News 03.05.2024, 12:43

Gedenktag: Antisemitismusforscherin kritisiert Reaktionen auf Hamas-Terror

Die österreichische Politspitze gedachte am 3. Mai im historischen Sitzungssaal des Parlaments der Opfer des Nationalsozialismus.

Die Reaktionen in der westlichen Welt auf das von der Hamas am 7. Oktober 2023 verübte Massaker an Jüdinnen und Juden in Israel hätten drastisch vor Augen geführt, "dass Teile der Menschheit tatsächlich nichts aus der Geschichte gelernt haben". Das betonte die Antisemitismusforscherin Monika Schwarz-Friesel bei der traditionellen Gedenkveranstaltung im Parlament in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus, zu der die Politspitze heuer am 3. Mai zusammenkam. Statt eines internationalen Aufschreis habe es zum Teil "ohrenbetäubendes Schweigen" zu den Massenvergewaltigungen und grausamen Ermordungen gegeben, beklagte sie. Gleichzeitig würde der Nahost-Konflikt als Vorwand für Attacken gegen Jüdinnen und Juden überall in der Welt genommen.

Mitverantwortlich dafür macht Schwarz-Friesel nicht zuletzt einen "mittig-gebildeten Feuilleton-Antisemitismus", der gemeinsam mit linken, rechten und muslimischen Antisemiten Israel dämonisiere. Aufbauend auf alten Vorurteilen gegen Jüdinnen und Juden werde der jüdische Staat als ein rassistisches "Apartheidsregime" dargestellt und so der Judenhass geschürt. Auch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Bundesratspräsidentin Margit Göll zeigten sich angesichts des zunehmenden Antisemitismus in Europa, den USA und Kanada alarmiert.

Sobotka: Müssen auch jetzt Anfängen wehren

Immer wieder habe es geheißen "Nie wieder" und "Wehret den Anfängen" sagte Sobotka in Erinnerung an die nationalsozialistischen Gräueltaten. Offensichtlich seien diese Anfänge aber erneut verschlafen worden, warnte er. Die Eskalation von Hetze hin zu Gewalt und zu Mord habe längst wieder begonnen. Göll sprach in Zusammenhang mit Demonstrationen für ein Palästina frei von Juden von "argloser Naivität, ahnungsloser Dummheit und verabscheuungswürdigem Antisemitismus". Sie mahnte zudem ein aktives Engagement für Werte wie Toleranz, Mitgefühl und Menschlichkeit ein.

Im Zuge der Gedenkveranstaltung wurde auch der Kurzfilm "Die Vielfalt des Gedenkens" gezeigt, in dem Vertreter:innen verschiedener Opfergruppen zu Wort kamen. Außerdem sprach Moderatorin Rebekka Salzer mit der Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen Barbara Glück darüber, was Gedenken 79 Jahre nach der Befreiung der Konzentrationslager bedeutet und wie die Gedenkstätte in ihrer Bildungs- und Vermittlungsarbeit auf neue Herausforderungen reagiert.