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Im Hohen Haus am Ring und in allen zugehörigen Nebengebäuden gibt es immer wieder etwas zu reparieren oder umzubauen. Zuständig für die Umsetzung dieser Arbeiten ist das Team "Gebäudebetrieb". Host Tatjana trifft in dieser Folge Werkmeister Josef Bierbaumer. Seit 37 Jahren arbeitet er fürs Parlament und mit seinem Team managt er die Umbau- und Reparaturarbeiten. Er legt auch selbst mal Hand an, wenn es sein muss. Und nicht nur das. Er ist auch der Meister über ein ganz besonderes Archiv - das Gedächtnis des Hauses, wenn man so will: Ein unterirdisches Lager, in dem Überbleibsel aus früheren Zeiten gelagert sind – von Wanduhren über die alten Lüftungsapparaturen bis hin zum Finger der Pallas-Athene-Statue vor dem Parlament. Natürlich lassen wir uns auch das nicht entgehen…
Wenn Ihr Feedback, Fragen oder Themenvorschlägen zum Podcast habt, schreibt uns gerne an: podcast@parlament.gv.at
© Parlamentsdirektion/BEBE Medien
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BIERBAUMER: Früher haben wir eine Tapeziererei, sogar eine Tischlerei, eine Schlosserei haben wir gehabt. Und das hat man im Zuge der Reformen, der Umstrukturierung des Parlamentes geschlossen. Das ist der Wandel der Zeit praktisch.
Tatjana LUKÁŠ: Wow, sehr spacig und sehr kurz. Wie viele Meter sind das?
BIERBAUMER: Geschätzt 25 Meter.
LUKÁŠ: 25 Meter mit spacigen LED-Lichtleisten, ganz in Weiß gehalten.
BIERBAUMER: Jetzt kommen wir in den Ringkanal. Früher wurde das Haus beheizt auch über die Luft und gekühlt. Und da ist über große Lüftungsanlagen in den Ringkanal Luft reingeblasen worden.
LUKÁŠ: Was ist das? Ein Finger?
BIERBAUMER: Das ist ein Finger von der Pallas Athene.
LUKÁŠ: Ein Finger von der Pallas Athene? Was macht der da?
BIERBAUMER: Naja, es gibt Vandalen, die haben wir schon früher gehabt. Die sind am Brunnen raufgeklettert vorne am Parlament. Und das ist jetzt abgebrochen worden.
Jingle: Rund ums Parlament. Der Podcast des österreichischen Parlaments.
LUKÁŠ: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von "Rund ums Parlament", dem Podcast des österreichischen Parlaments. Mein Name ist Tatjana Lukáš, schön, dass ihr wieder mit dabei seid. Wir sind weiterhin mit Menschen unterwegs, die das Parlament und die Gebäude des Parlaments am Laufen halten. Jeden Tag und in allen Belangen. Und heute treffen wir jemanden, der nicht nur immer dann ins Spiel kommt, wenn an den Gebäuden etwas repariert oder umgebaut werden muss. Er ist auch der Mann, der uns quasi ins Gedächtnis des Parlamentsgebäudes führen kann. Herzlich willkommen in diesem Podcast, Josef Bierbaumer.
BIERBAUMER: Guten Morgen, ich möchte Sie ebenfalls begrüßen hier im Parlament, in der Reichsratsstraße 9, im sechsten Stock. Hier oben haben wir auch eine Baustelle, Umbauarbeiten, was zu unserer Arbeit eigentlich gehört, vom Hochbau. Ich gehöre zum Gebäudebetrieb Hochbauabteilung und wir schauen, dass das Haus am Laufen bleibt. Da spielt mit die Betreuung der Baustellen, die unsere Projektleiter entwickeln und wir dann machen die Baubegleitung. Ich habe vor 30 Jahren die Bauaufsichtsprüfung gemacht und dadurch bin ich da jetzt ein bisschen sehr involviert.
LUKÁŠ: Und wie lange sind Sie schon da?
BIERBAUMER: Am 2. November vorigen Jahres waren es 37 Jahre.
LUKÁŠ: 37 Jahre. Also haben Sie alles Mögliche miterlebt und haben natürlich auch den Umbau vom Parlament hautnah mitbekommen.
BIERBAUMER: Ja, ich habe schon einiges erlebt. Ich könnte da den ganzen Vormittag drüber referieren.
LUKÁŠ: Das machen wir schon!
BIERBAUMER: Angefangen habe ich am 2. November 1987 als einfacher Hausarbeiter. Und dann, zwei Jahre später, habe ich die Bauaufsichtsprüfung praktisch gemacht, aber leider war da nichts frei. Ewig Hausarbeit, da will man nicht sein, man will sich ja weiterbilden, weiterentwickeln praktisch. Und da war zufälligerweise eine Planstelle in der Druckerei frei. Und das hat mir sehr gefallen, weil mit den Maschinen arbeiten, da musste auf Offset-Maschinen gedruckt werden.
