Parlamentskorrespondenz Nr. 3 vom 09.01.2012

Österreichische Männer in Beruf, Familie und Gesellschaft

Wien (PK) - Der Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz hat dem Parlament den 2. Österreichischen Männerbericht vorgelegt (III-279 d.B.). Der Bericht wurde im Auftrag der männerpolitischen Grundsatzabteilung des BMASK vom Institut für empirische Sozialforschung erstellt. In einem pragmatisch ausgerichteten Ansatz werden im Bericht eine Reihe von Studien präsentiert, die relevante und aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen in Österreich behandeln. Es wurden verschiedene gesellschaftliche, politische und ökonomische Bereiche dargestellt, die sich weitgehend an einem typischen Lebenslauf orientieren. Behandelt werden daher Familie, Schule, Beruf, Freizeit, Gesundheit. Eigene Kapitel behandeln die Themen der Erfahrungen mit Kriminalität und Gewalt, die gesellschaftliche und politische Partizipation sowie die Situation spezialisierter Unterstützungs- und Beratungsangebote für Männer.   

Familie heute ist geprägt durch eine Krise der Vaterrolle

Seit den sechziger Jahre habe das klassische Väterbild an Gültigkeit verloren, es habe sich aber kein klares und unproblematisches neues Rollenverständnis herausgebildet, hält die Studie fest. Im Kapitel "Buben und Burschen in der Familie" plädieren die AutorInnen daher dafür, dass "man Söhne zu Vätern erziehen sollte". Es sei für Buben heute aus vielerlei Gründen schwierig, positive männliche Vorbilder in Familie und Schule zu finden. Das habe zur Folge, dass die Jungen ihre Bilder von Männlichkeit in den Medien und den Peer-Groups oder bei etwas älteren Freunden suchten. Das führe oft dazu, dass sie ihr Männlichkeitsbild als das genaue Gegenteil von Weiblichkeit definierten. Durch diese Alternativstrategien würden letztlich aber traditionelle Rollenbilder fortgeführt oder sogar verstärkt, lautet die Schlussfolgerung der Studie.

Dieses Fehlen der Väter sei dabei aber nicht unbedingt direkt auf die hohe Scheidungsrate zurückzuführen. Scheidungsväter hätten nämlich nicht weniger Kontakt zu ihren Kindern als Väter, die im gemeinsamen Haushalt leben. Vielmehr entspreche in vielen Familien das gewünschte Verhältnis der Söhne zu den Vätern nicht unbedingt den real bestehenden Beziehungen zwischen den Generationen.

Festzustellen sei, dass auch bei Paaren, die eine paritätische Haushaltsführung anstreben, nach der Geburt von Kindern sich eine Verschiebung zu einem traditionelleren Rollenmuster der Haushaltsführung ergebe und die Versorgung der Kinder stärker der Frau zufalle, was auf Dauer viele Beziehungen belaste. Gleichzeitig sei auch das Berufsleben nach wie vor von klassischen Männlichkeits- und Weiblichkeitsbildern dominiert, wodurch viele Männer in ihrem Rollenverständnis überfordert seien, hält der Bericht fest.

Sinnvoll wäre es daher, Söhne früh zu Vätern zu erziehen, welche die Aufgaben im Haushalt kompetent und selbstbewusst erledigen können. Das würde dazu beitragen, dass weniger Ehen geschieden werden und Väter mit den an sie gestellten Anforderungen besser zurecht kommen und selber wieder ihren Söhnen ein gutes Vorbild sein können.  

Schule: Geschlechterspezifische Entscheidungen der Schulwahl

In der Wahl der Schule zeigten sich bei Schülerinnen und Schülern geschlechterspezifische Unterschiede. So seien Polytechnische Schulen trotz eines steigenden Anteils von Mädchen eine typisch männliche Schulform. Ausschlaggebend sei, dass sie meist einen Übergang in die Lehre darstellten, und das duale Ausbildungssystem sei nach wie vor eine Domäne der Burschen. Die AHS-Oberstufe ist in den letzten 40 Jahren aber eine "weibliche" Schulform geworden. In den BHS ist das Geschlechterverhältnis seit der Jahrtausendwende ausgeglichen. Die berufsbildenden Schulen würden klare geschlechtsspezifische Segregationsphänomene aufweisen und traditionellen Geschlechterrollen folgen.

