Verständnis für den Widerstand, den Untergrund war damals sicher vorhanden. Vor allem möchte ich sagen, dass die „O5“ in Wien für den Aufbau der Zweiten Republik sicher einen Beitrag geleistet hat. Auch wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass einer unserer sehr bekannten politischen Vertreter, Dr. Willfried Gredler, einer davon war.
Zum Krieg: Deserteure, Kampfeinheit, zum Teil aber Kameradenmörder – Beispiel Eismeer-Front. Russen mit Musik spielten bei den Bunkern um Überläufer, die deutschen Soldaten mögen überlaufen. Neun Kameraden im Bunker, darunter ein Cousin von mir, werden von zwei Überläufern erschossen. Alle neun im Bunker wurden von zwei Überläufern erschossen. Das ist das Problem!
Also wir müssen unterscheiden. Wir müssen unterscheiden, mit welchen Menschen wir es zu tun haben. Diese Art von Deserteuren sind Mörder. Das war immer so und das muss auch in Zukunft so sein, und dafür möchte ich auch das Verständnis von all jenen haben, die für die heutige Situation sehr stark in die Bresche gesprungen sind.
Deserteure, Partisanen in Kärnten, die neben den Kindern den Vater erschossen haben – nicht Einzelfälle. Katastrophale Zustände. Das waren Leutnants, das waren Hauptmänner, das waren die Rädelsführer der kleinen Partisanengruppen.
Zur Nachkriegszeit: Nazi-Verfolgung, viele heimatlos, Vertreibung, rechtlos. – Wer war denn für die erste Zeit nach dem Krieg verantwortlich?
Mein Beispiel – ich habe sie mit voller Brutalität gespürt –: Fünf Geschwister, Mutter 1944 verstorben, Vater drei Jahre in Wolfsberg; am elterlichen Hof rechtlos, fünf Kinder heimatlos, fünf Kinder elternlos. Ich war im Alter von 12 bis 14 Jahre Almhalter, konnte nicht in die Schule gehen.
Das, meine lieben Freunde, ist mir heute bei den Ausführungen des Kollegen Schennach in den Sinn gekommen. Ich habe noch nie darüber geredet, aber da sind mir all diese Fakten wieder in Erinnerung gekommen, die einen als Mann, der heute glaubt, im Leben zu stehen, daran erinnern, mit welcher Arroganz damals Politik betrieben wurde.
Herr Konecny, ich
bin auch bereit zur Aufarbeitung der Geschichte, wir sollten alle dafür
eintreten. Aber dann muss auch wirklich alles aufgearbeitet werden, auch
jener Teil, bei dem ich sicher nur ein kleines Rädchen bin. Diejenigen, die
damals die Rechtlosigkeit, die Unsicherheit erleben und ertragen mussten,
waren auch Menschen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Bundesräten der
ÖVP.)
Trotzdem bin ich bereit – wir alle sollten dazu bereit sein! –, politische Verantwortung mitzutragen. Ich war es im Kärntner Landtag, ich bin es als Bürgermeister und versuche, es als Bundesrat zu sein. Kollege Schennach, es ist eben jede Diktatur schrecklich. Wir kennen die Geschichte: Wo Diktaturen geherrscht haben und heute noch herrschen, sind Elend, Not, Rechtlosigkeit, und da haben wir noch viel zu tun. Tun wir gemeinsam alles, damit unsere Heimat nie mehr in eine solche Situation kommt!
Sehr geehrte Frau
Bundesminister! Ihre Aussage ist für uns nachvollziehbar. Österreich ist ein
Rechtsstaat – und nur so kann eine Aufarbeitung erfolgen. Dem Entschließungsantrag
hätten wir nicht die Zustimmung gegeben, aber Sie haben ihn ohnehin
zurückgezogen. – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei
Bundesräten der ÖVP.)
18.02
Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Konecny. Verbleibende Redezeit: 7 Minuten.
Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite