DER LIQUIDATOR DER RÖMISCHEN REPUBLIK: GAIUS JULIUS CAESAR
Bis heute bestimmt er die Gestalt Europas
Wien (PK) - Als sie ihn, bei der Säule und dem Standbild seines Partners und Gegners Pompeius, ermordeten, hofften Brutus, Cassius und die anderen Verschwörer noch, die römische Republik zu retten. Aber sein gewaltsamer Tod - nach Goethe die "abgeschmackteste Tat, die jemals begangen wurde" - läutete im Gegenteil das Ende der römischen Republik ein: Nach der Schlacht von Philippi (42 v.Chr.), in der die Republikaner endgültig scheiterten, wurde Cäsar unter die Götter versetzt; die Feiern zu seinen Ehren waren die Leichenfeier für die Republik, sein Neffe, Adoptivsohn und Nachfolger begründete den Prinzipat, der sich zum Kaisertum entwickelte. Kaiser und Zar - vom Namen "Cäsar" abgeleitete Titel - bestimmten bis ins 20. Jahrhundert die Geschicke von Völkern.
"Gallia est omnis divisa in partes tres...", Gesamtgallien ist gegliedert in drei Teile. Generationen von LateinschülerInnen haben mit den ersten Sätzen von Cäsars "Gallischem Krieg" sich in der Kunst der Übersetzung zu üben begonnen. Der Feldherr und der Politiker, der Heerführer und der Staatsmann, aber auch der Reformer (der Julianische Kalender gibt der Russischen Revolution des November 1917 bis heute den Namen "Oktoberrevolution") Julius Cäsar zählt zu den prägenden Figuren der Geschichte. Theophil Hansen hat den Römer unter die lateinischen Geschichtsschreiber auf der Rampe des Parlaments eingereiht, in einer Reihe mit Livius, Tacitus und Sallust. Das Standbild Cäsars wurde von Josef Beyer nach antikem Vorbild (Cäsar-Standbild im römischen Konservatorenpalast) gestaltet.
Die Eroberung Galliens durch Cäsar und sein gewaltsamer Tod im Senat an den Iden des März 44 v.Chr. gehören zum europäischen Basiswissen. Dank Film und Fernsehen mag man auch das Techtelmechtel des Diktators mit der ägyptischen Kleopatra als einigermaßen bekannt einstufen. Befasst man sich ein wenig näher mit der Persönlichkeit dieses Mannes, wie sie uns in seinen eigenen Texten, in Schriften seiner Zeitgenossen und in der schönen wie in der historiographischen Literatur bis auf die jüngste Gegenwart gegenüber tritt, ist es schwer, sich seiner Faszination zu entziehen.
Am 13. Juli des Jahres 100 v.Chr. in ein altadliges römisches Haus geboren, verliert Cäsar mit 15 - im Jahr, als er die "toga virilis" als Zeichen der Volljährigkeit erhält - seinen Vater. Seine Mutter Aurelia lässt ihm nicht nur eine umfassende Bildung angedeihen, sondern prägt ihren Sohn auch sonst nachhaltig. 84 heiratet er Cornelia, eine Tochter Cinnas, der ein Parteigänger des Marius ist. Nach dem Sieg Sullas über Marius und seiner Ernennung zum Diktator ist auch der junge Cäsar - als Schwiegersohn des Cinna und als Verwandter des Marius - in Gefahr. Sulla verlangt die Scheidung Cäsars von Cornelia. Cäsar widersetzt sich, wird geächtet, verliert sein erstes Amt (eines Jupiterpriesters) und flieht. Einem Häscher Sullas entgeht er, indem er sich selbst freikauft. Verwandten gelingt es schließlich, Sullas Verfolgungswut zu besänftigen - wobei aber der Diktator, wie Sueton berichtet, das Talent Cäsars anerkannt haben soll.
Rom unter Sulla ist für Cäsar ein zu heißer Boden. Im Gefolge eines Provinzstatthalters erhält er seine erste Offiziersstelle, kämpft dann vor der kleinasiatischen Südküste gegen Seeräuber. Nach Sullas Tod kehrt er nach Rom zurück, in der Hoffnung auf eine politische Karriere. Aber Sulla hat die Macht der Optimaten gut gesichert, Cäsars Volkspartei kann sie vorerst nicht gefährden. Cäsar macht sich einen Ruf als Redner bei Gericht, wobei er keine Scheu vor Prominenz zeigt und Klage auch gegen Mächtige führt - nur so macht man sich einen Namen.