Berufseinstieg von Burschen

Die Lehre wird nach wie vor als ein typisch "männlicher" Weg ins Berufsleben angesehen. Spezifika des Berufseinstiegs von Burschen sind zudem, dass sie eher nach extrinsischen Berufszielen (gutes Einkommen, hohes Sozialprestige) entscheiden, weibliche Jugendliche eher nach intrinsischen Berufszielen. Jungen Männern gelingt der Berufseinstieg und Eintritt in den Arbeitsmarkt auch früher als jungen Frauen, und sie werden dabei eher von Familie, Freundes- und Bekanntenkreis unterstützt. Über den Ablauf geschlechtstypischer Ausbildungs- und Berufsentscheidungen von Burschen ist aber über statistische Daten hinaus wenig bekannt. Auf jeden Fall besteht eine Tendenz der Burschen, Berufe zu meiden, die als "frauenspezifisch" gelten.

Was die Jugendarbeitslosigkeit aufgrund mangelnder Qualifikationen betrifft, lassen sich in Österreich - anders als in anderen EU-Ländern - nur geringe geschlechtsspezifische Unterschiede zulasten der Burschen feststellen, sagt die Studie. Betrachtet man allerdings  Burschen mit Migrationshintergrund gesondert, so zeigt sich sehr oft ein hoher Qualifikationsbedarf. 47% der jungen Männer mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft sind niedrig qualifiziert, hingegen nur 10% der Burschen mit österreichischem Pass. Tendenziell gleicht sich zwar der Bildungsstand der zweiten Einwanderergeneration dem österreichischen Durchschnitt an, doch bleibt auch bei jenen Jugendlichen der zweiten Generation, die lediglich über einen Pflichtschulabschluss verfügen, die Differenz zu Jugendlichen mit österreichischen Eltern besonders groß und ist bei Männern noch stärker ausgeprägt als bei Frauen.

Gesellschaftliche und politische Partizipation, Freizeit, Werte

Nach wie vor gilt in Österreich, dass Politik eher Männersache ist. Deutlich mehr Männer geben an, sich für Politik zu interessieren, als Frauen, und das gilt auch bei Männern und Frauen mit höherer Bildung. Männer sind dementsprechend häufiger in politischen und kommunalen Institutionen aktiv. Sie beurteilen auch das Funktionieren der Demokratie und das Parteiensystem deutlich positiver als Frauen. Allerdings ist das Interesse der österreichischen Bevölkerung an Politik insgesamt nicht sehr ausgeprägt – ein gutes Drittel bekennt sich dazu, sich kaum bis gar nicht für Politik zu interessieren. Erwartungen an die Erfüllung der eigenen Ansprüche werden auch viel weniger in "eine vernünftige Politik der Regierung" gesetzt als an PartnerInnen, sich selbst und den Freundeskreis.

In ihren Zukunftserwartungen wie auch in den Wertemustern unterscheiden sich Männer und Frauen kaum. 94% der Männer und 98% der Frauen ist die Familie wichtig oder sehr wichtig. Ganz oben in der Wichtigkeit stehen Freundes- und Bekanntenkreis, Arbeit und Freizeit. Letztere wird weniger mit "sinnstiftenden Tätigkeiten" verbracht, wie einem ehrenamtlichen politischen Engagement, sondern dient regenerativen Tätigkeiten. Fernsehen liegt dabei für beide Geschlechter an erster Stelle. Für Männer stehen zudem Heimwerken und Videospiele, der Besuch von Sportveranstaltungen und Lokalen mehr im Vordergrund als für Frauen. Frauen nehmen hingegen stärker das Kulturangebot wahr. In der Großstadt Wien ist für junge Männer vor allem das Interesse am Sport- und Fitnessangebot ausgeprägt.

Männergesundheit

Gender-Medizin befasst sich mit Unterschieden von Männern und Frauen, die in deren medizinischer Untersuchung und Behandlung zu berücksichtigen sind. Dabei spielt neben dem biologischen auch das "soziale Geschlecht" eine Rolle. Lebensstile, Rollenvorstellungen, gesellschaftliche und soziale Orientierung beeinflussen die Gesundheit stärker als biologische Faktoren. Eine Migrationsbiographie hat zudem meist negative gesundheitliche Aspekte.

