DIE SOZIALE LAGE IN ÖSTERREICH IM JAHR 1995
Zahl der Langzeitarbeitslosen nahm ab
Wien (PK) - Der Bundesminister für Arbeit und Soziales hat dem Parlament einen umfangreichen Bericht über die soziale Lage 1995, registriert unter III-68 d.B., übermittelt. Daraus geht hervor, dass die Zahl der unselbständig Beschäftigten 1995 gegenüber 1994 um 3.000 auf 3,068.000 - davon 2,768.00 InländerInnen und 300.000 AusländerInnen (inklusive EWR-Staatsangehörige) - gesunken ist. Der Anteil der ausländischen Beschäftigten betrug 9,8 %.
1995 standen einer ausländischen Wohnbevölkerung von 723.000 eine Zahl von rund 380.000 ÖsterreicherInnen im Ausland gegenüber. Von diesen Personen hatten 85.000 in Deutschland und 30.000 in der Schweiz ein aufrechtes Beschäftigungsverhältnis.
DIE ARBEITSLOSIGKEIT ...
Die Arbeitslosenquote der InländerInnen lag mit 6,4 % deutlich unter jener der AusländerInnen, wobei es Unterschiede sowohl zwischen in- und ausländischen Frauen als auch zwischen in- und ausländischen Männern gab. Die hohe Arbeitslosenquote ausländischer Männer ist primär eine Folge des hohen Anteils der Ausländerbeschäftigung in Saisonbranchen.
Von den 687.000 insgesamt von Arbeitslosigkeit betroffenen Personen hatten 165.000 - 83.000 Männer, 82.000 Frauen - mehr als sechs Monate keine Arbeit. Davon waren rund 71.000 länger als ein Jahr ohne Beschäftigung, was gegenüber dem Jahr 1994 einen Rückgang um 4.000 oder 5 % bedeutete. Das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit konzentrierte sich vor allem auf die Bundesländer Niederösterreich, Steiermark und Wien.
Die mittlere Höhe der monatlichen Leistungen an Arbeitslose (inklusive allfälliger Familienzuschläge) betrug 1995 8.600 S, das mittlere Arbeitslosengeld machte 8.900 S, die mittlere Notstandshilfe 7.100 S aus.
Die Zahl der Lehrstelleneintritte lag mit rund 37.000 etwas unter dem Vorjahresniveau. Die Gesamtzahl der Lehrstellensuchenden betrug 41.000, denen genauso viele offene Lehrstellen gegenüberstanden.
... DIE SITUATION DER SOZIALVERSICHERUNG ...
Im Berichtsjahr wurden Gesamtausgaben von 380,03 Mrd. S ausgewiesen, denen Gesamteinnahmen in der Höhe von 376,19 Mrd. S gegenüberstanden. Die Einnahmen stammten zu mehr als drei Viertel aus Versichertenbeiträgen. Die Leistungen des Bundes umfassten etwa 54 Mrd. S, wobei der Grossteil auf die sogenannte Ausfallhaftung des Bundes zur Abdeckung der Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben in der Pensionsversicherung sowie auf die Ersätze des Bundes für die Ausgleichszulagen entfiel.
Vorläufige Berechnungen gehen von Gesamtausgaben der Krankenversicherung in der Höhe von 113,21 Mrd. S, der Pensionsversicherung von 254,57 Mrd. S und der Unfallversicherung von 12,25 Mrd. S aus.
1995 waren 5 Millionen beitragsleistende Personen krankenversichert; dazu kommen rund 2,7 Millionen mitversicherte Angehörige. Somit waren 99 % der Bevölkerung krankenversichert.
Die Ausgaben für den Spitalsbereich betrugen 35,2 Mrd. S, das sind 31 % der Gesamtausgaben der Krankenversicherung. Insgesamt leistete die Sozialversicherung einen Beitrag von 45,1 Mrd. S zur Finanzierung der Spitäler.
Knapp über 3 Millionen Menschen waren 1995 pensionsversichert. Im Vergleich zum Beschäftigtenanstieg wuchs die Zahl der Pensionen stärker, sodass die Relation zu den Aktiven gegenüber 1994 anstieg. 1995 kamen 601 PensionsempfängerInnen auf 1.000 Versicherte. Nach wie vor entfallen zwei Drittel aller Pensionen auf Frauen.