Die schlechten Karrierechancen in Rom veranlassen Cäsar, zunächst auf Rhodos seine Rhetorik zu verbessern. Auf dieser Reise kommt es zu dem oft berichteten Zwischenfall mit Seeräubern: In der Nähe von Milet gefangen, müssen die Küstenstädte in solchen Fällen Lösegeld für römische Bürger zahlen. Die Kidnapper fordern 20 Talente. Cäsar aber lacht sie aus: Ihr wisst nicht, wen ihr vor euch habt! Er selbst erhöht seinen Preis auf 50 Talente. Seinen Kidnappern kündigt er an, sie kreuzigen zu lassen. Kaum freigelassen, eilt er nach Milet, wirbt Soldaten an und chartert Schiffe, mit denen er die Seeräuber verfolgt. Er nimmt sie gefangen und lässt sie, wie angekündigt, kreuzigen. Es heißt, zur Milderung der Strafe habe er sie vorher erdrosseln lassen - was von manchen als früher Vorschein der berühmten "clementia Caesaris", der Milde Cäsars, gedeutet wird.
74 nach Rom zurückgekehrt, beginnt er seine politische Karriere: 73 wird er Militärtribun, 68 - im Todesjahr seiner Gattin Cornelia - Quästor in Spanien, 65 kurulischer Ädil, 64 iudex quaestorius, 63 Pontifex Maximus - ein Titel, den bis auf den heutigen Tag der römische Papst trägt; 62 Prätor, 61 Proprätor in Spanien. Im Jahr 60 schließt er mit Pompeius und dem märchenhaft reichen Crassus das 1. Triumvirat: Keiner soll ohne die anderen die Verhältnisse verändern können, zu dritt aber bestimmen sie den Lauf der Dinge in Rom und im Reich.
Mit seinen Legionen im Jahr 60 vor Rom liegend, wo er nach seinen militärischen Erfolgen in Spanien einen Triumph feiern soll und will, strebt Cäsar das Konsulat für das Jahr 59 an. Für Cäsar ein Dilemma: Da er sich persönlich bewerben muss, als Militärbefehlshaber die Bannmeile (pomerium) aber nicht überschreiten darf, muss er wählen: entweder Bewerbung (und Verzicht auf die militärische Befehlsgewalt) oder militärische Macht (und Verzicht auf das Konsulat). Cäsars Bitte, die Bewerbung ohne persönliche Meldung zuzulassen - was durchaus üblich war und vom Senat genehmigt werden konnte - bleibt unerfüllt. Cato der Jüngere, einer der Führer der Optimatenpartei, verlegt sich in der Debatte des Senats aufs Filibustern und verhindert so eine Entscheidung zu Gunsten Cäsars - man sieht, wie lange die Tradition mancher parlamentarischer Methoden zurückreicht. Cäsar verzichtet auf den Triumph, legt die militärische Befehlsgewalt nieder - und wird Konsul des Jahres 59.
Nach dem Konsulat soll er Statthalter im Gallien diesseits der Alpen (in etwa Norditalien) werden. Nach dem Tod des Statthalters der Nachbarprovinz Narbonensis (Südfrankreich) fällt ihm auch diese Provinz zu. Acht Jahre lang verwaltet Cäsar seine Provinzen - und mehr als das: In dauernden Kriegseinsätzen unterwirft er die Stämme nördlich der Alpen. Er überquert zwei Mal den Rhein und kämpft gegen die germanischen Völker, er macht zwei Expeditionen nach Britannien, schlägt Aufstände nieder, ordnet die neuen Provinzen und schreibt seinen Kommentar zum Gallischen Krieg - unterwegs, auf dem Pferd sitzend, soll er bis zu sechs Schreibern gleichzeitig diktiert haben.