LUKÁŠ: Die waren riesig, oder?
BIERBAUMER: Die waren riesig, ja. Und da habe ich sie auch reparieren dürfen, in Stand halten, warten und das alles. Und 2009, da habe ich als Schlosser angefangen in der technischen Gebäudeverwaltung zu arbeiten.
LUKÁŠ: Und wir sind ja heute hier im sechsten Stock in der Reichsratsstraße 9, weil es da drüben eine Baustelle gibt. Wollen wir da mal ganz kurz rübergehen?
BIERBAUMER: Ja schauen wir rüber. Bitte, gerne.
LUKÁŠ: Sie zeigen mir ein bisschen, was da gerade gemacht wird. Und dann kann ich Sie nämlich auch gleichzeitig fragen, Sie haben uns jetzt vorher erzählt, wie Sie dazu gekommen sind und dass Sie dann in der Druckerei gearbeitet haben und immer an den Maschinen auch mitgearbeitet haben: Sind Sie auch heute noch handwerklich tätig?
BIERBAUMER: Wenn es Not ist, mache ich es selber noch.
LUKÁŠ: Was heißt das? Wenn man gerade keinen Handwerker findet?
BIERBAUMER: Nein, wir sind im Team zu viert. Mein Leiter, der Herr Weißenbacher, ich bin jetzt sein Stellvertreter geworden nach einem halben, dreiviertel Jahr.
LUKÁŠ: Gratuliere.
BIERBAUMER: Dankeschön. Jetzt haben wir noch zwei weitere Mitarbeiter. Einer ist für die Schlüsselverwaltung zuständig und seit Oktober vorigen Jahres haben wir den Herrn Nowotny gekriegt. Der ist ein Schlosser und der macht meine Arbeiten, was ich früher gemacht habe. Ich hoffe, dass ich ihn gut einschulen kann, bis ich in Pension gehe. Weil ich habe ja noch mal sechs Jahre. Werden wir sehen.
LUKÁŠ: In sechs Jahren wird es sich machen lassen. Jetzt haben wir im Hintergrund schon gehört, wie ein bisschen gebohrt wird. Dadurch dass wir ja ein Podcast sind, kann man uns nur hören. Das heißt, man sieht ja kaum was, außer auf Social Media dann natürlich die Bilder, die unser toller Fotograf macht. Würden Sie uns ganz kurz beschreiben, was in diesem Raum gemacht wird und wie der gerade ausschaut?
BIERBAUMER: Wir befinden uns am Parkgeschoss. Das ist ein großer Raum mit Dachflächenfenster. Es waren früher zwei Büros und durch die Raumrochade wollte der neue Nutzer, kann man sagen, der wollte einen großen Raum machen. Da haben wir jetzt zwei Zwischenwände rausgerissen, eine Trockenbauausführung, eine in massiv und die Türen rausgenommen, die haben anderweitig Verwendung gefunden, wir haben mehrere Baustellen.
LUKÁŠ: Wie viele Baustellen haben Sie denn gerade?
BIERBAUMER: Mal fünfe, sechse sicher.
LUKÁŠ: Fünfe, sechse sicher?
BIERBAUMER: Es kommen immer ein paar weg und laufend dazu. Es wird einfach nicht fertig. Im Epstein drüben haben wir momentan ein Kondensatproblem bei den Fenstern.
LUKÁŠ: Im Palais Epstein?
BIERBAUMER: Palais Epstein, ja. Und das sind alte Kastenfenster und das ist schwierig wegen dem Taupunkt und die kondensieren auf der Innenscheibe, dann rinnt das Wasser herunter. Da haben wir gestern die Not-Sofortmaßnahme gesetzt.
LUKÁŠ: Aha, wegen dem Schimmeln?
BIERBAUMER: Ja, das Holz schimmelt gerne, das ist eine Gefahr für das Haus. Die Bauphysik ist eine heikle Geschichte für die Bausubstanzen.
LUKÁŠ: Ja, weil beim Denkmalschutz, da muss man bei allem besonders aufpassen, was man repariert oder ersetzt, gell?
BIERBAUMER: Richtig, ja. Das ist nicht so einfach. Da kann man nicht so tun wie bei einem Einfamilienhaus, zack, zack, das geht nicht so schnell.
LUKÁŠ: Sehr gut. Sie haben gesagt, früher hat es eigene Werkstätten gegeben, wo wir über die Reparaturarbeiten gesprochen haben. Jetzt nicht mehr, aber es gibt wohl noch Werkstätten. Aber wer betreibt denn die jetzt?