Die höchstmögliche monatliche ASVG-Eigenpension (ohne Zulagen und Zuschüsse) belief sich auf 26.521 S brutto, die höchstmögliche Witwenpension auf 15.913 S.
... Die VERTEILUNG DES VOLKSEINKOMMENS ...
227.500 unselbständig Beschäftigte (190.700 Männer und 36.800 Frauen), also 7,2 % aller Arbeitnehmer, verdienten im Berichtsjahr als Angestellte, Beamte oder Arbeiter mehr, als die Höchstbeitragsgrundlage zur Pensionsversicherung ausmacht, das heisst mehr als 37.800 S (ohne Sonderzahlungen). Gemäss den hochgerechneten Daten der Lohnsteuerstatistik 1994 erhielten 1995 rund 112.000 Lohnempfänger zwischen 50.000 S und 70.000 S monatlich (ohne 13. und 14. Monatsbezug), etwa 40.000 Personen zwischen 70.000 S und 100.000 S und etwa 26.000 über 100.000 S.
Insgesamt wurden 1995 240.000 Personen, 160.000 Frauen und 80.000 Männer, registriert, die bei Annahme einer Vollzeitbeschäftigung einen Bruttolohn von weniger als 12.000 S erhielten.
... DIE GEHÄLTER UND RUHEBEZÜGE DER ÖFFENTLICH BEDIENSTETEN ...
Das Durchschnittseinkommen der Beamten lag 1995 bei 35.100 S und der Vertragsbediensteten bei 22.100 S. Das Medianeinkommen der Vertragsbediensteten erreichte somit nur 62 % des Medianeinkommens der Beamten. Diese Einkommensdifferenz ist in der unterschiedlichen Qualifikationsstruktur der Altersgliederung und zu einem wesentlichen Teil in den zahlreichen Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen bei den VB begründet.
An der Spitze der Lohnhierarchie stehen im Bundesdienst die ordentlichen Hochschulprofessoren mit einem durchschnittlichen Monatsbezug von 77.000 S, gefolgt von den Beamten der Schulaufsichtsbehörden mit 63.000 S.
Der durchschnittliche monatliche Ruhebezug eines öffentlich Bediensteten betrug 1995 31.900 S, der mittlere Ruhebezug 27.200 S. 10 % der Ruhebezüge liegen zwischen 10.000 und 20.000 S, 46 % zwischen 20.000 und 30.000 S, 18 % zwischen 30.000 und 40.000 S, 16 % zwischen 40.000 bis 50.000 S und 10 % über 50.000 S.
81 % der Ruhebezugsempfänger sind Männer. In fast allen Verwendungs- und Besoldungsgruppen liegen die Ruhebezüge der Männer über denen der Frauen.
SOWIE DIE BEHINDERTENPOLITIK
Zum Stichtag 31.12.1995 gehörten 66.087 Personen dem Kreis der begünstigten Behinderten an; das sind um rund 3.000 mehr als 1994.
Beim Bund waren von 7.500 Pflichtstellen rund 1.400 nicht besetzt. Manche Ministerien - wie das Sozialministerium - haben ihre Einstellungsverpflichtung allerdings bei weitem erfüllt, wird im Bericht positiv vermerkt.
In den acht geschützten Werkstätten mit ihren 18 Betriebsstätten gab es bei einer Gesamtbeschäftigtenzahl von 1.300 Personen 1.030 Behinderte. Die Durchlässigkeit von diesen Werkstätten in den freien Arbeitsmarkt liegt bei derzeit 3 % jährlich. Um die berufliche Integration von behinderten ArbeitnehmerInnen zu erleichtern, wurden 1995 für Individualförderungen 216 Mill. S aufgewendet. Der grösste Teil der Förderungen, nämlich 132 Mill. S, entfiel auf Lohnkostenzuschüsse. Für Mobilitätshilfen - vor allem Pkw-Zuschüsse und Fahrtkostenzuschüsse für RollstuhlfahrerInnen - wurden 31,5 Mill. S zur Verfügung gestellt. (Schluss)