11510/J XXIV. GP

Eingelangt am 08.05.2012
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

 

der Abgeordneten Albert Steinhauser, Freundinnen und Freunde an die Bundesministerin für Inneres

betreffend eines ehemaligen freiheitlichen Prügelpolizisten im Dienst der FPÖ Wien

BEGRÜNDUNG

 

Auf der Internet-Seite www.news.at wird am 25.4.2012 über einem im Magazin News erscheinenden Artikel vorab folgendes berichtet:

Verurteilter Sicherheitsreferent

Mitarbeiter von Gudenus wegen Körperverletzung vorbestraft.

Das Nachrichtenmagazin NEWS berichtet in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe, dass ausgerechnet der für Sicherheit zuständige Mitarbeiter des freiheitlichen Rathausklubs in Wien, Gerald Ziehfreund, im Jahr 2010 wegen Körperverletzung und Missbrauchs der Amtsgewalt zu 15 Monaten bedingt verurteilt wurde. Das ist insofern bemerkenswert, als FP-Klubchef Johann Gudenus per Presseaussendung schon vor „immer brutaleren Kriminellen“ gewarnt hat.

Beschreibung: Beschreibung: http://www.news.at/cgi-bin/ivw/NV/ligatus/show/510/vorspann/panorama?1335355200124NEWS berichtet umfassend über den Vorfall, der dem heutigen FP-Sicherheitsreferenten auch den Job als Polizist kostete: Ziehfreund attackierte einen (unschuldigen) Verdächtigen, nachdem dieser dessen Dienstnummer wissen wollte, beschimpfte ihn rassistisch und schlug ihn. Was Ziehfreund nicht wusste: Das Opfer rief per Handy den Polizeinotruf und meldete, dass er von einem Polizisten attackiert werde. Beim Notruf werden alle Gespräche automatisch aufgezeichnet.

Dadurch wurde auch festgehalten, dass Ziehfreund bei der Amtshandlung die Worte „Klanes Oaschloch, du unnediges“, „schleich di, depperte Sau“ und ähnliche Ausdrücke verwendete. Als sich das Opfer wehrte, sagte Ziehfreund: „Wast, wos’d jetzt gmocht host? An Widerstaund gegen die Stotsgewoit. OK?“ Und weiter: „...schwere Körperverletzung, versuchter Widerstand gegen die Stotsgewoit. Du gehst a Joa in Häfn...“


Während der Amtshandlung schlug Ziehfreund das Opfer zudem. Laut Bescheid des Unabhängigigen Verwaltungssenats sagte Ziehfreund zum polnisch sprechenden Opfer auch „depperter Polack – pass auf, was du sagst“.

Die Tonbandaufzeichnung des Übergriffes wurde zwischenzeitig Wikileaks zugespielt. Dort findet sich auch ein Bescheid vom Unabhängigen Verwaltungssenat Wien zu dieser Causa.

In einer OTS-Reaktion der FPÖ Wien vom 25.4.2012 wird der verurteilte freiheitliche Prügelpolizist unter anderem wie folgt verteidigt:

Faktum ist, dass der betroffene Polizist 25 Jahre lang tadellosen Außendienst mit dutzendfachen Belobigungen versehen habe und auch nach seinem Ausscheiden aus dem Polizeidienst, also im Mai 2010, ein ausgezeichnetes Referenzschreiben aus dem BMI erhalten habe. Darin wird ihm "größte persönliche Kompetenz sowie größte Zuverlässigkeit" beschieden und weiters festgehalten, dass seine Tätigkeit bei der Polizei "zur vollsten Zufriedenheit" erledigt wurde.
"Hätte Herr Kuch auch nur ein wenig recherchiert, so würde er heute auch wissen, dass einer der höchsten Polizeibeamten des Landes Niederösterreichs, nach Kenntnis der finalen Aktenlage das gesamte Gerichtsverfahren - LG, OGH, OLG - als exorbitanten Justizskandal bezeichnete", so Jenewein.

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1.    Ist dem Innenministerium eine Verurteilung des ehemaligen Polizisten Gerald Ziehfreund bekannt?

2.    Wenn ja, wann und wegen welchen Delikten wurde Gerald Ziehfreund zu welcher Strafe verurteilt?

3.    Wann ist Gerald Ziehfreund aus dem Polizeidienst ausgeschieden?

4.    Warum ist Gerald Ziehfreund aus dem Polizeidienst ausgeschieden?

5.    Ist es richtig, dass – wie die FPÖ in ihrer Aussendung behauptet - im Mai 2010 Ziehfreund ein ausgezeichnetes Referenzschreiben aus dem BMI erhalten habe und ihm darin "größte persönliche Kompetenz sowie größte Zuverlässigkeit" beschieden wurde und dass er seine Tätigkeit bei der Polizei "zur vollsten Zufriedenheit" erledigt hätte?

6.    Wenn ja, wie kam es zu diesem Referenzschreiben?

7.    Wer trägt dafür die Verantwortung?

8.    Teilen Sie die Einschätzung dieses Referenzschreibens?


9.    Waren zum Zeitpunkt des Verfassens des Referenzschreibens Ermittlungen, eine Anklage, eine noch nicht rechtskräftige Verurteilung oder eine rechtskräftige Verurteilung bereits bekannt?

10. Sind Ihnen die höchsten Polizeibeamten des Landes Niederösterreichs bekannt, die nach Kenntnis der finalen Aktenlage das gesamte Gerichtsverfahren - LG, OLG, OGH - als exorbitanten Justizskandal bezeichnen?

11. Sind noch andere Anzeigen von Gerald Ziehfreund wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt erstattet worden?

12. Wurde deren Sachverhalt überprüft, ob auch in diesen Fällen wahrheitswidrige Anschuldigungen erhoben wurden?

13. Hat das Verhalten des Gerald Ziehfreund dem Ansehen der Polizei geschadet?