Österreichische Männer leben im Durchschnitt 5,4 Jahre kürzer als Frauen, die Lebenserwartung bei der Geburt beträgt jetzt 77,6 Jahre für Männer und 83 Jahre für Frauen. Männer können dabei mit 61,8 Jahren in guter Gesundheit rechnen.    

Spezifische Aspekte des Erwerbslebens von Männern

Starke geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich in der Erwerbstätigkeit. 2010 lag die Erwerbstätigenquote bei 77,1% der Männer und 66,4% der Frauen im erwerbsfähigen Alter. Männer stellen damit einen Anteil von 53,6% der Erwerbstätigen, deren Zahl in den letzten 15 Jahren angestiegen ist, was vor allem überwiegend auf Frauen, die Teilzeitjobs annehmen, zurückzuführen ist. Nur 9% der Männer, aber 43,8% der Frauen arbeiten Teilzeit. Für 40% der Frauen sind dabei Betreuungspflichten der ausschlaggebende Faktor, nicht Vollzeit zu arbeiten.

2009 waren 84,6% der erwerbstätigen Männer unselbständig tätig und 13,6% selbständig (Frauen: 89% und 8,5%). Die restlichen 1,8% entfielen auf mithelfende Familienangehörige. 44,4% der freien DienstnehmerInnen waren Männer und 67,4% der LeiharbeiterInnen. 37,9% der unselbständig beschäftigen Männer waren Arbeiter, 44% Angestellte.

Markant ist nach wie vor der Anteil der Männer an Führungspositionen: 2009 waren 72,8% der Führungskräfte männlich. Der Männeranteil bei Facharbeiter-, Meister- und Vorarbeiterberufen lag bei 82,7%, leitenden Beamtenpositionen 69,7%, freien Berufen 61,8%, FirmeninhaberInnen 62,3%. Hingegen stellten Frauen 66,1% der einfachen Angestellten, 53,8% der nicht-leitenden BeamtInnen und 53,6% der qualifizierten Angestellten.

Die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen sind in Österreich höher als in vielen EU-Ländern. 2009 war der Bruttostundenverdienst von Männern 15,0 €, von Frauen 11,2 €, was einem Verdienstgefälle von 25,5% entspricht (Schnitt der EU-27: 17,7%). Ein beträchtlicher Teil des Unterschieds dürfte dabei auf Diskriminierungseffekte zurückzuführen sein. Trotzdem sind Männer und Frauen mit ihrem Einkommen annähernd gleich zufrieden, gar nicht zufrieden sind je 15%.  

132.000 erwerbstätige Männer, 116.000 erwerbstätige Frauen, das sind jeweils rund sechs respektive 7% der Erwerbstätigen, gelten als der Gruppe der "working poor" zugehörig.

Was als männer- oder frauentypische Berufen gilt, unterliegt einem starken Wandel. So gab es an Volksschulen 2008/09 nur mehr einen Männeranteil von 9,7% an Lehrenden, und der Männeranteil ist auch an anderen Schultypen signifikant zurückgegangen. Ausnahmen bilden nur Schulen mit technischen Schwerpunkten. Eine "weibliche Branche" ist das Gesundheitswesen, wobei es allerdings noch immer mehr Ärzte als Ärztinnen gibt. Frauentypisch ist auch die Arbeit mit kleinen Kindern, in diesem Bereich arbeiteten 2009/10 nur 764 Männer gegenüber 45.742 Frauen. Ein seit 2008 jährlich stattfindender Boys' Day der Männerberatungsstellen soll Burschen überzeugen, dass auch für sie Sozialberufe eine geeignete Berufswahl darstellen könnten.

Scheidung: Unterschiedliche Standpunkte zu gemeinsamer Obsorge

Das Thema Scheidung führt nach wie vor zu Diskussionen, nicht nur in Österreich, vor allem in Bezug auf die gemeinsame Obsorge. Der Bericht führt dazu verschiedene Expertenmeinungen an. Rechtsanwältin Helen Klaar und Rechtsanwalt Alfred Kriegler, deren Standpunkte in dem Bericht ausführlich referiert werden, vertreten in vielen Punkten gegensätzliche Auffassungen.

