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der Abgeordneten Mag. Brigitte Ederer
und Genossen
an den B undesminister für Landesverteidigung
betreffend die Verbreitung rechtsextremer Geschichtsbilder durch einen Vertreter des
Verteidigungsressorts
Vor einem Jahr wurde in Österreich "50 Jahre Zweite Republik" gefeiert, welche 1945 als
echte Antithese zum nationalsozialistischen Gewaltregime erstanden ist.
Seit nunmehr über 40 Jahren hat die demokratische Republik Österreich ein Bundesheer,
welches nach unserer geltenden Bundesverfassung über den Bereich der militärischen
Landesverteidigung hinaus "soweit die ge.setzmäßige zivile Gewalt seine Mitwirkung in
Anspruch nimmt ... zum Schutz der verfassungsmäßigen Einrichtungen und ihrer
Handlungsfähigkeit sowie der demokratischen Freiheiten der Einwohner ...'' bestimmt ist.
Es ist demnach unabdingbar, daß alles getan wird, damit im Bereich des österreichischen
Bundesheeres und im Bereich des Bundesministeriums für Landesverteidigung auf allen
Ebenen ein klares Bekenntnis zur demokratischen Republik Österreich selbstverständlich ist.
Damit stünde eindeutig im Widerspruch, wenn jemand die Verbrechen des
Nationalsozialismus verharmlosen wollte oder wenn jemand unter Außerachtlassung der
historischen Fakten eine "Revision" der zeitgeschichtlichen Forschungsergebnisse über den
Nationalsozialismus und den nationalsozialistischen Angriffskrieg herbeizuführen versuchte.
Eine wichtige Argumentationsvariante der rechtsextremen "Revisionisten" besteht darin, die
eindeutige Schuld Nazi-Deutschlands am Zweiten Weltkrieg zu leugnen und beispielsweise
den Alliierten und Polen zu unterstellen, diese hätten den Krieg gegen das "Dritte Reich" vom
Zaun gebrochen.
Nach den Unterzeichnern dieser Anfrage vorliegenden lnformationen werden auch von einem
Angehörigen der Landesverteidigungsakademie des österreichischen Bundesheeres, Hern
Dr. Heinz Magenheimer, revisionistische Thesen vertreten.
So veröffentlichte dieser 1995 ein Buch " Kriegswenden in Europa 1939 bis 1945" und dort
steht unter anderem zu lesen:
''Als Zwischenergebnis ist festzuhalten: der deutschen Führung blieb spätestens nach der
ablehnenden Antwort (Großbritanniens, Anm.) auf Hitlers sehr deutlichen Appell an die
Vernunft vom 19. Juli gar kein anderer Ausweg, als die Waffen sprechen zu lassen.''
(S. 13).
''Es deutet viel daraufhin, daß der Termin in der zweiten Julihälfte 1941 der letztmögliche
Zeitpunkt gewesen ist, zu dem man deutscherseits noch einen erfolgreichen Präventivschlag
führen konnte.'' (S. 38)
''Es ist auch nicht ausreichend geklärt, in welcher Weise es sich um einen 'Vernichtungskrieg
gehandelt haben soll. Wer oder was sollte vernichtet werden ?''
Des weiteren nutzt Dr. Heinz Magenheimer die ,'Österreichische Militärische Zeitschrift" als
Organ für Rezensionen von Büchern, die eindeutig revisionistisch sind bzw. deren Autoren
dem rechtsextremen Lager zuzuordnen sind.
So rezensierte Magenheimer in der ÖMZ 1/94 das Buch "Zwei Angreifer" von Adolf von
Thadden eindeutig positiv. Thadden war Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender der
rechtsextremen "Nationaldemokratischen Partei Deutschlands" (NPD).
M itunter schreibt Magenheimer in der ÖMZ auch eigene Beiträge, so in der Ausgabe 1/95
unter dem Titel "lnmitten einer Zeitenwende",wo er unter anderem schreibt:
"Die Rückbesint ung der christlichen Völker des Abendlandes an jene Zeit, als man
jahrhundertelang schwerste Opfer gebracht hat, um den islamischen Brückenkopf am
Ausbruch nach Mitteleuropa zu hindern, bricht sich heute angesichts der Einwanderer-,
Asylanten- und Scheinasylantenströme erneut Bahn. Genaugenommen hat der 'Kampf der
Kulturen' längst begonnen, auch wenn er sich vorläufig in der Angst vor Überfremdung, im
stillen Kampf um Lebensraum und im sprunghaften Anstieg der internationalen Kriminalität
auswirkt .. "
Medieninhaber und Herausgeber der "Österreichischen Militärischen Zeitschrift" ist das
Bundesministerium für Landesverteidigung.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen an den Bundesminister für Landesverteidigung
nachstehende
Anfrage:
1. Wie beurteilen S ie die in der Einleitung zitierten revisionistischen Thesen, die eine
Kriegsschuld von Nazi-Deutschland leugnen ?
2. Sind Sie der Auffassung, daß die Verbreiter derartiger Thesen an der
Landesverteidigungsakademie lehren sollen ?
3. Sind Sie der Auffassung, daß die Verbreitung derartiger Thesen im Bereich des
österreichicchen Bundesheeres mit dem verfassungsmäßigen Auftrag des
österreichischen Bundesheeres vereinbar ist ?
4. Entspricht es den Tatsachen, daß die "Österreichische M ilitärische Zeitschrift"
zumindest teilweise aus Steuergeldern finanziert wird ?
5. Wie beurteilen Sie die Tatsache, daß in der "Österreichischen Militärischen
Zeitschrift" wiederholt B ücher von revisionistischen Autoren positiv rezensiert
werden ?
6. Wie beurteilen Sie den Beitrag von Herrn Dr. Magenheimer in der Ausgabe 1/95 der
"Österreichischen Militärischen Zeitschrift", welcher auszugsweise in der
Begründung dieser Anfrage zitiert worden ist ?
7. Sind Sie nicht auch der Meinung, daß die Verbreitung revisionistischer Thesen,
insbesondere die Leugnung der Kriegsschuld Nazi-Deutschlands in krassem
Widerspruch zu jenen Werten und ZieIen steht, die der demokratischen Republik
Österreich
zugrundeliegen ?