BIERBAUMER: Früher haben wir eine Tapeziererei, sogar eine Tischlerei, eine Schlosserei haben wir gehabt. Und das hat man im Zuge der Reformen, der Umstrukturierung des Parlamentes geschlossen. Das ist der Wandel der Zeit praktisch.
LUKÁŠ: Aber es gibt immer noch Werkstätten?
BIERBAUMER: Ja, es gibt noch Werkstätten drüben. Aber dadurch, dass die Bundesimmobiliengesellschaft das Ganze betreibt und macht, haben die da eigene Werkstätten eingerichtet. So ganz unumgänglich ist das auch nicht.
LUKÁŠ: Ja eben, was ist, wenn ein Stuhl kaputt ist oder das Leder reißt oder man braucht eine Polsterei?
BIERBAUMER: Werkstätten werden immer gebraucht.
LUKÁŠ: Mir wurde ja gesagt – wir sind ja erstens ein Spaziergang-Podcast eigentlich. Und mir wurde gesagt, dass durch die Sanierung so einiges an alten Dingen übriggeblieben ist und dass die alle in einem Raum drüben im Parlamentsgebäude aufgebaut werden. Das ist so etwas wie ein Gebäudearchiv.
BIERBAUMER: Ja, wir haben sicher nichts weggeschmissen, alles aufgehoben und das haben wir eingelagert. Zusammenfassend in einer ehemaligen Klimazentrale war das, da haben wir Regale reingemacht und da haben wir das eingelagert. Das sind ja historische Werte, das kann man mit Zahlen nicht aufschätzen.
LUKÁŠ: Ich stelle mir das ein bisschen vor wie in einem Antiquariat, Messingfiguren und Türschnallen und Uhren. Ein bisschen ein unsichtbares Museum eigentlich.
BIERBAUMER: Ja.
LUKÁŠ: Würden Sie so lieb sein und uns da vielleicht hinführen?
BIERBAUMER: Ja, bitte gerne.
LUKÁŠ: Gehen wir mal hin und dann können wir uns auf dem Weg noch ein bisschen über Persönliches über Sie unterhalten. Und wenn ich mir etwas wünschen darf, wir könnten einfach über die Straße gehen. Aber wir sind nicht nur Spaziergang-, sondern auch ein bisschen ein Abenteuer-Podcast.
BIERBAUMER: Sehr schön!
LUKÁŠ: Sicher, muss man immer rausholen. Und vielleicht können wir unterirdisch gehen?
BIERBAUMER: Ja, da gibt es einen Kollektorgang zwischen Reichsratsstraße 9 und Parlament und den werden wir benutzen.
LUKÁŠ: Super, sehr gut, da freue ich mich. Wir sind jetzt wieder im Gang, nehmen den Lift, rufen wir mal den Lift. Da braucht man keine Karte bei diesem Lift, sonst im Parlamentsgebäude muss man überall...
BIERBAUMER: Ja, das war auf Wunsch des Klubs. Die haben das so wollen.
LUKÁŠ: Ja, das ist fein für normale Menschen, dass sie auch ohne Karte den Lift benutzen können.
BIERBAUMER: Es ist da schon schwierig geworden, weil du überall die Zutrittsberechtigung hast. Ich habe es auch nicht überall, muss ich ganz ehrlich sagen. Manchmal müssen wir auch die Zustimmung holen, dass wir da noch einen Zutritt erlangen.
LUKÁŠ: Je nachdem, wo die nächste Baustelle ist, müssen dann eigene Zutrittsberechtigungen erteilt werden?
BIERBAUMER: Ja.
LUKÁŠ: Verstehe. Also sind Sie oft in diesem kleinen Sicherheitsbüro, in dem wir auch schon mal waren?
BIERBAUMER: Ja. Ich bin fast den ganzen Tag unterwegs. Ab und zu wenn ich Rechnungen machen muss oder Angebote einholen muss oder Bestellungen schreiben muss, da bin ich schon im Büro.
LUKÁŠ: Jetzt haben ja viele Menschen einen Schrittzähler am Handy und ich schätze mal, Sie haben ein Handy. Haben Sie auch einen Schrittzähler am Handy?
BIERBAUMER: Ja.
LUKÁŠ: Und wie viele Schritte pro Tag schaffen Sie?
BIERBAUMER: Minimum 10.000. Durchschnit 15 und das Maximum waren mal 28.000, aber da haben wir noch die Hofburg drüben gehabt, da waren die Wege sehr weit. Und wenn du da fünf, sechs Mal herumgegangen bist, dann war es schon ein bisschen anstrengend.
LUKÁŠ: Ja, na ja, immerhin ist es kein schircher Weg durch die Schlösser und Parkanlagen der Hauptstadt.