Dem römischen Establishment sind Cäsars Erfolge ein Dorn im Auge - die auf immer mehr Legionen gestützte Macht bedroht Rom. Man drängt daher auf Ablösung Cäsars als Statthalter. Aber Cäsar will ohnedies nach Rom zurück und sich wieder innenpolitisch betätigen, zunächst durch eine Bewerbung um das Konsulat des Jahres 48. Wie zehn Jahre früher, soll er sein Kommando niederlegen und sich als Privatmann um dieses Amt bewerben. Aber anders als früher soll er sich erst einem Prozess stellen, in dem er vorgeblicher Verfassungsbrüche während seines ersten Konsulats angeklagt ist.
Cäsars Gegner verschärfen die Gangart, um den Senat zu einem Beschluss gegen Cäsar zu bewegen. In aufgeheizter Stimmung ruft der Senat den Notstand aus. Die Volkstribunen - als Cäsars Parteigänger - fliehen, als Sklaven verkleidet, aus Rom. Cäsar erfährt in Ravenna von den Ereignissen in Rom. Am Flüsschen Rubicon, der Grenze seiner Provinz, trifft er mit seinen Getreuen zusammen. Er weiß: Wenn er mit seinen Soldaten den Rubicon überschreitet, bedeutet das Bürgerkrieg.
Asinius Pollio, einer seiner Getreuen, hat die Situation geschildert: Demnach erwägt Cäsar, "wie viel Unglück der Übergang allen Menschen verursachen werde" - und überschreitet dessen ungeachtet den Rubicon. Allerdings nicht mit dem geflügelten Wort "Alea iacta est", das mit "Die Würfel sind gefallen" meist doppelt falsch übersetzt wird: "Der Würfel ist geworfen" würde Wortlaut wie Situation wohl besser treffen. Cäsar soll es auf Griechisch gesagt haben: Anerriphto ho kybos - ein Zitat aus einer Komödie des Menander: "Der Würfel soll geworfen werden" - wem er Glück und wem er Unglück bringen werde, liegt an diesem 10. Jänner des Jahres 49 in der Zukunft verborgen. (In Wirklichkeit, d.h. nach dem Stand der Gestirne, war's der 23. November des Jahres 50 - Cäsar hatte seine Kalenderreform und die Umstellung vom Mond- auf das Sonnenjahr noch nicht vollzogen.)
Einen Krieg im Spätherbst oder Winter zu beginnen, verstößt gegen die Regeln der Kunst. Cäsars Gegner, allen voran Pompeius, sind von Cäsars Vorgehen überrumpelt - es bleibt ihnen keine Zeit für Aufrüstung. Cäsar führt einen Überraschungs- und Blitzkrieg, in Rom bricht Panik aus. Pompeius ordnet die Räumung der Stadt an, Senatoren und Beamte fliehen, wobei sie sogar den Staatsschatz - für Cäsar sehr willkommen - zurücklassen. Nichts scheint Cäsar aufhalten zu können, und viele Überläufer schließen sich ihm an. Nach Italien fallen ihm Sizilien, Sardinien und Korsika zu, es folgt Spanien. Massilia, das heutige Marseille, wird nach Belagerung erobert. Alle Versuche, zu einem Verhandlungsfrieden mit seinen Gegnern zu kommen, scheitern.
Bei Dyrrhachion (heute Durazzo) entkommt Pompeius Cäsars Einschließungsversuch, bei Pharsalos in Thessalien kommt es dann zur entscheidenden Schlacht. Die zahlenmäßig unterlegenen Cäsarianer schlagen das Heer des Pompeius vernichtend, Pompeius selbst flieht über Lesbos, die Südküste Kleinasiens und Cypern nach Ägypten. Bei der Landung nahe Pelusium wird er auf Befehl des Eunuchen Pothinus umgebracht - von einem römischen Soldaten, der unter Pompeuis gegen die Seeräuber gekämpft hatte.
Cäsar verfolgt Pompeius. Er nutzt dabei die Gelegenheit zu einem Besuch Trojas - des Orts, von dem sein mythischer Urahn Äneas einst aufgebrochen war. Cäsar verleiht Troia Steuerfreiheit - wie drei Jahrhunderte vor ihm Alexander. Als er in Ägypten landet, bringt man ihm den Kopf des Pompeius - Cäsar soll sich abgewendet haben.
