Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 135. Sitzung / Seite 183

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neues Lehrerleitbild geschaffen wird, in welchem genau festgelegt werden soll, was Lehrer außerhalb und innerhalb der Schule leisten sollen. Sie haben angekündigt, die Hauptschulen stärker zu fördern und die Schüleranteile dort zu erhöhen. Sie wollen die Lehrerausbildung reformieren und diesbezüglich mit den Universitäten Kontakt aufnehmen, die Pädak zur Hochschule machen. Sie wollen auch von Ihrer Seite her die Lehrlingsausbildung reformieren – dazu gibt es Ansätze –, Sie wollen die Landesschulräte zu Bildungsdrehscheiben machen. Und was ist passiert? – Eine gute, gewollte Dezentralisierung und eine Hebung der Kompetenz der Schulen spricht dagegen. Und so weiter und so weiter. Ich könnte das noch lange fortsetzen und vom Qualitätssicherungskoffer sowie über den Qualitätskoffer et cetera et cetera sprechen.

Frau Bundesministerin! Das mit den 90 Prozent nehme ich Ihnen nicht ab! Es gibt noch einiges zu tun! – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

20.57

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Weiters zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Rada. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Herr Abgeordneter.

20.57

Abgeordneter Dr. Robert Rada (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Sehr geschätzte Damen und Herren! Frau Ministerin! Sie haben in Ihrem Debattenbeitrag immer wieder gesagt: "Wer sich in der Schule wirklich auskennt ...". Ich möchte diesen Satz fortsetzen und sagen: Wer sich in der Schule wirklich auskennt, der wird sicherlich feststellen, daß mit den heutigen Novellierungen vieles verändert wird, aber trotzdem noch vieles zu vollenden ist.

So stehe ich zum Beispiel nicht an, die Einführung der Schuleingangsphase als eine große Errungenschaft zu bezeichnen, gehe jetzt aber nicht mehr näher darauf ein, weil bereits einige Vorredner das Positive daran herausgestrichen haben. Nur einen Satz möchte ich dazu anbringen: Speziell im ländlichen Bereich hatten wir bisher, weil es eben keine Vorschulklasse gab, die Diskriminierung, daß Kinder, denen die Schulreife versagt wurde, im Elternhaus – nicht betreut – ihre notwendige Reife abwarten mußten, denn Kindergärten oder Kinderbetreuungsplätze sind gerade in diesen Regionen Mangelware. Und wenn ich sage, daß diesbezüglich noch vieles nachzuholen ist, dann denke ich in erster Linie an die Schulreifefeststellung.

Wenn wir mit der flexiblen Eingangsphase den Kindern die Möglichkeit geben, zwei oder drei Jahre zu reifen und Reiferückstände nachzuholen, ohne daß irgendwann ein Schulzeitverlust zu beklagen wäre, dann scheint es mir erläßlich zu sein, daß ein halbes Jahr vor Schuleintritt eine Schulreifefeststellung vorgenommen wird. Denn kein Lehrer kann zu diesem Zeitpunkt wirklich mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, ob ein Kind mit Schulbeginn schulreif sein wird oder nicht. Nach zwei Jahren, beim Übertritt in die Grundstufe zwei, ergibt sich das ganz von selber und ganz automatisch. Daher scheint mir dieser Passus der Reifefeststellung entbehrlich zu sein.

Es wurde heute eine Ziffernbeurteilung mit einer allenfalls möglichen zusätzlichen Leistungsbeschreibung schon viel diskutiert. Mir scheint die Ziffernbeurteilung gerade in der Grundstufe I mehr als unnötig zu sein. Meiner Ansicht nach ist sie entbehrlich, und ich begründe das auch.

Bei vielen Schulversuchen zur alternativen Form von Leistungsbeurteilung gab es ein verpflichtendes Gespräch zwischen Eltern und Lehrern. Dieses Eltern-Lehrer-Gespräch anstelle eines Zeugnisses mit Ziffern hat den Eltern ganz klar und eindeutig vermittelt, welche Stärken das Kind hat, welche allfälligen Schwächen es zeigt und wo es leistungsmäßig gerade steht. Eine derartige Beschreibung ist meines Erachtens wesentlich leistungsfördernder als irgendeine Note, die gerade zu diesem Zeitpunkt mehr als nichtssagend ist.

Die Lehrer haben sich diese Form gewünscht, denn gerade in diesem Lebensalter haben sie größte Probleme, Notenwahrheit an den Tag zu legen, wie sie das Schulgesetz in der Novelle zur Leistungsbeurteilung vorschreibt.

Daher rege ich an, bei allfälligen weiteren Reparaturmaßnahmen zu überdenken, ob eine Leistungsbeschreibung – egal, in welcher Art – nicht sinnvoller wäre als eine Leistungsbeurteilung


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