1562/J XXII. GP
Eingelangt am 10.03.2004
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ANFRAGE
der Abgeordneten
Öllinger, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister
für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz
betreffend die
merkwürdige Finanzierung einer FPÖ-Zeitung durch den Parteivorsitzenden und
Sozialminister
In Beantwortung (1137/AB XXII.GP) meiner
parlamentarischen Anfrage zum Thema Parteiwerbung und Pfusch bei der
Unfallrentenbesteuerung (1124/J XXII. GP) haben Sie unter anderem ausgeführt,
in welchen Zeitungen und Zeitschriften Inserate zum Thema
Unfallrentenbesteuerung geschaltet wurden.
Dabei ist unter anderem auffällig, dass
–zumeist kurz vor Wahlen - nicht nur in überregionalen Medien , sondern vor
allem in FPÖ-nahen Medien („Zur Zeit“, „Kärntner Nachrichten“) inseriert wurde.
Dies mag möglicherweise damit
zusammenhängen, dass der Sozialminister unter einer spezifischen Lesergruppe
von „Zur Zeit“, den schlagenden Burschenschaftern, eine besonders hohe
Unfallgefährdung vermutet. Allerdings verletzen sich Burschenschafter zumeist
in ihrer Freizeit und noch dazu freiwillig, sodass – ausgenommen einer
politische Neigung des Sozialministers – kein erkennbarer Grund für Inserate in
dieser Publikation vorliegen dürfte.
Ganz anders verhält es mit dem Inserat in
dem Druckwerk „Unser Klagenfurt“, das Ihnen in Zusammenhang mit der Kampagne
„Unfallrentenbesteuerung“ 2.180 €
wert war.
Trotz intensiver Bemühungen, ein Druckwerk
mit diesem Namen über die Parlamentsbibliothek, die Nationalbibliothek und das
Bibliothekennetzwerk ausfindig zu machen, ist uns dies nicht gelungen. Der
Zeitschriftenbestand der Nationalbibliothek weist zwar eine Eintragung mit dem
Titel „Unser Klagenfurt“ aus, doch war deren Herausgeberin die SPÖ
Bezirksorganisation Klagenfurt und wurde ihr Erscheinen 1989 eingestellt.
Eine periodische Druckschrift müsste auch
genau so wie jedes andere Druckwerk nach § 43 Mediengesetz Pflichtexemplare
abliefern, was offensichtlich in Zusammenhang mit der von Ihnen mit einem
Inseratenauftrag bedachten Zeitung „Unser Klagenfurt“ nicht der Fall ist.
In der Anfragebeantwortung 1270/ AB XXII.GP
geben Sie zudem bekannt, dass Sie zum Thema „Pensionen“ ebenfalls in dem
Druckwerk „Unser Klagenfurt“ ein Inserat geschaltet haben. Merkwürdigerweise
weist auch dieses Inserat den Erscheinungstermin 20.11.02 auf.
Am gleichen Tag zwei Inserate aus Geldern
des Sozialressorts für ein Druckwerk, das in den offiziellen
Zeitschriftenkatalogen nicht bekannt ist, ist das nicht eigenartig?
In den letzten Tagen des Kärntner
Landtagswahlkampfes, also vor wenigen Tagen, ist nun allerdings eine
Publikation mit dem Titel „Unser Klagenfurt“ und der Nummerierung 4/04
aufgetaucht, die auf allen ihrer
insgesamt 4 Seiten Werbung für die FPÖ bzw. deren Spitzenkandidaten Jörg
Haider betreibt.
Bei der Publikation dürfte es sich trotz
der Nummerierung um ein nur fallweise (vor Wahlen) erscheinendes Druckwerk
handeln, da es nicht einmal über den begünstigten Zeitungstarif der Post,
sondern nur als „Info.Mail“ verschickt werden kann.