Alfred Kriegler meint zur Frage der gemeinsamen Obsorge, dass diese eine neue Mentalität schaffen sollte, dass mit der Scheidung die Ehe, aber nicht die Elternschaft ende. Klaar hingegen führt ins Treffen, dass eine gemeinsame Obsorge gegen den Willen eines Elternteils die Gefahr enthalte, dass Ehe-Konflikte weitergeführt werden. Kriegler ist der Auffassung, es seien vor allem die finanziellen Auswirkungen einer gemeinsamen Obsorge, welche den beträchtlichen Widerstand gegen diese Regelung hervorriefen. Auch Klaar meint, dass finanzielle Argumente eine wesentliche Rolle in der Diskussion spielen.

Alfred Kiegler stellt auch in Frage, ob das Ehegatten- und Kindesunterhaltsrecht, die an der so genannten "Hausfrauenehe" orientiert sind, noch zeitgemäß sein könne, da es zunehmend auch andere Familienkonstellationen gebe. Helen Klaar sieht hier bereits eine Tendenz der Änderungen der Judikatur. So würden oft beiderseitige Empfehlungen aufgerechnet und so nur ein "Unterhalt nach Billigkeit" gewährt. Sie meint, nach wie vor sei die Scheidung für Männer ein finanzielles, für Frauen ein existenzielles Problem. Alfred Kriegler stellt demgegenüber fest, auch Männer seien nach einer Scheidung von der Armutsfalle bedroht, weil ihr Einkommen nicht mehr reiche.

Bei den Besuchsregelungen sieht Kriegler das Problem, dass diese nach einer gewissen Zeit nicht mehr eingehalten würden, und es keine Sanktionen gebe. Klaar spricht vor allem das Problem an, dass den Hauptbetreuenden – meist den Müttern – kein Recht eingeräumt werde, dass Besuchsberechtigte das Kind rechtzeitig abholen. Das gehe auf Kosten der Freizeit und Erholung des hauptbetreuenden Elternteils, dem ein Anspruch auf zwei freie Wochenenden im Monat oder allenfalls eine Entschädigung dafür zustehen müsste.

Einigkeit herrscht bei beiden darüber, dass ein zentraler Familiengerichtshof für Wien wünschenswert wäre.

Gewalt und Kriminalität

Studien zu Gewalt zeigen, dass Männer häufiger sowohl Täter als auch Gewaltopfer sind. Nur Gewalt in intimen Beziehungen und bei Sexualvergehen richtet sich häufiger gegen Frauen als gegen Männer. 86% der Verurteilungen vor österreichischen Strafgerichten betrafen Männer, wobei diese auch die schwereren Taten begehen und öfter als Frauen Wiederholungstäter sind. Strafbare Handlungen mit einem Gewaltaspekt werden zu über 90% von Männern begangen, Vergewaltigungen und sexueller Missbrauch von Unmündigen fast nur von Männern. Auch strafbarer Waffengebrauch ist fast nur bei Männern zu finden.

Gesellschaftliche Einbindung und soziale Netzwerke

Wenn auch Männer und Frauen etwa gleich viele soziale Kontakte haben, so gibt es doch gewisse Unterschiede, wenn es um gesellschaftliches Engagement der Bürger und Bürgerinnen geht. Freiwilligenarbeit wird etwa von Männern mehr im formellen Rahmen, etwa bei Vereinen, geleistet. Frauen sind hingegen eher informell engagiert, etwa in der Nachbarschaftshilfe. Auch hier tritt, wie am regulären Arbeitsmarkt, ein geschlechtsspezifisches Segregationsphänomen auf. Männer sind auch typischerweise weniger spendenbereit als Frauen und geben geringere Beträge. 

Männer und Familie: Die Karriere hat nach wie vor Priorität

 

Obwohl Männer sich in größerer Zahl als früher prinzipiell bereit erklären, mehr zu Haushalt und Kinderbetreuung beizutragen, schlägt sich das in der Praxis noch immer nicht entsprechend nieder. Die Frage der Karenz bildet die Schnittstelle von Familie und Beruf. Ob Männer dazu bereit sind, Kinderkarenz in Anspruch zu nehmen, hängt von den Karrierevorstellungen und dem beruflichen Umfeld ab. Derzeit liegt der Männeranteil beim Bezug des Kinderbetreuungsgeldes bei 4,7%, der Anteil der Väter an den Erwerbstätigen, die eine Kinderkarenz in Anspruch nehmen, liegt sogar nur bei 0,4%. Es zeigt sich zudem, dass der Anteil der Bezieher von Kinderbetreuungsgeld bei den Angestellten weit unter dem Durchschnitt liegt, was darauf hindeutet, dass klassische Angestelltenberufe nur schwer mit verstärktem familiärem Engagement vereinbar sind. Familiengründung und erster beruflicher Aufstieg fallen meist zusammen, Vätern wird daher eine Entscheidung in die eine oder andere Richtung abverlangt.

