Nationalrat: Parlamentsparteien einig über großen Handlungsbedarf im Bildungsbereich
Nationaler Bildungsbericht soll zu datenbasierter Schulentwicklung beitragen
Wien (PK) – Der vom Bildungsministerium im Dezember 2024 veröffentlichte Nationale Bildungsbericht bot heute im Nationalrat Grundlage für eine Debatte. Einigkeit herrschte unter allen Fraktionen darüber, dass es im Bildungsbereich viel zu tun gebe. Auch Bildungsminister Christoph Wiederkehr sagte, dass es eine "große Aufholjagd" brauche. Die Datenlage über das System sei gut, somit gebe es "viel, auf das man aufbauen" könne. Er unterstrich die Wichtigkeit der Deutschförderung und versprach dem "Bürokratiemonster im Bildungsbereich" den Kampf anzusagen.
Der Nationale Bildungsbericht wird alle drei Jahre vorgelegt und gliedert sich als umfangreiche Datengrundlage für die Bildungspolitik in die drei Teile Bildungscontrolling, Bildungsindikatoren und Entwicklungsfelder. Als Entwicklungsfelder werden Quereinstiegsprogramme für Lehrpersonen, künstliche Intelligenz im Bildungsbereich, Demokratiebildung sowie die Nutzung von Daten für die Schul- und Unterrichtsentwicklung behandelt. Der Bericht wurde einstimmig zur Kenntnis genommen.
Keine Mehrheit fand ein von Sigrid Maurer (Grüne) eingebrachter Entschließungsantrag, mit dem sie eine zügige Umsetzung eines "Chancenindex" forderte.
Massive Herausforderungen im Bildungsbereich
Der Nationale Bildungsbericht zeige unverblümt, dass das Bildungssystem "in den Graben" gehe, wenn so weitergemacht werde wie bisher, meinte Hermann Brückl (FPÖ). Trotz hoher Ausgaben für Bildung steige jährlich die Zahl jener Kinder mit Problemen bei den Grundkompetenzen. Zudem meinte Brückl, dass die Maßnahmen bei der Deutschförderung der "falsche Weg" seien, da unter dem Begriff "Schulautonomie" die Verantwortung an die Schulen übertragen werde. Kinder, die nicht ausreichend Deutsch können, sollten nicht am Regelunterricht teilnehmen. Die Lösung liege darin, die Zuwanderung "unter dem Titel des Asyls" endlich zu stoppen, meinte Brückl. Auch Wendelin Mölzer (FPÖ) sprach von "mannigfaltigen Problemfeldern" im Bildungsbereich, die in Wien zu einer "Flucht in Privatschulen" führen würde. Das Kernproblem sei laut Mölzer die Massenmigration, die das Bildungssystem "an den Rande des Abgrunds gebracht" hätte. Bei vielen sei der Integrationswille nicht da, meinte er. Daher sollte der Familiennachzug nicht hier, sondern in den Herkunftsländern erfolgen.
Rudolf Taschner (ÖVP) unterstrich die Wichtigkeit der Deutschförderung sowie von Kenntnissen über die Lebenskultur. Aus seiner Sicht brauche es dafür kein neues Unterrichtsfach Demokratiebildung, denn diese Kenntnisse könnten auch in den bereits bestehenden Fächern unterrichtet werden. Agnes Totter (ÖVP) sagte, dass bereits in der letzten Legislaturperiode im Bildungsbereich "viel Gutes erreicht" werden konnte und ging insbesondere auf administrative Unterstützung für Schulen ein. Zudem seien aus ihrer Sicht zur Bewältigung der vielen Herausforderungen die Attraktivierung des Lehrberufs, die Entlastung der Schulen sowie der Ausbau der Schulautonomie nötig. Zudem wies sie darauf hin, dass Volksschulen mehr Unterstützung brauchen würden, ein Zwei-Lehrer-System wäre optimal, zumindest auf der Grundstufe 1. Nico Marchetti (ÖVP) sagte, dass es für die Reformen im Bildungsbereich viel Einsatz sowie die Einbindung der Bundesländer und Schulpartner brauchen werde.
Heinrich Himmer (SPÖ) betonte, dass die im Nationalen Bildungsbericht enthaltenen Zahlen und Fakten evidenzbasierte Entscheidungen ermöglichen würden. Er kritisierte, dass in Österreich Bildung immer noch "vererbt" werde. Daher müsste mehr über "das einzelne Kind" geredet werden und wie man ihm dabei helfen könne, sein Leben besser zu gestalten. Christian Oxonitsch (SPÖ) meinte, dass das föderale System in Österreich für den Bildungsbereich "durchaus ein Problem" darstelle – auch "für eine sachliche Debatte", da immer wieder von einem "Wien-Problem" gesprochen werde, jedoch auch andere Städte genauso betroffen seien.
Martina von Künsberg Sarre (NEOS) betonte, dass das Regierungsprogramm zahlreiche Vorhaben zur Bewältigung der "massiven Herausforderungen" im Bildungsbereich beinhalte. Sie versprach, dass diese Vorhaben Punkt für Punkt abgearbeitet werden, sodass es für alle Verbesserungen geben werde. Als zentrale Vorhaben nannte sie unter anderem die Einführung eines zweiten verpflichtenden Kindergartenjahres, Deutschförderung, Demokratiebildung, bundesweit einheitliche Standards in der Elementarbildung und "Riesenbürokratieabbau". Fiona Fiedler (NEOS) ging auf Stillstand und Rückschritte bei inklusiver Bildung ein und betonte, dass ein inklusives Bildungssystem "kein Nice-to-Have", sondern der einzige Weg nach vorne sei.
Es sei nicht zu akzeptieren, dass nicht alle Kinder in Österreich dieselben Chancen hätten, betonte Sigrid Maurer (Grüne) und forderte mit einem Entschließungsantrag die Umsetzung eines Chancenindex. Demnach sollten Schulstandorte mit besonderen Herausforderungen - insbesondere jene mit sozialer Benachteiligung, sprachlichen Hürden oder hoher Diversität - entsprechend ihres Bedarfs verstärkt mit finanziellen Mitteln und zusätzlichem Personal ausgestattet werden. Dieses Geld solle den Schulen flexibel und zur schulautonomen Verwendung zur Verfügung stehen. Christian Oxonitsch (SPÖ) sagte, dass man ein dazu bereits durchgeführtes Pilotprojekt zuerst evaluieren und dann erst umsetzen wolle. (Fortsetzung Nationalrat) bea
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