BIERBAUMER: Das ist der Wermutstropfen von dem Ganzen, dass wir da in einem schönen Haus arbeiten, in einer schönen Umgebung. Das ist schön, hier zu arbeiten.
LUKÁŠ: Ja, das versteh ich. Wir sind jetzt im Untergeschoss angekommen und da vorne sehe ich eine Stahldrehtür. Das heißt, wir nähern uns dem Tunnel. Die Tür ist offen, sehr gut. Dann würden Sie vielleicht, Herr Bierbaumer, vorausgehen? Denn ich habe diesen unterirdischen Gang noch nie beschritten. Genau, danke. Wow, das ist ja spacig und sehr kurz. Ich habe mir einen sehr langen krassen Gang vorgestellt, aber dieser Gang ist… Wie viele Meter sind das?
BIERBAUMER: Geschätzte 25 Meter.
LUKÁŠ: 25 Meter mit spacigen LED-Lichtleisten, ganz in weiß gehalten.
BIERBAUMER: Es wurde im Zuge der Parlamentsrenovierung der Kollektorgang modernisiert, neu ausgestaltet. Und ich finde es super, es schaut aus, als ob wir ein Raumschiff, ein Raumschiff Enterprise…
LUKÁŠ: Jane Fonda lässt grüßen, sage ich. Und warum heißt der Kollektorgang?
BIERBAUMER: Es ist auch nicht ein reiner Verbindungsgang, es sind Heizungsräume angebunden, Kühlanlagen, Strom.
LUKÁŠ: Es ist auch ein bisschen kühl, muss man sagen.
BIERBAUMER: Ja, wir befinden uns so circa drei Meter unter der Erde, das ist schon die Naturkühle. Das ist die Sache, das Schöne an einem Weinkeller, da ist es im Sommer schön kühl drunten. Den Effekt haben wir halt auch da herunten.
LUKÁŠ: Verstehe, der Kollektorgang. Sehr gut. Dann sind wir jetzt im Parlamentsgebäude nach 25 Metern schon wieder angelangt. Cool, dass wir das gemacht haben. Und wo gehen wir jetzt hin?
BIERBAUMER: Jetzt gehen wir ins Parlamentsgebäude.
LUKÁŠ: Okay.
BIERBAUMER: Darf ich die Tür öffnen?
LUKÁŠ: Ich bitte darum.
BIERBAUMER: Jetzt kommen wir in den Ringkanal. Früher wurde das Haus auch über die Luft beheizt und gekühlt. Und da ist über große Lüftungsanlagen in den Ringkanal, das ist ein begehbarer Ringkanal, ist Luft reingeblasen worden. Und da waren auf der Seite früher Schächte und da ist die Luft raufgeströmt in die jeweiligen Räume zum Kühlen oder zum Heizen.
LUKÁŠ: Ja, ja, okay. Und Ringkanal, weil wir direkt jetzt unter dem Ring sind, oder?
BIERBAUMER: Nein, der Ring umschließt das Haus. Das ist der äußere Ring.
LUKÁŠ: Aha, der Parlamentsring.
BIERBAUMER: Ja, der interne Ring.
LUKÁŠ: Der interne Ring.
BIERBAUMER: Das ist der hauseigene Ring.
LUKÁŠ: Ah, der hauseigene Ring. Ich wusste nicht, dass das Parlament einen eigenen Ring hat. Wow. Ja, sehr gut. Dann vielleicht gehen wir jetzt zu diesem Raum. Zu diesem ominösen Museum/Archiv. Wohin, in welche Richtung müssen wir uns da wenden, lieber Herr Bierbaumer? Ah, wir stehen direkt davor. Die letzten Meter, bevor wir da jetzt hingehen, nutze ich noch für unsere drei Fragen, die immer bisschen…
BIERBAUMER: Ins Private gehen.
LUKÁŠ: Ins Private gehen, genau. Immer private Meinungen abholen. Die erste Frage an Sie wäre: Frühling oder Herbst?
BIERBAUMER: Frühling, weil das Erwachen der Blumen und das Grünsein, das ist das Schönste, das gibt es nichts Schöneres als den Frühling für mich.
LUKÁŠ: Sehr gut, dann nähern wir uns ja einer guten Zeit. Kompromiss oder beste Lösung?
BIERBAUMER: Das Leben besteht nur aus Kompromissen. Jeder kann nicht seinen Willen durchsetzen, weil sonst wird die Sache ganz einseitig. Das geht auch in der Partnerschaft, das geht in der Politik so. Das Leben ist ein einziger Kompromiss.
LUKÁŠ: Und in der Arbeit auch?
BIERBAUMER: In der Arbeit auch, ja.
