11890/J XXIV. GP
Eingelangt am 14.06.2012
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Johann Maier
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur
betreffend „Denkmalschutz Rainerkaserne Glasenbach-Elsbethen“
Seit längerer Zeit wurde über den Denkmalstatus der Rainerkaserne im Salzburger Flachgau diskutiert. Bereits 2008 setzen sich einige Landesbeamte sowie Historiker dafür ein, dass die Kaserne unter Denkmalschutz gestellt werden sollte.
Ein Artikel auf www.orf.at vom 20. März 2012 verkündete nun den Denkmalschutz für große Teile des Areals.
In einem Schreiben des
Bundesdenkmalamtes an die Salzburger Landeshauptfrau vom 25. 7. 2007 hieß
es:
„dass an der Erhaltung der Erzherzog Rainerkaserne Elsbethen wegen
ihrer geschichtlichen, künstlerischen und kulturellen Bedeutung ein
öffentliches Interesse tatsächlich gegeben ist. Es wurden die
baustrukturellen Gegebenheiten erhoben und führten zu dem für die
Feststellung entscheidenden Amtssachverständigengutachten, verfasst von
Frau Dr. Gerlinde Lerch. In diesem Gutachten werden die Objekte 7, 8, 9, die
Mannschaftsobjekte 1, 3, 4 und 5, das Sanitätsobjekt 2, die Sporthalle
(Objekt 6), das Objekt 17, die Pferdeschwemme sowie das Objekt 13 genannt“.
Weiters wurde in diesem Schreiben
folgendes mitgeteilt:
„Die geschichtliche, künstlerische und kulturelle Bedeutung der
Rainerkaserne wird wie folgt begründet. Die 1938/39 mit Detailformen aus
dem Repertoire alpenländischer Bautradition errichtete Kaserne am Standort
des Generalkommandos XVIII für die Gaue Salzburg, Tirol, Vorarlberg,
Kärnten und Steiermark wurde ungewöhnlich repräsentativ
ausgestattet. Die Monumentalität der um Exerzierplatz und Sportplatz
gruppierten Anlage, ihre landschaftsbezogene Architektur, die Verwendung
regionaler Materialien (verschiedene Marmorsorten) und traditioneller Bauformen
entsprechen nicht nur generell einer bevorzugten Stilvariante der
NS-Architektur, sondern haben programmatischen Charakter. Durch ihre Lage im
Randbereich der „Neugestaltungsstadt“ und Kunstmetropole Salzburg
kam der Kaserne eine Vorortfunktion für den Obersalzberg zu, der als
Ferienort der damaligen Führungsspitze ausersehen war. In diesem größeren
Kontext wurde auch das damals leerstehende Schloss Klesheim für den
Empfang hoher Gäste vom Architekturbüro Reitter und Strohmayer
adaptiert. Neben der im Vordergrund stehenden strategischen Bedeutung war der
Kasernenbau in der NS-Zeit eines der wichtigen, zentral gesteuerten
Bauprogramme, die auch der regionalen Bauwirtschaft Arbeit brachten, wofür
in der Rainerkaserne beispielsweise der Einsatz heimischer Materialien (Marmor)
Zeugnis ablegt. Als einzige weitgehende authentisch erhaltene Kaserne im
Bundesland Salzburg, die in der NS-Zeit begonnen, fertig gestellt und auch
verwendet wurde, nimmt sie auch innerhalb der österreichischen
Kasernenarchitektur eine Sonderstellung ein. Die Kasernenanlage mit ihren
unterschiedlichen Funktionen zugeordneten Objekttypen ist ein anschauliches
Beispiel der Militärbauarchitektur des NS-Regimes. Allen Baulichkeiten und
Freiräumen liegt ein stringentes, in Nutzung und Proportionen
wohldurchdachtes Gestaltungskonzept zugrunde, verbunden mit einem für
diese Bauaufgabe unüblichen hohen ästhetischen Anspruch.“
Das
nationalsozialistische Terrorregime steht für den industriellen
Massenmord, die Shoah, abscheulichste Kriegsverbrechen und absolute Tyrannei
gegenüber der Zivilbevölkerung.
Heute sollten lediglich jene Orte unter Denkmalschutz gestellt werden, in
welchen die Opfer der Nationalsozialisten gequält, gefoltert und ermordet
wurden.
Aus diesem Grund ist es selbstverständlich, dass zum Beispiel das
Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen unter Denkmalschutz
steht.
Warum jedoch eine Kaserne, welche aus propagandistischen Zwecken erbaut wurde
und in welcher Soldaten das Handwerk des Mordens lernten unter Denkmalschutz
gestellt wird, entzieht sich jeder Logik.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für Unterreicht, Kunst und Kultur nachstehende
1.
Warum wurden Teile der
Rainerkaserne unter Denkmalschutz gestellt?
Wer waren die eingebundenen Beamten?
In wie weit war das Ressort in die Vergabe des Denkmalschutzes eingebunden?
2.
Ist dem Ressort das zitierte
Schreiben bekannt?
Wie beurteilte das Ressort dieses Schreiben?
3.
Welche architektonischen Voraussetzungen
muss ein Bauwerk erfüllen, um unter Denkmalschutz gestellt zu werden?
4.
Sind alle Voraussetzungen
bei der Rainerkaserne erfüllt?
Wenn ja, welche sind dies?
Wenn nein, welche fehlen?
5.
Sind bestimmte Stellen des
Schreibens moralisch zu vertreten (z.B. Allen
Baulichkeiten und Freiräumen liegt ein stringentes, in Nutzung und
Proportionen wohldurchdachtes Gestaltungskonzept zugrunde, verbunden mit einem
für diese Bauaufgabe unüblichen hohen ästhetischen Anspruch), in Angesicht der Verbrechen, welche das nationalsozialistische
Terrorregime begangen hat?
6.
Wird das
Denkmalschutzverfahren betreffend der Rainerkaserne nochmals aufgerollt?
7.
Wie viele Bauwerke
(ausgenommen Bauwerke, die als Gedenkstätte klassifiziert sind), welche
von den Nationalsozilisten in der Zeit zwischen März 1938 und Mai 1945
gebaut wurden, stehen heute unter Denkmalschutz (Auflistung auf Bauwerke und
Bundesländer)?
8.
Wie viele Bauwerke
(ausgenommen Bauwerke, die als Gedenkstätte klassifiziert sind), welche
von den Nationalsozilisten in jener Zeit in der die Rainerkaserne gebaut wurde,
stehen heute unter Denkmalschutz (Auflistung auf Bauwerke und
Bundesländer)?
9.
Sind angedacht weitere
Bauwerke, welche von den Nationalsozilisten erbaut wurden, unter Denkmalschutz
zu stellen?
Wenn ja, welche Bauwerke?
10. Wie sollen die unter Denkmalschutz gestellten Gebäude in der Rainerkaserne in der Zukunft genutzt werden?