Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 135. Sitzung / Seite 168

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Das war die Ausgangsbasis der Diskussion. Dazugekommen ist noch, daß sich viele in Österreich beklagt haben, daß die Lehrerkonferenz nicht das bringt, was man meint, und daß oft nach der Klassenschülerzahl, nach der Teilungszahl im nächsten Jahr entschieden wird." – Ende des Zitats.

Sehr geehrte Frau Ministerin! Zum Thema "Aufsteigen mit Nicht genügend" hat die Diskussion schon vor zehn Jahren geendet, weil alle Humanwissenschafter eigentlich einer Meinung waren, nämlich daß das Repetieren sozial unverträglich, pädagogisch sinnlos und teuer ist.

Sie selbst – nämlich die Verantwortlichen in den Regierungsparteien – zeigen ja eigentlich auch, wie unsinnig das Repetieren aufgrund einer Ziffernbeurteilung ist. Es ist doch im Gesetz bestimmt, daß nicht der letzte Stand der Leistung für ein Aufsteigen ausschlaggebend ist. Es gibt den Passus, daß beim zweitmaligen Besuch ein Nicht genügend das Aufsteigen nicht behindert, wenn beim erstmaligen Besuch der Schüler in dem betreffenden Gegenstand positiv war. Da muß man sich schon fragen: Kann er jetzt Englisch oder nicht, wenn er am Ende der Schulstufe ein Nicht genügend hatte?

Ich möchte Ihnen noch einen zweiten Beweis liefern, mit welchem Sie selbst eigentlich dieses Nicht-aufsteigen-Lassen konterkarieren. Es ist nämlich tatsächlich so, daß jeder österreichische Schüler oder jede Schülerin, der oder die für eine bestimmte Zeit im Ausland die Schule besucht, jedenfalls in die nächsthöhere Klasse aufsteigen darf, und zwar unabhänging davon, welche Beurteilung er oder sie hat.

Ich bin jedenfalls dafür, daß das Gewähren von Chancen dem Verwehren von Chancen immer noch vorzuziehen ist, und ich hoffe, daß in nicht allzu ferner Zeit sich auch die Meinung in diesem Hohen Haus zugunsten unserer Kinder verändern wird. – Danke. (Beifall beim Liberalen Forum.)

19.50

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Die soeben verlesenen drei Abänderungsanträge wurden ordnungsgemäß eingebracht, sie sind entsprechend unterstützt und stehen daher mit in Verhandlung.

Als nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Antoni. – Bitte, Herr Abgeordneter.

19.50

Abgeordneter Dr. Dieter Antoni (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich kann nicht umhin, ein paar Worte zum Kollegen Schweitzer zu sagen, von dem ich ja weiß, daß er Pädadoge und Lehrer ist. Ich verstehe eigentlich nicht ganz, daß du nicht akzeptierst, daß gerade junge Menschen im Alter von 14, 15, 16, 17 Jahren oft persönliche Probleme, Probleme in der Familie, im Freundeskreis haben, womöglich in Krisen hineinschlittern (Abg. Mag. Peter: Das kommt vor!), und die Schule selbstverständlich auch ein Faktor sein kann und muß, um ihnen da herauszuhelfen. (Abg. Mag. Schweitzer: Das akzeptiere ich ja!)

Daher meine ich, daß es gerade angesichts der schwierigen Situation auf dem Lehrstellenmarkt sehr wohl Sinn macht, das Repetierverbot für die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen zunächst einmal für drei Jahre auszusetzen. Ich möchte das folgendermaßen zu begründen versuchen: Wir haben kein Verbot dieser Art im AHS-Bereich. Dort funktioniert das offenbar. Und wenn es nun für die berufsbildenden Schulen eingeführt wird, dann darf man das doch nicht als ein Vergehen betrachten und so negativ darstellen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Schweitzer: Auch wenn andere keinen Platz bekommen?)

Wir haben, Kollege Schweitzer – die Frau Bundesministerin wird darauf sicherlich noch näher eingehen –, mehr Dienstposten, mehr Planposten bekommen, damit das, was du befürchtest, nämlich daß andere aus diesem Grund keinen Platz bekommen, nicht eintreten wird. Und es wird sicherlich alles seitens des Ministeriums unternommen werden, damit wirklich jeder, der fähig ist, einen Ausbildungsplatz bekommt.


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