LUKÁŠ: Und die letzte Frage lautet, wo fängt für Sie Demokratie an?
BIERBAUMER: Demokratie ist für mich eine Ausgewogenheit politischer Kräfte und jeder muss, wie gesagt, beim Kompromiss schon etwas nachlassen, geben und nehmen. Das, was ich nicht will, ist Absolutismus.
LUKÁŠ: Da schließe ich mich an.
BIERBAUMER: Ja, bitte.
LUKÁŠ: Demokratie ist eine gute…
BIERBAUMER: Einrichtung.
LUKÁŠ: Erfindung. Die wollen wir uns behalten.
BIERBAUMER: Die Ausgewogenheit der Kräfte. Jeder muss ein bisschen was nachgeben, kriegt auch dafür was. Man hat im Leben nicht nur Rechte, man hat auch Pflichten, oder?
LUKÁŠ: Ja, also in meinem Leben ist das so auf jeden Fall. Und ich kenne niemanden, der sich das anders drehen hätte können, muss ich sagen. Wenn wir jetzt in den Raum gehen, wo ist denn der Raum?
BIERBAUMER: Da müssen wir noch ein bisschen gehen.
LUKÁŠ: Müssen wir noch ein bisschen gehen. Ich habe nämlich noch eine Frage übrig, bevor wir uns in diesem Raum den Geschichten der Gegenstände widmen. Wenn Sie jetzt jemand anruft und sagt, da ist was kaputt, die Tür, der Polster, die Türschnalle, was auch immer. Gehen Sie dann los und schauen, was zu reparieren ist oder wie ist der Ablauf des Reparaturvorgangs, von dem Anruf bis zur reparierten Tür, dem Polster, dem Gegenstand?
BIERBAUMER: Es gibt zwei Arten. Das ist die telefonische, das, was Sie gerade erwähnt haben. Und dann gibt es die digitale. Da haben wir ein digitales […]. Die Tickets nennt sich das. Und da kriegen wir sie über elektronischen Weg, die Fehlermeldung, Reparaturmeldung oder den Wunsch.
LUKÁŠ: Aber darf ich fragen, melden sich da die Geräte selbst, so wie beim Internet of Things, oder melden schon noch Menschen die Geräte?
BIERBAUMER: Wie es bei uns beim Hochbau ist, melden sich die Menschen. Wir versuchen es sehr zeitnah oder innerhalb kürzester Zeit, je nachdem, was für Fehler es sind, dass wir da noch etwas erledigen. Und wenn es Kleinigkeiten sind, machen wir es selber, beziehungsweise unsere eigenen Arbeiter. Und wenn nicht, müssen wir eine Firma beauftragen.
LUKÁŠ: Jetzt wissen ja viele Leute, die Häuser besitzen, Wohnungen oder sonst was, dass es derzeit wahnsinnig schwierig ist, Handwerker zu finden. Geht es dem Parlament auch so?
BIERBAUMER: Ja, da kann ich ein Lied singen davon. Das Problem haben wir auch genauso. Vor allem es geht ja nicht darum, eine Firma zu finden. Es muss eine gute Firma sein, die auch qualifiziert dafür ist, dass sie die Arbeit erledigen können. Weil der Billigstbieter ist nicht der Bestbieter. Das ist so eine Sache, oder?
LUKÁŠ: Das stimmt oft. Das sollte dann auch wieder ein bisschen halten, beziehungsweise das Parlament hat ja einen hohen Qualitätsanspruch, wenn man sich umschaut, wie wunderschön alles ist.
BIERBAUMER: Wir haben da so handverlesene Firmen, die regelmäßig kommen, auf die kannst du dich verlassen. Die kommen auch, wenn ihnen schon die Zeit knapp wird, dann kommen sie trotzdem. Und das ist ein Geben und Nehmen. So, jetzt sind wir da angekommen.
LUKÁŠ: Ah, wunderbar.
BIERBAUMER: Jetzt stehen wir vor der Tür. Das Museum, wie Sie so schön sagen.
LUKÁŠ: Ich nenne es mal so. Habe es noch nie gesehen, noch nie besucht, aber in meiner Fantasie. Da ist auf jeden Fall ein Schild draufgeklebt. Türe immer zusperren. 10 200. Was bedeutet die Zahl?
BIERBAUMER: Das ist die Raumnummer.
LUKÁŠ: Sehr gut, aha.
BIERBAUMER: So, bitte!
LUKÁŠ: Das ist ein sehr hoher Raum. Da müssen wir sogar Stiegen runtergehen.
BIERBAUMER: Das war früher eine Klimazentrale. Im Zuge der Sanierung ist das ein bisschen umgeplant worden. Da hat sich der Raum ergeben dadurch, dass er schön groß ist und hoch ist. Jetzt haben wir Regale reingemacht, große und viele. Da haben wir die ganzen schönen Sachen alle eingeladen, die historischen.