Angeleitet von den weithin gerühmten Reizen Cleopatras, lässt Cäsar sich in die Auseinandersetzungen um den Thron Ägyptens hineinziehen. Er ist, mit nur wenigen Soldaten, von feindlichen Kräften eingeschlossen, Hilfe kann nur über See kommen. Um dies sicherzustellen, lässt Cäsar Feuer an die im Hafen liegenden ägyptischen Schiffe legen. Die Folgen davon lassen sich nicht ermessen; denn im dadurch verursachten Großbrand geht auch die berühmte Bibliothek von Alexandria unter, in der alle Schätze der griechischen Literatur zusammengetragen waren.
Ein Dreivierteljahr bleibt Cäsar in Ägypten- offenbar nicht allein der Politik wegen. Quasi nebenbei siegt er gegen Pharnakes, Sohn und Thronerbe des Königs Mithridates von Pontus. Mit einem Schiff und einer schwachen Legion bricht er auf, im Vorbeisegeln noch die Verhältnisse in Judäa ordnend: Den Juden erlaubt er, den zerstörten Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen - es wurde der Tempel des Herodes, der im Jahr 70 n.Chr. von Titus zerstört werden sollte. Sechs Wochen nach der Ausfahrt ist die Sache erledigt, der Feind geschlagen: Veni vidi vici, sagt Cäsar lakonisch: Ich kam, sah, siegte.
Als er nach Rom zurückkehrt, gärt es bei den Truppen, die in Italien geblieben waren, Meuterei droht. Abgesandte ihres Feldherrn haben die Aufrührer verprügelt, zwei Senatoren haben sie getötet. Zum Marsch auf Rom bereit, lagern sie auf dem Marsfeld. Cäsar tritt unter sie, nur mit dem Schwert gegürtet. Auf seine Frage, was sie begehrten, fordern sie die Entlassung. Quirites, Bürger, beginnt darauf Cäsar seine Rede an sie, statt des bei ihm gebräuchlichen "Commilitones" - damit ist die Entlassung ausgesprochen. Nach der Rede ihres Feldherrn bitten die so Entlassenen, wieder unter ihm dienen zu dürfen.
Noch gilt es, Afrika zu befrieden. Als Cäsar bei Tunis an Land geht, stolpert er. Aber geistesgegenwärtig wandelt er das Zeichen bevorstehenden Unheils in ein Glückszeichen: Er greift in den Sand mit den Worten: Afrika, ich halte dich fest!
Die Schlacht von Thapsus ist die letzte, in der Kriegselefanten zum Einsatz kommen - von Cäsars Leichtbewaffneten gereizt, richten sie im Lager und in den Reihen Scipios gewaltigen Schaden an. Die Republikaner sollen in dieser Schlacht 50.000, Cäsar hingegen nur 50 Mann verloren haben. Cato, der langjährige Gegner Cäsars, dessen Urgroßvater gegen Karthago gekämpft und dessen Vernichtung gefordert hatte, gibt sich den Tod, um nicht durch Cäsars Gnade leben zu müssen.
Nach Rom zurückgekehrt, hält es ihn dort nicht lange. Nach Abhaltung eines vierfachen Triumphes (über Gallien, Ägypten, Pontus und Afrika) geht er neuerlich nach Spanien, um die Söhne des Pompeius zu bekriegen. Nach dem Sieg bei Munda feiert Cäsar einen weiteren Triumph - manchem Römer, nicht nur den Sympathisanten der Optimaten, mag es bitter erschienen sein, dass damit wohl am eindeutigsten ein Triumph nicht über besiegte Völker, sondern über Römer gefeiert wurde.
Cäsar ist damit im Jahr 45 am Ziel. Aber kann ein Cäsar jemals "am Ziel" sein? Auch Alexander war nie "am Ziel", denn immer noch gab es etwas jenseits jeden Ziels. Cäsar möchte die Kodifikation des geltenden Rechts vornehmen. Sechs Jahrhunderte nach ihm hat Justinian das vollbracht. Er möchte einen Kanal durch die Landenge von Korinth bauen. 1881 bis 1893 ist auch das gelungen.
