, keinen Einspruch zu erheben, wird [...] angenommen.“
Tagesordnungspunkt 8:
„Die Bundesräte Michael Bernard, Kolleginnen und Kollegen bringen“ einen „Entschließungsantrag [...] ein.
Abstimmungen: Berichterstattung: Antrag, keinen Einspruch zu erheben, wird [...] angenommen [...].
Der Entschließungsantrag [...] wird abgelehnt [...].“
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Erheben sich Einwände gegen die Fassung oder den Inhalt dieses Amtlichen Protokolls? – Ich sehe, das ist nicht der Fall.
Das Amtliche Protokoll gilt daher hinsichtlich der genannten Tagesordnungspunkte 2, 3, 4 und 8 gemäß § 64 Abs. 2 der Geschäftsordnung des Bundesrates mit Schluss dieser Sitzung als genehmigt.
Einlauf und Zuweisungen
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich gebe noch bekannt, dass seit der letzten beziehungsweise in der heutigen Sitzung insgesamt drei Anfragen – 4108/J-BR/2023 bis 4110/J-BR/2023 – eingebracht wurden.
Eingelangt sind der Entschließungsantrag 384/A(E)-BR/2023 der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „höhere Mittel für Länder und Gemeinden aus dem Finanzausgleich, um den Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr umsetzen zu können“, der dem Unterrichtsausschuss zugewiesen wird,
der Entschließungsantrag 385/A(E)-BR/2023 der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „höhere Mittel für Länder und Gemeinden aus dem Finanzausgleich, um den Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr umsetzen zu können“, der dem Ausschuss für Familie und Jugend zugewiesen wird,
der Entschließungsantrag 386/A(E)-BR/2023 der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „höhere Mittel für Länder und Gemeinden aus dem Finanzausgleich, um den Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr umsetzen zu können“, der dem Finanzausschuss zugewiesen wird, und
der Entschließungsantrag 387/A(E)-BR/2023 der Bundesrät:innen Korinna Schumann, Kolleginnen und Kollegen betreffend „höhere Mittel für Länder und Gemeinden aus dem Finanzausgleich, um den Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr umsetzen zu können“, der dem Gleichbehandlungsausschuss zugewiesen wird.
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Die Einberufung der nächsten Sitzung des Bundesrates wird auf schriftlichem Wege erfolgen. Die Sitzungstermine sind für Mittwoch, 12. Juli 2023, 13 Uhr, und Donnerstag, 13. Juli 2023, 9 Uhr, in Aussicht genommen.
Wie immer kommen für die Tagesordnungspunkte jene Beschlüsse in Frage, die der Nationalrat bis dahin verabschiedet haben wird und die dem Einspruchsrecht beziehungsweise dem Zustimmungsrecht des Bundesrates unterliegen.
Die Ausschussvorberatungen sind für den 11. Juli 2023, 14 Uhr, vorgesehen.
Die Sitzung ist geschlossen.
Schluss der Sitzung: 15.27 Uhr
Impressum: Parlamentsdirektion 1017 Wien
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