LUKÁŠ: Sehr schön. Alte Lichtschalter?
BIERBAUMER: Ja, das sind also Drehknopfschalter, wie sie früher waren.
LUKÁŠ: Probieren wir gleich mal aus. Herrlich.
BIERBAUMER: Es gibt sie noch, aber als Feuchtraumschalter, die Drehknöpfe.
LUKÁŠ: Feuchtraumschalter? Was ist ein Feuchtraumschalter?
BIERBAUMER: Ein Feuchtraumschalter ist... Der ist ein bisschen feuchtigkeitsresistent. Den nimmt man im Keller oder in Garagen.
LUKÁŠ: Ja, das stimmt.
BIERBAUMER: Das musst du aber auch nehmen als Außenschalter, wenn er am Haus montiert ist. Du willst ein Außenlicht haben, dann brauchst du auch einen Feuchtraumschalter.
LUKÁŠ: Da unten sehe ich, ich streife gerade über Marmor, richtig? Oder? Was ist das? Ein Finger?
BIERBAUMER: Das ist ein Finger von der Pallas Athene.
LUKÁŠ: Ein Finger von der Pallas Athene? Wow! Ich halte ihn sehr gut und sehr fest, damit er nicht runterfällt, der gute Finger. Was macht er da?
BIERBAUMER: Naja, es gibt Vandalen, die haben wir schon früher gehabt. Die sind am Brunnen raufgeklettert vorne am Parlament. Und das ist abgebrochen worden. Keinen Respekt vor der…
LUKÁŠ: Vor der Pallas Athene. Und kann man den nicht wieder zurückpicken, sag ich jetzt mal?
BIERBAUMER: Das ist mehrmals schon passiert, nur ist nochmal die ganze Hand neu gemacht worden.
LUKÁŠ: Ah, okay, die Pallas Athene hat eine neue Hand und der Finger wird hier aufbewahrt.
BIERBAUMER: Es kommt nichts weg bei uns. Ich hoffe, das bleibt auch so nach mir, dass da nichts wegkommt.
LUKÁŠ: Das glaube ich nicht, sag ich. Ja, ich könnte bei jedem Regal, bei jedem Ding stehen bleiben. Wollen Sie vielleicht die Führung übernehmen und mir die besten Stücke zeigen? Was ist denn das tolles? Ah, das ist so ein Greif, oder?
BIERBAUMER: Das ist ein Greif, ja.
LUKÁŠ: Aus was ist der? Aus Bronze?
BIERBAUMER: Bronzeguss ist das, ja. Dementsprechend hat er das Gewicht. Probieren Sie mal zum Heben.
LUKÁŠ: Na bitte, den kann ich nicht einmal gescheit aufheben. Entweder ich bin sehr schwach oder er ist sehr schwer. Oder beides. Oh wow, so ein Greif ist halt extrem toll.
BIERBAUMER: Da herüber haben wir noch die alten Uhren, die teilweise in den Ausschusslokalen gehangen haben.
LUKÁŠ: Die alten Schaueruhren!
BIERBAUMER: Ja, früher sind im ganzen Haus Uhren gehangen.
LUKÁŠ: Und da unten, das sind alles dieselben Modelle quasi.
BIERBAUMER: Ja.
LUKÁŠ: Ah, wie schön. So einen Flohmarkt macht das Parlament nicht irgendwann einmal, oder?
BIERBAUMER: Nein.
LUKÁŠ: Ein kleiner Flohmarkt für Fans.
BIERBAUMER: Da haben wir noch Säulen von den alten Stiegen. Das sind alte Drücker, Türschnallen, wie so gerne im Volksmund gesagt wird. Die Heizungstechnik, die Temperaturregelung, über Kettenzüge sind die Klappen früher aufgemacht worden und geschlossen worden.
LUKÁŠ: Das schaut aus wie ein Steuerrad auf einem Schiff, gell?
BIERBAUMER: Ja, das liegt da daneben, das Steuerrad. Man sieht es eh schön. Da hinten haben Sie das, was ausschaut wie eine Spule oder eine Kurbel. Da waren die großen Luster aufgehängt, die riesengroßen. Und zum Putzen hat man die von der Decke runterlassen können, hat man es unten putzen können und wieder hochziehen.
LUKÁŠ: Tatsächlich habe ich mich schon immer gefragt, wie man diese riesigen Luster putzt.
BIERBAUMER: Ja, oder Lampen tauscht. Das kommt ja auch dazu.
LUKÁŠ: Ah, die kurbelt man rauf und runter oder hat das früher gemacht auf jeden Fall. Wie macht man es jetzt?
