Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll81. Sitzung / Seite 329

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Kampusch Natascha erzählte danach ausführlich den von ihr erlebten Tathergang, erklärte dabei, dass sie Wolfgang Priklopil erstmals wahrnahm, als er bereits außerhalb des Fahrzeuges stand, sie erfasste, sie in das Fahrzeug und dabei auf die völlig leere Ladefläche verbrachte. Unmittelbar danach wäre Wolfgang Priklopil eingestiegen, habe die Schiebetüre geschlossen und wäre über die leere Ladefläche zum Fahrersitz gelangt und eigentlich sogleich losgefahren. Sie habe auch wahrgenommen, dass Wolfgang Priklopil mit dem Fahrzeug schnell losfuhr. In der Folge habe sie den Eindruck gehabt, dass Wolfgang Priklopil vorerst, ihrer Einschätzung nach stunden­lang, mit dem Fahrzeug im Bereich der Lieblgasse-Maculangasse im Kreis gefahren und erst dann in Richtung Strasshof gefahren wäre. Während der gesamten Fahrt vom Entführungsort weg bis zum Zwischenstopp in einem Waldstück und der Weiterfahrt bis zum Haus in Strasshof habe sie mit Sicherheit keine zweite Person im Fahrzeug wahrgenommen beziehungsweise wäre keine Person während dieser Zeit in das Fahrzeug ein- oder ausgestiegen. Wenn tatsächlich eine zweite Person im Fahrzeug gewesen wäre, hätte sie diese mit Sicherheit wahrgenommen und davon auch der Polizei erzählt.

Anmerkung zu den Schilderungen von Natascha Kampusch:

Ihre Schilderungen waren flüssig und standen dabei auch mit ihrer gezeigten Körper­sprache im Einklang. Es bestand aus der Sicht der anwesenden Beamten kein Verdacht, dass sie für diese Schilderungen vorbereitet wurde. Sie redete frei, wich auch einem Blickkontakt mit den Beamten nicht aus, wirkte sicher und beantwortete auch die ihr durch die Beamten gestellten Zwischenfragen spontan.

Akcan Ischtar, aber auch deren Mutter Rosa Akcan, wirkten zu Beginn der Schilde­rungen von Natascha Kampusch merklich angespannt und brachten das auch durch die Körpersprache zum Ausdruck. In der Folge löste sich diese Anspannung und ging merklich in eine Gelöstheit und Erleichterung über.

Nach den Schilderungen von Natascha Kampusch erzählte Ischtar Akcan ihre Wahrnehmungen über den Tathergang.

Als sie damals auf dem Schulweg war und dabei auf dem Gehsteig des Renn­bahnweges ging, habe sie aus einer Entfernung von ca. 20 Meter auf der gegen­überliegenden Straßenseite einen weißen Kastenwagen und im Fahrzeug auf dem Fahrersitz einen Mann wahrgenommen. Auf dem Beifahrersitz wäre damals niemand gesessen. Diese Wahrnehmung wäre vollkommen zufällig gewesen und habe sie sich dabei überhaupt nichts gedacht beziehungsweise diese Wahrnehmung bei ihr etwas ausgelöst oder bewirkt. Erst als sie beim normalen Weitergehen in Höhe des Heck­bereiches des Fahrzeuges war, habe sie einen Mann gesehen, den sie später zweifelsfrei als Wolfgang Priklopil erkannte, der ein Mädchen, das sie ebenfalls dann auf den Fahndungsplakaten zweifelsfrei als Natascha Kampusch wiedererkannte, packte, wobei sie einen Schrei des Mädchen hören habe können. Dann habe sie das Zuschlagen einer Türe gehört und noch gesehen, dass das Fahrzeug wackelte. Aus Angst habe sie sich dann bei einem Gebüsch bei der do. Hundewiese versteckt. Das Fahrzeug wäre ein paar Minuten gestanden und dann losgefahren.

Anmerkung:

Kampusch Natascha meinte dazu an, dass der Ablauf ganz schnell vor sich ging und sie nicht den Eindruck hatte, dass das Fahrzeug nachdem sie sich bereits im Fahrzeug befand, noch ein paar Minuten stand, sondern sogleich und zwar ziemlich rasch losfuhr.

Über Befragen brachte Ischtar Akcan vor, dass sie von ihrem Versteck bei einem Gebüsch der Hundewiese aus keinen Sichtkontakt zur Fahrerkabine hatte und


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