Als Herausgeber wird „Unser Klagenfurt“,
Rathaus, 9020 Klagenfurt genannt, was neben der Verletzung der Ablieferungspflicht offensichtlich auf ein unvollständiges
Impressum hinweist. Jedenfalls handelt es sich bei dem Druckwerk um eine
Publikation, die nur FPÖ-Propaganda betreibt und vor den Nationalratswahlen
2002 eine Inseratensubvention des Sozialressorts erhalten hat.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen
daher folgende
ANFRAGE:
1). Haben Sie am 20.11.
2002, also knapp vor den Nationalratswahlen, ein Inserat zum Thema
Unfallrentenbesteuerung in dem unbekannten Druckwerk „Unser Klagenfurt“ geschaltet?
Wenn ja
a) warum ?
b) In welcher Grösse ist dieses Inserat
erschienen (wir ersuchen um ein Belegexemplar)?
c) Ist dieses Inserat in der Publikation
„Unser Klagenfurt“ überhaupt erschienen? Wenn ja, ersuchen wir auch an dieser
Stelle um ein Belegexemplar.
2). Haben Sie am 20.11. 2002, also knapp
vor den Nationalratswahlen, auch
ein Inserat zum Thema Pensionserhöhung 2003 in dem unbekannten Druckwerk „Unser
Klagenfurt“ geschaltet?
Wenn ja
a) warum ?
b) In welcher Grösse ist dieses Inserat
erschienen (wir ersuchen um ein Belegexemplar)?
c) Ist dieses Inserat in der Publikation
„Unser Klagenfurt“ überhaupt erschienen? Wenn ja, ersuchen wir auch an dieser
Stelle um ein Belegexemplar
d) Wie hoch war der Preis für dieses
Inserat?
3). Warum schalten Sie Inserate zum Thema
Unfallrentensteuer und Pensionserhöhung 2003 wenige Tage vor der
Nationalratswahl 2002 in einer offensichtlich nur zu Wahlzeiten erscheinenden
FPÖ- Propagandaschrift?
4). Warum schalten Sie Inserate zum Thema
Unfallrentenbesteuerung und Pensionserhöhung 2003 in einer FPÖ-
Propagandaschrift, die – wenn überhaupt – nur in der Stadt Klagenfurt
erscheint?
5). Auf welche Angaben des Medieninhabers
(Auflage, Reichweite, Inseratentarife usw.) haben Sie Ihre Entscheidung
gestützt?
6). Warum schalten Sie als
Sozialminister Inserate in einer
Publikation der FPÖ Klagenfurt?
7). Halten Sie es mit den Verpflichtungen
eines Sozialministers für vereinbar, aus Mitteln des Sozialressorts
FPÖ-Propaganda-Druckwerke vor Wahlen zu finanzieren?
8). Haben Sie die FPÖ –Propagandaschrift
„Unser Klagenfurt“ mit weiteren Inseraten oder Druckkostenbeiträgen bedacht? Wenn ja, wann, mit welchen
Kosten und zu welchem Thema?
9). Die „Kärntner Nachrichten“ sind laut
Verband Österreichischer Zeitungsherausgeber und Impressum die Parteizeitung
der FPÖ Kärnten. Die „Kärntner Nachrichten“ haben bei der Inseratenkampagne
„Unfallrentenbesteuerung“ Inserate des Sozialressorts in der Höhe von € 6540,64 (mehr als ATS 90 000,-)
erhalten und auch bei der Inseratenkampagne
zur Pensionserhöhung 2003, die „zufällig“ auch vor der Nationalratswahl 2002
stattfand Inserataufträge des Sozialministeriums erhalten, welches mit Herbert
Haupt vom damaligen FPÖ-Parteivorsitzenden geleitet wurde.
a) Wie viele Inserate haben Sie bzw. Ihr
Ministerium seit 2000 in der FPÖ – Zeitung „Kärntner Nachrichten“ geschaltet?
b) Zu welchem Thema (bitte um
Belegexemplare)?
c) Mit welchen Kosten?
10). Werden Sie Ihre Praxis, in Zeitungen
Ihrer Partei auf Kosten des Sozialressorts und damit der SteuerzahlerInnen
Inserate zu schalten, beenden?