BIERBAUMER: Jetzt sind, glaube ich, ein paar noch da, aber dadurch, dass das Parlament ausgebaut wurde, die Dachböden, haben die weg müssen. Wie sie es jetzt machen, ich bin da im Parlament nicht mehr so eingebunden. Zu uns gehören die ganzen Nebengebäude, alle ausgenommen das Neunerhaus und das Einserhaus. Das macht die BIG [Bundesimmobiliengesellschaft] auch. Wir machen nur mehr die Nebengebäude. Löwelstraße, Hansenstraße, Doblhoffgasse, Bartensteingasse. Jetzt kriegen wir wieder etwas dazu in der Rathausstraße 1. Das ehemalige BUWOG-Gebäude. Also zusätzliche Räume, dass jeder ein schönes Büro hat, groß genug ist. Wir lassen ja drüben in dem Stubenring die angemieteten Räumlichkeiten auf.
LUKÁŠ: Und die müssen alles übersiedeln, gell?
BIERBAUMER: Die müssen alle übersiedeln, dass wir wieder alle auf einem Platz sind, wieder vereint. Dass die Wege nicht mehr so weit sind.
LUKÁŠ: Das ist gut, das ist gut. Gibt es irgendwelche – also ich meine, alles hier ist irgendwie ein Schatz, wollen wir das mal festhalten, dass alles hier irgendwie extrem toll ist. Jede Lampe, eine Riesenglühbirne.
BIERBAUMER: Da geht dann das Licht auf, ne?
LUKÁŠ: Ja, ne? Ach so, da gibt es viele Riesenglühbirnen. Super.
BIERBAUMER: Da war der Strom noch billiger.
LUKÁŠ: Ja.
BIERBAUMER: Alte Lampenschirme da. Notlampen.
LUKÁŠ: Ah, Notlampen.
BIERBAUMER: Die werden im Kesselhaus benutzt.
LUKÁŠ: Im Kesselhaus?
BIERBAUMER: Bei Stromausfall. Da haben wir die alten Lüftungsgitter. Was ich Ihnen auch gesagt habe, beim Ringkanal die Luft, die hoch geht, das hat man mit den Gittern auch steuern können.
LUKÁŠ: Ein bisschen ein Weihnachtsschmuck, oder? Ein kleiner Adventkranz aus den 80er-Jahren.
BIERBAUMER: Ich weiß nicht, wer das dahergebracht hat.
LUKÁŠ: Wertvolle Handarbeit sehen wir. Kleine Geschenke und rote Blumen. Sehr schön. Diese Lampen hängen inzwischen in jedem zweiten Café. Die haben die Hipster für sich vereinnahmt. Und eine Tür.
BIERBAUMER: Da haben sie auch noch […]. Das war auch vom Stiegengeländer. Früher hat es von dem zweiten Stock runter so eine geschwungene Treppe gegeben und da waren auch so wunderschöne Verzierungen und das ist ein Teil davon auch. Da ist mir gerade etwas unter die Augen gekommen.
LUKÁŠ: Unter die Augen? Schau.
BIERBAUMER: Das war früher – "Gebäudeinspektion" –, das war der Vorläufer von der Gebäudeverwaltung, das Schild. Auf den Türen hast du früher drüber gehabt, wo wer war. Das war fix montiert und es hat früher eine eigene Gebäudeinspektion gegeben.
LUKÁŠ: Gebäudeinspektion. Die haben nur kontrolliert, ob eh alles passt.
BIERBAUMER: Das sind unsere Vorgänger.
LUKÁŠ: Sie haben ja gesagt, es hat eine Namensevolution gegeben bei Ihnen. Vielleicht, bevor wir uns die letzten Schilder noch anschauen, denn ich habe gehört, die sind toll: Wie ist die Namensevolution Ihrer Abteilung von der Gebäudeinspektion zum heute gelaufen?
BIERBAUMER: Von der Gebäudeinspektion ist es umbenannt worden in technische Gebäudeverwaltung. Dann im Zuge des Umbaus vom Parlament haben wir uns Bau- und Gebäudemanagement genannt. Und jetzt sind wir Gebäudebetrieb.
LUKÁŠ: Gebäudebetrieb? Das ist der Jetzt-Stand 2025?
BIERBAUMER: Der Gebäudebetrieb unterteilt sich in Hochbau, Elektrodienst, Elektro-Technik. Dann haben wir noch HKLS, das heißt Heizung, Klima, Lüftung, Sanitär. Und dann haben wir Medientechnik auch noch dabei, das sind die Sicherheitstechniker. Die machen die digitalen Komponenten, betreuen sie und die Türsteuerung und so das Ganze. Das macht die Sicherheitstechnik und die Medientechnik.