Damit ein größerer Anteil der Väter, die zu einer Karenzzeit grundsätzlich bereit wären (in einer Studie 2004 waren das immerhin 63% der Befragten), diese auch tatsächlich in Anspruch nehmen, müssten erfolgreiche Karenzmodelle einige Faktoren berücksichtigen. Teilweise trägt das österreichische Modell diesen schon Rechnung. Erforderlich seien kürzere Karenzzeiten, die auch mehrfach in Anspruch genommen werden können, sowie einkommensabhängige Transferzahlungen, heißt es im Bericht. Wünschenswert sei auch eine Elternteilzeit ohne Zuverdienstgrenze über einen längeren Zeitraum und die Integration von Karenzvätern und –müttern in institutionelle Standardabläufe.

Familie und Beruf

Das häufigste Versorgungs- und Ernährungsmodell in österreichischen Familien ist die Vollzeitarbeit des Vaters und Teilzeitarbeit der Mutter. 40,9% der Eltern entscheiden sich dafür. Ausschlaggebend ist dafür die in der Regel die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen. Das Ernährungsmodell der Familie verändert sich aber mit zunehmendem Alter der Kinder, wobei das Alter des jüngsten Kindes ausschlaggebend ist. Je älter dieses wird, umso häufiger steigen Mütter wieder ins Berufsleben ein. Für die Erwerbstätigkeit der Frauen spielt die Zahl der Kinder eine Rolle, während das Berufsleben der Väter davon weniger berührt wird. Allerdings sind Väter häufiger vollerwerbstätig als kinderlose Männer, und sie leisten auch wesentlich mehr Überstunden.

Was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betrifft, zeigten sich ein Großteil der Befragten damit sehr zufrieden oder doch überwiegend zufrieden. Nur 5% der Männer und 3% der Frauen meinten, Beruf und Familie schlecht oder sogar sehr schlecht vereinbaren zu können. Von Bedeutung dabei ist die Flexibilität, die Arbeitgeber Müttern und Vätern zugestehen, sich im Bedarfsfall um die Kinder kümmern zu können.

Väter in Patchwork-Familien

Durch die aufgrund hoher Scheidungsraten neu aufgetauchten Familienformen der Patchwork-Familien entstehen an Stelle des Modells der Kleinfamilie komplexe Familienstrukturen mit zahlreichen beteiligten Personen. Das Familienrechtspaket 2009 hat darauf reagiert, indem eine Beistandspflicht für Stiefvater und Stiefmutter gegenüber dem in die Ehe mitgebrachten minderjährigen Kind festgelegt wurde. Sie können und müssen daher auch den obsorgeberechtigten Elternteil in bestimmten Fällen in der Ausübung der Obsorge vertreten. Vorerst gilt die Beistandspflicht auch bei unverheirateten Paaren, die Möglichkeit der Obsorgevertretung aber nur bei ehelichen Gemeinschaften. Ob diese Regelung der Realität von Patchwork-Familien gerecht wird, müsse erst evaluiert werden, hält die Studie dazu fest.

Spezifische Unterstützungs- und Beratungsangebote für Männer

Abgerundet wird der Österreichische Männerbericht 2011 mit Daten zu jenen Männerberatungsstellen, die ihre Dienstleistungen gänzlich für Männer konzipiert haben. Dafür wurde bei fünfzehn Beratungsstellen, die bei unterschiedlichen Trägern (kirchlichen, privaten oder öffentlichen) angesiedelt sind, recherchiert. Zunehmend Bedeutung gewinnen in den Beratungsstellen neben der psychologischen, sozialarbeitsrechtlichen, juristischen und gelegentlich auch medizinischen Beratung die therapeutischen Angebote. Es werden derzeit rund 18.000 Beratungen pro Jahr durchgeführt. Empirische Daten zu Notwendigkeit und Akzeptanz der Männerberatung fehlen in Österreich. Man könne aber davon ausgehen, dass das herrschende Männerideal dazu führe, dass von Klienten die Selbsterkenntnis, Unterstützung zu brauchen, oft erst spät gewonnen werde, heißt es in der Studie. (Schluss)