Die Welt ist befriedet oder unterworfen, Cäsar ist Alleinherrscher, die Optimaten sind so geschwächt, dass sie sich nicht so bald erholen würden. Nur ein Problem ist noch ungelöst: An der Ostgrenze des Reiches geben die Parther keine Ruhe. Auf der römischen Ehre stört der hässliche Fleck der vernichtenden Niederlage, die Crassus 53 v.Chr. bei Carrhae erlitten hat, bei der nicht nur die römischen Legionen vernichtet wurden, sondern auch die Feldzeichen, die Symbole von Roms Macht und Größe, den Parthern in die Hände fielen. Wer könnte diesen Makel tilgen wenn nicht Cäsar! Und der, mittlerweile 56 Jahr alt, beginnt, gründlich wie immer, einen Feldzug gegen die Erbfeinde im Osten vorzubereiten.
Parallel dazu bereiten eine Handvoll Senatoren - an den Iden des März werden es rund 70 sein - ein Attentat auf Cäsar vor. Immerhin besteht auch die Möglichkeit, dass der verhasste Diktator den Ostfeldzug nicht überleben würde. Aber sollte er die Parther bezwingen, wäre er in Rom endgültig unbezwingbar - und dann womöglich bereit, sich zum König krönen zu lassen. Am 18. März will er zu seinem Heer gehen. In der Sitzung des Senats am 15. März 44 sollen die letzten Beschlüsse für den Feldzug getroffen werden.
"Nimm vor des Märzen Idus dich in acht", lautet die Warnung des Sehers in Shakespeares Tragödie "Julius Cäsar". Am Vorabend, beim Gastmahl bei Lepidus, kommt die Rede auf den Tod. Cäsars Wunsch: Plötzlich und unerwartet möge der Tod ihn treffen. Viele üble Vorzeichen soll es gegeben haben. Cäsars Frau, Calpurnia, wird von bösen Ahnungen gequält. Sie bringt Cäsar so weit, dass er die Sitzung absagen lässt. Aber einem der Verschwörer gelingt es, Cäsar umzustimmen. Cäsar, wie immer ohne Leibwache - es gebe nichts Elenderes als dauernde Bewachung, sagt er, denn sie zeige, dass man in ständiger Furcht lebe - trifft um 11 Uhr im Senat ein. Cäsar setzt sich. Er wird von den Verschwörern, als wollten sie ihn mit Bitten bestürmen, umringt. Dann stoßen sie zu. Einem der Attentäter durchbohrt Cäsar mit seinem Schreibgriffel den Arm. Dann erkennt er, wie seine Sache steht. Mit der Rechten verhüllt er sein Haupt mit der Toga, mit der Linken zieht er das Gewand bis zu den Unterschenkeln hinab - und fällt, aus 23 Wunden blutend.
Den Frieden, der so greifbar nah schien, wird sein Adoptivsohn Octavian bringen - nach einem neuen und blutigen Bürgerkrieg.
Theophil Hansen hat Cäsar als Geschichtsschreiber auf der Rampe des Parlaments platziert. Das überrascht denn doch ein wenig, setzt man Cäsars historiographisches Werk in Bezug zu seinen übrigen Leistungen - auch wenn Tacitus, Cäsars Kollege auf der Parlamentsrampe, ihn für den "größten der Autoren" (summus auctorum) hält. Sein schriftstellerisches Hauptwerk sind die Beschreibung des Krieges in Gallien (7 Bücher von Cäsar, das 8. von seinem General Hirtius) und des Bürgerkriegs. Andere Schriften (Gedichte, darunter eine Reisebeschreibung, eine Ödipus-Tragödie, ein Werk über Analogie, eine Auseinandersetzung mit Cato, ein Text über Herkules) sind verloren.
Als Brutus ihn durchbohrte, berichten manche Quellen, soll Cäsar die berühmten Worte gesprochen haben "Et tu, Brute?" Auch du, Brutus? Shakespeare scheint davon so beeindruckt gewesen zu sein, dass er in seiner Cäsar-Tragödie den Sterbenden diese drei Wort im lateinischen Original sagen lässt. Ob es Cäsars letzte Worte waren? Oder sagte er "Auch du, mein Sohn?", wie andere berichten? Sueton, der zu Zeiten des Kaisers Hadrian (117 - 138) Zugang zum Staatsarchiv hatte, bezweifelt die Echtheit dieser offenbar schon sehr früh erzählten Anekdote. Aber große Männer können nach der Meinung der Nachwelt nicht ohne ein großes Wort aus der Welt gehen. Und ein "Großer" war Gaius Julius Cäsar unbestritten.
(Schluss)