LUKÁŠ: Und würden Sie mir jetzt zum Abschluss noch diese Schilder, diese ominösen Schilder zeigen?
BIERBAUMER: Ja, schauen wir mal. Gehen wir mal.
LUKÁŠ: Ah, okay.
BIERBAUMER: Da haben wir sie. Das sind gegossene, alte Schilder noch.
LUKÁŠ: Ja, die sind wahnsinnig schön. Zufuhr peripher, Zufuhr zentral, natürliche Ventilation, der Versammlungssaal.
BIERBAUMER: Das war auf den Kettenzügen, wo die Schiffskapitäne gelenkt haben. Und da hat er gewusst, wenn er den Kettenzug bewegt, steuert er z.B. die Zufuhr, Zentrale, den Sammlungssaal, Sitzungssaal. Da hat er genau gewusst, jetzt tut er bei dem Raum oder bei den größeren Räumen das ganze Steuern, die Luft.
LUKÁŠ: Wow, eine Quantitätsregulierung.
BIERBAUMER: Früher gab es keine Klimaanlage in dem Sinn, wie man sie heute kennt. Früher haben sie die Luft gekühlt mit Wasser. Da ist Luft durch einen Sprühnebel, kaltem Wasser durchgeblasen worden und so hat Klimaanlage früher funktioniert.
LUKÁŠ: Hat sicher auch gut funktioniert.
BIERBAUMER: Sehr gut, ja. Wenig Strom.
LUKÁŠ: Wenig Strom. Das Wasser fließt immer wieder durch, oder? Da hat es sicher ein Zirkulationssystem dahinter gegeben.
BIERBAUMER: So hat man früher die Gebäude gekühlt.
LUKÁŠ: Super Idee.
BIERBAUMER: Der Herr Hansen. Der Theo.
LUKÁŠ: Der Herr Hansen. Ja, Herr Bierbauer, vielen Dank, dass Sie uns da so eloquent durch Ihre Arbeitsbereiche geführt haben und wir in die Schatzkammer gehen durften. Es ist wirklich herrlich da. Da kann man Stunden verbringen.
BIERBAUMER: Nein ich hoffe, es hat euch ein bisschen was gefallen. Es waren wieder neue Geschichten, die ich da ein bisschen mitteilen habe können und auch für die anderen. Und ich werde hoffen, dass ich noch ein paar Jahre leben darf in diesem wunderschönen Haus.
LUKÁŠ: Sechs Jahre noch bis zur Pension?
BIERBAUMER: Ich hoffe es.
LUKÁŠ: Danke und fröhliche mindestens 10.000 Schritte heute noch, gell?
BIERBAUMER: Ja, ein paar habe ich schon.
LUKÁŠ: Auf der Smartwatch?
BIERBAUMER: 5672 habe ich schon.
LUKÁŠ: Aber die haben nicht wir alle miteinander gemacht.
BIERBAUMER: Nein, nein!
LUKÁŠ: Ich haben auf keinen Fall noch 5000 Schritte heute gemacht. Dann vielen Dank.
BIERBAUMER: Ich sage danke auch für die liebe Betreuung der Reportage. Und ich hoffe, es hat euch gefallen bei uns im Hohen Haus.
LUKÁŠ: Immer.
BIERBAUMER: Immer. Na gut.
LUKÁŠ: Danke.
BIERBAUMER: Schönen Tag noch.
LUKÁŠ: Schönen Tag. Und das war es auch schon wieder mit "Rund ums Parlament". Ich hoffe, euch hat diese Folge genauso gut gefallen wie mir. Gebt uns gerne eine Bewertung, wenn das der Fall ist, das würde uns sehr, sehr freuen. Und abonniert uns auch, wenn ihr das noch nicht getan habt. In der nächsten Folge seid ihr dann mit dabei, wenn wir in die Küche des Restaurants Kelsen im Dachgeschoss des Parlamentsgebäudes schauen. Denn hier im Kelsen kann nicht nur jeder Mann und jede Frau essen gehen. Hier befindet sich auch die Kantine für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Parlaments. Da freue ich mich schon drauf und vor allem aufs Kosten.
Falls ihr Fragen, Kritik oder Anregungen zum Podcast habt, dann schreibt uns wie immer gerne eine E-Mail an podcast@parlament.gv.at und schaut gerne auch mal auf der Website und den Social-Media-Kanälen des österreichischen Parlaments vorbei.
Also, ich freue mich schon sehr auf die nächste Folge mit euch. In diesem Sinne sage ich wie immer vielen Dank fürs Zuhören. Mein Name ist Tatjana Lukáš. Wir hören uns.
Jingle: Rund ums Parlament. Der Podcast des österreichischen Parlaments.