Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 147

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Hausmannskost, fett und füllend. Entspannend oberflächliche Unterhaltung unreflektierter Vor­urteile voll. Selbstlob, Schulterklopfen, Lebensfreude. Kein Mitgefühl mit Würmern.“ – Aha, wen meint er mit Würmern? Ich denke es mir.

Weiters: „Niveauvolles Geplauder, zwar akademisch, doch mit Herz. ... Wir sind normal geblieben unter dem Schutt der Zeit. An uns sind Umerziehung, Trauerarbeit und Betroffenheit, doch auch Konsum, soziale Dünkel und Moderne fast spurlos vorübergegangen.“ – Na bravo, das legitimiert.

Dann kommt es: „Bist Du häßlich, fett, krank oder fremd im Lande, bist Du von Sorgenfalten, Weltschmerz oder linksliberaler Gesinnung gepeinigt, trägst Du alternative Schicki-Kleidung oder gar ein Flinserl im Ohr, studierst Du Publizistik“ – das hat doch irgendetwas mit der Universität zu tun –, „Politologie oder Theologie“ – das sind ja Fächer der Universitäten, damit wird sich der Rat beschäftigen müssen – „oder gar nicht, hast Du den Wehrdienst verweigert oder eine Freundin, die weder schön noch still ist, kurz: bist Du auf irgendeine Weise abnormal oder unfröhlich, dann bleib lieber zu Hause, Du würdest sowieso nicht eingelassen werden.“

Frau Minister Gehrer! Die Bundesregierung hat sich mit diesen Leuten eingelassen und sie eingelassen in die Universitäten und in die Räte. Die Universitäten haben protestiert, auch voran der Präsident der Rektorenkonferenz, auch die Forschungsfonds-Präsidenten haben gemeint, das werde unserer Reputation im Ausland nicht gut tun. – Wie weit wollen Sie noch gehen? Wie weit können Sie sich treu bleiben in einer Bundesregierung, die solche Türen aufstößt, die nicht so schnell wieder geschlossen werden können? Diese Räte sind nämlich für fünf Jahre nominiert, können Rektoren wählen, sie auch wieder absetzen und werden Ihre Legislaturperiode überdauern. – Danke. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

17.49


Präsident Dr. Heinz Fischer: Zur Abgabe einer Stellungnahme hat sich Frau Bundesministerin Gehrer zu Wort gemeldet. Die Redezeit soll bitte 10 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Frau Bundesministerin. (Abg. Dr. Jarolim: Jetzt besteht Erklärungsbedarf!)

17.50


Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Herr Präsident! Hohes Haus! Die Stellungnahme des Herrn Abgeordneten Grünewald hat sich ausschließlich darauf bezogen, Menschen ob ihrer politischen Gesinnung in Misskredit zu bringen (Abg. Öllinger: Die haben sich selbst in Misskredit gebracht! – Abg. Dr. Jarolim: Das ist eine schwache Antwort! – Abg. Dr. Trinkl: Jarolim, ...! – Präsident Dr. Fischer gibt das Glocken­zeichen), hat sich ausschließlich darauf bezogen, jenen Menschen, die sich zu einer politischen Gesinnungsgemeinschaft bekennen, abzusprechen, dass sie im Universitätsbereich tätig sein können, dass sie als Universitätsräte tätig sein können. (Abg. Dr. Lichtenberger: Von der Aus­schließlichkeit reden wir!) Ich lehne diese Meinung vehement ab. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich halte es für einen Vorzug in unserer Bürgergesellschaft, wenn Menschen bereit sind, sich zu engagieren, wenn Menschen bereit sind, sich für etwas einzusetzen. Ich würde mir von Ihnen wünschen, dass Sie mit genau derselben Akribie jene Universitätsräte überprüfen, die von den Universitäten benannt wurden, wie viele davon anderen Parteien als jenen, die Sie jetzt genannt haben, nahe stehen; da gibt es auch etliche. Ich hätte mir gerade von einem Grünen mehr Toleranz erwartet, wo sie doch immer von Frieden in unserer Gesellschaft reden. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Sie haben auch moniert, Herr Abgeordneter Grünewald, dass das Wort „Problem“ in meiner Gegenwart nicht erwähnt werden dürfe. Sie dürfen es erwähnen, so oft Sie wollen. Meine Mitarbeiter sind positive Menschen, sie denken in Herausforderungen und nicht in Problemen, aber Sie können das Wort „Problem“ in den Mund nehmen, so oft Sie wollen, das bleibt Ihnen völlig unbelassen.

Wir haben Ihnen auf Ihre Fragen ganz sachliche und ganz nüchterne Antworten gegeben. Die Kriterien sind vollkommen klar. Es müssen Menschen sein, die „in verantwortungsvollen


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